Nachdem Ben ihr nicht zu Willen war, hatte Maria katzengleich für einen Moment den Raum verlassen. Sie war in ihr „Behandlungszimmer“ gegangen, wo der Untersuchungsstuhl einladend auf seinen nächsten Gast wartete. Dieser Ben Jäger war zu wenig kooperativ und wenn sie seinen Samen in sich trug, würde sie ihn langsam und genüsslich entsorgen und sich dann um das nächste Opfer kümmern. Als ewige Erinnerung würden seine beiden, dank ihrer Hilfe jetzt wunderbar verschiedenfarbigen Augen sie begleiten und zwei der bereit stehenden Gläser mit Formalin beziehen. Dann konnte sie ihrem Kind einmal die Augen seines Vaters zeigen, denn es würde ja sowieso nach ihrem Tod die Sammlung erben und die Familientradition fort führen. Ohne zu zögern trat Maria an den Schrank, nahm eine Kassette mit altertümlichen chirurgischen Instrumenten heraus und huschte zurück zu Ben.
Der lag angespannt da, sein Atem ging stoßweise und er versuchte verzweifelt einen Ausweg zu finden. Er würde in seinem Zustand niemals ein Kind zeugen können, ganz abgesehen davon, dass die Verrückte sich auch nicht reproduzieren sollte. Wenn das aber nicht funktionierte, würde er das büßen und er würde die nächste Stunde vermutlich nicht überleben, wie er die Frau einschätzte. Noch einmal zerrte er verzweifelt und mit letzter Kraft an seinen Fesseln, aber die hielten ihn unbarmherzig auf dem Bett fest.
Als Maria das Zimmer wieder betrat und die Kassette auf dem kleinen Tisch abstellte, entwich ein entsetzter Laut seinen Lippen. Oh Gott-darin waren Instrumente, die ihm die letzten beiden Tage schon sehr weh getan hatten. „Nein bitte nicht!“, flüsterte er, aber ein dämonischer Ausdruck huschte über Maria´s Gesicht. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich deinen Samen kriege, du hattest es in der Hand, das für uns beide angenehm zu gestalten!“, gurrte sie voller Vorfreude, während sie langsam die Kassette öffnete. Suchend glitt ihr Blick über den Inhalt und blieb dann an einer alten Rekordspritze aus Glas und Metall in ihren Einzelteilen hängen. Langsam und konzentriert, denn sie war darin ja auch nicht geübt, setzte sie Teil um Teil zusammen und als Letztes steckte sie die dickste Nadel, die in der Kassette lag, auf. Mit dem Finger fuhr sie über die Spitze. „Hmm-ein bisschen stumpf, aber das macht nichts, du sollst ja schließlich auch etwas davon haben!“, lachte sie irr und beugte sich nun über Ben´s Körpermitte, woraufhin ein schrecklicher Schrei durch das alte Gemäuer hallte. „Halt die Klappe-ich kann mich nicht konzentrieren!“, fuhr sie ihn dann an, als er laut und verzweifelt weiter vor Schmerzen schrie und als er nicht aufhörte, stopfte sie ihm kurzerhand den Schal als Knebel in den Mund und verzurrte ihn an seinem Hinterkopf, damit er ihn nicht ausspucken konnte. Als sie nun weiter machte, betet Ben darum, endlich ohnmächtig werden zu dürfen, aber diese Gnade war ihm nicht beschieden. So gurgelte er verzweifelt vor sich hin und Hartmut, der das Ganze voller Entsetzen und Mitleid am Bildschirm verfolgte, hoffte nur, dass Semir und der Rest der Truppe jetzt schnell waren, sonst wäre es um seinen Freund geschehen.
Semir und Jenny eilten mit gezogener Waffe aufs Grundstück. Kurz orientierten sie sich. „Sollen wir nicht auf Verstärkung warten?“, flüsterte Jenny, aber der kleine Türke schüttelte den Kopf. „Ich habe es im Gefühl-Ben ist hier ganz nah-und er hat nicht mehr viel Zeit!“, gab er zurück und spähte nun vorsichtig in einen Raum, der wohl die Küche war. Eine zierliche blonde Frau stand mit dem Rücken zu ihnen, soweit man das durch die Vorhänge erkennen konnte und war wohl mit Kochen beschäftigt. Was ging hier vor und warum konnte man seelenruhig das Mittagessen vorbereiten, während hier ganz in der Nähe ein Mensch gefoltert wurde? Semir hatte sich wieder geduckt, damit die Frau ihn nicht bemerkte und war weiter zum nächsten Fenster geschlichen. Das war anscheinend ein bescheidenes Schlafzimmer, aber es war leer, wie auch der Raum daneben.
Semir umrundete nun, gefolgt von Jenny, die aufmerksam die Umgebung sicherte, das Gebäude und man sah eine kleine Terrasse mit Rheinblick, auf der allerdings keine Gartenmöbel standen-dahinter lag wohl das Wohnzimmer. Man konnte gedämpft Geräusche aus dem Fernseher hören und als Semir seitlich zu dem Fenster schlich, das wohl ebenfalls zum Wohnraum gehörte, konnte er einen riesigen Mann entdecken, der mit der Zunge zwischen den Lippen gebannt die Fernbedienung einer Spielekonsole bearbeitete, man sah aber schon auf den ersten Blick, dass er wohl geistig behindert war. Kurz kontrollierten sie noch das letzte Fenster, das winzig war und in das Badezimmer führte, aber im Parterre war keine weitere Person zu finden. Nachdem das Haus kein Obergeschoß hatte, war anzunehmen, dass sich Ben und Maria im Keller aufhielten.
„Jenny-traust du dir zu, die Frau zu überwältigen? Dann schlagen wir zeitgleich zu-du gehst durch das Küchenfenster und nimmst die Blonde fest und ich knöpfe mir den Spieler vor. Wenn wir die beiden festgesetzt haben, machen wir uns auf die Suche nach Ben-ich gehe davon aus, dass der im Keller fest gehalten wird“, erläuterte Semir seinen Schlachtplan und Jenny nickte. Sie verglichen die Uhren, machten die genaue Zeit aus und exakt eine Minute später schlugen zeitgleich Jenny das Küchenfenster und Semir die Terrassentüre ein und waren auch schon im Haus, bevor die Bewohner reagieren konnten.