Beste Folge der Herbststaffel 2018 18
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Und wieder einmal stellt sich nach einer Sendestaffel die Frage nach der besten Folge, dieses Mal aus insgesamt 11 Episoden, mal wieder ohne den eigentlich ab 2008 zur Gewohnheit gewordenen 90-Minuten-Pilotfilm und endlich hat eine Staffel es mal wieder verdient, dass man sich ein wenig ausführlicher mit ihr auseinandersetzt als in letzter Zeit.
Für mich ist es mit relativ großem Abstand vor Herbst 2016 die bisher gelungenste Paul Renner-Staffel mit sehr vielen Folgen, die man sich guten Gewissens auch ein zweites oder gar drittes Mal ansehen kann. Es mag sein, dass mein Gesamteindruck nicht so voller Euphorie wäre, wenn es die drei vorangegangenen Sendestaffeln nie gegeben hätte, aufgrund derer mein Feuer für die Cobra eigentlich am Ende von Klassenfahrt nahezu unwiederbringlich erloschen war.
„Schlimmer als Babyalarm kann es doch nicht mehr werden“, waren meine Worte kurz vor dem Einstieg von Paul Renner im Frühjahr 2016. Ich glaube fast, ich habe mich wirklich selten bisher in meinem Leben so dermaßen geirrt.
Man hat sich in diesen Monaten auf vielen Ebenen wieder stark verbessert. Sei es die Teamarbeit, die Situationskomik (nehmen wir eine der Folgen mal streng raus), die Action (auch wenn immer noch gerne kopiert wird) oder schlichtweg einfach die Geschichten, die da größtenteils erzählt werden und vor allem wie sie erzählt werden, da gelingen nicht nur ein Mal in dieser Staffel endlich wieder Gänsehaut-Momente. Nicht zuletzt achtet man sogar wieder vermehrt darauf, dass der Serienuntertitel nicht vollends in Vergessenheit gerät. Die größte Bereicherung stellt zweifelsohne Christian Paschmann dar (und - auch wenn er schon seit Frühjahr 2018 dabei ist - ich möchte Thomas Höret auf keinen Fall in diesem Atemzug unterschlagen) und ich hoffe inständig, dass vor allem Paschmann seinen Esprit nicht so schnell verliert wie es einst Kai Meyer-Ricks und Ralph Polinski passiert ist. Ich hätte auch nichts dagegen, ihn eine dann nur 5-teilige komplette Sendestaffel machen zu lassen, wenn dafür das Ergebnis so stimmt wie hier. Die Cobra braucht sicher nicht die längsten Sendestaffeln aller Zeiten, wenn dafür nur Käse rauskommt.
Überhaupt ist die Ausschussware hier einfach so verdammt gering. Selbst Platz 11 ist letztendlich immer noch irgendwo verschmerzbar, nachdem man ja mit Bravour bewiesen hat, dass man noch viel krachender gegen die Wand knallen kann. Wenn man sich erst mal ausreichend zugedröhnt hat, bestimmt sogar super witzig.
Arbeiten kann man noch daran, wieder deutlich öfter neutrale Kriminalfälle zu bringen ohne dass ein PAST-Mitglied auf welche Weise auch immer in Schwierigkeiten steckt. Thomas Höret und Christian Paschmann haben mit ihren Debütwerken als Regisseure ja gut vorgemacht, dass das funktioniert und nicht zwangsläufig auf Kosten der Spannung gehen muss. Auch die horizontale Erzählweise ist und bleibt ein großer Knackpunkt, genauso wie der Nichtgebrauch von Cliffhangern. Die Kritiken sind doch insgesamt nicht nur hier sehr positiv ausgefallen, man sollte es einfach mal wieder wagen. Dann wirkt eine erzählerisch so unglaublich faszinierende, tiefgehende Folge wie das Staffelfinale auch nicht mehr so deplatziert. Mit der bereits beschlossenen Ritter-Episode im Frühjahr 2019 müssten darüber hinaus endlich zwei endgültige Schlussstriche gezogen werden: Einer unter das Kapitel „Comedy-Episoden“ - zumindest, wenn man weiterhin ernst genommen werden möchte und bei RTL Wert darauf legt, dass hinter der 1, beim Gesamtpublikum nicht so bald eine Zahl zwischen 0 und 4 steht - und einer unter das Kapitel Ralph Polinski, sofern man ihm nicht weiterhin grundsolide Episoden der Sparte Power-Paar gibt, bei denen sich Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit nicht komplett im Weg stehen. Ich habe den Mann immer wieder gerne verteidigt und bis zu Summer & Sharky war für mich auch kein wirklicher Totalausfall dabei, aber gerade in dieser Staffel fällt der Kontrast vor allem dann auf, wenn man seine ernste Folge Hetzjagd auf Semir den übrigen ernsten Folgen gegenüberstellt. Da geht bei der Spannung und den Emotionen einfach viel zu viel verloren und es ist nicht im Ansatz das, was die Cobra selbst im Jahr 2018 noch kann. Schade.
Auch die Reihenfolge war nicht ganz einfach. Mit 5 vor 12 gab es zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder eine Folge mit ein paar Comedyeinlagen zu viel, die mich irgendwie trotzdem abgeholt hat und mitnehmen konnte. Mit Bombenstimmung, Schutzengel und Auf Leben und Tod hat man innerhalb weniger Wochen die Cobra drei Mal auf ganz unterschiedliche Art und Weise und mit jeweils völlig anderen Qualitätsmerkmalen - und lass es, wie vor allem bei Schutzengel, oft einfach nur Kleinigkeiten sein - wieder zum Leben erweckt. Das Power-Paar steht mit seiner Art, humortechnisch an die gelungenen Ben Jäger-Phasen anzuknüpfen, ebenso im Prinzip ganz alleine da. Harte Schule ließ den Franco wiedererkennen, den ich in der Paul-Ära bisher meistens total vermisst habe. Und in Most Wanted zeigt Darius Simaifar, dass er auf jeden Fall bereit ist, im Rennen um die beste Bildsprache mitzureden.
Meine Rangliste sieht letztendlich so aus:
- 342 - Bombenstimmung (10 P)
- 347 - Zwischen Leben und Tod (9 P)
- 346 - Schutzengel (9 P)
- 338 - Harte Schule (9 P)
- 344 - Amnesie (8,5 P)
- 337 - Most Wanted (8,5 P)
- 339 - Showtime für Paul (8 P)
- 340 - 5 vor 12 (7,5 P)
- 343 - Das Power-Paar (7,25 P)
- 341 - Hetzjagd auf Semir (7 P)
- 345 - Weiberfastnacht (2,5 P)
Also bitte: Paschmann, Tozza und Höret als zukünftige Regiebesetzung und für Gelegenheitsarrangements gerne Simaifar und Zavelberg - und Boris, bleib der Cobra bis zum Ende treu!
In diesem Sinne: Bis 2019.