Sandra versuchte den Anweisungen von Semir zu folgen. Der Erfolg stellte sich nach einer guten halben Stunde ein, denn tatsächlich schaffte sie es den Verschlusshebel in der Handschelle zu öffnen. Er stand auf und rieb sich das Handgelenk. Nun hieß es nach einem Ausweg zu suchen, doch leider stellte er fest, dass es hier nur einen Ausgang gab und das war die Tür, hinter der die fünf Gegner hockten. Dennoch versuchte er sie zu öffnen. Allerdings überraschte ihn nicht, dass sie verschlossen war. „Tja, wäre ja wohl auch zu einfach gewesen.“ murmelte er und sah Sandra an. „Okay, dann auf die harte Tour. Sandra, ich werde jetzt die Tür öffnen und dann verschwinden wir.“ Sandra nickte leicht. „Aber wie wollen Sie denn mit den Kerlen fertig werden? Das sind Fünf!“ „ich weiß, da bin ich ein wenig unfair, aber zur Not habe ich Sie doch auch als Hilfe. Sind Sie bereit?“ Semir grinste leicht. „Aber sowas von, das glauben Sie gar nicht. Ich werde es versuchen.“ kam entschlossen von Sandra. Doch bevor er tätig werden konnte, hörten sie einen Schlüssel im Schloss. Schnell stellte Semir sich in eine Nische, die von der Tür aus nicht zu sehen war. Er sah zu Sandra, die sich auf ihren Platz gesetzt hatte und erwartungsvoll zur Tür sah. Die Tür ging auf und ein Mann trat ein. Semir hielt die Luft an und machte sich bereit den Mann anzugreifen. Dann endlich war es soweit. Der Mann trat in Semirs Sichtfeld und dieser sprang ihn an. Doch der Verbrecher muss den Angriff geahnt haben, denn er drehte sich blitzschnell zur Seite und Semir landete am Boden. Schnell drehte er sich auf den Rücken und zog die Beine an. Sein Gegner schnellte auf ihn zu und wollte sich auf ihn werfen, doch Semir empfing ihn mit einem harten Tritt in den Bauch. Der Mann schrie auf und flog durch die Wucht gegen die Wand, wo er kurz liegen blieb. Semir kam auf die Beine und wollte den Mann endgültig ins Traumland schicken, doch sein Gegner erwies sich als hart. Bevor Semir ihn erreichte, sprang der Mann auf und empfing Semir mit einem harten Magenhaken. Der Schlag war so heftig, dass der Polizist in die Knie ging und einen Augenblick lang brauchte, um den Schmerz zu bekämpfen. Zu lang! Semir ahnte schon, dass er verloren hatte, doch der Angriff des Mannes blieb aus. Ein Stöhnen war zu hören und er sah, wie der Mann zu Boden ging. Semir sah zu Sandra, die mit einer Holzlatte nun dort stand, wo eben der Geiselnehmer war. Sie stand wie erstarrt da und ließ die Latte fallen. „Das war sehr gut!“ stieß Semir aus und quälte sich auf die Beine. Sandra regte sich nicht. Erst als er sie berührte, zuckte sie zusammen. Sie sah ihn an. „Kommen Sie!! Raus hier!“ forderte er und zog sie mit.
Paul schreckte hoch, als er den Alarm hörte und sah sich irritiert um. Auch Manuel saß bereits aufrecht. „Morgen…“ kam müde von dem Mann und Paul nickte nur. „Zu kurz, die Nacht war eindeutig zu kurz.“ stöhnte er. „Aber die Kaffeemaschine tut bestimmt ihren Dienst.“ Manuel erhob sich und verließ den kleinen Raum, in dem sonst die Kollegen der Bereitschaft die Nacht verbrachten. Nur wenig später folgte Paul ihm. Mit einer Kaffeetasse bewaffnet, ging es in Manuels Büro. Dieser kam nur wenig später mit frisch belegten Brötchen aus der Küche und ebenfalls einer Kaffeetasse nach. Sie frühstückten und Paul rief sich noch einmal die Informationen auf, die sie bisher gesammelt hatten. „Also dieser Riemer ist nicht vorbestraft, allerdings haben wir die Info von seiner Bank, dass er über seine Verhältnisse lebt. Das Konto ist ständig im Minus und er hat bereits vier Kredite aufgenommen, um sein Dispo abzudecken. Nach Angaben seines Sachbearbeiters hat er knappe 18.000 € Schulden.“ las Paul vor und stutzte. „Woher hast du denn die Informationen bekommen? Und wann?“ Manuel grinste leicht. „Nicht nur ihr Superbullen von der Autobahn habt eure Tricks. Meine Frau arbeitet dort bei der Bank und als du bei der Frau deines Partners warst, habe ich sie gebeten sich mal bei dem Sachbearbeiter von Riemer umzuhören.“ erläuterte er. Paul nickte anerkennend. „Dann brauchte er dringend Geld. Hatte er für die Kredite denn irgendwelche Sicherheiten? Gebäude, die auf ihm geschrieben sind, oder so?“ Manuel zog die Schultern hoch. „Darüber konnte meine Frau nichts finden. Ich habe bereits das Grundbuchamt angeschrieben, dass sie mir alle Fakten von Riemer mitteilen, sofern es dort welche geben. Aber die brauchen noch etwas. Paul nickte nachdenklich. „Dass er dann Geld braucht, ist klar. Wenn wir die Beute überschlagen, kann er seine Schulden bezahlen. Die Summe, die er aus dem Tresor und der Kasse genommen hat, beläuft sich auf knappe 4500 Euro. Das meinte zumindest Frau Fingerhut. Dazu dann das Lösegeld, das reicht dann schon für eine Zeit auch wenn man es durch Fünf teilt. Ich gehe nicht davon aus, dass sie es so schnell in den Verkehr bringen. Dieser Riemer ist nicht dumm.“ Dem konnte Paul nichts hinzufügen.