hab noch ne alte Story gefunden. Wenn es gefällt würde ich mich über Feedbacks sehr freuen :baby:
Personenschutz
Burgstrasse in Leverkusen:
Mark Pütz sitzt an seinem Schreibtisch und betrachte die Diamanten vor ihm. „Wie immer eine sehr gute Ware. Der Preis ist nicht zu hoch. Also wie immer. Der Koffer mit dem Geld ist bereits in deinem Wagen, Peter.“ Der Angesprochene war Peter Weiser. Er und Pütz hatten schon einiges auf dem Kerbholz. Drogenhandel, Prostitution, Mord, Körperverletzung. Im Gegensatz zu Pütz war Weiser allein. Pütz hatte eine Tochter, die bei ihm wohnte. Nora, war gerade mal 16 Jahre alt. Ein richtiges Biest, wenn es darum ging, ihren Vater um den Finger zu wickeln. Die Mutter von Nora ist vor einigen Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Und nun tat Pütz alles für seine Tochter. „Gut Mark, dann ist alles klar. Ich muss los. Meine Pferdchen müssen noch gefüttert werden.“ sagte Weiser und erhob sich. Mark nickte. „Ich bringe dich raus.“ Auch Mark stand auf. Sie gingen zur Tür und bevor sie die Tür erreichten kam Nora aus ihrem Zimmer und sah die beiden Männer im Flur stehen. „Onkel Peter. Hallo, wie geht es dir?“ „Oh wo ich dich sehe, geht es mir sehr gut, Nora.“ Er gab dem Mädchen einen Kuss auf die Stirn. Mark sah es wie immer mit gemischten Gefühlen. Er wollte es nicht, dass Nora so ein Verhältnis zu Peter aufbaute. Er wollte nicht, dass Nora wusste, womit Peter sein Geld verdiente. Er zwang Frauen auf den Strich und Mark konnte nicht gerade sagen, dass er begeistert davon war, dass seine Tochter einen Narren an diesem Mann gefressen hatte. Aber er hatte auch Peter klar gemacht, dass seine Tochter absolut Tabu für ihn ist. „Peter muss gehen, Schatz. Hast du deine Schularbeiten schon gemacht?“ Nora nickte. „Klar Papa. Ich wollte jetzt mit Smokie ausreiten.“ Mark nickte. Smokie, war Noras Pferd. Jeden Tag ritt das Mädchen aus. „Ich sage Paul und Hans bescheid, sie werden mit dir reiten.“ Nora zog eine Schnute. „Ich brauche keine Aufpasser, Papa.“ „Doch die brauchst du.“ Mark benachrichtigte die beiden Männer und man sah den beiden an, dass sie dazu eigentlich keine Lust hatten.
Nora ging in den Stall und sattelte Smokie. Es war ein weiß-braun geschecktes Pferd und sehr freundlich. Paul und Hans kamen ebenfalls in den Stall. Auch sie nahmen sich jeweils eines der Pferde. Alle drei verließen das große Gelände und ritten in den Wald, der direkt an das Grundstück angrenzte. Genau wie die A3, die am Grundstück vorbeiführte. Nora ritt im Trab und Paul und Hans ritten mit einem Abstand hinter ihr. Die beiden wussten, dass es Nora nicht mochte, wenn sie nebeneinander ritten. Sie hatte es schon so oft ihrem Vater gesagt, und die beiden Männer mussten sich zurück halten. Sie sahen wie Nora immer tiefer in den Wald ritt. Sie mussten nach Anweisung des Vaters stets Nora im Auge haben. Mark, dass wussten die beiden, hatte in der letzten Zeit immer wieder Drohungen bekommen. Per Telefon, per E-mail und auch per Brief. Immer wieder wurde gewarnt, dass etwas passieren wird. Niemand wusste was, aber wenn solche Leute wie Pütz Drohungen bekommen, dann sind sie ernst zu nehmen. Deshalb wurden Paul und Hans von Mark angeheuert, um auf Nora aufzupassen. Ihr durfte nichts passieren. „Mann Paul, ich bin es leid dieses Gör zu beschützen. Wir machen das jetzt schon seit sechs Wochen und es ist nie etwas passiert. Ich glaube so langsam nicht mehr daran.“ „Ach komm Hans. Wichtig ist doch das dass Geld stimmt. Und zahlen tut Pütz pünktlich und nicht zu knapp. Wir reiten hier rum, haben freie Loggia und freies Essen was willst du mehr. Ist doch eine traumhafter Job.