Nach 10 weiteren Minuten kam Semir mit einer anderen Tasche zurück und stellte sie keuchend auf dem Boden ab. "So, das war´s. Also von mir aus können wir", schlug Semir fröhlich vor und steckte sich einen gelben Kaugummi in den mund, um kurz darauf eine große Blase zu machen.
"ähm, Herr Kranich?". Das "fröhliche" Wiedersehen wurde von Dr. Maurer unterbrochen. "Kann ich Sie noch mal kurz sprechen?", fragte er und winkte Tom zu sich. "Natürlich", antwortete er leicht überrascht. Er sah kurz zu Andrea, die ihn "bittend" ansah, sie nicht allein mit Semir zu lassen, doch Tom grinste nur leicht und verschwand in Richtung Arzt. Andrea wollte noch etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im wahrsten Sinne des Wortes im "Halse stecken".
Semir schien den kleinen Blickkontakt nicht bemerkt zu haben, er war zu sehr mit seinem Kaugummi beschäftigt, der irgendwie nicht so wollte wie er, zumindest verklebte er jedes Mal beim "Blasen schießen" mit Teilen seines Bartes.
In wenigen Momenten, wenn Semir Andrea nicht beachtete, beobachtete sie ihn belustigt bei seinem Kampf mit dem klebrigen, süßen Teilchen. Sie lächelte innerlich darüber, wie ungeschickt er sich anstellte- aber so war er eben, ein kleiner Tollpatsch.
"So ein Kaugummi macht eben immer was er will", sagte er plötzlich und sah sie grinsend an. Oh nein! Hatte er was gemerkt? Andrea fühlte sich ertappt und konnte nicht verhindern, dass sie rot wurde. Um die peinliche Situation zu retten, fragte er gleich neugierig weiter: "Ist das Ihre?", wollte er wissen und kramte etwas in seiner Tasche, sie nicht aus den Augen lassend. "äh, was?!" Andrea war immer noch leicht überrumpelt, um einen ganzen, normalen Satz rauszubekommen.
Zur selben Zeit bei Tom und Dr. Maurer?
"Ich wollte Ihnen nur noch mal sagen, wie wichtig es jetzt ist, dass Sie, Frau Schäfer und auch all seine Kollegen, langsam und ruhig mit Herrn Gerkhan umgehen. Wenn Sie jetzt irgendwas überstützen, kann dies zum Chaos führen", klärte Dr. Maurer ihn noch einmal auf und gab ihm dann die Hand. "ich werde auf ihn aufpassen. Danke für alles", sagte Tom und der Arzt nickte. "Da bin ich überzeugt. Trotzdem sollte er regelmäßig zu einer Kontrolluntersuchung kommen", lächelte er und verließ Tom, er hatte seine Arbeit getan, nun lag es an Andrea, an ihm und an allen anderen, dass Semir sein Gedächtnis wieder bekam und alles wie früher wurde. Eine schwierige und harte zeit würde auf sie zukommen.
"Ja, dass ist sie", antwortete Andrea. "Süß, die Kleine, wie sie da liegt und schläft!", stellte Semir fest. "ich hätte auch gerne Kinder, doch es fehlt die passende Frau dazu", fuhr er fort. Andrea schluckte. Viel hätte nicht gefehlt und sie wäre in Tränen ausgebrochen, doch sie konnte schlecht anfangen zu heulen, was würde er denn dann von ihr denken?
"darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?", wollte er wissen und setzte sich neben sie. "Sicher", sagte Andrea und rutschte etwas zur Seite, sie spürte, dass die plötzliche Nähe ihr nicht gut tat. Eigentlich müsste sie sich ja darüber freuen, doch irgendwas war anders als sonst, eine unangenehme Situation, die Andrea sich nicht erklären konnte.
"Hab ich einen Promi Status oder warum sind Sie mitgekommen, um mich abzuholen?", fragte er und sah sie mit seinen dunklen Augen durchdringend an. Andrea, die ihn nicht und ansah, konnte seinen tiefen Blick spüren, es war fast so, als würde er durch sie hindurch sehen und das war ihr plötzlich, komischerweise, unangenehm. "ähm?", begann sie stottern, sie suchte nach Worten. "Alles klar, wir können!", rief Tom ihnen entgegen. "Wunderbar", meinte Semir und sprang hektisch vom Sessel auf, um sich seine Tasche umzuhängen. Andrea atmete erleichtert auf. Sie hätte nicht gewusst, was sie hätte antworten sollen, deshalb war sie recht froh darüber, dass Tom zurückkam. Als sie ebenfalls aufstand, flüsterte sie ihm ein leises "Danke" entgegen, was Tom mit einem Nicken entgegnete.
Er hatte schon bemerkt, dass er der "Retter in Not" war und schulterte sich nun Semirs zweite Tasche. "na dann woll´n wir mal", meinte er schließlich, "schob" Semir grinsend nach vorne und sie liefen in Richtung Ausgang. Auch diesmal mussten sie die große Straße und den Park überqueren und auch an der Eiche kamen sie vorbei. Andrea und Tom liefen die ganze zeit über schweigend nebeneinander her, nur Semir, der vor ihnen lief, erzählte lautstark, kichernd und fluchend über seinen "Ach so öden und langweiligen" Krankenhausaufenthalt.
So, ihr lieben! Das war der nächste, wenn auch kleine Teil! Aber da bleibt die Spannung erhalten und es geht auf alle Fälle spannend weiter, versprochen!
Ich hoffe auch diesmal, dass es euch Spaß bereitet, sie zu "durchforsten", und ihr nicht böse seid, wenn es mal länger dauert! Aber bis jetzt hat sich ja noch niemand wirklich beschwert, oder???
Viele liebe Grüße euch allen?
Eure Steffi