Beste Folge im Frühjahr 2018 16
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Hooray for Bollywood (0) 0%
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Autohacker (3) 19%
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Blinde Zeugin (6) 38%
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Held der Straße (0) 0%
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Kein Entkommen (5) 31%
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Klassenfahrt (2) 13%
So, nachdem wohl niemand sonst diesen Thread gestartet hat, mache ich das mal eben schnell.
Zur Erinnerung, die Staffel letzten Herbst hatte ich als die schlechteste bisher bezeichnet und ich muss sagen, dass das auch so bleibt. Man ist nicht schlechter geworden, aber auch nicht wirklich besser. Vieles habe ich der Belanglosigkeit wegen schon wieder vergessen und verdrängt. Ein zweites Mal sehen muss ich auch keiner der Folgen.
Hooray for Bollywood
Der Auftakt der Frühjahrsstaffel hat nach der katastrophalen Herbststaffel, hat man mit dieser Folge die Zuschauer schon gleich wieder verärgert. Die Story war naja, die Action langweilig, jedoch sind durchaus emotionale Momente vorhanden gewesen und die Bollywood Filmszenen wurden wirklich gut umgesetzt. Man merkte, Darius Simaifar gibt sich Mühe und versucht wirklich, dass beste aus einem schlechten Drehbuch und dummen RTL-Vorgaben zu machen. Die Comedy, die hier einfach zu viel des Guten ist, macht die folge kaputt und eckt stark bei alteingesessenen Fans und anderen Zuschauern an. Die stärkere zweite Hälfte (ab Priyas vermeintlichem Tod bis kurz vor der End-Chase) der Folge hat so keine Chance, noch wirklich zu überzeugen. Simaifar scheint ein guter Regisseur, der aber nicht zeigen darf, was er kann.
Autohacker
Diese Folge gefiel mir schon besser. Man hatte eine ernste Handlung, ohne Comedymomente, erzeugt sogar ansatzweise Spannung. Das Problem der Folge ist ganz klar ihr Budget! Spätestens seit der zweiten Staffel steht Alarm für Cobra 11 für seine spektakulären Stunts, zu sehen bekommen wir in dieser Folge aber absolut rein gar nichts! Dramatisch sind die Szenen, in denen Semir Norikos Schutzwohnung aufsucht oder den vermeintlichen Mörder seiner Familie bedroht, dafür fehlen an anderen Stellen Härte und Tempo, etwa als der Asiate erschossen wird und Semir den Schützen einfach davonlaufen lässt und nicht einmal den Versuch unternimmt, diesen zu verfolgen.
Zum einmaligen Schauen gut, aber brauche ich nicht wieder.
Blinde Zeugin
Die Folge hatte etwas, gefiel mir durch ihre Erzählweise. Die Figur der Richterin wirkte interessant, doch gelingt es Boris von Sychowski nicht ganz, die Beweggründe des russischen Attentäters rüber zu bringen. Warum ist er dem Mafiaboss so treu ergeben, denn schließlich saßen sie ja nur zusammen im Gefängnis? Die End-Chase gefiel mir sehr gut, der Crash am Ende sah einfach klasse aus. Gerne mehr davon, aber dennoch verbesserungswürdig.
Held der Straße
Die lockeren Szenen rund um Semirs Familie funktionierten gut. Die Geschichte mit dem Obdachlosen war in Ordnung, ganz passabel, sollte aber nicht zu Gewohnheit werden, denn man kann familiäre Lockerheit auch ohne das alles erzählen. Der Fall in dieser Folge war grundsätzlich nicht schlecht, warum aber Semir und der Obdachlose zwingen Köche spielen mussten und Paul dann doch einfach in das Gebäude eindringen kann, will mir nicht ganz einleuchten. Die Undercovernummer hat zur Aufklärung des Falles nichts beigetragen und wird somit überflüssig. Action war langweilig.
Mein Tipp an RTL: Versucht doch die Fälle ernst und spannend zu erklären und bringt als Kontrast lockere Familienmomente rein, ohne diese zwingend mit einer Witzfigur überziehen zu müssen.
Kein Entkommen
Gute Grundstory, die Action war nett anzusehen, Carlo als Bösewicht (wow ich merke mir bei einer neuen Folge mal wieder einen Namen) hat mir gefallen und war gut gespielt. Die Folge war solide, doch fehlte ihr an manchen Stellen etwas Drama, Härte und vor allem Tempo. Die Mutter wir schwer verletzt, Angst der Angehörigen ist beispielsweise überhaupt keine zu spüren, alle bleiben viel zu ruhig. Besser gefallen hat mir das Semirs Reaktion auf den Mord an der Geisel. Die Szene hat mich angesichts der sonst dominierenden Leichtigkeit in der heutigen Zeit sehr überrascht, die Überblende, wie Semir das Grab schaufelt war klasse. Sehr gut gefallen hat mir außerdem das Ende der Folge, wo man Carlo tatsächlich sterben lässt und wie schon bei "Freier Fall" auf ein überzogenes Comedyende verzichtet.