“ Hans sah ihn an, doch da musste er seinem Kumpel Recht geben. Es war ein einfacher Job. Dann hallte ein Schuss durch den Wald und die Männer sahen, wie das Pferd von dem Mädchen zusammenbrach. Sie ritten schnell hin und sprangen von den Pferden. Das Mädchen lag neben dem Pferd. Erst glaubten die Männer, dass das Mädchen getroffen wurde, aber als sie es hochzogen, sahen sie dass das Pferd erschossen war. Das Mädchen hatte sich geistesgegenwärtig einfach nicht mehr gerührt als sie merkte was passiert war. Hans zog das Mädchen hinter einen Baum in Sicherheit, während Paul die Gegend mit den Augen absuchte und die Waffe angeschlagen hatte. „Alles in Ordnung, Nora?“ fragte Hans und sah das Mädchen an. Nora nickte. „Smokie?“ Hans schüttelte den Kopf. „Es tut mir Leid, aber Smokie ist tot. Komm ich bringe dich nach Hause.“ Nora fing an zu weinen. „Paul!“ „Alles klar Hans. Ich gebe dir Schutz. Auch Hans zog eine Waffe und stellte sich schützend vor Nora, während Paul hinter Nora ging und sie so ebenfalls schützte. „Nora du und ich auf ein Pferd!“ befahl Hans. Nora nickte. Sie stand unter Schock. Sie ritten schnell nach Hause. Dort sah Mark die drei kommen, und er sah sofort, dass etwas passiert war. Nora saß mit Hans auf einem Pferd. Smokie war nicht da. Er rannte aus dem Haus den dreien entgegen. „Was ist passiert? Wo ist Smokie?“ Nora stieg vom Pferd und rannte in die Arme von ihrem Vater. „Papa, Smokie ist tot. Wir waren im Wald und da fiel ein Schuss. Smokie ist zusammengebrochen.“ Mark sah Hans und Paul an. Sie schüttelten den Kopf. Mark nahm Nora schützend in die Arme und versuchte zu trösten. „Schon gut, Kleines. Komm ich rufe Dr. Frank an. Er soll sich um dich kümmern.“ Nora nickte und ging mit ihrem Vater ins Haus. Der Arzt kam nur eine halbe Stunde später. Mark erzählte die Geschichte und der Arzt nickte. Er untersuchte Nora und bestätigte dann dass sie einen Schock erlitten hatte. Er gab ihr ein Beruhigungsmittel und das Mädchen schlief schon bald ein. „Mark bitte sei vorsichtig. Das war mit Sicherheit kein Unfall. Nora ist in Gefahr.“ sagte Hans, nachdem der Arzt wieder gefahren ist. Mark nickte. „Ich brauche mehr Leute, die mich und Nora schützen. Kennst du noch welche?“ Hans nickte. Er telefonierte kurz und meinte dann nur, dass am morgigen Tag noch sechs Mann kamen.
Tom und Semir waren auf Streife auf der A3. Sie fuhren schweigend die Strecke ab. „So, was läuft am Wochenende?“ brach Semir das Schweigen. „Ich weiß noch nicht. Mal sehen, eigentlich wollte ich Nadja in München besuchen, aber sie hat mich gestern angerufen, und gesagt, dass sie mit einer Grippe im Bett liegt und mich nicht anstecken wolle. Also schlag was vor.“ „Was hältst du von Kino?“ „Kino? Nee, keine Lust.“ „Gut dann ein Kneipenbummel?“ „Schon wieder? Ich habe vom letzten Wochenende noch einen dicken Schädel.“ „Ja was denn dann?“ „Kirmesbesuch?“ Semir sah ihn von der Seite an. „Klar, nen dicken Schädel aber Karussell fahren.“ Tom sah ihn an und zuckte nur mit den Schultern. „Und? Ja oder Nein?“ „Ja okay. Gehen wir auf die Kirmes.“ Damit war das abgeklärt und ein lustiges Wochenende stand vor der Tür. Zumindest dachten die beiden dies. Sie wussten nicht, dass ihnen das Vergnügen gründlich versaut werden sollte. Semir hatte sich gerade von Andrea getrennt und wollte unbedingt Abstand gewinnen. Tom kannte dass schon. Es war nicht das erste Mal, das die beiden sich trennten. Doch meistens dauerte das nicht lange und sie waren wieder zusammen. „Wollen wir Andrea mitnehmen?“ Semir war sofort von der Idee begeistert. „Zu dritt macht es eh mehr Spaß“ meinte er und grinste.
