Diese Geschichte ist der zweite Teil der "Mordkommission Helsinki"-Serie. Die anderen Teile kannst du hier nachlesen:
1.Fall: Der Finne - Das ewige Lied des Nordens
2.Fall: -
3.Fall: Auf dünnem Eis
4.Fall: Pirun palvelijan - Diener des Teufels
5.Fall: Blackout
6.Fall: Kalter Schnee, heißes Blut
7.Fall: Vertrauen
8. Fall: Grüße aus St. Petersburg
9. Fall: Kalter Abschied
----------------------------------------------------------------------------------------
Prolog
I'm scared to get close and I hate being alone
I long for that feeling to not feel at all
The higher I get, the lower I'll sink
I can't drown my demons, they know how to swim
(Bring Me The Horizon - Can You Feel My Heart)
In ihm keimte eine fürchterliche Angst. Er rannte, stolperte, stand wieder auf und rannte einfach weiter. Seine Lungen stachen, seine Beine fühlten sich unglaublich schwer an. Er rutschte auf dem schneebedeckten Gras aus, erhob sich mit zittrigen Armen wieder. Es fiel ihm schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen. Qualvoll schnürte ihm die Panik Herz und Kehle zu. Das durfte nicht sein! Das konnte nicht passieren! Es war ein Albtraum. Irgendwann würde er daraus aufwachen. Und dann wird alles wieder in Ordnung sein. Ja, so würde es sein.
Er blieb abrupt stehen, sah auf den leblosen Körper hinab. Der Mensch vor ihm war blass, seine Augen geschlossen. Blut sickerte unter ihm in den Schnee, färbte ihn rot. Ihm wurde übel und für einen Augenblick war ihm schwarz vor Augen. Seine Beine gaben nach und er fiel auf die Knie. Mit zittrigen Händen suchte er nach dem Puls und fühlte … nichts. „Nein, nein, nein!“ Panik machte sich in ihm breit, unglaubliche Panik. Eisige, kalte Krallen griffen nach seinem Herz. Drückten es zusammen, wie einen Spielball.
Er bracht ihn in Rückenlage und legte die Hände übereinander, drückte auf seinen Brustkorb. Eins, zwei, drei, vier, fünf … 30. Dann überstreckte er leicht den Kopf. Zwei Atemstöße. Eins, zwei, drei, vier, fünf … 30.
Wieder blies er Luft in die Lungen. Tränen liefen über seine Wangen, während er immer weitermachte. Er konnte nicht gehen. Er brauchte ihn! Er konnte nicht sterben, nicht nach allem, was sie durchgemacht hatten!
Herzdruckmassage.
Atmen. Dann wieder Massage.
„Komm schon!“ Seine Arme begannen zu zittern. Er wurde immer müder. Er beugte sich wieder runter. Zwei Atemstöße. Die Panik wurde größer. Sein Herz trommelte in seinem Brustkorb, als würde es gleich aus seinem Käfig aus Rippen und Brustbein herausspringen. Das konnte nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sein!
„Er ist tot, bitte lass das!“ Jemand griff nach seinem Oberarm, doch er schlug ihn weg. „Lass mich!“ Wieder legte er seine Hände auf die Brust und setzte die Herz-Lungen-Massage fort. „Bitte, stirb nicht!“, flehte er. Er machte wieder Mund-zu-Mund-Beatmung, drückte dann wieder auf seinen Brustkorb. „Du hast versprochen, dass wir immer Freunde bleiben … dass uns nichts trennen kann!“ Er wiederholte die Prozedur immer und immer wieder, bis ihn schließlich die Kräfte verließen.
Jetzt begriff er, dass sein Freund gegangen war. Er war tot. Er drückte den kalten Körper an sich, spürte, wie das warme Blut in seine Kleidung sickerte. Wog ihn hin und her und weinte. Er weinte und verfluchte sich selbst. Das hier, das war alles seine Schuld! Er hätte tot sein müssen. Nur er!