Semir verließ die PAST und fuhr zu Monika Wagner. Als sie die Tür öffnete und ihn ansah, staunte sie nicht schlecht. „Semir? Was machst du denn hier? Das ist ja eine tolle Überraschung. Komm rein!“ Sie gab die Tür frei und wies ihm den Weg ins Wohnzimmer. „Möchtest du einen Kaffee?“ „Nein, danke Moni. Schön dich zu sehen. Wie geht es dir?“ Moni lächelte leicht. „Soweit ganz gut. Seit seinem Tod bin ich nicht mehr die Alte, aber ich habe es geschafft. Vier Jahre ist es jetzt schon her. Er ist immer noch bei mir.“ Semir sah, wie Moni über ein Bild ihres verstorbenen Mannes strich und sanft lächelte. Er senkte seinen Kopf. „Moni, ich bin nicht privat hier. Ich brauche deine Hilfe.“ Semir wollte seinen Besuchsgrund nicht verheimlichen oder erst weit drum herum reden. Sie stelle das Bild wieder zurück und nickte. „Okay, und wie sieht die aus?“ Semir erklärte ihr, was sein Vorhaben war. Moni hörte schweigend zu, doch als er endete, sah sie ihn ernst an. „Das ist nicht dein Ernst oder? Ich bin dabei die Raststätte zu renovieren und wollte sie in zwei oder drei Monaten wieder eröffnen.“ „Moni, ich verspreche dir, dass nichts passieren wird. Wirklich! Ich verspreche dir, ich werde aufpassen. Bitte, ich werde persönlich vor Ort sein und die Raststätte überwachen.“ Doch Moni schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, Semir! Aber in der Raststätte steckt alles, was ich habe. Seit Toni bei diesem Unfall umgekommen ist und ich für Jana und Lasse allein sorgen muss, da ist es schon eng genug. Jetzt sind die Beiden in einem Alter, wo ich sie auch mal am Nachmittag allein lassen kann. Ich brauche diese Raststätte.“ Semir nickte. „Okay, das verstehe ich natürlich. Dennoch würde ich deinen Rastplatz überwachen lassen. Der Brandstifter wird mit Sicherheit keine Rücksicht auf deine Situation nehmen.“ „Danke Semir, das ist sehr nett, aber ich denke nicht, dass diesem Brandstifter eine leerstehende Raststätte interessant ist.“ Semir stand auf und verabschiedete sich.
Er sah sich verstohlen um. Die Raststätte war leer und leider auch geschlossen. Auch wenn es hier keine Opfer geben würde, er könnte die Flammen mitlöschen und das war das einzige was er sich wünschte. Schnell leerte er drei Benzinkanister, deren Inhalt er gegen die Wände schüttete. Dann zog er ein Feuerzeug und zündete ein Stück Papier an. Dieses lege er dann in die kleine Benzinpfütze, die er etwas entfernt von dem Gebäude entstehen ließ und sah, wie die Flamme bläulich der Benzinspur bis zum Gebäude entlang flitzte. Schnell stand auch das Haus in Flammen und er spürte die Hitze aufsteigen. Ein Glanz kam in seinen Augen auf. Nun musste er warten, bis die Feuerwehr eintraf. Er ging zu seinem Wagen und zog die Uniform des Feuerwehrmannes an, der in seinem Haus im Keller hockte und um sein Leben fürchtete. Schon gestern hatte er die schwere Uniform angelegt und festgestellt, dass der Kerl, dem die Uniform gehörte, etwas kleiner war als er. Die Hose war genau wie die Jacke zu lang, doch dafür hatte er schnell die Lösung. Die Hosenbeine konnte er in dem Stiefel befestigen. Das sah immer gut aus und darauf würde keiner achten die Ärmel konnte er umkrempeln. Da er lediglich nur noch den Helm hatte, aber keine Maske musste er nur aufpassen, dass man sein Gesicht nicht sah. Das ehemalige Restaurant stand in hellen Flammen und es knallte. Er zuckte zusammen und sah zum Haus. Die Beleuchtung, oder das, was es einmal war löste sich immer mehr auf. Den Namen „Moni“ konnte man nur noch erahnen. Nach einigen Minuten hörte er die Sirenen der Feuerwehr und tatsächlich fuhren Augenblicke später zwei Löschzüge auf den Platz. Die allgemeine Hektik kam auf und er mischte sich unter die Feuerwehrmänner. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie die Abläufe in der Feuerwehr waren, aber wenn er sich erst einmal dezent im Hintergrund hielt, konnte er nicht auffallen. Und noch etwas registrierte er mit einem etwas unruhigen Gefühl. Ein Presseteam vom Fernsehen machte Aufnahmen des Brandes. Er musste noch vorsichtiger sein, als sonst. Denn wenn sein Gesicht zu sehen war, dann war es vorbei!