"Und alle hatten schon Angst, Sie hätten sich vom Balkon gestürzt, Renner!" Barbara und Paul sahen auf und erblickten Kim, die mit besorgtem Gesicht auf das Duo hinabblickte. Als Barbara aufstand streckte Kim die Hand aus. "Kim Krüger. Ich bin die Chefin der Autobahnpolizei. Ihre Tochter hat uns schon des Öfteren bei schwierigen Situationen unterstützt und sich in der kurzen Zeit, als echtes Familienmitglied von uns bewiesen." Barbara schüttelte Kims Hand und nickte mit Tränen in den Augen.
"Kann ich nur zurückgeben. Sie sprach immer nur gut von Ihnen und Ihrem Team." Kim legte eine Hand auf die Barbaras. "Sie sollten nun unten sein. Der Arzt war mit der Diagnose da. Sie können zu ihr!" Barbara wusch sich die Tränen aus den Augen und blickte kurz besorgt zu Paul, der zu Boden schaute. "Keine Sorge, lassen Sie das meine Sorge sein. Ich kümmere mich um ihn!", flüsterte Kim und umarmte Barbara kurz, bevor diese den Schauplatz verliess.
"Woher wussten Sie, wo ich bin?" Kim lächelte traurig auf Pauls Frage und setzte sich neben ihn. Es kümmerte sie nicht, dass sich ihre elegante Anzugshose weiss verfärbte, da sich der Staub vom Kies sofort an dem feinen Baumwollstoff festhaftete.
"Eigentlich sollte ich Ihnen nun eine riesige, wenn nicht sogar gigantische Standpauke halten, wissen Sie das?" Paul lachte kurz falsch auf. "Als ob mich das nun irgendwie kratzen würde, Chefin", sagte er ehrlich und Kim nickte. "Verständlich..."
"Eben...wieso wussten Sie?..."
"...ich weiss nicht, ob Gerkhan Ihnen das je erzählt hatte, doch als ich noch im "normalen" Polizeidienst war, hatte ich bei einem Einsatz meinen Verlobten verloren. Ich war zu dieser Zeit schwanger, hatte aber das Kind kurze Zeit danach verloren. Da ich einiges an Blut verloren hatte, landete ich hier im Krankenhaus. Damit ich in Ruhe trauern konnte, versteckte ich mich ab und an hier oben, nachdem ich es gefunden hatte. Ich wollte einfach alleine gelassen werden..." Paul sah Kim erstaunt an und sie lächelte traurig. "Wer hat auf Frau Schimke geschossen? Wir durften leider nicht auf die Kamera des Ausganges zugreifen, die im Treppenhaus ist. Gemäss der Aussagen der Kollegen, wurde ja Jäger entführt, mehr durften wir nicht erfahren..." Paul kniff die Augen zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Diese Schweine...", flüsterte Kim und atmete tief durch. "Sie wollte ihm helfen. Wollte ihn aus dem Zustand herausholen, doch was immer die ihm genau geben, es macht Semir total willenlos, ob er will oder nicht, Chefin!" Kim stand auf. "Die Schweizer Polizei sowie die Kollegen der Mordkommission haben uns den Fall entrissen. Die Schrankmann liess nicht mal ein Gespräch zu, ich wurde abserviert wie ein Mädchen beim Abschlussball." Sie verschränkte die Arme.
"Kein Wunder, bei dem, was wir abgezogen haben", murmelte Paul und liess sich von Kim auf die Füsse helfen.
"Frau Dorn und Frau König halten in der PAST die Stellung. Sie wirken "sehr beschäftigt", mit Papierkram und Bürokratiefragen an die Staatsanwaltschaft. Auch Bartels kann natürlich als Neuling kaum mitkommen. Er braucht einfach die Hilfe der Schrankmann, damit wir alles auch richtig abgeben, was wir an Akten und Informationen haben.", murmelte Kim und Paul begriff.
"Chefin, ich weiss nicht, was ich..."
"Nichts. Sagen Sie einfach nichts. Ich will Gerkhan genauso zurück wie alle anderen, Renner..." Paul sammelte sich kurz und schluckte. "Wissen Sie was von der Diagnose? Wie geht es Joshi?" Kim verschränkte die Arme. "Sie hat viel Blut verloren, weshalb ihr Kreislauf während der OP immer wieder zusammenbrach. Jedoch hatte das Krankenhaus genug Reserven. Es wurden Venen und Arterien verletzt, dadurch hatte sich das Blut im Bauchraum gesammelt. Deshalb spuckte sie auch. Organe, wurden zum Glück keine getroffen. Jedoch braucht sie viel Ruhe. Einen Monat, wird sie Freund sicherlich nicht helfen können!"
"Aber sie wird wieder?"
Kim lächelte und legte Paul eine Hand auf die Schulter. "Sie wird wieder! Also, gehen wir runter!" Paul folgte Kim zu einem Korridor und sie trafen die Gruppe wieder, die aus einem der Zimmer kam. Richard und Barbara wirkten erleichtert, aber noch immer ein wenig geschockt. Julian und Alex, lächelten ein wenig. "Chefin", begrüsste Alex Kim freundlich. Barbara ging sofort zu Paul. "Sie will dich sehen", flüsterte sie ihm ins Ohr und nickte, als Paul sie verwundert ansah.
"Brandt, wir gehen die nächsten Schritte besprechen.", bestimmte Kim und Alex folgte ihr. "Ich denke, wir Schimkes, könnten einen Kaffee vertragen", bestimmte wiederum Barbara und stiess die beiden Schimke-Männer, ebenfalls nach vorne, während Paul zurückblieb. Er klopfte kurz und betrat das Zimmer.