Nur drei Wochen nach seinem Abenteuer mit Ines Stender, war Semir wieder mit seinem Partner Alexander Brandt auf der Autobahn unterwegs. Alex stieß Semir kurz an. „Und? Wie ist das Leben mit vier Frauen unter einem Dach?“ Semir grinste leicht und warf ihn einen Blick zu. Er war kurz nach seinem Krankenhausaufenthalt mit Andrea und seinen drei Töchtern zusammen gezogen. „Herrlich, sag ich dir! Ich bin zwar geschlechtlich in der Unterzahl, aber es ist einfach nur schön. Dana hat ihre eigenen Räume im Keller und ist ganz stolz. Sie ist richtig erwachsen geworden. Und das Beste, sie versteht sich mit Andrea. Sie macht sehr viel mit Ayda und Lilly. Wie eine richtige große Schwester. Erst vorgestern hat sie Andrea sogar um Rat gefragt.“ Semir schwärmte von seiner 17jährigen Tochter. Alex lachte auf. Er erinnerte sich, dass nach dem Verschwinden von Semir, das Verhältnis zwischen Andrea und Dana wirklich besser wurde. Sie hielten zusammen, und das schien sich zu festigen. „Dann gibt es eine Zukunft für die Familie Gerkhan/Schäfer?“ Semir zog die Schultern hoch. „Ich glaube, es ist noch zu früh, daran zu denken. Ich lasse es einfach auf mich zukommen.“ Sein Partner lächelte und nickte. „Ja sicher. Ich verstehe das. Aber du arbeitest darauf hin oder nicht?“ Ein kurzer Blick von Semir sagte alles. „Ja sicher! Ich wünsche mir nicht mehr als das. Aber ich bin jetzt schon zufrieden, wie es ist. Das ging ja doch alles ziemlich schnell und wenn ich daran denke, dass ich schon mit dem Leben abgeschlossen hatte, als ich diese Diagnose bekam.“ Semir atmete tief ein und aus. Alex bemerkte sofort, dass sein Partner wieder an die Situation dachte, die gerade hinter ihm lag. „Du denkst immer noch an Ines?“ „Manchmal ja. Nachts ist es immer noch am schlimmsten. Andrea sagt, ich rede im Schlaf und schlage sogar um mich. Sie hat mir geraten zu Isabel zu gehen und es mit ihr zu besprechen.“ Alex nickte nachdenklich. „Da kann ich Andrea nur zustimmen. Ich meine, jeder kann sich vorstellen, wie es in dir aussah, als du diese Diagnose bekommen hast. Aber ich kann immer noch nicht fassen, dass du niemandem davon erzählt hast. Du hättest es mit deinen Freunden, Kollegen und vor allem mit deiner Familie besprechen müssen. Das dich die Nachricht völlig aus der Bahn geworfen hat, ist verständlich. Dennoch hättest du es erzählen müssen.“ Semir sah in den Rückspiegel. Er hörte den Vorwurf in der Stimme. „Ja, ich weiß. Es war ein Fehler von mir, aber versetz ich doch mal in meiner Lage. Natürlich war es niederschmetternd. Ich war fertig. Ich habe einfach die Kontrolle verloren. Ich meine, während unseres Dienstes, riskiere ich auf der Autobahn jeden Tag mein Leben. Aber der Unterschied zu dieser verdammten Diagnose ist, dass ich im Dienst nie weiß, wann es mich erwischt. Bei dieser Krankheit, da stand die Zeit fest, die mir noch blieb. Wenn dir eine Zeit genannt wird, wann du stirbst, dann istes…es ist…. Es ist einfach grausam.“
Manuel Schumann lenkte seinen Mercedes auf den Rastplatz an der A4. Auch wenn er es nicht mehr weit hatte, so wollte er sich seine Beine vertreten und vor allem seinen Augen und seiner Konzentration ein wenig Pause gönnen. Er stoppte, schaltete den Motor aus und verließ den Wagen. Nachdem er diesen verschlossen hatte, ging er um ihn herum, um zum Wäldchen zu gehen, der hier am Platz war. Doch er war nur wenige Schritte gegangen, als er von hinten gepackt und gegen seinen Wagen geschleudert wurde. Manuel war zunächst geschockt, doch dann wehrte er sich. „Was soll das!!“ Etwas Kaltes und rundes wurde gegen seine Schläfe gedrückt und er erstarrte. „Ganz ruhig, oder ich blase dir dein Hirn aus dem Schädel!“ Manuel schluckte. Er hob die Hände und versuchte möglichst ruhig zu bleiben, was anhand der Waffe an seinem Kopf, nicht einfach war. „Sie können all mein Geld haben.“ Die Person kicherte. „Das hätte ich mir eh genommen.“ Manuel spürte wie er durchsucht wurde. Sein Handy, seine Brieftasche und auch seine Autoschlüssel wechselten den Besitzer. Aus den Augenwinkeln heraus, sah Manuel eine zweite Person zum Wagen kommen. Erst als diese auf der ihm gegenüberliegenden Seite des Fahrzeuges stand, erkannte er, dass es eine Frau war. Der Mann mit der Waffe warf ihr den Autoschlüssel zu, den sie geschickt auffing. „Durchsuch den Wagen!“ Die Frau führte den Befehl aus. Manuel konnte nur zusehen, wie sein Wagen auf links gedreht wurde. Er sah, wie sie den Umschlag mit seinem Geld fand, den Betrag zählte und ihn triumphierend hochhielt. Anschließend reichte sie ihn an die Person, die ihn immer noch bedrohte. „Danke der Herr, das war es auch schon. Und nun schön brav bleiben.“ Die Waffe verschwand und nun erwachte in Manuel der Kämpferinstinkt. So einfach wollte er sein Geld nicht verlieren. Als die Beiden abhauen wollten, packte Manuel die erste Person und riss sie zu Boden. Es war die Frau und diese schrie laut auf. Der Komplize packte Manuel und schleuderte ihn so heftig von der Frau weg, das er zu Boden ging.