Ben sah aus dem Fenster und es gefiel ihm überhaupt nicht was er sah, als der Flieger nun die Wolken durchstieß und diese immer dichter wurden. Dass das Wetter in Deutschland nicht mit dem in Florida konkurrieren konnte, wusste er ja schon, aber heute zeigte es sich von einer extrem schaurigen Seite und je niedriger der Flieger ging, umso dunkler wurde es. Der Hinweis sich anzuschnallen leuchtete auf und er legte den Gurt an. Nur wenig später landete der Flieger auf dem Düsseldorfer Flughafen. Ben wartete bis die Passagiere aus der Economy-Class ausgestiegen waren und erhob sich dann, ging zum Ausgang wo Brenda, seine persönliche Stewardess, bereits auf ihn wartete. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Ben." lächelte sie ihn an und er verbeugte sich leicht. „Vielen Dank Brenda. Denken Sie daran, dass ich nur ganz kurz in Deutschland bin und mich hier überhaupt nicht auskenne. Wenn Sie die Zeit finden, dürfen Sie mir gern die Stadt zeigen." Er hatte einen Zettel mit seiner Adresse zwischen Zeige- und Mittelfinger und hielt ihn ihr hin. Sie senkte den Blick, wurde leicht rot und nahm ihn zögerlich an. „Da sage ich nicht nein. Wie wäre es denn mit heute Abend um neun? Ich muss übermorgen schon wieder weg und dann sollte man doch jede Minute genießen, finden Sie nicht?" wollte sie von ihm wissen. Ben sah sie musternd an und nickte. „Dann sollten wir die Zeit wirklich nutzen. Heute Abend um neun passt perfekt." stimmte er zu und verließ den Flieger. Er freute sich auf den heutigen Abend und noch mehr darauf, morgen zu Semir zu fahren. Ein verschmitztes Grinsen umschmeichelte seine Lippen, als er daran dachte, das Semir gar nicht wusste das er in Deutschland war. Es würde morgen eine perfekte Überraschung sein, wenn er plötzlich in der PAST stehen würde. Er ging zum Gepäckband um seine Koffer in Empfang zu nehmen und hier wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Während er auf sein Gepäck wartete, beobachtete er die Menschen, die hier in der Halle waren und bemerkte diverse Dinge, die anderen entgingen. Das war noch ein Rest, den er sich aus seinem alten Beruf als Polizist bewahrt hatte. Nicht weit von ihm stand ein Pärchen welches sich sehr angeregt unterhielt. Auch wenn er kein Wort verstand, bemerkte er die Aggressivität im Gespräch. Und plötzlich holte der Mann aus und verpasste der Frau eine Ohrfeige. Sie taumelte einen Schritt zurück und er wollte sich gerade einmischen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. „Thomas Mannhaupt, Zoll! Würden Sie uns bitte folgen?" kam freundlich und Ben drehte sich um. Zwei Beamte vom Zoll standen vor ihm. Er nickte, griff seine Koffer die gerade kamen und folgte den Männern. Sein Blick ging noch einmal in die Richtung, wo das Pärchen eben noch war, doch nun war die Stelle leer.
Michelle Kastner riss sich von Kristof los und rannte in die Toilette. Sie weinte leise und hoffte irgendwie, dass hier eine ihrer Kolleginnen war, der sie sich anvertrauen konnte. Doch hier war sie allein. Sie sah in den Spiegel, nahm ein Papiertuch und wischte sich das Blut von der Lippe. Wut stieg in ihr auf. Wenn sie diesem Kerl doch endlich zeigen konnte, mit wem er sich angelegt hatte. Doch noch hatte sie nicht genug an Hinweisen. Einer fehlte noch und dann konnte sie dieses Schwein endlich mit Hilfe ihrer Kollegen hinter Gitter bringen. Seit vier Wochen war sie nun schon bei diesem Mann, der sie wie Dreck behandelte. Er hielt sie wie eine Gefangene und sie durfte nur eines. Gut aussehen. Sie brauchte die Tür gar nicht erst öffnen, denn sie wusste genau das Kristof davorstand und sich vermutlich mit Maik, seiner rechten Hand unterhielt. In eine der Kabinen, die sie nun betrat, zog sie ihr Handy hervor. Leider musste sie feststellen, dass sie hier keinen Empfang hatte und fluchte leise. Dann wählte sie die eigenen Dateien und hörte sich noch einmal die Aufnahme an. „…werden am Rastplatz "Wilde Heide" übergeben. Miranov ist dabei und ich werde reich sein. Kümmere dich um die Waffen! Ich will alles hier haben, was der Russe bestellt hat." hörte sie die Stimme von Kristof und verzog leicht die Lippen. Genau dieses Gespräch, welches sie bei einer günstigen Gelegenheit aufzeichnen konnte, würde Kristof das Genick brechen. Die Tage von diesem Waffenhändler waren gezählt. Und kein Geld dieser Welt konnte das wieder gut machen, was sie im Augenblick durchmachte. Keine Belobigung war groß genug, dass sie sich wie Dreck behandeln ließ. Michelle wusste zwar, wo die Waffen übergeben werden sollten, doch noch hatte sie keinen Termin. Erst wenn sie diesen hatte, konnte sie ihre Kollegen informieren und einen entsprechenden Empfang für diesen Miranov und Kehrbaum vorbereiten. Sie tauschte die Speicherkarte aus ihrem Handy aus und steckte die alte in ihre Geldbörse. Beides steckte sie wieder in die Hosentasche, zog ab und stellte sich noch einmal vor den Spiegel, um sich etwas herzurichten. In drei Wochen spätestens würde sie wieder ihren Job machen. Einen normalen Job an dem sie am Abend nach Hause, in ihre eigenen vier Wände gehen konnte. Mit ihren Eltern telefonieren und vor allem wieder etwas Freude im Leben haben. Doch nun war es wichtig, diese Karte ihren Kollegen zukommen zu lassen. Die Frage war nur wie? Kehrbaum und seine Gefolgsleute würden verhindern, dass sie einen Brief versendete, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben. Sie verließ die Toilette und sah Kehrbaum ins Gesicht.