„Ich werde euch hier jetzt ganz schnell raus bringen“, und schon hatte Jessy die Tür gekonnt geöffnet, in dem das Cobra Team gefangen war.
Jetzt lastete Bens komplettes Gewicht auf Susanne!
Wie eine schlaffe Puppe hing er an ihr und hatte seinen Kopf auf ihrer Schulter abgelegt. Er schien schon wieder abzudriften als Semir ihn sanft ansprach.
„Ben, Ben komm schon durchhalten, wir müssen hier raus, schau mal wer hier ist, …..deine Sammy, du musst ihr helfen hier raus zu kommen!“
Tatsächlich öffnete er langsam seine Augen.
Schon war Sammy bei ihm und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
Es war wie als würde sie ihm neue Lebenskraft einhauchen!
Behäbig hob er seine Hand und strich ihr ungläubig über die Wange, über welche nun Unmengen an Tränen flossen.
„Nicht....weinen..mein Engel...“, versuchte er sie zu trösten.
„Schnell ihr müsst den Gang vor und dann rechts ist eine Tür, da kommt ihr aus dem Steinbruch raus. …..Die Tür ist nicht verschlossen. Ich muss noch etwas erledigen!“
Sie drehte sich nochmals zu Ben um und strich ihm zärtlich über die schweißgebadeten Haare. „Danke Ben, du hast mir die Augen geöffnet. Ich werde jetzt das Richtige tun! Sammy bitte verzeihe mir!…. Ihr habt 5 Minuten um hier raus zu kommen, beeilt euch!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte in Richtung des Waffenlagers.
Ben begriff als erster, dass Jessica gerade ihr Leben für sie alle opferte. Er hatte schon einmal um sie getrauert. Bevor er richtig darüber nachdenken konnte wurde er von Einstein und Dieter gepackt und Richtung Ausgang getragen.
„Josef, du wirst den Waffendeal nun auf der Stelle abblasen“, drohte sie ihrem Freund, sie stand vor ihm mit einer Waffe auf diesen gerichtet.
„Jessy, mein Schatz, was ist nur aus deinen Idealen und deinen Träumen geworden?….. Hat dieser elende Bulle dir deinen hübschen Kopf so vernebelt? ….Komm schon es ist noch nicht zu spät“, versuchte Josef seine Jessy zu überzeugen, dass der Deal der richtige Weg sei.
Doch er sah in ihren Augen, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen war, sie hatte sich für die gute Seite entschieden. Plötzlich holte sie einen kleinen Zünder aus ihrer Tasche. Schnell legte sie den kleinen Hebel um und war bereit zu sterben.
„Ich habe nachdem ihr mich verraten habt, an jeder Waffenkiste eine kleine Bombe angebracht, ……du wirst diesen Deal nicht durchführen, du wirst jetzt zusammen mit mir zur Hölle fahren!“ Mit diesen Worten drückte sie den Auslöser und der Steinbruch verwandelte sich in ein gleißendes Feuerinferno.
Gerade noch rechtzeitig erreichte das PAST Team den Ausgang, bevor sie von einer riesigen Druckwelle zu Boden gerissen wurden. Da Hartmut und Dieter, durch den halb bewusstlosen Ben in ihrer Mitte diejenigen waren, welche als letzte das Freie erreichten, traf sie die Druckwelle am heftigsten.
Ben konnte sich nicht abfangen und landete unsanft auf seinem eh schon böse zugerichteten Brustkorb. Sofort war Sammy bei ihm und drehte ihn behutsam auf den Rücken.
„Schnell ruft einen RTW oder besser einen Rettungshubschrauber! ….Ben hörst du mich? Sag bitte etwas, oh mein Gott nein. Er hat keinen Puls mehr, wir müssen ihn reanimieren! ….Semir komm hilf mir!“ Sammy wusste, dass nun jede Sekunde zählte. Sie riss ihm das blutverkrustete T-Shirt vom Leib und begann mit der Reanimation. Semir drückte auf seinen Brustkorb und Sammy gab Atemspende.
„Beeeen, oh nein .....wo bleibt denn die Rettung...!“ Tränen rannen ihr über die geröteten Wangen und auch Semir war am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
So durfte es doch nicht zu Ende gehen, nein, er hatte schon wieder versagt und konnte seinen Partner und besten Freund nicht retten!
Er spürte rein gar nichts mehr, war es das jetzt?