Alles in Allem solide Unterhaltung, aber auch hier habe ich keinen Drang, die Folge ein weiteres Mal anzuschauen.
Klassenfahrt
Kommen wir zu meist diskutierten Folge der Staffel: "FKK-Alarm für Semir" im letzten Jahr hatte mich tatsächlich als Comedyspecial mit ernsten Szenen rund um Paul doch überzeugen können, während ich von "Jenseits von Eden" im Herbst hingegen schier entsetzt war. An welche Folge würde sich also "Klassenfahrt" annähern?
Auch wenn ich dafür wahrscheinlich nicht auf viel Verständnis stoße, die Folge hat mich unterhalten. Ich fand sie nicht so schlimm, wie den Pilotfilm, hatte einfach etwas schlimmeres erwartet. Die Folge ist eine Komödie und hat mit einer Actionserie wirklich rein gar nichts zu tun (die gezeigte Action war auch so lasch, das zähle ich überhaupt nicht als solche). Ich kann die Folge persönlich verzeihen, hab mich nicht über sie aufgeregt, ein Staffelfinale war das aber nicht wirklich, den Platz hätte aber auch keine der anderen folgen gebührend einnehmen können.
Nachdem schon (unabhängig von meinem eigenen Empfinden) "FKK-Alarm für Semir" als Comedyfolge und "Atemlose Liebe" im Hinblick auf die experimentelle Inszenierung der Schießerei im Frühjahr 2017 auf wenig Zuschauerliebe gestoßen und heftig kritisiert worden sind, war natürlich klar, dass man diese Kritik für die Herbststaffel nicht mehr berücksichtigen können würde. "Jenseits von Eden" und zahlreiche Genre-Experimente stellten den bisherigen Tiefpunkt der Serie hinsichtlich der gesamten Zuschauerbewertung dar (sowohl soziale Netzwerke, als auch das Forum). Warum man in dieser Staffel dann mit der Comedyschiene weitermacht, sogar Comedy als Staffelfinale wählt und statt Genreexperimenten jetzt "Internationalität" (wobei Bollywood auch ein Genre-Experiment ist) in dieser Staffel in den Mittelpunkt stellt, anstatt endlich mal das Konzept zu überarbeiten und mal auf die Kritik an der vorletzten Staffel reagiert, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar. Die Zeit hatte man. Nein, stattdessen suggerieren uns Napoleon-Semir und Zahnfee-Paul schon jetzt, dass sich auch im Herbst 2018 nichts ändern werden wird!
Die Quoten zur aktuellen Staffel spiegeln den Unmut nahezu aller Zuschauer wider und die kommende Staffel wird den Todesstoß für die Serie einleiten. Die Zuschauer warten spätestens seit Herbst 17 auf Besserung, werden zwei weitere Staffeln enttäuscht und irgendwann ist das Image der Serie so stark beschädigt, dass keiner mehr eine Verbesserung bemerken wird oder sich dafür interessiert.
Belanglosigkeit, fehlende Spannung und wenig Emotionen haben wir jetzt seit Frühjahr 2016, doch Leichtigkeit und Action-Armut nehmen seit Herbst 17 immer weiter zu! Von Halbwegs dunklen Paul-Folgen wie "Zahltag" oder "Die falsche Seite" sind wir mittlerweile auch schon meilenweit entfernt. Die Staffeln mit Paul-Renner waren nie gut, jetzt sind sie katastrophal. Das Abdriften zu etwas, was Cobra 11 nicht war und nicht sein sollte, ist mit Paul Renner also schneller und extremer gegangen, als mit Ben Jäger.
RTL muss schnellstens einen anderen Weg einschlagen, falls sie die Serie überhaupt noch retten möchten. Weniger Folgen, um mehr Budgets für die einzelnen Folgen zu haben, bessere Bücher, endlich mal wieder Action. Und vor allem: nehmt endlich die Emotionen-, Spannungs- und Härtebremse raus! Der Kontrast zwischen diesen Elementen und locker-lustigen Szenen war es, was mit Tom Kranich so super funktioniert hat. Findet zu dieser Balance zurück und modernisiert das. Wie ich aber oben schon sagte, fürchte ich, dass es dafür schon viel zu spät ist.
Nachtrag zum Thema Internationalität in dieser Staffel: Die Täter kommen in fünf von sechs Folge aus dem Ausland. Hätte so nicht sein müssen, dass sich diese Internationalität größtenteils nur auf die Verbrecher beschränkt. Zudem wirkte der Versuch die Staffel international zu machen teils echt erzwungen. Hätte man in dem Zusammenhang mal das Thema Rechtsradikalität behandelt, hätte man einen Gegenwartsbezug gehabt und ein ernstes und wichtiges Thema behandelt, obwohl die Umsetzung wahrscheinlich am Konzept gescheitert wäre.