Na bitte. Es geht doch. Buch und Regie.
Ähnlich wie bei "Schutzlos" ein extrem starkes Thema, das man auch sehr gut umgesetzt hat. Fokus auf wenige Figuren, die dafür undurchsichtig waren. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich die Auflösung geahnt, wenn man so will, dann spoilert eigentlich bereits das Vorschaubild viel zu massiv. Pflichtbewusst wurde auch ein Selbstjustiz-durch-Unbeteiligte-Part eingeschoben, der aber wirklich stark verfilmt wurde, wenngleich es hier einiger Komparsen bedarft hätte, die die anderen Gäste spielen.
Humor ist wenig vorhanden, aber er sticht. Gerade im ersten Drittel hat der Fall ein paar Längen, die es früher nicht gegeben hätte. Da fehlen ein bisschen die Szenenwechsel und das Tempo, aber es lohnt sich, ein wenig Geduld zu haben. Leider muss ich es auch hier negativ anmerken: Mir fehlt die Musik. Gerade weil ansonsten der Großteil einer C11-Folge stets mit Musik unterlegt war, fällt hier und im Vorgänger einfach massiv auf, wie oft man mittlerweile komplett drauf verzichtet.
Ich denke mal, dass der Autor sich hier und da von realen Fällen hat inspirieren lassen. Max hat mir hier gut gefallen, gerade die Szene zwischen ihm und Vicky wegen des Einbruchs bei Sibersky ist sehr gelungen. Seine Autorität steht halt auf dem Spiel und ich denke, hier wird man noch weiter ansetzen. Man hat auch gut daran getan, die neuen Kollegen in den Hintergrund zu stellen und die Charaktere des Falles stärker zu beleuchten - das, was bei "Kein Kinderspiel" noch komplett für die Tonne war.
Am Anfang hätte ich mir einen Anfangsstunt gewünscht, dafür reichte es dann halt leider nicht mehr. Und das ist eigentlich heute auch wieder mein Hauptproblem mit der "Eventfilm-Reihe" - es nähert sich immer weiter einem "Tatort" an und das sollte nicht so sein. Die Folge von letzter Woche hätte man sich komplett schenken können, dann wären hier locker zwei, drei Actionszenen mehr drin gewesen. Denn das ist nun mal das Steckenpferd der Cobra.
Loben, gerade weil ich es bei "Kein Kinderspiel" völlig auseinandergenommen habe, möchte ich das gute Spiel der Darsteller, die hier weitaus weniger freidrehen dürfen und mit dem nötigen Ernst an die Sache rangehen. Extreme Unglaubwürdigkeiten im Fall sind mir jetzt nicht aufgefallen. Der Anfang ist natürlich ein riesengroßer Zufall, das muss man schlucken, auch die Molotov-Cocktail-Aktion ist ziemlich drüber und wird auch etwas zu kurzatmig zu den Akten gelegt, ansonsten haben mich aber viele Szenen einfach gepackt.
Insgesamt reicht es für gute 8 Punkte, was direkt mal 8 mehr sind als letztes Mal. Gerade solche Fälle, die vom Grundkonzept her nah an der Realität, nah an den Zuschauern sind, fangen die verringerte Action-Dosis heutzutage noch einigermaßen auf. Ich hoffe mal, dass man im Herbst daran anknüpfen kann.