Erklärungsnot
Semir saß mit Tom und Andrea im Restaurant. Andrea hatte Geburtstag und es war eine kleine Feier angesagt. Also waren alle drei essen gegangen. „Schön hier?“ fragte Semir seine Frau. Andrea nickte. Auch Tom nickte und stocherte in seinem Teller herum. „Hey, Partner was is denn?“ fragte Semir. „Ach nichts.“ meinte Tom nur. Semir sah zu Andrea und gab ihr einen Wink mit den Kopf. Sie verstand „Ich geh mal die Nase pudern“, meinte sie und stand auf. Als sie weg war sagte Semir zu Tom: „Okay, raus mit der Sprache. Was ist los?“ „Semir, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Ich habe meine Versetzung beantragt.“ Semir sah ihn erstaunt an. „Du hast was???“ „Um meine Versetzung gebeten.“ „Ja aber warum denn?“ „Ich habe doch Leonie kennen gelernt. Im letzten Urlaub, hab ich doch erzählt.“ „Ja und was hat das mit deiner Versetzung zu tun?“ „Wir wollen heiraten, und da wäre eine Beziehung auf Entfernung nicht gerade hilfreich, oder. Weißt du ich bin in einem Alter, wo ich so langsam mal Kinder haben will. Du und Andrea ihr habt ja schon Aida. Aber ich, ich habe doch nur Leonie, und nach Elena ist sie die erste Frau, mit der ich eine Familie gründen will. Aber unsere Freundschaft sollte das doch keinen Abbruch tun, oder?“ Semir schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Ich freue mich auf deine Hochzeit. Wird ja auch Zeit. Aber könnte Leonie nicht nach Köln ziehen?“ „Nein. Sie hat ja dort ihren Job und den will sie nicht aufgeben. Und auf der Autobahn im Frankfurter Bereich ist es bestimmt auch möglich Autos zu schrotten, oder?“ lachte Tom. Semir lachte ebenfalls und nickte. „Dann werden wir uns aber regelmäßig sehen. Klar. Immerhin bist du der Patenonkel von unserer Tochter.“ Tm nickte. „Aber wie soll ich Andrea das sagen. Ich meine…“ „Ach Andrea wird das schon verkraften. Die Frage die mich nun nervt ist wen bekomme ich dann als Partner?“ Tom sah ihn an und zuckte mit der Schulter. Andrea kam zum Tisch zurück und merkte sofort, dass die beiden sich ausgesprochen haben. „Und alle Probleme beseitigt?“ fragte sie deshalb. Semir nickte und Tom sagte dann, dass er sich versetzen lassen wird. Andrea sah ihn erstaunt an, doch als Tom es erklärte, war es für sie klar, dass Tom nicht zu halten wäre. Aber die Versetzung wird sicher noch auf sich warten lassen, denn der Verwaltungsapparat der Polizei war sehr langsam, das wusste Andrea.
Drei Wochen später war Tom schon versetzt worden, die Verwaltung hatte doch wohl schneller gearbeitet, als die Freunde es erwartet hatten. Semir saß in den ersten Wochen alleine im Büro. Er fuhr auch allein auf Streife, denn ein neuer Partner war nicht in Sicht. Natürlich schrottete er auch die Dienstwagen, sogar mehr als mit Tom. Er war unkonzentriert bei der Arbeit und geriet immer wieder in Situationen die, so glaubte die Chefin Anna Engelhardt jedenfalls, ebenfalls damit zusammenhingen, das Semir unkonzentriert war. Deshalb nahm sie sich vor, Semir so schnell wie nur möglich einen neuen Partner zuzuweisen. Sie hatte sich bereits Personalakten von geeigneten Leuten vorlegen lassen und sortierte sie nun aus. Einer stach dabei besonders heraus. „Chris Ritter“ Er war bisher bei der Kripo in München und wollte nun zur Autobahnpolizei wechseln. Er war Mitte dreißig, hatte schwarze kurze Haare, braune, fast schwarze Augen und ein sehr kantiges Gesicht. Eigentlich würde er zu Semir passen, dachte sie und rief Chris Ritter an. Sie bestellte ihn für den nächsten Tag ins Büro. Sie ging anschließend zu Semir, der in seinem Büro saß. „Morgen lernen Sie Ihren neuen Partner kennen, Semir. Ich hoffe sie werden sich mit ihm verstehen.“ Semir sah sie erstaunt an. „Chefin, ich hatte nicht so schnell mit einem neuen Partner gerechnet. Ich meine es sind doch gerade mal drei Wochen her, das Tom weg ist und…“ „In den drei Wochen haben sie sechsmal Ihren Dienstwagen geschrottet, sind zusammengeschlagen worden, erpresst worden. Sie sind unkonzentriert bei der Arbeit. Sie lassen sich hängen. So geht das nicht. Das wissen Sie. Morgen um 10.00 Uhr in meinem Büro. Verstanden?“ Semir nickte. Er wusste dass es die Chefin nicht mochte, wenn er Widerworte gibt. Und er wusste auch, dass er einen neuen Partner brauchte. Gegen 20.00 Uhr ging er nach Hause.
