Wie ich bereits im Meinungsthread zu Tricks gesagt habe, diese Folge brachte das Fass für mich zum Überlaufen. Die aktuellen Folgen weisen meiner Meinung nach mehrere Problempunkte auf:
1. Daniel Roesner aka Paul Renner. In meinen Augen - aber das ist natürlich subjektiv - spielt er seine Rolle gut. Nur lässt RTL ihn nicht. Er ist ein Mann ohne Vergangenheit, keine Bekannten, keine Freunde, kein Tiefgang, man erlebt ihn eigentlich gar nicht privat (das mit dem Kaffee aus Tödlicher Profit und der Wasserszene aus dem Pilotfilm rechne ich nicht dazu), keine Hintergrundgeschichte und vor allem keine wirkliche Kraft, sich mal gegen Semir zu behaupten und sagen zu können, Türke, ich bin auch noch da. RTL legt ihm hier hin und wieder mal einen "flotten" Spruch in die Lippen, sonst nichts. Einen blasseren Charakter gab es bei der Cobra noch nie, schon gar nicht als Partner. Jede Figur hat(te) seine Facetten, ob Schrankmann mit ihren Machtspielchen, Schröder mit seinen Detektivkünsten oder Hartmut und sein geniales technisches Verständnis. Bei Paul Renner ist da einfach - nichts. Er wirkt wie der nette Junge vom Revier nebenan, aber so einer sollte nicht Partner von Semir werden. Ich habe absolut nichts gegen Daniel Roesner, sondern gegen RTL und Paul Renner. Roesner macht das Beste aus der Rolle, die RTL ihm zugedacht hat. Nur ist das Beste nicht gut genug. Ralph Polinski hat es erst in Zahltag geschafft, zufriedenstellend mit Roesner zu arbeiten. Nico Zavelberg macht das gleich zu Beginn seines Blockes wieder zunichte.
2. Die horizontale Erzählweise. Da muss ich nur eine Zahl setzen, der Rest versteht sich von allein: 0. Wenn ich statt Cobra mal GNTM schaue, was verpasse ich dann schon? Dass Andrea Schimmel im Keller entdeckt hat? Was ein Wahnsinn. Ich habe im Herbst 2014 und Frühjahr 2015 je eine Folge vorgeschaut, was ich unter normalen Umständen niemals getan hätte, unserem WLAN zuliebe. Der kleine Cliffhanger zwischen Wo ist Semir? und Tag der Abrechnung war Grund genug. Aber jetzt hat RTL auf Facebook reagiert, kurzen Prozess gemacht und einen riesigen, wahrscheinlich sogar den riesigsten Fortschritt in der Geschichte der Cobra wieder rückgängig gemacht, weil man der Kritik in sozialen Netzwerken gerecht werden wollte. Man hat sich nicht mal eine akzeptable Begründung für Kiefers Rausschmiss einfallen lassen. Da wäre Direktheit fast besser gewesen: Bedankt euch bei Facebook. Zurück auf den alten Weg. Jetzt denke ich nicht mal mehr im Traum daran, das Staffelfinale - unter Regie von Nico Zavelberg - vorzuschauen. Die aktuelle Staffel weist eine Farblosigkeit auf, die einfach grausam ist.
3. Das Mischverhältnis. Mittlerweile glaube ich, dass RTL eine Liste mit Dingen angefertigt hat, um jeden zufriedenzustellen. Ein wenig Action mit erzwungener Explosion zu Beginn/am Schluss, hier und da ein flotter Spruch, "grausame" Gangster, um den Alex-Fans gerecht zu werden, ein wenig Emotionen - aber bloß nicht zu viel! ... Will ich die Serie sehen, wie man sie noch im Frühjahr 2015 präsentierte, werde ich enttäuscht. Will ich die Serie sehen, (bzw. würde ich sie so sehen wollen) wie sie 2011 präsentiert wurde, werde ich auch enttäuscht. Daraus entsteht ein langsam überkochender Brei mit halb abgelaufenen Zutaten.
Die aktuellen Folgen liegen für mich vielleicht knapp über den schwächsten der Alex-Ära, aber viel weiter oben nicht. Man hat im Herbst 12 Wochen Zeit, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Sollte sich dann noch immer nichts getan haben, sehe ich eigentlich nicht ein, warum ich der Sendung weiter ein Stück Quote schenken sollte. Auf Dauer ist dieses Konzept nicht haltbar.
Was meint ihr?