Nora erholte sich schnell. Sie trauerte um ihren Liebling doch der Alltag war da und sie musste zur Schule. Hans fuhr sie nach Köln. Es ging auf die Autobahn. Hans fuhr über die A3 nach Köln rein. Die Fahrt war stockend, es war mal wieder Stau. Nach einer knappen Stunde waren sie in Köln. Hans ließ Nora an der Schule raus. „Du wartest hier bist ich komme, klar.“ sagte er. „Ja sicher Hans. Ich habe um 13.00 Uhr aus. Sei bitte pünktlich.“ Hans lächelte ihr zu. Er würde so lange in Köln bleiben. Die Zeit, die er nun für sich hatte, nutze er um einige Kumpels von früher zu treffen. Er schickte sechs gute Männer zum Anwesen von Pütz. Er unterrichtete die Männer, was zu ihren Aufgaben zählten und wie sie sich zu verhalten haben. Gegen 12.50 fuhr er zur Schule um Nora abzuholen. Sie kam pünktlich aus dem Gebäude und verabschiedete sich von ihren Freundinnen und stieg dann ein. „Alles klar?“ fragte Hans sie. Nora nickte. Hans fuhr wieder auf die Autobahn. Doch als sie fast die hälfte des Weges hinter sich gebracht hatten, knallte es hinter ihnen. Eine der Scheiben zersplitterte. „RUNTER NORA!“ schrie Hans und Nora kroch regelrecht in den Fußraum des Autos. Hans gab Gas. Ein Auto überholte ihn und er sah, dass der Fahrer eine Waffe hatte. Hans gab Nora sein Handy und zog dann auf die rechte Spur um den Rastplatz anzufahren. Der Wagen neben ihm folgte ihn, kam jedoch nicht rechtzeitig um ebenfalls auf den Rastplatz zu fahren. Auf dem Parkplatz hielt Hans an. Nora starrte ihn ängstlich an. „Nora, steig aus und versteck dich. Lauf zum Wald. Wenn du in Sicherheit bist, rufst du Paul an. Er wird dich abholen.“ Nora nickte. „Was machst du?“ „Ich lenke die Männer ab. Und nun lauf!!!“ Nora stieg aus und rannte so schnell sie konnte in den Wald. Hans fuhr zurück auf die Autobahn. Doch bevor er den Parkplatz verlassen hatte, kamen die Verfolger und schossen auf den Wagen. Hans wurde ebenfalls getroffen. Er verursachte einen Unfall, denn ein Wagen der hinter ihm fuhr, bremste zu spät ab. Die Verbrecher, die geschossen hatten, verließen den Parkplatz. Nora sah alles vom Wald aus. Als sie sah, wie Hans verunglückte und die anderen den Parkplatz verließen, rannte sie aus dem Wald zum Wagen, dabei verlor sie das Handy.
