Marianne sah Julia an. „Julia, mein Vater hat ein Mädchen vergewaltigt und ermordet! Wer weiß was der mit mir gemacht hätte, wenn er nicht ins Gefängnis gegangen wäre. Ich bin diesem Mann nicht böse. Er hat nur seinen Job gemacht.“ widersprach sie ihrer Freundin. „Ja, aber dein Vater ist doch an der Folter, die man ihm im Gefängnis angedacht hat gestorben, oder?“ hakte Julia nach. Marianne nickte. „Ja, er ist an den Folgen gestorben. Er hat einen Herzinfarkt durch die Elektroschocks erlitten. Frag mich nicht, wie die Gefangen an solche Geräte kamen, aber einer der Zellengenossen meines Vaters sagte mir, dass man ihn mit Tasern gequält hat. So gesehen hast du dann doch Recht, dass es wegen der Folter war. Irgendwann hat das Herz ausgesetzt und wenn ich es richtig verstanden habe, dann haben auch die Schließer nicht sofort den Arzt informiert. Aber dieser Zellenkumpel von meinem Vater sagte mir auch, das Kinder- und Frauenschänder keinen einfachen Stand im Gefängnis haben.“ Julia nahm ihre Hände. „Das ist grausam. Wirklich. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sag mir Bescheid.“ Marianne sah sie an. Ihre Augen waren gerötet. „Danke, du bist eine echte Freundin.“ „Soll ich dich nach Hause fahren?“ wollte Julia wissen. „Ja bitte. Ich muss zur Ruhe kommen.“ stimmte Marianne zu. Sie war ihrer Freundin und Kollegin für die Unterstützung dankbar. „Dann los.“ Sie standen auf und Julia fuhr Marianne nach Hause. Als sie vor der Tür standen sah Julia sie an. „Weißt du was, ich denke wir sollten mal wieder ein Wochenende zusammen etwas unternehmen. Du brauchst Ablenkung und ich würde vorschlagen, wir fahren auf meine Hütte in der Eifel. Was hältst du davon? Da gibt es keine nervenden Polizisten und vor allem keine Sorgen. Du kannst da mal wieder durch die Natur gehen oder am See einfach abschalten.“ schlug Julia vor. Marianne sah sie an. „Das wäre richtig klasse.“ stimmte sie zu. Sie stieg aus und ging in ihre Wohnung. In drei Tagen war Freitag und jetzt kam ein wenig Freude auf, dass sie mit ihrer besten Freundin ein Wochenende verbringen konnte.
Ben und Paul trafen am Flughafen ein und betraten nur wenig später das Büro der Bundespolizei. Ein ca. 60igjährigern Mann sah sie über seinen Brillenrand an. „Sind Sie die Kollegen von der Autobahnpolizei?“ wollte er wissen. Ben sah kurz zu Paul und dieser nickte. „Paul Renner mein Name. Das ist mein Kollege Ben Jäger. Wir wollen Herrn Staubmann abholen.“ Der Kollege grinste leicht. „Meinersberg, Peter Meinersberg. Ich bin der Dienststellenleiter hier. Herr Staubmann wurde von uns in der Schalterhalle verhaftet. Wir haben den Suchaufruf vor vier Stunden erst erhalten und es sofort an die Damen am Schalter weitergegeben. Und tatsächlich wollte Herr Staubmann Deutschland verlassen. Als wir ihn verhaftet haben, mischte sich ein weiterer Passagier ein, der versuchte Herrn Staubmann aus den Händen der Kollegen zu befreien. Dabei wurde der Kollege leicht verletzt. Herr Fringer wurde von uns deshalb ebenfalls in Gewahrsam genommen.“ berichtete der Kollege von der Bundespolizei sehr ausführlich. „Dann haben wir die Kerle, die das üble Spiel mit Semir gespielt haben.“ Ben nickte nachdenklich. „Vielleicht. Herr Meinersberg, könnten Sie die beiden Männer zu uns bringen?“ Peter Meinersberg nickte. „Selbstverständlich. Ich bin froh, wenn ich die wieder los bin. Dem Kollegen geht es zwar wieder besser, aber er ist in der Klinik. Gehirnerschütterung.“ Der Mann wies zwei Kollegen an, die Inhaftierten ins Büro zu holen und nur fünf Minuten später standen Staubmann und Fringer vor ihnen. Paul staunte nicht schlecht, als er den falschen Arzt vor sich stehen sah. „Wir werden die Beiden in unserer Dienststelle vernehmen. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Herr Meinersberg.“ Paul verneigte sich kurz und reichte dem Kollegen die Hand. „Gern geschehen. Ich weiß zwar nicht, was die Kerle getan haben, aber ich denke, sie werden die gerechte Strafe dafür bekommen.“ Paul lächelte. „Sie stehen im Verdacht auf die Familie meines Partners geschossen zu haben. Und nun am Verschwinden desselben beteiligt zu sein.“ Meinersberg Miene verfinsterte sich. „Wenn ich das gewusst hätte, dann hätten die Beiden noch einen Unfall gehabt, bevor sie in die Zelle gewandert sind!“ knurrte er.