Andrea sah auf die Uhr. Es war nun schon wieder 20.30 Uhr. Semir war immer noch nicht da. Sie war ein wenig wütend. Seit Tom weg ist, kam Semir immer später nach Hause. Er hatte gar keine Zeit für seine Familie. Seine Tochter, und das wusste Semir genau, wollte ihn jeden Abend vor dem Zubettgehen sehen und in die Arme nehmen. Die Tür ging auf. Andrea warf kurz einen Blick in den Flur und sah Semir eintreten. „Ach kommst du auch mal nach Hause? Aida ist schon wieder ohne dich zu sehen ins Bett. Hast du eigentlich gar keine Zeit mehr für uns? Ist die Arbeit so wichtig, das du deine Familie vergisst?“ Semir sah sie an. „Nein, aber ich… ich meine… natürlich seid ihr mir nicht gleichgültig. Aber ich muss doch…“ „Stammle doch nicht so rum. Was soll das, Semir. Seit Tom weg ist, hast du gar keine Zeit mehr für mich und Aida. So geht das nicht. Wenn du uns nicht mehr willst, dann sag es doch. Scheidung und fertig.“ Semir sah sie erschrocken an. So hatte er Andrea noch nie gesehen. Sicher sie hatten oft Streit gehabt, aber mit Scheidung hatte sie noch nie gedroht. „Hör mal, ich …, sagte Semir leise und legte seinen Hundeblick an den Tag. Er wusste, dass Andrea immer weich wurde, wenn er sie so anschaute. „Es ist ab morgen bestimmt vorbei. Ich bekomme einen neuen Partner. Entschuldige bitte, ich liebe dich und Aida, aber…“ „Nichts aber. Verstehst du mich nicht. Ich warte hier zu Hause. Mache mir Gedanken, ob du vielleicht schon wieder das Auto geschrottet hast, ob du als Geisel irgendwo steckst oder ob du im Krankenhaus liegst. Du rufst mich nicht an. Früher hast du mich immer angerufen. Ich habe Angst. Ohne Tom ist es zu gefährlich. Ich hoffe nur, dass es mit dem neuen Partner wieder besser wird und dich deine Tochter vor den Schlafen sieht.“ Semir nickte und versprach es ihr. Ihre Wut war ein wenig verflogen. Doch er wusste dass sie direkt wieder auf 180 kommen konnte, wenn er auch nur ein falsches Wort sagte.
Er setzte sich an den Tisch und aß mit Andrea zu Abend. Anschließend sahen sie noch kurz fern und gingen ins Bett. Aida schlief schon tief und fest. Semir sah sie liebevoll an. Sie war gerade ein Jahr geworden und sie war sein ganzer Stolz. „Lass sie bitte schlafen. Sie bekommt Zähne und ist den ganzen Tag schon am quengeln.“ Semir sah zu Andrea. Er nickte und wollte sie in den Arm nehmen, doch sie drehte sich weg. Der Ärger war wohl doch größer, als er dachte.
Am nächsten Morgen saß er um 10.00 Uhr im Büro von Engelhard. Fünf Minuten später trat ein etwa 190 cm großer Mann ein. „Herr Ritter?“ fragte Engelhardt. Der Mann nickte. Engelhardt bot Chris Platz an, nachdem sie auch Semir vorgestellt hatte. Semir gab Chris die Hand und dann sprachen sie über das Aufgabengebiet, der bisherige Werdegang von Chris und über verschiedene Angelegenheiten. Semir schien nicht ganz bei der Sache zu sein, das merkte Engelhardt auch. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu. Er zuckte kurz zusammen und warf ihr dann ein entschuldigendes Lächeln zu. Er sah dann wie sie die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzog. „Semir, Zeigen Sie Chris bitte seinen Schreibtisch.“ Semir nickte und erhob sich. Chris folgte ihm. „Sie können dort am Schreibtisch sitzen.“ sagte Semir nur und wies Chris den Platz zu. „Darf ich fragen, wodurch Sie Ihren Partner verloren haben?“ „Er hat sich versetzen lassen.“ „Wegen Unstimmigkeiten?“ „Nein, wegen der Liebe“, lächelte Semir leicht. „Ich hoffe wir kommen klar.“ meinte Chris nur. „Ja, das hoffe ich auch.“ Petra, die Sekretärin betrat das Büro der beiden. „Semir! Auf der A 4 hat es mal wieder gekracht. Fahrt hin. Laut Zeugenaussage ist es zu einer Schießerei gekommen.“ Semir nickte und nahm seine Jacke vom Stuhl und verließ das Büro. Chris lief hinterher. Sie stiegen in den Wagen und fuhren los. An der Unfallstelle war das gewohnte Bild. Mehrere Wagen ineinander verkeilt. Etliche Trümmerteile lagen auf der Straße verteilt. Es gab aber zum Glück nur Leichtverletzte. Semir ging auf seine Kollegen zu. Er erkannte das Herzberger und Bonrath die Situation bereits voll im Griff hatten. „Hallo Hotte, Dieter. Was ist denn hier passiert?“ „Hallo Semir. Also der Fahrer des Audis hier hat den Fahrer des schwarzen Porsches wohl genötigt. So sagt der Fahrer das aus. Dann hat der Fahrer des Porsches plötzlich eine Waffe gezogen und hat geschossen. Allerdings haben wir keine Waffe gefunden und der Mann sagt, er hätte gar keine Waffe.“ „Habt ihr Einschusslocher gefunden?“ Dieter schüttelte den Kopf. „Dann ist die Aussage ja wohl ein bisschen vage. Ach Dieter, darf ich dir Chris Ritter vorstellen, das ist seit heute mein Partner. Chris, das sind Dieter Bonrath und Hotte, ich meine Horst Herzberger.“ Die Männer gaben sich die Hand und widmeten sich wieder dem Unfall. Semir befragte den Fahrer des Porsches, während sich Chris den Fahrer des Audis vornahm. Herzberger und Bonrath befragen die anderen Autofahrer, die in dem Unfall verwickelt wurden.
