„Schön, dass Sie wieder bei uns sind Renner“, sagte sie trotzdem und seufzte danach tief. „Chefin?“, fragte Semir besorgt und Kim feuchtete sich mit der Zunge die trockenen Lippen an. „Wir haben ein Problem“, sagte sie und alle sahen sie fragend an.
„Inwiefern?“, fragte Johanna. „Hagen ist tot, seine Schergen gestellt. Wo ist da nun das Problem?“ Kim blickte auf Semir. „Hagen Senior hat Klage gegen Gerkhan eingereicht!“
„WAS?“, stieß Paul hervor, stöhnte kurz vor Schmerz auf und krümmte sich nach vorne, worauf Johanna besorgt ihre gesunde Hand auf seine Schulter legte. Paul atmete tief durch und lehnte sich dann zurück.
„Aber warum?“, fragte Johanna danach.
Kim atmete tief durch und sah Semir in die Augen. Er selbst wirkte sichtlich verwirrt. „Laut Hagen Senior, gab es keinen Grund, seinen Sohn direkt zu erschießen. Er hat sich bei der Staatsanwaltschaft gemeldet und tendiert auf Mord oder Totschlag!“ Johanna suchte nach Worten, bis sie dann in einem reinen Strom aus ihr heraussprudelten.
„Chefin! Hagen hatte seine Waffe auf meinem Gesicht. Er hätte jeden Moment abdrücken können! Semir hat richtig gehandelt! Das kann Hagen nicht bringen! Dass die Schrankmann das überhaupt ernst nimmt!“
„Frau Schimke, Sie vergessen, dass Hagen eine politische Größe, hier in Köln ist! Er hat Einfluss!“
„Er ist in einer Partei, die Flüchtlinge wie Abschaum behandelt!“, zischte Paul und hatte eine Hand wieder auf die Wunde gelegt.
„Ich weiß! Hören Sie, ich weiß wie das klingt! Ich habe der Schrankmann auch…nun ja, das erwähne ich hier nun lieber nicht, aber ich bin auf Ihrer Seite. Aber Sie werden morgen aussagen müssen, Gerkhan. Von Ihnen wird auch eine Sicht der Dinge verlangt, Frau Schimke!“ Johanna atmete tief durch. Die Angst war deutlich in ihren Augen zu sehen.
„Chefin…das können Sie von ihr…“, deutete Semir an und Paul blickte Johanna in die Augen, nachdem diese ihn hilfesuchend angesehen hatte.
„Nein, Semir! Ich mach‘ das! Du hast mir das Leben gerettet und deswegen kommst du mir nicht in den Knast!“, sagte sie bestimmt.
Kim lächelte erleichtert. „Vielen Dank, Frau Schimke. Ich denke, mit dem können wir das schnell aufklären! Ich werde schon mal hinfahren und versuchen, Hagen zu überzeugen, wobei ich meine, lieben Zweifel daran hab‘…“
„Danke Chefin“, sagte Semir zum Abschied und Kim verließ mit einem Winken den Raum.
„Das ist das aller Letzte…“, knurrte Paul und auch Johanna schnaubte. „Leute, das bringt nichts“, mahnte Semir und Johanna sah ihn fassungslos an. „Semir, der will dich hinter Gittern bringen, weil du das Richtige gemacht hast!“
„Das wird er nicht schaffen!“, sagte Semir optimistisch. „Schon allein der Gedanken, macht mich aggressiv. Klar, er hat seinen Sohn verloren, aber dann sollte er sich an seiner eigenen Nase fassen“, murmelte Paul und sein Kopf versank immer tiefer ins Kissen. „Nicht aufregen, Junge. Du brauchst Ruhe.“
„Und deine Kinder dich“, erwiderte Paul und Semir verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. „Gut, ich bringe dir Morgen alles was du brauchst, okay?“ Paul nickte. „Ayda und Lilli schöne, Grüße!“ Semir blickte zu Johanna. „Ich bleibe hier bei ihm. Soll ja noch zur Überwachung ‚ne Nacht dableiben!“, sagte sie und wusste, dass Semir nun beruhigter gehen konnte. „Gut, wenn etwas ist, meldet ihr euch!“ Semir winkte zum Abschied, ging aus der Türe und begab sich zum Parkplatz, wo er sich seinem BMW näherte und diesen öffnen wollte. Jedoch spürte er, wie er von hinten gegriffen wurde, jemand ihm etwas auf den Mund drückte und als Semir vor Schock tief einatmete spürte er, wie seine Sinne zu schwinden begannen und er ohne Halt auf den Boden fiel.