Diana Baur saß im Wohnzimmer und starrte auf das Bild, welches Josh lachend zeigte. Sie spürte eine Leere in sich. Heute musste sie ihren Kindern sagen, dass ihr Vater nie wieder zurückkommt. Nie wieder mit ihnen lachte, nie wieder spielte. Und sein Sohn, den sie unter ihrem Herzen trug, würde seinen Vater nie kennen lernen. Nur anhand der Fotos konnte sie ihm sagen, was für ein wundervoller Mann ihr Josh doch war. Es klingelte an der Tür und schwermütig erhob sie sich. Sie öffnete die Tür und sah in das Gesicht ihr zwei gänzlich fremder Männer. „Ja?“ fragte sie. „Frau Baur?“ kam die Gegenfrage und sie nickte. „Gerkhan, dass mit mein Kollege Brandt. Wir bearbeiten den Mord an Ihren Mann und haben ein paar Fragen. Denken Sie, dass es möglich ist?“ Diana nickte und gab die Tür frei. „Gehen wir in die Küche. Möchten Sie einen Kaffee?“ Doch beide lehnten an. „Wie kann ich Ihnen helfen? Haben Sie irgendeine Spur zu diesem feigen Mörder?“ fragte sie leise und mit gepresster Stimme. Gerkhan schüttelte den Kopf. „So weit sind wir leider noch nicht. Frau Baur, bitte denken Sie einmal nach. Gab es bevor Ihr Mann verschwunden ist, irgendwelche sonderbaren Vorkommnisse? Haben Sie Personen in der Nähe des Hauses gesehen, die Sie oder besser Ihren Mann beobachtet haben? Fremde Fahrzeuge?“ Diana sah ihn an. „Sie denken, dass Josh kein zufälliges Opfer war?“ hakte sie nach. „Wir gehen davon aus, dass es sehr wohl beabsichtigt war, Ihren Mann zu töten.“ Bestätigte der Mann mit den strahlend blauen Augen. „Okay, da muss ich wirklich nachdenken. Ja, doch ich erinnere mich an einer Sache. Bevor Josh verschwunden ist, genauer gesagt zwei Tage vorher, da war hier vor der Tür immer so ein schwarzer Van. Der gehörte hier nicht hin. Die Nachbarn hatten sich auch schon über den jungen Mann aufgeregt, der da wohl drin wohnte.“ erinnerte sich Diana. Gerkhan sah sie an. „Wieso wohnen?“ hakte er sofort nach. „Na, laut dem Nachbarn lag da eine Matratze drin. Und Decken. Josh wollte den Typen schon ansprechen, doch plötzlich war er wieder weg und kam auch nicht wieder. Also der Wagen meine ich.“ Gerkhan nickte. „Haben Sie vielleicht das Kennzeichen zu dem Fahrzeug?“ Diana schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Aber vielleicht der Nachbar.“
Semir und Alex gingen zum Nachbarn doch der war scheinbar im Urlaub. Zumindest machte er nicht auf. „Okay, dann lass uns zurückfahren. Wir sollten die anderen Witwen auf die Wache einladen. Das wäre einfacher als wenn wir jede anfahren.“ schlug Alex vor. „Ja, das wäre gut. Wir sollten aber auf jeden Fall noch Anja befragen.“ Setzte Semir dagegen und Alex stöhnte auf. „Okay, was versprichst du dir davon?“ „Nun, Anja und Ralf waren Geschwister. Vielleicht hat Ralf mit ihr darüber gesprochen.“ Meinte Semir nur. „Das wäre gut möglich. Also fahren wir!“ stimmte Alex nun zu. Sie fuhren gerade auf die Autobahn, als der Funkspruch kam. „Cobra 11 für Zentrale! Wir haben eine verunfallte Person in den alten Clouth-Werken an der A57. Alle anderen Kollegen sind bereits anderweitig beauftragt. Könnt ihr das übernehmen?“ Semir nickte Alex kurz zu und dieser bestätigte den Einsatz. „Cobra 11 an Zentrale. Wir übernehmen. Habt ihr die Rettung schon informiert?“ Der Kollege am Funk bejahrte es. „Wieso gehen die auf das alte Gelände?“ knurrte Semir. Die Clouth Werke waren eine Gummiwarenfabrik die Anfang 2000 geschlossen wurden. Die Gebäude auf dem Gelände galten als einsturzgefährdet und Semir selbst hatte hier schon mehrere Junkies und Obdachlose vertrieben. Als sie vor Ort waren, sahen sie den Rettungswagen, der an dem großen Tor stand. Sie stiegen aus und gingen zu dem Einsatzleiter. „Habt ihr schon nachgeschaut?“ wollte Semir wissen und der Einsatzleiter schüttelte den Kopf. „Wir haben die Anweisung nicht ohne Geleitschutz auf das Gelände zu gehen. Ihr wisst schon, wegen diesem Irren.“ Der Hauptkommissar rollte die Augen. „Der Killer schießt auf Polizisten und nicht auf Sanitäter oder Notärzte.“ Gab Alex von sich und Semir sah ihn nur kurz grinsend an. „Okay, wir werden uns umsehen und euch dann rufen, sobald wir was gefunden habt. Bis dahin haltet eure Windeln sauber.“ Die Hauptkommissare legten sich ihre Schutzweste an und gingen durch das große Tor und sahen sich um. „Tja, welche Halle hat der Kollege nicht gesagt, oder?“ wollte Semir wissen und Alex schüttelte den Kopf. „Hab ich nicht in Erinnerung. Eines ist aber klar, wir werden uns nicht trennen.“ mahnte er den türkischen Kollegen. Dieser grinste breit. „Niemals!“ beteuerte er. Sie gingen auf die ihnen nächstgelegene Halle zu und sahen sich um. Hier war nichts. Auch in der nächsten Halle trafen sie auf keinen Verletzten. Semir griff zum Handy und wollte auf der Wache anrufen, um mehr Informationen zu erhalten, doch sein Handy war tot. „Kein Netz, super!! Das passt ja wieder toll zusammen.“ knurrte er und ging aus dem Gebäude raus. Hier hatte er wieder Empfang.