Wieder im Büro gingen Chris und Semir die Aussagen der Unfallbeteiligten durch. Sie gaben die Daten in den Computer ein. „Ah ja, Hier sehen Sie sich das mal an, Herr Gerkhan. Der Fahrer des Audis ist vorbestraft. Er hat etliche Punkte in Flensburg und war wegen Trunkenheit am Steuer bereits vor Gericht. Er hat im Suff eine Frau überfahren.“ Semir kam um den Tisch und sah sich die Daten an. „Frank Mollner, 36 Jahre. Drei Monate auf Bewährung. Die Frau war schwer verletzt worden. Ach, Chris. Ich denke wir sollten uns duzen. Ich mag es nicht, wenn ich meinen Partner mit Herr Ritter ansprechen muss.“ meinte Semir und Chris nickte. „Alles klar. Okay Semir. Also der zweite, der Porschefahrer heißt Thorsten Reiners, 27 Jahre, verheiratet. Keine Vorstrafen. Tja. Da haben sich die zwei wohl ein Duell geliefert. Aber die Waffe ist nicht gefunden worden, die der Mollner gesehen haben will. Beziehungsweise woraus der Reiners geschossen haben soll. Ich denke das war nur eine Schutzbehauptung von Mollner.“ meinte Chris „Ja das denke ich auch. Er wollte wohl nicht zugeben, dass er diesen Reiners bedrängt hat. Na ja. Warten wir mal ab, dass die KTU zum Wagen sagt. Wenn dieser Reiners geschossen hat, dann sind Einschusslöcher im Wagen festzustellen.“ meinte Semir in Gedanken. Chris nickte. Semir sah auf die Uhr. Es war nun 16.30 Uhr. So wie es aussieht wird es wieder nichts mit dem pünktlichen Feierabend. Er griff zum Hörer und rief Andrea an. Sie meldete sich kurz. „Hallo, Schatz. Ich wollte … nur kurz bescheid geben, Ich kann heute nicht pünktlich zu Hause sein. Ich muss hier …“ „Okay, Semir das war es. Ich werde nicht mehr zurück stecken. Wenn du uns nicht mehr willst, dann ist es in Ordnung. Ich werden die Sachen packen und eine Weile zu meinen Eltern ziehen. Wenn es dir wieder einfällt, das du auch eine Familie hast, kannst du mich ja mal besuchen.“ sagte Andrea wütend und knallte den Hörer auf. Semir starrte den Hörer an. „Das darf doch wohl nicht wahr sein. Was hat die denn?“ fragte er leicht verdutzt. „Wer?“ „Meine Frau. Die ist in den letzten Tagen derart gereizt. Ich weiß gar nicht warum. Ich sage Bescheid dass ich später komme und… Weiber.“ grummelte er.
