„Was machen wir denn jetzt?“ wollte Paul von Semir wissen und dieser hörte, dass Paul regelrecht verzweifelte. „Wir werden uns noch einmal die Wohnung von Kilian ansehen. Diese Kollegin von Mandy hat mir von einer Visitenkarte erzählt, die sie von diesem Mann beim Blutspenden bekommen hat. Es wäre doch gut möglich, dass diese Karte noch in der Wohnung ist. Ansonsten muss ich davon ausgehen, dass Kilian die Karte hat und genau weiß, wo er sich melden muss und damit ist er in großer Gefahr.“ erklärte Semir nun. Paul sah ihn an. „Du denkst, er kannte den Mörder?“ Semir warf ihm einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Verkehr. „Wäre es so undenkbar? Wenn er einen Verdacht hat, dann reicht es doch schon aus. Du kennst es vermutlich nicht, aber wenn du persönlich in einem Fall verwickelt bist und die Möglichkeit hast, etwas zu tun, dann greifst du nach jedem Strohhalm.“ „Ja, das kann ich verstehen. Aber es ist doch absolut unsinnig, wenn er glaubt, dass er allein eine Chance hat.“ Semir nickte bestätigend. „Deshalb hoffe ich ja, dass wir etwas in seiner Wohnung finden, was uns hilft. Ich hab nämlich absolut keinen Bock, eine weitere Leiche an der Autobahn zu finden.“ Paul senkte seinen Kopf. Semir sah, dass er nervös mit seinen Fingern spielte und ahnte, was in seinem jungen Kollegen vorging. „Sorry! Es tut mir Leid, dass ich Bockmist gebaut habe. Ich hätte wissen müssen, das Kilian sich selbständig macht.“ Semir lenkte den Wagen in die Straße, wo Kilian und Mandy gewohnt hatten. Da Paul den Schlüssel hatte, brauchten sie keine Gewalt um die Tür zu öffnen. Sie durchsuchten die Wohnung und drehten alles auf links, doch die Suche nach einem Hinweis bleib ergebnislos. „Verdammt! Was jetzt?“ hakte Paul nach und sah Semir verzweifelt an. Dieser zog die Schultern hoch. „Die einzige Spur, die wir jetzt noch verfolgen könnten, wäre die Blutspenden. Vielleicht hat Kilian sich dort auf die Lauer gelegt.“ Paul sah ihn an. „Das heißt wir werden uns dort auch auf die Lauer legen? Warum gehen wir nicht zum roten Kreuz und fragen dort nach?“ Semir schüttelte den Kopf. „Wenn wir davon ausgehen, dass Mandy beim Spendetermin angesprochen wurde und dieses dubiose Angebot auch angenommen hat, dann wäre es nicht sinnvoll dort nachzufragen. Wir wissen nicht, wer dahinter steckt und ich möchte keine schlafenden Hunde wecken.“ Paul stöhnte leise auf. „Klar, verstehe ich und was machen wir jetzt?“ „Wir fahren noch einmal zu Marvin. Vielleicht hat er etwas Neues.“ legte Semir fest.
Marvin Traber schob gerade eine Liege, auf der ein Leichnam lag, in den kleinen Kühlraum und verschloss die Tür. Er hörte Schritte und drehte sich um. Sein Gesicht erhellte sich, als er seinen Freund sah. „Semir! Was kann ich diesmal für dich tun?“ Semir sah ihn kurz prüfend an. „Marvin, ja ich hoffe sehr, dass du etwas tun kannst.“ Marvin lächelte leicht. „Schieß los!“ „Also ich wollte eigentlich wissen, ob du noch etwas an unserem blutleeren Opfer gefunden hast. Irgendwas das uns hilft.“ Marvin Traber nickte. „Da kann ich dir nicht mehr viel sagen. Außer das, was du schon weißt. Die Frau war völlig gesund. Keine Drogen, wie du ja schon weißt. Der Tod ist auf den extremen Blutverlust zurück zu führen. Mehr gibt es leider nicht zu berichten. Sie hatte keine Hautpartikel unter den Nägeln, keine sichtbaren Wunden, außer den Einstichstellen.“ Semir nickte und sah ihn etwas enttäuscht an. „Schade…aber ich würde dennoch gern deine Meinung hören. Gehen wir mal davon aus, dass sie in die Fänge von Verbrechern geraten ist, die ihr Geschäft mit Blutkonserven machen. Ist es denkbar, dass sie ihr Blut nicht freiwillig abgegeben hat? Ich meine, hast du Fesselungsmale oder andere Hinweise auf Gewalteinwirkungen gefunden?“ Marvin lächelte. „Komm mal mit!“ forderte er den Hauptkommissaren auf und ging in den Kühlraum zurück. Er zog eine der Laden auf und Semir sah auf die tote Mandy. „Also es gibt keine typischen Fesselungsmale, aber das heißt nicht, dass sie nicht doch angebunden war. Nehmen wir mal an, dass sie mehrfach in sehr kurzen Abständen zum Aderlass heran gezogen wurde, dann dürfte sie zu schwach gewesen sein, sich überhaupt gegen Fesseln zu wehren. Es wäre natürlich auch möglich, dass man sie betäubt hat. Aber ich habe keine Spuren von irgendwelchen Betäubungsmitteln gefunden. Wenn die Täter aber KO-Tropfen benutzt haben, dann ist es leider nicht nachzuweisen. Sie verflüchtigen sich sehr schnell. Wenn es wirklich Leute sind, die mit Blutkonserven ihr Geschäft machen, dann ist es leider nicht auszuschließen. Die Tropfen hinterlassen keine Rückstände und somit wäre die Blutkonserve auch nicht unbrauchbar.“ erklärte Marvin sachlich. Semir nickte und sah ihn etwas enttäuscht an. „Danke, das hilft mir leider nicht weiter.“ Er ging zu Paul zurück, der im Wartebereich saß und ihn fragend ansah. Semir informierte ihn darüber und fuhr anschließend mit ihm zurück zur PAST.