Zwei Tage sp?ter
Kranich klappte mit einem tiefen Seufzer die Mappe zu. Endlich war sein Bericht für Förster fertig. Er hasste diesen lästigen Papierkram ohnehin. Doch einen monatelangen Undercover-Einsatz in wohlgesetzte Worte zu kleiden war die Hölle! Er packte seine Sachen zusammen und verließ das Büro der Inneren. Draußen atmete er tief durch. Endlich vorbei!
"Zumindest vorläufig", berichtigte er sich in Gedanken selbst. Schließlich musste er noch bei den Prozessen gegen die Bande aussagen. Aber bis dahin würden einige Monate vergehen, in denen er sich wieder auf seiner geliebten Autobahn tummeln durfte. An der Seite seines besten Freundes. Aber ab morgen hatte er erstmal drei Wochen hart verdienten Urlaub. Und jetzt gleich fuhr er in die Klinik...
Mit einem sanften Lächeln wandte er sich Richtung Parkplatz, als seine Schritte ins Stocken gerieten. Unsicherheit und Nervosität durchflossen ihn, als jemand direkt auf ihn zukam.
"Hallo Tom", begrüßte Sonja ihn. "Wie geht es dir?" Sie wirkte ungewohnt schüchtern. Im Gegensatz zu ihrem Begleiter, welcher Kranich eingehend musterte.
"Gut, nur etwas abgespannt", antwortete Tom wahrheitsgem. "Und dir? Du siehst fantastisch aus!" Sie lächelte. "Danke", meinte sie. "Das ist übrigens Marcus Nevermann", stellte sie den jungen Mann an ihrer Seite vor. "Marcus, das ist Tom Kranich." Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. "Tag..."
"Tom..." Sonja schien nach den richtigen Worten zu suchen, knetete unablässig ihre Finger. "Ich muss dir was sagen", begann sie zögernd. Doch er unterbrach sie. "Lass mich raten: Du hast Marcus in Bremen kennen gelernt und dich in ihn verliebt?!", half er ihr aus der Verlegenheit. Sie sah ihn verblüfft an, nickte aber. "Ja, stimmt..."
"Das freut mich für dich, Sonja. Sehr sogar, weil es sich mit meinem Empfinden deckt und ich mir schon den Kopf darüber zerbrochen habe, wie ich es dir beibringen sollte", gab er zu. "Wirklich?2 Auf einmal strahlte sie geradezu. Auch ihr Freund wirkte deutlich entspannter.
"Ich habe ein kleines Café, Sonja hat bei mir gejobbt", sprudelte es aus ihm heraus. "Sie macht das toll, meine Gäste sind genauso begeistert von ihr wie ich!" Er lächelte, während er ihr über den Arm streichelte. "Na ja, fast so sehr wie ich...", räumte er ein. Sie erwiderte sein Lächeln voller Zärtlichkeit.
"Dann ist doch alles in Butter", stellte Tom fröhlich fest. Er hatte plötzlich das Gefühl, fliegen zu können. Er war unabhängig. Frei, sich voll und ganz auf einen anderen Menschen zu konzentrieren. Ihr seine Liebe zu gestehen, die er tief in sich verschlossen hatte. Von der er instinktiv wusste, dass sie erwidert wurde. Sie beide hatten sich mit Rücksicht auf Sonja zurückgehalten - und aus Angst vor Repressalien durch Haller und den Rest der Bande.
"Tom?" Sonja riss ihn aus seinen Gedanken. "Ja?" "Es war schön mit dir. Und ohne dich hätte ich nie..." - "Hey, schon gut", erstickte er ihren Ansatz, sich ausführlich bei ihm zu bedanken. "Ich wünsche euch beiden eine glückliche Zukunft. Aber jetzt muss ich los, macht´s gut", verabschiedete er sich und stieg schnell in den Wagen. Im Rückspiegel beobachtete er lächelnd, dass sie ihm noch kurz nachwinkten und sich anschließend umarmten und küssten.
Charly schwebte im siebten Himmel, ihre Schmerzen schienen wie weggeblasen. Tränen des Glücks liefen über ihre Wangen, als Tom ihr mit den einfachen Worten: "Ich durfte es bisher nicht zeigen oder sagen. Aber ich liebe dich!" einen Strauß roter Rosen aufs Bett legte. "Ich liebe dich auch", flüsterte sie. Ein riesiger Kloß in der Kehle ließ ihre Stimme rauer klingen. Gleich darauf lag sie in Toms Armen und erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss.
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