Andrea war sehr wütend. Sie packte ihren Koffer und verließ mit Aida die Wohnung. Sie fuhr zu ihren Eltern nach Bergheim. Ihre Mutter wusste schon Bescheid. Sie empfing Andrea und ihre Enkelin. „Andrea, was ist denn los mit euch beiden?“ fragte sie Andrea zuckte mit den Schultern. „Semir kommt immer nur spät nach Hause, er ruft nicht an, er fragt nicht wie es mir oder Aida geht. Wir sind ihm egal. Verdammt Mama, wir sind gerade mal drei Jahre verheiratet und schon geht es nicht mehr. Ich hatte echt gehofft, dass wir länger verheiratet sein werden. Aber ich kann …“ „Scht. Schatz. Warte doch erst einmal ab. Ich glaube Semir ist im Augenblick nur überlastet. Hat er denn einen neuen Partner gefunden?“ Andrea nickte und fing dann an zu weinen. „Ich konnte ihn noch nicht einmal sagen, das wir …“ „Was denn?“ „Ich bin wieder schwanger. Ich bekomme ein Baby. Aida ist gerade ein Jahr alt und ich bin im dritten Monat.“ „Aber das ist doch toll. Semir würde sich bestimmt auch freuen. Warum hast du es ihm denn nicht gesagt. Dann wäre er bestimmt nicht so lange weg.“ „Ich weiß nicht, aber sobald er spät nach Hause kommt, werde ich wütend. Er fragt nicht wie mein Tag war. Er redet nicht über seinen Tag. Er sitzt manchmal nur da und starrt auf den Fernseher.“ „Das könnte aber auch die Trennung von Tom sein. Du weißt doch, dass die beiden dicke Freunde sind.“ „Aber Aida und ich sind seine Familie. Und Tom kommt zweimal im Monat zu uns. Er gehört doch immer noch dazu.“ Das Telefon klingelte. Margot ging ran. Es war Semir. „Hallo, Margot. Ist Andrea bei dir?“ fragte er. „Semir hallo. Ja Andrea ist hier.“ „Kann ich sie sprechen, bitte.“ Margot sah ihre Tochter an. Andrea schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Semir aber sie will im Augenblick nicht. Lass ihr ein wenig Zeit, ja?“ „Ja, okay. Sag ihr bitte, das ich sie und Aida sehr lieb habe.“ sagte Semir niedergeschlagen. „Ich werde es ihr sagen. Und Semir lass den Kopf nicht hängen. Es wird schon wieder.“ Sie legte auf. Andrea sah ihre Mutter an. „Was sollst du mir sagen?“ „Er liebt dich und Aida. Andrea, denk bitte noch einmal darüber nach. Eine Scheidung ist etwa endgültiges. Ihr vertragt euch sicher wieder. Sieh mal in einer Ehe gibt es immer wieder Probleme. Aber zusammen kann man alle beseitigen. Aber es geht nur zusammen. Es schweißt auch zusammen, wenn die Tiefen gemeinsam überbrückt werden. Aber nun komm erst mal einen Kaffee trinken.“ Sie ging mit ihrer Tochter in die Küche und kochte Kaffee. Andrea war mit ihren Gedanken bei Semir. Sie liebte ihn doch auch innig. Aber im Augenblick konnte sie ihn einfach nicht ertragen. Seine Art ging ihr jetzt auf die Nerven. Vielleicht ist es ja doch die Schwangerschaft. Die Hormone spielen verrückt. Aber sie musste sich ein paar Tage zurückziehen.
Semir saß am Abend allein in der Wohnung. Er ging von Raum zu Raum und war unglücklich. Was hatte er nur getan? Er war ein paar Mal zu spät nach Hause gekommen, okay. Aber da muss noch was anderes sein. Andrea wusste doch, dass es nicht immer möglich war, pünktlich Feierabend zu machen. Sie war doch selbst lange genug im Büro gewesen und da ging es nicht immer nach der Stechuhr. Wieso hatte sie kein Verständnis dafür? Er verfluchte sich dafür, dass er sich kaum noch Zeit für sie und Aida genommen hatte. Wieso hat er nicht erkannt, dass Andrea ihn brauchte. War schon der Alltagstrott bei ihnen eingetreten? Er wollte sie zunächst mal bei ihren Eltern lassen. Am Wochenende wollte er dann ebenfalls zu ihr fahren und mit ihr sprechen. Es klingelte an der Wohnungstür. Er schaute auf die Uhr. Es war 22.00 Uhr. Wer sollte denn jetzt noch zu Besuch kommen? fragte er sich und ging zur Tür. Er öffnete und sah Tom vor der Tür stehen. „Was machst du denn hier?“ fragte Semir. „Ich kann auch wieder gehen, wenn ich nicht willkommen bin.“ meinte Tom nur und legte sein unverkennbares Grinsen auf. „Was, quatsch komm rein.“ Tom trat ein. Er sah sofort, dass Andrea nicht da war. „Wo ist denn Andrea?“ Semir sah ihn an. „Sie besucht ihre Eltern für ein paar Tage.“ sagte er leise. Tom sah ihn an. „Ach? Habt ihr Krach?“ Semir grinste leicht verlegen. „Ja, ich habe …“ „Was hast du?“ „Ich habe sie vernachlässigt. Zumindest sieht sie das so. Tom sie hat mit Scheidung gedroht.“ sagte Semir traurig. Tom sah ihn an. Er sah die Tränen in den Augen. Semir war anscheinend nahe daran zu weinen. Er nahm ihn in den Arm. „Ach komm. Ein Ehekrach ist zwar nicht schön. Aber er muss auch mal sein. Das renkt sich bestimmt wieder ein. Lass ihr einfach ein paar Tage Zeit. Sie wird sicher zurück- kommen.“ „Das hat Margot auch gesagt. Aber ich weiß nicht. Sie hat mich noch nie so angefahren. Nur weil ich später gekommen bin. Das war doch…“ „Komm schon. Semir. Andrea beruhigt sich schon wieder. Ich sehe schon, mein Besuch war nötig. Okay. Was macht die Arbeit? Hast du schon einen neuen Partner?“ Semir sah ihn an. Er und Tom saßen im Wohnzimmer und tranken ein Bier. „Ja, einen neuen Partner habe ich seit heute. Chris Ritter. Aber mehr kann ich nicht sagen.“ „Ist er kleiner als du?“ fragte Tom lachend. „Nein ist er nicht. Er ist sogar größer als du. Aber er scheint okay. Ich will nicht von der Arbeit reden. Was ist mit dir?“ „Na ja Leonie und ich heiraten nächsten Monat. Am 17. ist es soweit. Ich wollte dich und Andrea als Trauzeugen haben. Ich meine wenn ihr wollt.“ „Ich schon, Andrea ich weiß nicht. Ich kann sie ja im Augenblick nicht fragen.“ „Spricht sie gar nicht mit dir?“ Semir schüttelte den Kopf. „ Gut. Ich werde morgen mal sehen, was ich tun kann. Ich helfe euch, okay?“ „Das wäre nett. Tom ich weiß nicht warum sie so ist. Ich liebe sie und Aida. Aber…“ „Warte bis morgen. Kann ich hier schlafen?“ „Klar doch, das weißt du doch. Und im Augenblick habe ich ja genug Platz.“ meinte Semir bitter. „Komm lass den Kopf nicht hängen. Okay. Du brauchst mal wieder Abwechslung. Komm, gehen wir auf die Piste.“ Semir sah ihn an und lächelte. Er nickte und beide verließen die Wohnung.
