Für die Fans, die auf dem Fantreffen beim Spiel „Ermittlungsarbeit ist Team-Arbeit“ mitgemacht haben, wünsche ich viel Spaß beim Lesen der Hintergrundgeschichte. Und noch einmal einen herzlichen Glückwunsch an „Cobra 6“ die das Spiel für sich entschieden haben, wenn es auch sehr knapp war. Würde mich über Feeds freuen.
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17.05.2017
Sie sah ihn enttäuscht an. „Papa, du wolltest doch noch tanken.“ sagte sie leise. Thomas Springfeld schluckte und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Oh verdammt! Ich habe es vergessen! Entschuldige bitte. Ich glaub, ihr müsst noch eben an die Tanke. Kannst du mir verzeihen?“ fragte er und sah sie entschuldigend lächelnd an. Sie strich ihm sanft über die Wange. „Aber sicher doch Papa. Ich fahre gleich zur Tanke und dann fahren Carlos und ich in den Schnee und genießen ein paar ruhige Tage. Denk bitte an meine Katze.“ bat sie ihn und gab ihm einen Kuss. Er drückte sie kurz an sich. „Pass gut auf dich auf, mein Schatz.“ mahnte er. „Und ruf an, wenn du angekommen bist!“ hängte er schnell an. Sie stieg ein und er winkte ihr noch hinterher. Die Szenerie wechselte und es wurde dunkel. Jetzt stand er in einem kahlen dunklen Raum. Vor ihm war ein Lichtkegel und mit zögernden Schritten ging er darauf zu. Jeder Schritt hallte in seinen Ohren. Der Raum wurde heller und jetzt bemerkte er, dass an der Wand verschiedene Klappen waren. Ein Mann in einem weißen Kittel erschien und sah ihn freundlich lächelnd an. „Sind Sie bereit?“ wollte er wissen. Thomas verstand nicht. „Wofür?“ fragte er deshalb. Der Arzt ging zu eine der Klappen und zog eine Barre heraus. Darauf, das konnte Thomas sehen, lag ein Körper, der mit einer weißen Plane abgedeckt war. Wieder sah der Arzt ihn an und winkte ihn zu sich. „Kommen Sie!“ Thomas trat zögernd näher. Als er direkt an der Barre stand, hob der Mediziner die Plane hoch und er sah auf den Körper. „Nein! Nein, das kann nicht sein! NEIN!!“ schrie er und schüttelte immer wieder den Kopf. Vor ihm lag seine Tochter und irgendwie war der Körper verformt. Sie hatte die Augen geschlossen und auf der Brust war ein Schnitt in Ypsiolonform zu sehen. Erschüttert sah er den Arzt an. „Was ist mit ihr passiert?“ wollte er wissen, doch der Arzt antwortete nicht. Dafür richtete sich seine Tochter auf. Thomas machte einen Schritt zurück und sah sie erschrocken an. „Papa, du hast nicht getankt! Du bist schuld, dass ich sterben musste!“ „Nein! Nein! Das wollte ich nicht! Ich wollte das nicht, Karina! Bitte, ich wollte das nicht! Verzeih mir!“ Er brach zusammen und weinte. „Du kannst es nicht ungeschehen machen! Du bist schuld! Schuld! Schuld! Schuld!“ hallten die Worte durch den Raum und wurden immer lauter. Er hielt sich verzweifelt die Ohren zu. „NEIN!!! KARINA!!!!!“ schrie er und schreckte auf. Nur mit Verspätung bemerkte er, dass es ein Traum war und er in seinem Bett lag. Mit fahrigen Händen fuhr er sich durch das Gesicht und wischte sich den Schweiß weg. Immer wieder kam dieser Traum. Immer wieder und erinnerte ihn an seinen schlimmsten Fehler. „Hört das denn nie auf?“ fragte er sich leise, denn dieser Vorfall war nun schon 16 Jahre her. 16 verdammte Jahre, in denen sich sein Leben komplett verändert hatte. Er war schuld! Seine Tochter hatte Recht! Er war schuld! Wenn er den Wagen getankt hätte, wie er versprochen hatte, dann wäre seine Karina noch am Leben. Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Fast automatisch ging sein Griff zur Whiskyflasche und er setzte sie an. Ein tiefer Schluck ließ wieder das wohlige Gefühl in seiner Brust aufkommen. Eine angenehme Wärme breitete sich in seinem Bauch aus und gleichzeitig schien er wieder klar denken zu können. Nicht er war schuld! Nein, dieser verdammte „Stroh im Kopf“ war schuld.
Wieder sah er die Bilder des verhängnisvollen Tages vor seinem inneren Auge:
Der 24. November 2001 war grau in grau und es sah nicht danach aus, dass es sich ändern würde. Karina umarmte ihre Mutter, die wegen einer schweren Grippe im Bett lag und verabschiedete sich. Thomas Springfeld brachte seine Tochter zum Wagen, wo ihr Freund Carlos bereits auf sie wartete. Er lächelte, als er sah, wie sich die jungen Leute küssten. Seine kleine Karina… vor drei Wochen war sie mit ihrem Freund Carlos, mit dem sie bereits seit drei Jahren befreundet war, zusammengezogen. Seine kleine Karina. Er hatte große Probleme damit, dass sie nun erwachsen war und das heimische Nest verlassen hatte, doch er war nicht dumm. Er wusste natürlich, dass es der normale Lauf des Lebens war, denn Kinder waren Reisende, die eine Weile bei den Eltern leben und dies genießen, doch irgendwann ziehen sie weiter und weder seine Frau noch er konnten es verhindern. Dummerweise hatte er sein Versprechen, ihr das Auto zu betanken vergessen, so dass seine Tochter selbst an die Tankstelle fahren musste. Wenn er geahnt hätte, was passierte, dann wäre er zur Tankstelle gefahren. Nach den Erzählungen von Carlos fuhren sie an die Aral Tankstelle am Militärring, da sie von dort aus sehr gut die Autobahn erreichen konnten. Während Karina tankte, las Carlos in einem Reisemagazin und wartete. Er stieg aus, als er sah, dass sie zurückkam doch er machte gerade mal einen Schritt, als eine laute Explosion ertönte. Karina Springfeld wurde wie von Geisterhand hochgehoben, vier Meter durch die Luft geschleudert und schlug hart auf den Asphalt auf. Durch die Druckwelle wurde auch Carlos zu Boden geworfen und verlor das Bewusstsein. Für Karina kam jede Hilfe zu spät. Sie starb noch an der Tankstelle, während Carlos schwer verletzt in die Klinik gebracht wurde. Neben seiner Tochter starben vier weitere Menschen und darunter, so die Polizei, befand sich auch der angebliche Täter. Thomas und seine Frau erfuhren von dem Tod durch den ermittelnden Beamten und sie brach zusammen. Für ihn war die Erklärung, dass der Täter selbst den Tod gefunden hatte, nicht glaubwürdig und so forschte er selbst nach, um die Ursache für diesen feigen Anschlag herauszufinden.