Semir parkte seinen Wagen auf den kleinen Parkplatz vor der Post und stieg aus. Er ging zum Kofferraum, holte das Paket, welches er zu Ben nach Amerika schicken wollte, heraus und betrat nur wenig später die Schalterhalle. In dem etwas unhandlichen Paket lagen vor allem Geschenke von Ayda und Lilly. Sie hatte diverse Sachen gebastelt und Bilder gemalt, die Ben nach ihrer Ansicht unbedingt haben musste. Natürlich alles bis Weihnachten und obwohl es noch drei Wochen hin waren, schickte Semir es lieber heute schon los. Man wusste ja nie, ob er in einer Woche noch in der Lage war, das Paket an seinen Expartner zu senden. Er lächelte leicht und dachte wieder daran, dass er die 50 erreicht hatte. In der Post hieß es nun anstehen, denn obwohl es noch recht früh war, standen schon einige Leute hier in der Halle. Vier standen bereits an und Semir reihte sich ein. Ein älterer Mann sah sich gerade die Postkarten an, die hier in einem Drehständer waren und ein junger Mann schien etwas auszufüllen. Ihm fiel auf, dass die Post heute nur mit einer Person besetzt war. Sandra Lanz, die er aus der Nachbarschaft kannte, versuchte so schnell wie möglich, die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Natürlich ging es den Anderen nicht schnell genug und Semir hörte wie sie fluchten. Es war allerdings schon sonderbar, denn Semir kannte diese Postfiliale und eigentlich waren hier mindestens zwei an den Schaltern, die sich um die Kunden kümmerten. Scheinbar war heute einer von ihnen krank. Es ging einen Schritt vor. Drei, zählte er mit und spürte eine Bewegung hinter sich. Vier junge Männer hatten die Halle betreten und sahen sich um. Er musterte sie kurz und wieder ging es einen Schritt weiter. Semir sah nach vorn. Endlich war er dran und stellte sein Paket auf den Tisch. Dabei rutschte seine Jacke ein Stück hoch und gab seine Dienstwaffe frei.
Sandra Lanz sah ihren Nachbarn freundlich an. „Guten Morgen, Herr Gerkhan. Schön Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?“ wollte sie von ihm wissen. „Danke Frau Lanz, ich kann nicht klagen. Heute ist ja hier schon die Hölle los.“ gab der Polizist von sich. „Ja, ausgerechnet heute hat sich mein Kollege eine Darminfektion eingeholt. Es gibt auch keinen Springer, den wir hier einsetzen können. Ich muss da heute allein durch. Was machen die Verbrecher?“ fragte sie. Semir Gerkhan zog die Schultern hoch. „Das ist immer das gleiche. Wir jagen sie, sperren sie ein und irgendein Anwalt holt sie wieder raus, bis wir sie wieder einsperren.“ berichtete er. „Nun, immerhin bekommen Sie die Leute. Wo soll das Paket denn hingehen?“ „Nach Los Angeles.“ Sandra sah den Polizisten an. „Oh, da war ich auch im letzten Jahr mit meinem Mann. Wir waren in einen der Spielkasinos und haben festgestellt, dass es ziemlich teuer werden kann.“ lachte sie. Doch plötzlich gefror ihr das Lachen im Gesicht. Vier Männer zogen gleichzeitig Waffen hervor. Sandra vergaß ihre Arbeit und sah sie nur an. Einer der Männer kam direkt auf den Schalter zu und ihre Hand huschte unter den Tisch und drückte den kleinen Knopf. Sie wusste, dass nun in der Polizeistation Alarm ausgelöst wurde. Nun wurde auch der Polizist aufmerksam und er wollte sich gerade umdrehen, als der Mann ihn regelrecht ansprang, im Genick packte und mit dem Kopf auf den Tisch drückte. „Hey!“ stieß der Polizist aus und wollte sich wehren, doch als der Räuber ihm eine Waffe an die Schläfe drückte, verhielt er sich ganz ruhig. Sandra sah, wie er die Hände leicht anhob. „Okay, ganz ruhig. Es muss niemandem etwas passieren.“ hörte sie ihn sagen. „Halt deine Fresse, Bulle!“ schrie der Mann mit der Waffe und nun kam auch in den anderen Männern Bewegung. Sandra sah, wie die Komplizen die Kunden nötigten, sich auf den Boden zu legen.