Andrea saß immer noch mit ihrer Mutter in der Küche. Sie sprachen sich aus. Andrea erzählte was sie bedrückte. Margot verstand ihre Tochter nur zu gut. Sie war immerhin schon vierzig Jahre verheiratet. Es gab in jeder Ehe Höhen und Tiefen. Da müssen auch Semir und Andrea durch. Im Streit fallen so viele Vorwürfe und falsche Worte aber es muss sein. Auch Eheleute müssen sich alles von der Seele reden. Und Semir und Andrea waren für einander geschaffen. Sie hörte schweigend zu, was ihre Tochter sagte. Gegen Mitternacht schickte sie dann Andrea ins Bett. Sie sah, dass es ihrer Tochter gut tat, sich auszutauschen, ihr Geheimnis anzuvertrauen. Sie wusste, dass sie es Semir sagen wird sobald er sich mit Andrea aussprechen will. Und sie wusste auch, das Semir nicht lange auf sich warten lässt. Es war heute Donnerstag und sie rechnete fest damit, das Semir am Samstag garantiert auf der Matte steht. Sie wusste das Semir Andrea über alles liebte und sie wusste das ihre Tochter Semir ebenfalls liebte. Die beiden können gar nicht ohne einander leben. Sie rechnete fest damit, dass am Wochenende die Beiden wieder gemeinsam die Wohnung verließen.
Semir und Tom streiften durch Köln. Gegen Mitternacht waren sie zu Hause und legten sich schlafen. Semir hatte am nächsten Tag Spätschicht und deshalb war es nicht so schlimm, dass er einen über den Durst getrunken hatte. Er hatte Tom alles erzählt, was ihn bedrückte. Tom war ein guter Zuhörer. Er konnte sich wie kein anderer in Semir hineindenken. Er wusste auch, dass seine Versetzung Semir sehr zugesetzt hatte. Aber er musste sein Leben leben, wie Semir seins. Es ging nicht immer gemeinsam. Semir schlief schnell ein. Auch Tom hatte einiges getrunken. Er legte sich ins Gästezimmer und schlief ebenfalls schnell ein. Am nächsten Morgen wachte Semir gegen 10.00 Uhr auf. Er hatte einen Kater. Das merkte er sofort, denn das Telefon klingelte schmerzhaft. Er ging verschlafen ran und meldete sich. „Engelhardt hier. Semir Sie müssen sofort ins Büro kommen.“ Mit einem Male war Semir hellwach. „Chefin, was gibt es denn so wichtiges?“ fragte er. „Der Unfall von gestern. Wo angeblich geschossen wurde. Es sind tatsächlich Einschüsse im Wagen gefunden worden. Sie müssen sich diesen Reiners vornehmen.“ „Gut ich bin in einer Stunde da.“ Semir legte auf. „Morgen“, sagte Tom hinter ihm. Semir drehte sich um und grinste. Tom schien ebenfalls einen Kater zu haben. „Wie in alten Zeiten was?“ fragte er grinsend. Tom nickte. „Dann kennst du ja mein Frühstück.“ meinte er nur. „Liegen auf dem Tisch. Ich muss allerdings gleich los. Die Arbeit ruft.“ „War das die Chefin?“ Semir sah ihn an. „Ja, meine Chefin.“ „Na und. Ich komme mit. Warte ich zeihe mich nur schnell um.“ Tom verschwand ins Zimmer und war nach fünf Minuten wieder da. Sie fuhren beide ins Revier. Dort angekommen wurde Tom freudig begrüßt. Er ging automatisch ins alte Büro von ihm und Semir und setzte sich auf seinen alten Platz. Chris kam ebenfalls rein. Er sah kurz zu Semir und dann zu Tom. „Das ist Tom Kranich“, stellte Semir Tom vor. Chris begrüßte Tom und ging dann zur Tagesordnung über. „Semir der Wagen von Mollner hat drei Einschüsse. Die Waffe ist eine Walther PPK. Die Waffe ist nicht registriert. Diesen Reiners kann ich nicht erreichen. Wir sollten mal zu ihm fahren und fragen ob er nicht doch eine Waffe besitzt.“ Semir nickte. „Ach Tom, vielleicht kannst du zu Andrea fahren und…“ meinte Semir. Tom nickte. „Ich fahre gleich mal hin und rede mit ihr.“ „Danke“ sagte Semir und verließ mit Chris das Büro.
