Semir sah auf, als die Tür zu seinem Gefängnis geöffnet wurde. „Du kannst dich schon mal auf deinen Abgang vorbereiten. Morgen Abend ist es soweit. Morgen wird sie dich erschießen und vorher werde ich ihr meine Liebe gestehen und ihr den Antrag machen. Du bist mein Geschenk an sie. Sie wird überglücklich sein und endlich ein sorgenfreies Leben führen können, denn du wirst ihr das Glück nicht versauen! Du wirst nie wieder irgendjemanden das Leben vermiesen. Aber jetzt will ich noch einmal ein wenig Spaß haben. Ich will, dass du um dein Leben wimmerst! Ich will dich am Boden sehen, so wie er am Boden lag und um sein Leben bettelte.“ Julia Herbst sah ihn höhnisch an und am liebsten hätte er ihr die passende Antwort gegeben, doch sie schien darauf keine Lust zu haben. „Oh nein, Marianne schläft gerade und erholt sich von dem Stress, den du und dein Kollege auf sie abgeladen habt. Ich will nicht, dass du sie mit deinem Schreien weckst, das verstehst du doch, oder?“ Sie lächelte ihn an und griff in die Tasche. Nur wenig später entdeckte Semir den Schlagring, den sie sich über die Finger gestriffen hatte. Er versuchte ihr zu sagen, dass sie mit dem Wahnsinn aufhören sollte, doch sie schien für die Blicke, die er ihr zuwarf, nicht zugänglich zu sein. Semir stöhnte auf, als ihm die Faust mit dem Schlagring an der linken Wange traf. Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert und er spürte wie der Schlagring ihm die Wange aufriss. Blut lief heiß aus der Wunde über die Wange und an dem Hals runter. Er stöhnte auf und stieß einen erstickten Schrei aus. Dann folgte ein zweiter und ein dritter Schlag. Semir sackte zusammen und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an. „Du kannst scheinbar nicht mehr viel ertragen. Dann sollten wir Schluss machen, nicht wahr? Nicht dass du stirbst bevor sie etwas davon hat. Ich werde sie vielleicht überreden es nicht mit der Waffe zu machen, das ist viel zu schnell. Besser ein Messer, oh ja, wollen wir mal testen, ob es scharf ist?“ Julia Herbst lachte irre auf und nur wenig später spürte Semir einen Stich in der rechten Bauchseite. Julia schien genug zu haben und verließ den Raum. Als sie die Tür wieder verschlossen hatte, zerrte er mit aller Kraft, die ihm noch blieb. an den Fesseln. Die Schmerzen waren kaum zu ertragen und er spürte wie das Blut aus der Stichwunde lief.
Marianne wachte am nächsten Morgen durch den Duft des Kaffees auf, den Julia frisch zubereitet hatte. „Hey Dornröschen, aufgewacht?“ lachte sie, strich ihrer Freundin sanft über die Wange und Marianne reckte sich. „Na, geht es dir besser? Ich habe das Frühstück schon vorbereitet.“ gab Julia von sich. Marianne stand auf. „Oh man, die Tabletten haben mich echt umgehauen. Aber ich habe diesen Schlaf auch gebracht. Mir geht es jetzt richtig gut.“ „Sehr schön. Dann geh bitte mal schnell duschen und dann frühstücken wir gemeinsam.“ Marianne nickte und verschwand. Als sie wenig später am Frühstückstisch saß, sah sie nach draußen. „Was machen wir denn heute? Das Wetter ist so klasse. Wollen wir gleich noch spazieren gehen?“ schlug sie vor. Julia war einverstanden. „Und dann werden wir uns deine Überraschung vornehmen.“ stimmte sie zu. Sie gingen nach dem Frühstück um den See herum und setzten sich auch eine Weile ans Ufer. Marianne sah auf den See, der unendlich schien. „Es ist einfach herrlich hier.“ meinte sie leise. Julia hielt die ganze Zeit schon ihre Hand. „Sag mal Julia, was für eine Überraschung hast du denn nun für mich?“ versuchte Marianne wieder heraus zu finden. Julia lachte leicht. „Na dann komm, gehen wir zurück und dann darfst du sie sehen. Ich bin mir sehr sicher, dass dir das Drumherum auch gefallen wird.“ Marianne schüttelte den Kopf. „Du bist echt verrückt. Aber du bist meine beste Freundin. Danke, dass du mich dafür ausgewählt hast. Du bist so eine wunderbare Frau und wenn du in den letzten Tagen nicht so zu mir gehalten hättest, dann wäre ich sicher daran zerbrochen.“ Julia reckte sich unmerklich. Die Worte von Marianne gingen runter wie Öl. Sie brauchten eine gute Stunde, bis sie die Hütte erreicht hatten und Marianne bemerkte, dass der Weg nun zum Anbau führte. Sie lachte auf. „Du hast es wirklich gemacht? Du hast dir eine Sauna gebaut?“ wollte sie wissen. Doch Julia sah sie nur geheimnisvoll an.