“Humans all behave the same way, like idiots. They all forget that someday, they're gonna die, so the moment they come face to face with death, they cling to life.”
– Ginti. Death Parade
Prolog
Ben war in einem Tunnel. In der Dunkelheit zog er einen Atemzug. Die Luft abgestanden, modrig, auf dem Fußboden klebte der Dreck. Er setzte seinen Weg vorsichtig fort. Der Tunnel war klein und er musste Acht geben, dass er sich nicht den Kopf stieß. An seiner linken Seite spürte er warmes Blut, dass seine Brust herunterlief. Die Wunde blutete immer noch.
Ben biss sich auf die Lippe. Er brauchte etwas, um die Blutung endlich zu stoppen.
Er war müde. Ihm war kalt. Er musste seinen Körper regelrecht dazu zwingen nicht abzuschalten. Einen Fuß vor den anderen. Er konnte es schaffen. Nein, er würde es schaffen genug Meter zwischen sich und dem Verfolger herauszuholen.
Und so lief er einfach weiter. Seine rechte Hand glitt an der kalten und rauen Wand entlang. Mit jedem Schritt, den er tat, wurde sein Körper müder. Er bog nach rechts ab, stolperte in einen kleinen Abwasserkanal. Für einige Sekunden hielt er inne. Es waren keine weiteren Schritte zu vernehmen, er schien endlich entkommen zu sein. Dennoch blieb er nicht stehen, sondern setzte sich wieder in Bewegung. Vielleicht hatte er Glück und würde den Weg nach draußen finden. Er hoffe es, denn der Blutverlust war hoch. Viel zu hoch, um in diesen Wirrwarr aus Gängen festzusitzen.
Seine Stimme sagte ihm, er solle aufgeben, doch sein Körper trug ihn hartnäckig weiter. Es war egal, wie mühsam alles war. Er hatte ein Ziel vor Augen und dieses Ziel galt es so schnell wie nur möglich zu erreichen. Es war, als würde ein Countdown vor seinem Auge aufleuchten und langsam herunterzählen. Er hörte ein Geräusch und verharrte. Mit einem lauten Quieken sprang eine Ratte aus einem Kanalrohr hervor und lief über seinen Schuh. Ben atmete erleichtert auf. „Verfluchtes Vieh!“, schimpfte er leise und kämpfte sich dann weiter vor. Das stehende Wasser hatte längst seine Schuhe durchnässt und mit jedem Schritt wuchs in ihm die Verzweiflung. Er hatte überhaupt keine Ahnung, wo er war. Er war der Situation ausgeliefert und konnte nur hoffen, dass der Weg, den er genommen hatte, richtig gewesen war. Alles andere würde das Ende bedeuten.
Seine Beine wurden immer schwerer. Jeder Schritt kostete ihn all seine Energie. Ben wusste nicht, wie lange er schon lief und er traute sich nicht innezuhalten und auf die Uhr zu sehen. Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, doch es konnten auch nur wenige Minuten sein. Als er an der nächsten Abzweigung ankam, zögerte er. Welche Richtung sollte er einschlagen. Welcher Weg würde die Rettung bedeuten?
Links.
Schließlich entschied er sich für die Richtung, die ihm als erstes in den Sinn gekommen war und er setzte seinen Weg schwer atmend fort mit der Hoffnung, dass es bald ein Ende haben würde …