Es war wie ein Lebensfilm, welcher sich im Schnelllauf vor seinem inneren Auge abspielte. Er sah sich als Baby, seine kranke und sterbende Mutter und seinen Vater mit dem er sich nie richtig gut verstanden hatte. Seine geliebte Schwester Julia und seine Freunde, allen voran Semir mit seiner Familie. Die ganze PAST Familie und da war sie, die erst vor kurzem in sein Leben getreten war. Sammy, wie ein Engel stand sie vor ihm, sie streckte ihre Hand nach ihm aus und er versuchte nach ihr zu greifen. Doch es gelang weder ihm noch seiner Geliebten sich zu vereinen. Er versuchte nach ihr zu rufen, aber kein Ton entwich seinem Mund. Er sah die Verzweiflung in ihren Augen, doch er konnte sie nicht trösten. Schon wieder musste er sie verlassen, wie damals als er dachte es wäre das Beste für sie. Sie wäre ohne ihn viel glücklicher. Jedoch hatte sie sich von vorne rein für ihn entschieden und er hatte dieser Liebe keine Chance gegeben. Nun war alles zu spät, sie würde ihn ein zweites Mal verlieren, er brach ihr ein zweites Mal das Herz.
„Wir haben ihn wieder!“ Hörte Semir durch einen Schleier aus Hoffnungslosigkeit und grenzenlosem Schmerz.
Sammy und Semir waren am Ende ihrer Kräfte angekommen, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit von dem Notarzt Team abgelöst wurden.
Sammy erklärte ihnen in kurzen Worten und mit für Semir unverständlichen Fachbegriffen, wie es um Ben stand und welche Verletzungen er davon getragen hatte. Sofort wurde an Ben der Defibrillator eingesetzt und sie versuchten ihn ins Leben zurück zu holen.
Erst als Semir eine Hand auf seiner Schulter spürte realisierte er, dass es ihnen gelungen war, das Herz seines besten Freundes wieder zum Schlagen zu bekommen.
„Wir müssen ihn sofort in die Klinik bringen!“ Erst jetzt konnte er seinen Patienten richtig untersuchen und erst jetzt sah er das ganze Ausmaß der Verletzungen. Er schüttelte kurz den Kopf und murmelte etwas von „wer macht denn so etwas Grausames?“
Nachdem Ben erstversorgt war, das Bewusstsein hatte er nicht mehr erlangt, wurde er auf einer Trage eilig in den Helikopter geschoben.
„Wo bringen sie ihn hin? Kann ich mitfliegen?“ Flehte Sammy den Notarzt an.
„Es tut mir sehr leid, aber sie können aus Platzgründen nicht mitfliegen, wir bringen ihn ins Katherinen Krankenhaus.“ Und schon hob der Helikopter mit ihrem geliebten Ben ab.
Jetzt war es endgültig um Sammy geschehen, sie brach völlig zusammen. Semir war sofort bei ihr und nahm sie tröstend in seine Arme. Obwohl er selber nicht mehr daran glaubte, versuchte er sie davon zu überzeugen, dass Ben es schaffen würde.
„Sammy, Ben ist stark er ist ein Kämpfer er wird bei uns bleiben…..“ Doch auch er war am Ende und so lagen sie sich in den Armen und weinten gemeinsam.
„Kommt ihr Zwei, ich fahr euch ins Krankenhaus zu Ben.“ Behutsam zog Susanne die beiden hoch und verfrachtete sie mit Jennys Hilfe in ein Auto.
Mittlerweile wuselte es vor lauter Einsatzkräften und auch das LKA war nun vor Ort. Doch all das war für Semir nicht mehr von Bedeutung, er wollte jetzt nur noch zu seinem Freund.
Ben war mittlerweile im Krankenhaus angekommen und wurde nach diversen Untersuchungen sofort in den OP geschoben. Ben hatte eine Milzruptur durch die vielen Schläge erlitten, mehrere Rippen waren gebrochen und man befürchtete innere Verletzungen. Zudem war der Patient während des Fluges abermals kollabiert und musste wiederbelebt werden. Sein Kreislauf war völlig daneben und er hatte sehr hohes Fieber. Die anderen Verletzungen wurden nur notdürftig versorgt.
Man hatte den jungen Polizisten schon angekündigt und so konnte der OP dementsprechend vorbereitet werden.
Es durfte keine Zeit verloren gehen!
Es ging um Leben und Tod!
Semir und Sammy starrten jetzt schon seit Stunden auf die Türe zum OP. Semir saß völlig in sich versunken auf den unbequemen Plastikstühlen im Besucherbereich und dachte wehmütig an die Zeit mit Ben zurück. Sollte sein junger Freund es nicht schaffen würde er die PAST verlassen, er konnte einfach nicht mehr. Ben wäre der dritte Partner den er zu Grabe tragen müsste.
Oh nein, so durfte er nicht denken, Ben würde das alles überstehen. Und dann brauchte dieser ihn als Freund mehr denn je. All die Qualen und all das Leid welche diese Verbrecher über ihn gebracht hatten.
Er wagte einen Blick auf Sammy welche in den Armen von Susanne hing und keine Träne mehr übrig hatte.
Würde sie ihn abermals verlieren wusste er nicht was sie tun würde. Sie hätte ihr Leben für ihn aufgegeben, um ihn aus den Händen dieser Schlächter zu befreien.