Chris und Semir fuhren zu Reiners nach Hause. Sie klingelten und die Tür wurde von einer jungen Frau geöffnet. „Gerkhan, Kripo Autobahn, das ist mein Kollegen Ritter. Ist Herr Reiners zu Hause?“ Die junge Frau nickte und bat die Polizisten hinein. Thorsten Reiners saß auf der Couch. Er sah kurz auf als die Polizisten eintraten. „Kann ich Ihnen noch irgendwie helfen?“ fragte er. Semir nickte und sagte: „Es geht um den gestrigen Unfall. Sie sagten doch, dass Sie keine Waffe haben und deshalb auf den Herrn Mollner nicht hätten schießen können. Richtig?“ Reiners nickte. „Wie kommt es dann, dass wir in dem Wagen von Mollner Einschüsse feststellen konnten?“ „Woher soll ich das denn wissen?“ fragte Reiners. „Herr Reiners. Haben Sie eine Waffe der Marke Walther PPK?“ „Nein, habe ich nicht.“ „Wir müssen Sie mitnehmen. Es besteht der Verdacht gegen Sie, einen Mordversuch unternommen zuhaben. Und zwar zum Nachteil von Herrn Mollner. Bitte machen Sie keine Schwierigkeiten.“ sagte Semir und ging auf Reiners zu. Dieser erhob sich und es sah so aus, als ob er sich fügen würde. Doch kaum war Semir auf gleicher Höhe mit ihm, zog er eine Waffe auf dem Hosenbund und nahm Semir in den Schwitzkasten. Dieser war so perplex, das er gar nicht reagieren konnte. Chris zog ebenfalls seine Waffe und stieß die Frau, die erschrocken im Raum stand zur Seite. „Lassen Sie meinen Kollegen los!“ forderte Chris Reiners auf. Dieser hielt Semir die Waffe an die Schläfe. „Sie ziehen nun langsam ihre Waffe und werfen diese auf den Boden“ sagte er zu ihm. Semir führte den Befehl aus. „Du, da wirst aus dem Weg gehen. Wollt ihr wissen, warum ich geschossen habe? Das werde ich euch sagen. Dieser Mollner hat meine Frau fast umgebracht. Deshalb. Ich vergesse nie etwas. Dieser Typ hat mein Leben zerstört.“ brüllte er. „Lassen Sie mich los“, forderte Semir leise. „WEG!“ schrie Reiners. Chris ging aus dem Weg. Er wollte den Mann nicht unnötig reizen und damit zu unüberlegten Handlungen zu bringen. Reiners zwang Semir vorwärts zu gehen. Er drückte ihn den Hals zu, als dieser sich weigerte. „Los vorwärts“, sagte er drohend in Semirs Ohr. Chris sah, das Semir unter Spannung stand. Er würde gleich was unternehmen. Und wie auf Kommando, drehte sich Semir weg und ließ sich wie ein Sack fallen. Reiners hatte nicht damit gerechnet und konnte ihn nicht halten. Semir hebelte Reiners die Beine weg und dieser fiel. Beim Sturz löste sich ein Schuss. Semir spürte den Einschlag der Kugel in der linken Schulter. Er stöhnte auf und presste die Hand auf die Wunde. In dieser Zeit hatte Chris Reiners entwaffnet und legte ihm die Handschellen an. Er zog ihn hoch und stieß ihn auf die Couch. Anschließend kümmerte er sich um Semir, der am Boden saß. „Ist schlimm?“ fragte er besorgt. Semir schüttelte den Kopf. „Hoffe nur ein Streifschuss.“ meinte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Tom fuhr vor dem Haus von Andreas Eltern und stieg aus. Er klingelte und nur kurz darauf öffnete Margot ihm die Tür. „TOM!“ rief sie erfreut aus. Tom begrüßte sie und fragte direkt nach Andrea. Margot ließ ihn ein und brachte ihn zu Andrea. Auch Andrea war erfreut Tom zu sehen. Sie umarmte ihn herzlich und drückte ihm einen Kuss auf. „Hey, wo ist mein Patenkind?“ fragte Tom. „Sie ist im Garten. Komm. Du wirst sie kaum erkennen. Sie ist noch süßer als vorher.“ Tom wurde von Andrea in den Garten gezogen und dort war Aida im Laufgitter auf der großen Wiese. Die Kleine fühlte sich sichtlich wohl. Tom sah sich Aida an und meinte dann: „Also, wenn das ein Junge wäre, würde ich glatt sagen, Semir sitzt im Laufstall.“ Andrea sah ihn an und nickte. „Hat Semir dich geschickt?“ Tom sah sie an und nickte dann. Er wollte Andrea nicht anlügen. „Er hat mir erzählt was im Augenblick bei euch los ist. Andrea er ist verzweifelt. Er hat gestern geweint.“ Andrea sah ihn an. „Semir hat geweint?“ fragte sie erstaunt. „Oh ja. Er liebt dich und Aida. Was ist denn los?“ „Tom, seit du weg bist, hat Semir keine Zeit mehr für mich und Aida. Er macht Überstunden noch und nöcher. Ich kann es nicht mehr ab. Ich will auch was von ihm. Seit du weg bist hat er sechsmal den Wagen geschrottet, wurde angeschossen und erpresst. Er ist so unvorsichtig. Ich habe Angst. Ich habe Angst an seinem Grab zu stehen, weil er zu unvorsichtig gewesen ist. Oder am Krankenbett zu sitzen, wie es schon so oft vorgekommen ist. Was wenn sein Schutzengel Urlaub macht?