Als Semir und Paul bei Strohm eintrafen bekamen sie noch mit, dass er Kontakt mit seiner Tochter hatte. Er sah sie mit Tränen in den Augen an. „Er hat aufgelegt! Er hat einfach aufgelegt!“ gab er von sich und ließ sich in den Sessel fallen. „Konnten Sie die Stimme erkennen?“ wollte Semir sofort wissen und der Politiker dachte angestrengt nach. „Sie kam mir bekannt vor. Aber ich weiß nicht, wer er ist!“ Semir sah zum Kollegen vom LKA. „Frau Schrankmann sagte mir, dass der Entführer von Ihnen verlangt, Ihre Schuld einzugestehen. Welche Schuld meint der Erpresser damit?“ fragte er mit kühler Stimme. Dr. Herbert Strohm stieß verachtend Luft aus. „Woher soll ich das denn wissen?“ fauchte er. „Herbert, bitte. Wir kommen nicht damit weiter. Erzähle ihnen, was du auch mir erzählt hast. Bitte.“ warf Stoffers ein. Semir bemerkte den flehenden Blick von dem Politiker. „Wenn ich die Forderung erfülle, dann bin ich geliefert, Hans. Das ist dir doch auch bekannt! Ich kann doch nicht alles wegwerfen!“ Hans Stoffers sah zu Semir und Paul. „Herbert, der Erpresser droht damit, Nadine zu töten! Willst du sie dafür büßen lassen? Du hast mir doch auch schon alles erzählt.“ Wieder stöhnte der Politiker auf. „Ich will es nicht öffentlich machen. Finden Sie den Kerl und zwar vor 20 Uhr!“ fauchte er Semir und Paul an. Paul, der bisher geschwiegen hatte räusperte sich. „Was genau sollen Sie denn zugeben?“ fragte er und Semir sah ihn erwartungsvoll an. Strohm zuckte mit den Schultern. „Ich war damals nicht der Einzige, der den Job wollte. Helmut Luggert stand ebenfalls zur Wahl und hatte die besseren Chancen, weil er mich in den Dreck gezogen hat. Ich wollte mit allen Mitteln verhindern, dass er den Job bekommt. Aber ich habe nie, ich betone NIE gewollt, das Unschuldige in Gefahr geraten. Das müssen Sie mir glauben!“ beteuerte er. Semir nickte. „Was genau ist denn damals passiert?“ Strohm erzählte, was in seinen Augen passiert war und Semir sah kurz zu Paul. „Sie haben also diesen Schmidt für diesen Anschlag bezahlt?“ Dr. Strohm sah ihn an. „So würde ich das nicht sagen. Es war mehr eine Entschädigung, weil sein Auto ja auch beschädigt werden konnte.“ wich er aus. Paul lachte auf. „Entschädigung? Wieviel haben Sie ihm gezahlt?“ fragte er nach. „70.000 DM…“ antwortete Strohm leise. „Herr Strohm, ich denke Ihnen ist klar, dass wir den Fall von damals wieder aufrollen. Sollte dann herauskommen, dass Sie Schuld an dem Tod von fünf Menschen tragen, dann werden Sie zur Rechenschaft gezogen. Mord verjährt nie und ich denke, das wissen Sie.“
Dr. Herbert Strohm nickte leicht. „Natürlich weiß ich das. Es war doch keine Absicht. Ich wollte doch nicht, dass außer Helmut Luggert jemand zu Schaden kommt. Es ist passiert und ich würde alles geben, wenn ich es rückgängig machen könnte. Hören Sie, meine Tochter war damals gerade sechs Jahre alt. Sie hat doch nichts damit zu tun. Was soll ich machen? Wenn ich die Forderung erfülle, dann bin ich geliefert und wandere für immer ins Gefängnis. Und wenn ich mich weigere, dann verliere ich meine Tochter.“ Semir sah Paul an und wandte sich dann wieder an Strohm. „Dr. Strohm, ich kann Sie nicht zwingen, die Forderungen zu erfüllen, aber der Täter scheint genau zu wissen, wie er seinen Willen durchsetzen kann. Selbst wenn Sie es nicht tun, sind wir verpflichtet Sie zu verhaften. Nur Sie können ihrer Tochter das Leben retten.“ Dr. Herbert Strohm nickte. „Ich weiß. Ich bedauere das ja auch. Aber ich kann doch nicht meine Karriere aufs Spiel setzen nur, weil so ein Säufer mir droht, meine Tochter zu töten!“ Semir stutzte. „Warum Säufer?“ hakte er sofort nach und Dr. Strohm suchte angestrengt nach Worten. „Das kann nur der Säufer gewesen sein! Dieser Springfeld! Der nervt mich schon die ganze Zeit. Warum stehen SIE noch hier? Ich habe Ihnen doch den Namen genannt! Sehen Sie zu, dass Sie diesen Kerl schnappen und meine Tochter finden!“ Semir sah ihn etwas erstaunt an. „Haben Sie Beweise, dass es der Mann war?“ Der Politiker nickte. „Ich habe seine Stimme erkannt! Er war es eindeutig!“ Bisher hielt Stoffers sich zurück, doch auch er schien den Widerspruch bemerkt zu haben. „Herbert, du hast eben doch gesagt, dass du dir nicht sicher bist. Warum jetzt?“ Doch Strohm sah ihn nicht an, sondern wandte sich an Semir und Paul. „Sorgen Sie dafür, dass der Kerl mir nicht mehr droht und bringen Sie mir meine Tochter zurück! Und Sie sollten sich anstrengen, denn wenn Sie versagen und der Kerl entkommt, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie aus dem Polizeidienst entfernt werden!“ Semir stand auf und nickte Paul zu, der nicht wusste, was er vorhatte. „Wo wollen Sie denn hin?“ fragte Strohm erstaunt. Semir sah ihn mit einem eisigen Blick an. „Herr Dr. Strohm, Sie denken in Ihrer Position können Sie sich alles erlauben, aber ich lasse mir ganz sicher nicht drohen! Ich kann Ihnen nur anraten, genau zu überlegen, wen Sie sich zum Feind machen. Sie treffen die Entscheidung. Wenn Sie wollen, das wir Ihnen helfen, dann unterlassen Sie diese Machtspiele! Einen schönen Abend noch.“ Er winkte Paul mit dem Kopf zu und verließ das Haus.