Hochverrat
„Morgen“, sang Paul Renner als er das Büro betrat und bekam einen grimmigen Blick von seinem Partner Semir Gerkhan zu spüren. „Was soll bitte daran gut sein?“, grummelte der Deutschtürke und Paul zog eine Augenbraue hoch. „Bist du mit dem falschen Fuß aufgestanden?“, fragte er leicht irritiert und Semir schüttelte mit dem Kopf. „Nein, aber hab‘ du mal drei Mädchen zuhause von denen zwei pubertierend sind!“
„Okay, Punkt an dich“, grinste Paul zurück und sogar Semir konnte sich ein Lächeln abgewinnen. Paul hob seinen Motorradhelm vom Boden und hängte ihn, zusammen mit seiner Jacke, an der Garderobe des Büros auf.
„Und? Was steht uns heute so bevor?“ Semir zuckte auf Pauls Frage mit den Achseln. „Berichte abarbeiten“, antwortete er und wies auf einen Stapel Akten, „Anweisung der Krüger! Entweder es wird gemacht, oder wir werden für eine ganze Woche die Straße nicht mehr sehen!“
Paul seufzte, setzte sich und startete seinen Computer. „Juhu, was soll schon an dem Morgen gut sein?“, bemerkte nun auch er sarkastisch und Semir lächelte.
„Dafür haben wir zu Bürozeit Feierabend, doch auch was Schönes!“
„Haste Recht, Semir! Sag‘ mal, Bock auf einen Absacker heute Abend? Haben wir schon lange nicht mehr gemacht.“
„Klar!“, antwortete Semir und reichte Paul die Hand, „die alte Pinte wie immer?“
Sie klatschten sich ab und Semir reichte Paul einen Aktenstapel. „Aber wie heißt es so schön? Zuerst die Arbeit…“
„…dann das Vergnügen“, stöhnte Paul und nahm die Papiere entgegen. „Kaum zu glauben, was wir in der kurzen Zeit haben liegen gelassen! Ich krieg schier die Krise. “
„Wir waren halt sehr beschäftigt! Außerdem hattest du das Glück, direkt so furios zu beginnen, manche haben das nicht!“
„Stimmt, aber diese Daniel Düsentriebs der Neuzeit ersetzten doch immer mehr Berufe mit Maschinen. Kann es nicht auch einen Berichteschreiber geben?“
„Er wird keinen geben, der unsere beiden Sauklauen jemals lesen könnte!“, antwortete Semir lachend.
Paul nickte grinsend und klappte die erste Akte auf. „Oh nein, musstest du mir den geben?“, grunzte er und zeigte das Foto einer einbetonierten Leiche. „Ey, du hast sie gefunden und hast den Täter gestellt, also hast du auch die Ehre, den Bericht zu schreiben“, eckte Semir und Paul hob eine Augenbraue. „Oh, sehr großzügig von dir! Ich merke, du hast die Spendierhose angezogen“, giftete er zurück und begann, seine handgeschriebenen Notizen abzutippen, während Semir sich kichernd hinter dem Bildschirm versteckte.
Als Beide, nach einigen Stunden, schon gegen Mittag dachten, es passiere gar nichts mehr, klopfte es an der Tür und der Kopf von Kim Krüger lugte hinein. „Gerkhan? Haben Sie kurz einen Moment? Ich würde Sie gerne sprechen.“, fragte sie und Semir nickte verwundert. „Klar“, fügte er seiner Geste hinzu.
„Renner, Sie bleiben hier!“, sagte die Chefin forsch.
„Okay?“, fragte auch Paul verwundert zurück und konnte nur dabei zusehen, wie Semir achselzuckend der Krüger folgte und aus dem Büro verschwand.
„Was war das denn? Mäuschen müsste man jetzt sein…“, fragte sich Paul und wendete sich wieder seinen Berichten zu.