“ Tom sah sie an und nahm sie in den Arm. „Andrea, du weißt doch dass der Beruf von Semir gefährlich ist. Ihr seid doch nicht erst seit gestern zusammen. Du hast doch oft genug auch in Schwierigkeiten gesessen und Semir hat dich rausgeholt. Willst du das wirklich aufgeben?“ Andrea schüttelte den Kopf. „Tom, du weißt ich liebe Semir über alles. Er bedeutet mir alles. Wo ist er denn jetzt?“ „Arbeiten, nehme ich an. Er musste zum Revier kommen.“ In diesem Augenblick klingelte das Handy von Tom. Er ging ran und meldete sich. „Tom, ich bins Semir. Bist du schon bei Andrea? Hast du schon mit ihr geredet?“ „Semir, Ich bin bei ihr. Ja ich habe mit ihr geredet. Das heißt ich rede immer noch mit ihr. Was gibt es?“ „Versprich mir, dass du es nicht Andrea sagst?“ „Ja, wenn du willst.“ „Ich bin angeschossen worden. Nicht schlimm, die Kugel ist schon draußen.“ Tom sah entsetzt aus und das merkte Andrea sofort. Sie riss ihm das Handy aus der Hand und presste es an ihr Ohr. Sie hörte gerade noch, wie Semir das Krankenhaus durchgab. Tom nahm ihr das Handy wieder weg und versprach sofort zu kommen. Andrea sah ihn entsetzt an. „Was ist passiert?“ Tom sah sie verzweifelt an. Er hatte Semir versprochen, es nicht zu verraten. Aber nun hatte Andrea schon etwas gehört. „Semir ist angeschossen worden.“ Andrea schlug die Hand auf den Mund. „Ist es schlimm?“ fragte sie voller Angst. „Ich weiß nicht. Ich fahre ins Krankenhaus. Willst du mitkommen?“ Andrea nickte. „Natürlich fahre ich mit. Er ist immer noch mein Mann.“ Tom grinste leicht. Andrea ging zu ihrer Mutter und bat sie auf Aida aufzupassen. Dann fuhr sie mit Tom ins Krankenhaus.
Semir saß im Behandlungszimmer des St. Vinzenz und wartete auf den Arzt. Er hatte einen Steckschuss abbekommen und konnte eigentlich nach der ambulanten Behandlung wieder nach Hause entlassen werden. Chris hatte Reiners zum Revier gebracht und deshalb musste Semir sich abholen lassen. Er hatte Tom angerufen damit er ihn abholt. „Also Herr Gerkhan. Die Kugel hat keinen allzu großen Schaden angerichtet. Ich denke so vier Wochen den Arm in der Schlaufe tragen und es hat sich wieder.“ meinte der Arzt. „Vier Wochen. Das geht doch nicht. Ich meine ich muss arbeiten und wenn…“ „Dann machen Sie halt Innendienst. Da es der linke Arm ist und Sie Rechtshänder sind, können Sie ja wenigstens die Berichte schreiben.“ schmunzelte der Arzt, der wohl schon öfter Polizisten behandelt hatten. Semir sah ihn an. Er wollte gerade was erwidern, als Tom eintrat. „Gut dann lasse ich mich nun mal ins Büro fahren und anschließend nach Hause.“ meinte Semir und stand auf. „Hey, Semir. Ich habe jemanden mitgebracht.“ sagte Tom und ging ein stück auf die Seite. Andrea kam in den Raum. „Andrea?“ fragte Semir erstaunt und leise. Sie kam auf ihn zu und nahm ihn vorsichtig in den Arm. „Hey. Schatz. Es tut mir leid. Ich wollte doch nicht, dass du…“ sagte sie. „Schon gut. Andrea ich liebe dich. Bitte komm zurück.“ „Sicher tue ich das. Du brauchst mich doch jetzt.“ sagte sie leise und küsste ihn. „Es tut mir wirklich leid. Ich habe dich verletzt. Zwar nur mit Worten aber trotzdem. Kannst du mir verzeihen?“ „Ich verzeihe dir alles, Andrea. Aber ich möchte wissen, was mit dir los ist. Warum bist du so gereizt?“ „Das sind die Hormone. Weißt du. Als ich mit Aida schwanger war, war es doch genauso. Am Anfang war ich gereizt und aggressiv….“ „Hey Moment mal. Soll das heißen, das du, ich meine das wir…“ „Ja Semir. Ich bekomme ein Baby.“ „Was, aber wie?“ stammelte Semir. Tom grinste. „Soll ich dir erklären, woher die Babys kommen?“ fragte er scheinheilig. Semir sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Das weiß ich doch.“ meinte er nur. „Wo ist Aida?“ fragte er Andrea. „Sie ist bei Mama. Ich, nein wir holen sie gleich ab und lassen uns dann von Tom nach Hause fahren. Tom ist das okay?“ Tom lachte laut. „Sicher ich fahre euch gern.“ Er war froh, das Andrea und Semir wieder zusammen gefunden hatten. „Andrea ich liebe dich.“ sagte Semir leise und nahm seine Frau in den gesunden Arm und küsste sie. Der Arzt hatte sich mittlerweile zurückgezogen. „Wann kommt den der kleine Semir?“ fragte Tom. „In sechs Monaten.“ sagte Andrea. Semir streichelte den Bauch von Andrea. „Ich hoffe er wird so wie ich.“ meinte er nur dann verließen sie das Krankenhaus und fuhren zu den Eltern von Andrea. Margot sah sofort, das wieder alles in Ordnung war und sie ließ ihre Tochter gern mit zurück nach Hause fahren. So gehörte es sich für ein Ehepaar, dachte sie und half die Sachen ins Auto zu verstauen.
