Semir betrat das Büro und sah auf den leeren Stuhl, wo Alex noch vor wenigen Tagen gesessen hatte. Schon wieder würde dort in wenigen Stunden jemand sitzen, auf den er sich in gefährlichen Situationen verlassen musste. Wer war das diesmal? Nun ja, egal wer es war, er würde es sicher gleich erfahren. Es klopfte an der Tür. Kim Krüger stand im Türrahmen. „Gerkhan, kommen Sie bitte in mein Büro!“ Semir sah sie kurz an und nickte dann. Es war soweit. Jetzt würde er seinen neuen Partner kennen lernen. Er erhob sich und folgte ihr ins Büro. „Setzen Sie sich! Wie Sie wissen, haben wir einen neuen Partner für Sie ermittelt und auch gefunden. Ich denke, Sie werden sehr gut mit Ihm zu Recht kommen.“ Semir nickte. „Ja sicher. Wie mit den Andern zuvor.“ „Ihnen gefällt es nicht, dass Sie einen neuen Partner bekommen?“ „Oh doch…wie lange wird er diesmal bleiben? Zwei Jahre? Drei Jahre? Oder vielleicht länger.“ Kim lächelte leicht. „Herr Gerkhan, ich weiß das es nicht einfach ist. Aber diesmal werden Sie sicher nicht zu kurz kommen. Paul Renner ist frisch von der Polizeischule und hat es in seiner kurzen Dienstzeit zu einem Kommissar gebracht. Ich denke, das sollte belohnt werden.“ Semir sah sie erstaunt an. „Wie heißt der?“ „Paul Renner...Kennen Sie ihn?“ Semir lächelte leicht. „Ja, das kann man so sagen. Ich habe vor einigen Jahren mal eine Begegnung mit einem jungen Mann gehabt, der ziemlich leichtsinnig glaubte, mit dem S-Bahn-surfing berühmt zu werden. Ich habe ihn gerettet, als er von einer der Bahnen fiel und von einer Zweiten fast überrollt wurde. Er war damals 15 oder 16 Jahre alt.“ „Nun, dann wird es ja ein Wiedersehen der besonderen Art.“ „Allerdings. Mal sehen, ob er immer noch der Grünschnabel ist, wie damals. Was hat er denn aufzuweisen?“ Kim sah in die Akte die vor ihr lag. „Nun, nach Angaben seines ehemaligen Vorgesetzten, ist Paul Renner ein sehr engagierter Polizist, der auch mal über die Stränge schlägt. Dennoch soll er jemand sein, auf den man sich verlassen kann. Klingt doch schon fast wie Sie.“ Semir zog die Schultern hoch. „Ob ich mit ihm klar komme, werden wir ja sehen. Ich nehme an, dass er noch heute kommt, oder?“ Kim nickte. „Ja, er steht vor der Tür und er hat, glaub ich, ganz schön Herzrasen. Wollen wir ihn erlösen?“ Semir grinste breit und sah zur Tür. „Er steht hier vor der Tür?“ Kim nickte. Semir stand auf und stellte sich an die Tür. „Sie sind sich sicher?“ „Er wartet nur darauf, dass ich sage er soll reinkommen.“ Semir riss die Tür auf. Wie er erwartet hatte, fiel ein blonder, braungebrannter junger Mann ins Büro. „Man lauscht nicht an fremden Türen. Hat man dir das nicht beigebracht, Paul?“
Paul Renner konnte seinen Sturz, als die Tür sich öffnete, nicht verhindern und fiel lang hin. Als er sich auf den Rücken drehte, sah er in das breit grinsende Gesicht von Semir Gerkhan. Er kam sofort auf die Beine und zog sich seinen Pulli zu Recht. „Ich ähm… ich habe nicht gelauscht. Ich wollte mir gerade mein Schuh zubinden…“ Semir Gerkhan sah an ihn runter. „Deine Schuhe haben Reisverschlüsse. Die kann man nicht zubinden.“ Tatsächlich sah auch Paul nach unten. Dann lachte er entschuldigend. „Ja, also gut… ich habe gelauscht. Ich wollte wissen, was Sie über mich sagen und ob Sie mich überhaupt als Partner akzeptieren.“ „Deine Ehrlichkeit in Ehren, aber das hätte ich dir schon gesagt.“ „Meine Herren, bitte nehmen Sie Platz, damit wir alles weitere besprechen können!“ unterbrach Kim Krüger das Gespräch zwischen den Beiden. Paul Renner wandte sich an sie und nickte. Er setzte sich und auch Semir nahm wieder Platz. „Herr Renner, wir heißen Sie herzlich willkommen bei der Autobahnpolizei. Sie sind Herrn Gerkhan als Dienstpartner zugewiesen worden. Ich möchte Sie allerdings darauf hinweisen, dass Herr Gerkhan innerhalb des Teams Ihr Dienstvorgesetzter ist. Dies geschieht anhand seiner Erfahrung, sowie dem Dienstgrad. Dennoch hoffe ich, dass Sie sich hier wohlfühlen und gut einleben werden.“ Paul Renner nickte. „Danke. Ein größeres Geschenk konnte ich gar nicht bekommen. Herr Gerkhan und ich kennen uns von früher und nur wegen ihm, wollte ich zur Polizei. Am liebsten zur Autobahn, weil er einfach mein Held ist.“ Semir räusperte sich. „Ich habe dir damals den Arsch gerettet und dir die Leviten gelesen. Ich weiß nicht, ob es so gut ist, dass du hier bist, aber ich werde dir schon ein paar Dinge beibringen können. Egal welchen Grad ich auch habe, ich bin Semir und wir sind bei Du.“ Paul sah ihn strahlend an. „Okay, Paul…ich freu mich auf unsere gemeinsame Streife durch das Revier.“ „Die Sie nun auch starten sollten. Herr Gerkhan wird ihnen unser Revier zeigen und ich hoffe auf gute Zusammenarbeit! Und jetzt kommen wir zu unserem neuen Fall!“ Kim sah Semir eindringlich an. „Da kann ich leider noch nicht viel zu sagen. Bisher hat der Brandstifter immer nur auf Parkplätzen entlang der Autobahnen zugeschlagen und ist äußerst darauf bedacht, niemanden zu verletzen. So sieht es jedenfalls aus.“ Kim nickte. „Gut, dann weisen Sie Renner ein und bringen Sie ihn auf den neuesten Stand. Dann zeigen Sie ihm das Revier!“ Nun nickte Semir und lächelte Paul an. „Dann auf geht es, Partner.“ Sie verließen das Büro der Chefin und gingen in ihr eigenes.