Nachdem Ayda wieder bei ihrer Mutter war, fuhren Paul und Semir zur PAST zurück. Während der ganzen Fahrt schwieg Semir und sah nachdenklich aus dem Fenster. „Und?“ unterbrach Paul die Stille. Semir sah ihn nur kurz an. „Der Beschreibung nach, könnte es Ben gewesen sein. Aber er hat mir gesagt, dass er nicht in Deutschland ist und ich glaube ihm.“ Paul nickte leicht. „Dann bleibt eigentlich nur das Handy deiner Tochter. Sie sagte ja, dass der Kerl es angefasst hat und damit hat er Abdrücke hinterlassen. Arbeit für Hartmut, würde ich sagen.“ Nur zehn Minuten später waren sie in der KTU, wo sie Hartmut in seiner wohlverdienten Mittagspause störten. „Ich habe mich schon gefragt, wo ihr bleibt. Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, dass auch ich mal Pause habe?“ Er sah sie gespielt wütend an. „Hartmut das ist mir sowas von klar, aber ich verspreche dir, dass du gleich in Ruhe essen kannst. Ich habe nur eine dringende Bitte an dich. Dieses Handy…“ Semir hob die Tüte hoch und Hartmut erkannte sofort das Handy von Ayda. „Das ist doch von Ayda! Ist ihr was passiert? Wurde sie entführt?“ wollte er wissen und sah Semir geschockt an. „Nein, aber sie war heute mit Ben Jäger Eis essen. Aber Ben ist nicht in Deutschland. Ich habe mit ihm telefoniert und nachgefragt. Er ist in Los Angeles.“ Hartmut nickte nachdenklich. „Dann kann er es nicht gewesen sein. Okay, ich werde direkt die Fingerabdrücke nehmen. Was sagt Ayda denn dazu?“ Semir zog die Schultern hoch. „Nicht viel, aber sie war ganz schön geschockt, als ich ihr sagte, dass Ben gar nicht hier ist. Und der Kerl hat noch einen Fehler gemacht. Ayda hat ihm erzählt, dass sie mit Lilly und Andrea nicht bei mir wohnt…“ berichtete er. Hartmut sah ihn an. „Ben hat doch beim Umzug geholfen. Der weiß das doch.“ Semir nickte. „Eben! Aber dieser Ben wusste es nicht.“ Hartmut holte ein Glas mit weißem Puder und einen Pinsel hervor. Er bepinselte das Handy und zog sich die Fingerabdrücke, die nun sichtbar wurden, mit Klebeband runter. „So, dann wollen wir das doch mal durch den Computer jagen.“ meinte er nur und legte den Fingerabdruck in den Scanner. Allerdings wurde der PC nicht fündig und Semir stöhnte leise auf, als die Meldung „No Matches“ erschien. „Also ist der Typ nicht unser Kunde“ schlussfolgerte Hartmut daraus.
Enttäuscht fuhren sie wieder zum Revier. „Was will der Kerl von mir? Wer ist er?“ stieß Semir verzweifelt aus. Paul versuchte ihn zu beruhigen. „Wir sollten uns deine Fälle ansehen. Vielleicht finden wir da etwas.“ Semir nickte. Im Büro angekommen setzten sie sich beide vor Pauls PC und durchsuchten die alten Akten. „Was ist denn mit diesem Uhlen, Heinz Uhlen? Den haben du und Tom Kranich festgenommen, als er mit Drogen am Rastplatz gedealt hat. Da er auf seiner Flucht einen Kollegen der Drogenfahndung erschossen hat, bekam er 10 Jahre Gefängnis. Seit vier Jahren ist er wieder draußen.“ Semir schüttelte sofort den Kopf. „Heinz Uhlen war damals nur ein Mitläufer. Es war auch nicht sicher, ob er den Kollegen erschossen hat. Er hat die hohe Strafe nur bekommen, weil seine Fingerabdrücke auf der Tatwaffe waren und es für das Gericht bewiesen war. Uhlens Anwalt konnte das Gegenteil nicht beweisen.“ Paul nickte nachdenklich. „Okay…dann hätten wir hier noch Klaus Finke. Diebstahl und Erpressung, sowie Bandenkriminalität.“ Wieder schüttelte Semir den Kopf. „Das sind doch nur kleine Fische. Klaus Finke hat seine Strafe abgesessen und er hat keinen Grund sich dafür zu rächen.“ widersprach er. Paul lehnte sich nach hinten. „Denkst du, du hast einen neuen Feind? Ich meine, der Typ kennt dich und deinen Partner. Er tritt als Ben Jäger auf und entführt deine Tochter. Was ist mit …. Axel Höhle?“ Semir sah ihn an. „Axel Höhle? Der Name sagt mir derzeit nicht wirklich was. Hilf mir mal auf die Sprünge.“ Paul sah auf den Bildschirm. „Axel Höhle wurde 2002 von dir und Tom Kranich festgenommen. Er hat eine Bank überfallen und dabei drei Geiseln genommen. Bei dem Versuch der Kollegen die Geiseln zu befreien, nahm Höhle eine Frau als Geisel und drohte sie zu erschießen, wenn er kein freies Geleit bekam. Du hast damals trotzdem auf ihn geschossen und er schoss der Frau ins Knie.“ „Oh stimmt, ich kann mich daran erinnern. Die Frau, die angeschossen wurde, bekam ein künstliches Knie. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er jetzt auf Rache sinnt. Ich meine, er hat seinen Fehler vor Gericht eingesehen und dann auch nur 6 Jahre bekommen.“ „Okay. Wenn du keinen von denen als deinen neuen alten Feind erkennst, dann können wir nur warten bis er wieder Kontakt aufnimmt. Hey, warte mal! Hier was ist mit diesem Frank Reich?“ Semir setzte sich gerade auf.