Ben war so erleichtert, als er sah wie seine Sammy losrannte. Jetzt musste er nur noch diesen Schlächter außer Gefecht setzen, er musste Ihr Zeit verschaffen und ihn so lange als möglich beschäftigen.
Mit dem Taschenmesser ging er auf Sascha los und rammte diesem die Klinge mit seiner verbliebenen Kraft in dessen Schulter. Mit einem gellenden Schrei warf der Guillard-Sohn sich auf den verletzten Polizisten und beide gingen zu Boden. Ben konnte einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken, da Sascha nun mit seinem vollen Gewicht auf seinen gebrochenen Rippen landete. Schwer atmend umklammerte er seinen Angreifer mit beiden Armen und es gelang ihm, ihn auf den Bauch zu drehen und seine Schulter mit dem Taschenmesser auf den Boden zu drücken. Jetzt war es Sascha der schmerzerfüllt aufschrie.
Mit seiner unverletzten Hand griff er in die Haare seines Entführers und schlug dessen Kopf mit voller Wucht gegen den Bettpfosten.
Sofort schoss diesem das Blut aus der Nase und Sascha brüllte noch lauter. Leider musste Ben bitter feststellen, dass seine Kräfte fast aufgebraucht waren. Er konnte jetzt nur noch mit seinem eigenen Gewicht arbeiten und hoffen, dass Sascha es nicht schaffte sich unter ihm heraus zu kämpfen.
Jedoch drehte sich Sascha jetzt mit einem schnellen Ruck um und warf den Verletzten von sich herunter. Blitzschnell zog er das Messer aus seiner Schulter und rammte es dem geschwächten Ben in den Rücken, zog es sogleich heraus und stach noch einmal zu.
Jetzt war es Ben welcher laut brüllend zusammenbrach und mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb.
Eine kleine Blutlache breitet sich unter dem Überwältigten aus und Sascha beugte sich über sein Opfer.
Mit einem gehässigen Grinsen hob er seinen Fuß und holte aus, so dass Jäger nun die Augen verdrehte und ohnmächtig zur Seite kippte.
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Es war zum Mäuse melken!
Semir hatte sich gleich am Morgen aufgemacht und Sammys beste Freundin Iris aus dem Krankenhaus befragt. Leider konnte auch sie sich nicht daran erinnern, dass Ihre Freundin mal eine Hütte erwähnt hatte, welche den Guillards gehörte. Auch bei der Schwester und ihrem Cousin hatte der Autobahnpolizist kein Glück.
Als Semir noch einmal bei den Helds vorbei ging, traf er dieses Mal nur Herrn Held an. Dieser war Vertriebler bei einer großen Softwarefirma und gerade von einer einwöchigen Geschäftsreise zurückgekehrt.
Samanthas Vater hatte seit zwei Tagen vergeblich versucht, seine Frau zu erreichen. Normalerweise telefonierten sie jeden Tag miteinander, am ersten Abend dachte er sich nichts dabei, wahrscheinlich hatte sie sich bei einer Freundin nach einem lustigen Frauenabend einquartiert. Doch als sie sich auch am zweiten Abend nicht gemeldete hatte, war der Familienvater mittlerweile mehr als beunruhigt.
„Das ist überhaupt nicht ihre Art, dass sich Sammy nicht jeden Tag meldete, daran habe ich mich gewöhnt aber Romy ist da absolut zuverlässig…….“
Semir konnte die Sorge um dessen Frau verstehen und jetzt musste er dem armen Mann auch noch sagen, dass seine Tochter verschwunden ist.
Das Gesicht in den Händen verborgen saß der Mann minutenlang da und war nicht in der Lage auch nur irgendwas zu sagen.
„Herr Held, wir müssen jetzt einen klaren Kopf bewahren, ……sie müssen auf jeden Fall ihre Frau als vermisst melden. Telefonieren sie bitte alle ihre Freundinnen ab, ob sie eventuell etwas wissen oder ob ihnen etwas aufgefallen ist. Mein Kollege Ben Jäger ist ebenfalls verschwunden und er hat mir eine Nachricht hinterlassen……... Und zwar werden die Zwei wahrscheinlich in einer Hütte der Guillards festgehalten. Können sie sich daran erinnern, dass ihre Tochter irgendwann einmal so eine Hütte erwähnt hatte?“ Redete Semir beruhigen auf Herrn Held ein.
Ganz plötzlich schien wieder Leben in diesen zu kommen.
„Aber ja doch…….. Sascha hätte Sammy damals einen ganz romantischen Heiratsantrag in einer urigen Hütte gemacht. Sammy hat uns davon erzählt wie wunderschön diese Hütte doch lag und hat uns auch Bilder geschickt. ……Warten sie, die Bilder habe ich auch auf meinem Handy.“ Schnell zog er sein Handy raus und suchte nach den Verlobungsbildern. Darauf war ebenfalls die Hütte von allen Seiten aus zu sehen. Zudem gab es ganz viele Bilder von der Umgebung der Hütte.
„Hat Sammy auch erzählt wo die Hütte steht?“ Semirs Herz begann wie wild zu klopfen an und er schöpfte wieder Hoffnung, seinen Freund bald aus den Händen dieses Irren zu befreien. Er versuchte sich gegenüber Herrn Held nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn das Ganze mitnahm und wie sehr er persönlich von dieser ganzen Geschichte betroffen war. Er musste seine Professionalität bewahren um Herrn Held nicht zu verunsichern.
„Sie hat uns nicht die genaue Adresse genannt, aber sie meinte, dass die Hütte ganz in der Nähe des Guillardschen Anwesen liegt. Ich erinnere mich daran, dass sie von ca. 10 Minuten Fahrzeit gesprochen hatte.“
Na das war jetzt aber mal ein Anhaltspunkt, so viele Hütten wird er ja wohl im Umkreis von 10 Minuten von dem Anwesen nicht geben!
Schnell bat er Herrn Held ihm die Fotos zu schicken und bedankte sich bei ihm, er würde diesen auf dem Laufenden halten.
Semir durfte jetzt keine Zeit mehr verlieren!
Noch während er zu seinem Auto ging, schickte er Helmut die Bilder und wählte dessen Nummer.
Nach kurzer Erklärung, machte sich Helmut sofort an die Arbeit und versicherte Semir, dass er nicht lange benötigte, um ihm die Adresse zu besorgen.
So stichhaltige Anhaltspunkte hatte er selten!
Semir beschloss zunächst Susanne zu informieren und sich die Adresse von dem Guillardschen Anwesen geben zu lassen.
Somit hatte er schon einen Vorsprung und er benötigte dann nur noch maximal 10 Minuten zu der Hütte.
Sollte er jetzt seine Chefin informieren?
Er entschied sich zunächst dagegen!
Erst wenn er den genauen Standpunkt hatte würde er um Verstärkung bitten. Wobei Ben geschrieben hatte er solle alleine kommen, er durfte seinen besten Freund und seine Sammy nicht wieder in unnötige Gefahren bringen.
Er könnte es sich nie verzeihen, wenn ihnen wegen seiner Unvorsichtigkeit etwas passieren würde.
Mit einem bedrückenden Gefühl dachte er an die Videobotschaft zurück, auf dem diese Verbrecher Ben fast zu tote geprügelt hatten.
Er durfte nicht riskieren, dass Ben noch einmal so leiden musste!