Chris vernahm Reiners auf dem Revier. Dieser gab endlich zu, nachdem er die Walther PPk ja auch Semir an den Kopf gehalten hatte, auf Mollner geschossen zu haben. Er wollte seine Frau rächen, die nach dem von Mollner verursachten Unfall zu einem Pflegefall geworden ist und wegen der depressiven Stimmung in Behandlung in einer geschlossenen Psychiatrie eingewiesen werden musste. Er wurde damit nicht fertig. ER erzählte Chris dass seine Frau bei dem Unfall schwanger war und das Baby verloren hatte. Sie war im sechsten Monat und das Kind hatte schweren Schaden beim Unfall gehabt. Doch Chris sah die gesetzliche Seite. Es war Selbstjustiz und die ist nun mal in Deutschland verboten und wird empfindlich bestraft. Reiners musste damit rechen, selbst wenn er mildernde Umstände bekam für mindestens 8 Jahre ins Gefängnis zu gehen. Auf der anderen Seite war die menschliche von Chris, die ohne weiteres verstehen konnte was Reiners getan hatte. Er ließ ihn abführen und ging in sein Büro. Eine Stunde später kam auch Semir ins Büro. Er trug den Arm in der Schlinge. „Und ist schlimm?“ fragte Chris etwas besorgt. „Nee. Aber es tut weh. Okay. Was ist mit Reiners?“ „Er hat alles zugegeben. Er bittet dich um Verzeihung, er wollte dich nicht verletzen.“ Semir nickte. Er wusste ja, das Reiners es nicht wollte. Der Schuss hatte sich gelöst, damit musste man rechnen. Immerhin war die Waffe ja entsichert. Zum Glück war nichts Schlimmeres passiert. Chris sah ihn an. „Ist noch irgendetwas, Semir?“ fragte er, denn er hatte den Eindruck das Semir nicht ganz bei Sache war. Dieser sah ihn an und grinste. „Ich habe im Krankenhaus mit meiner Frau gesprochen. Es ist wieder alles in Butter. Mehr sogar. Sie hat mir gesagt, das ich noch einmal Papa werde.“ Chris sprang auf und gratulierte. „Das freut mich aber. Wann denn?“ „In sechs Monaten. Und diesmal wird es ein Junge, glaube ich wenigstens.“ meinte Semir. Chris gratulierte und freute sich mit Semir. „Deine Frau möchte ich gern mal kennen lernen.“ sagte er. „Das können Sie haben“, sagte eine weibliche Stimme hinter Chris. Er drehte sich um und sah eine hübsche blonde Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm vor sich stehen. „Ich bin Andrea. Semirs Frau.“ stellte sie sich vor und reichte Chris die Hand. „Hallo, Chris Ritter. Ich bin der neue Partner.“ „Ja ich weiß. Freut mich Sie kennen zu lernen.“ Damit waren die Höflichkeitsfloskeln abgeschlossen. Semir lud Chris zum Abendessen ein. Zusammen mit Tom und Semirs Familie gab es eine kleine Party. Tom nahm Andrea und Semir zur Seite. „Wisst ihr, wenn wir hier zusammen stehen, dann wie in alten Zeiten. Aber tut mir ein Gefallen seid nächsten Monat meine Trauzeugen. Okay?“ Semir und Andrea stimmten zu.
Die Hochzeit zwischen Tom und Leonie war wunderschön. Man sah Tom an, dass er glücklich war. Auch bei Andrea und Semir hatte sich alles wieder eingerenkt. Sie freuten sich auf die Geburt ihres zweiten Kindes und insgeheim freute sich Tom schon auf die Zeit, wenn die Geburt wieder kurz bevor steht. Er hoffte nur, dass Chris mit dem werdenden Vater dann nicht soviel Stress wie er, als Aida geboren wurde (siehe Flashback).
ENDE
Freue mich schon jetzt ?ber die Feedbacks. Auch wenn sie negativ sein sollten.