„Tom, Semir! Meldet euch.“ „Ja, Andrea was gibt es?“ fragte Semir. „Semir auf dem Rastplatz bei Kilometer 164 ist eine Schießerei gemeldet worden. Außerdem hat es dort einen Unfall gegeben. Übernehmt bitte.“ „Verstanden übernehmen.“ Er hängte das Mikro ein und nahm dann das Blaulicht und stellte es auf das Dach. Dann trat Tom das Gaspedal durch. Nur kurze Zeit später waren sie dort. Sie stiegen aus und sahen, dass zwei Fahrzeuge aufeinander gefahren sind. Neben dem ersten saß eine junge Frau. Sie weinte. Semir ging zu ihr und tippte sie an. Das Mädchen sah zu ihm auf. „Hallo, geht es Ihnen gut?“ fragte er. Sie schüttelte den Kopf. „Können Sie mir sagen was hier passiert ist?“ „Hans, er hat mich von der Schule abgeholt und wir wollten gerade nach Hause fahren. Auf der Autobahn wurde plötzlich geschossen und sie trafen die Heckscheibe. Hans sagte ich soll in Deckung gehen. Dann ist er auf diesem Parkplatz gefahren und befahl mir, in den Wald zu laufen. Er wollte die Verfolger abschütteln. Aber sie haben ihn einfach erschossen…. Und dann… habe ich..“ „Schon gut. Wie heißen Sie?“ „Nora Pütz.“ „Pütz? Sind sie die Tochter von Mark Pütz?“ „Kennen Sie meinen Vater?“ Semir nickte. Aber er sagte nicht wieso er den Vater kannte. „Haben Sie ihren Vater angerufen?“ Nora schüttelte den Kopf. „Ich wollte aber ich… habe das Handy verloren.“ „Okay, Wir fahren Sie nach Hause, Nora. Ich darf Sie doch Nora nennen?“ Nora nickte. Semir gab ihr die Hand. „Hallo ich bin Semir Gerkhan von der Kripo Autobahn.“ Nora nahm die Hand. Sie ging mit Semir zum Auto. Dort stellte Semir Tom vor. „Wie alt sind Sie, Nora?“ „16“ Nachdem alle Spuren gesichert waren, die Toten entfernt und die Schrottfahrzeuge abtransportiert wurden fuhren die beiden mit Nora nach Leverkusen. Nora wurde vom Notarzt an der Unfallstelle untersucht. Dieser konnte jedoch nichts feststellen. Sie fuhren auf das Grundstück von Pütz.
Mark sah, das Polizeiauto und ging direkt nach draußen. Er sah, dass seine Tochter in dem Wagen saß. Der Beifahrer stieg aus und kam auf ihm zu. „Herr Pütz?“ Mark nickte. „Gerkhan, Kripo Autobahn.“ „Was kann ich für Sie tun, Herr Gerkhan?“ „Wir haben ihre Tochter auf der Autobahn aufgelesen. Ihr Fahrer ist tot. Erschossen.“ „WAS!! Mein Gott, geht es Nora gut?“ „Ja aber ich glaube sie hat einen Schock. Können wir uns drinnen weiter unterhalten?“ „Ja sicher, kommen Sie herein. Semir, Tom und Nora gingen mit Mark ins Haus. Dieser telefonierte sofort mit Dr. Frank. Nora wurde von Paul in ihr Zimmer gebracht. Semir und Tom gingen mit Mark ins Wohn- und Arbeitszimmer. „Was ist passiert?“ „Wir wissen von Ihrer Tochter, dass auf ihren Wagen geschossen wurde, Erst wurde die Heckscheibe getroffen. Ihre Tochter wurde vom Fahrer in Sicherheit gebracht, dann hat man den Fahrer erschossen. Ein nachfolgendes Fahrzeug fuhr auf. Das ist das was wir wissen.“ „Oh Mann. Ich glaube die meinen es Ernst.“ Semir stutzte. „Die?“ „Ja, ich…“ „Bitte erzählen Sie uns alles, Herr Pütz. „Herr Gerkhan, Sie und ihr Kollege sind von der Polizei. Ich glaube Sie wissen, womit ich handle und das es nicht immer legal abgeht.“ „Das wissen wir, aber es geht um Ihre Tochter, nicht um Sie. Und außerdem ist es nicht unser Bereich.“ Mark lächelte. Der Polizist gefiel ihm. Er war ehrlich und geradeaus. „Okay. Ich werde seit einigen Wochen bedroht. Ich bekomme Anrufe, Drohbriefe und Drohmails. Vor drei Tagen haben sie zum ersten Mal zugeschlagen. Sie haben das Pferd meiner Tochter erschossen. Und das obwohl meine Tochter aufsaß.“ Semir sah erschrocken zu Tom. „Warum haben Sie nicht die Polizei benachrichtigt?“ „Herr Gerkhan, Ich kann doch nicht die Polizei anrufen. Dafür habe ich meine Leute.“ Semir nickte. Er verstand schon, dass ein Mann wie Pütz niemals die Polizei einschalten würde. „Sie wissen, dass wir den Fall nicht bearbeiten können. Wir sind bei der Autobahnpolizei. Sie müssen sich an unsere Kollegen wenden.“ „Das kann ich nicht. Ich bin selbst auf der Suchliste von der Polizei. Ich muss damit allein fertig werden.“ Semir sah zu Tom. Er zuckte nur mit den Schultern. Ihm war es egal, was dieser Pütz machte. Solange dabei keine Unschuldigen zum Opfer wurden. „Wenn Sie wollen, könnten wir mit unserer Chefin sprechen, vielleicht können wir Ihnen helfen.“ Mark sah ihn an. „Glauben Sie wirklich? Ich meine… es wäre mir sehr Recht.“ „Mal sehen was wir tun können. Achten Sie auf Ihre Tochter.“ Mark nickte. Tom und Semir verließen das Gebäude und fuhren auf die Wache.
„Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, Semir.“ sagte die Chefin. Sie sah ihn an und dann wanderte ihr Blick zu Tom. „Doch, Chefin. Mark Pütz hat uns um Hilfe gebeten. Es geht nicht um Diamanten oder Drogen. Ich weiß dass er damit handelt. Aber es geht in erster Linie um ein 16jähriges Mädchen, das in Gefahr schwebt. Innerhalb einer Woche ist zweimal versucht worden dieses Mädchen zu erschießen. Mir ist es egal, was der Vater macht. Aber das Mädchen ist in Gefahr.“ Die Chefin sah ihren Kollegen an. „Es ist doch wohl klar, dass die Kollegen vom BKA nicht gerade begeistert sein werden und dass ich sie davon unterrichten muss, ist auch klar.“ Semir nickte. „Es sollte jedoch schnell gehen. Ich will wenn möglich, noch heute mit Tom dort auf dem Anwesen sein.“ Die Chefin nahm den Hörer und wählte das BKA an. Sie ließ sich mit dem Leiter verbinden. Dann erklärte sie ihm das Anliegen und wie sie vorgehen wollten. Der Leiter hörte sich alles an und schon kurze Zeit später hatten sie grünes Licht. Tom und Semir fuhren nach Hause und packten einige Sachen. Danach trafen sie sich auf dem Parkplatz der Wache um gemeinsam zum Anwesen von Pütz zu fahren. „Wieso fragst du mich eigentlich nicht vorher?“ meinte Tom als sie unterwegs zum Anwesen waren. Semir sah ihn an. „Wieso, ich dachte, du wolltest es auch.“ Tom fing an zu grinsen. Er fluchte, dass sein Partner ihn einfach zu gut kannte. Er konnte auch nicht abstreiten, dass ihm die kleine Pütz Leid tat. Sie konnte nichts dafür, dass ihr Vater mit Drogen und Diamanten handelt. Personenschutz hatte er das letzte Mal gemacht, als er im Streifendienst war.
Nora schlief tief und fest. Ihr Vater saß an ihrem Bett. Er streichelte ihr dunkles Haar. „Mein armes Mädchen. Was musst du durchmachen.“ sagte er leise und eine Träne kullerte an seiner Wange runter. Er war hart in geschäftlichen Dingen. Da ließ er schon mal jemanden zusammen schlagen, wenn diese Person sich nicht den Willen beugte. Aber wenn es um seine Tochter ging, dann war er wie alle Väter sehr besorgt. Es klopfte leise an der Tür. Er ging zur Tür und öffnete. Paul stand davor. „Was gibt es?“ „Die beiden Polizisten von Heute Mittag sind da.“ „Ich komme gleich.“ Paul ging wieder nach unten. Mark sah noch einmal zu seiner Tochter, dann verließ er das Zimmer. Er ging ins Arbeitszimmer wo Semir und Tom warteten. „Guten Abend. Sie haben also die Genehmigung?“ „Sagen wir mal, wir dürfen Ihre Tochter beschützen. Wo ist sie?“ „Sie schläft. Der Stress war wohl ein wenig zu viel für sie. Der Arzt hat ihr eine Spritze gegeben. Möchten Sie was trinken?“ Semir und Tom lehnten ab. „Können Sie uns die Zimmer zeigen, wo wir übernachten?“ fragte Tom. Mark nickte und rief Paul zu sich. „Zeige den Herren, bitte die Gästezimmer. Und Paul.. die beiden bekommen alles was sie wollen, klar.“ Paul nickte und ging dann mit Semir und Tom zu den Gästezimmern. Sie gingen in die zugeteilten Zimmer und packten aus. Paul brachte sie danach ins Esszimmer wo das Abendessen serviert wurde. „Herr Pütz, es muss eins klar sein. Wir sind nur zum Schutz Ihrer Tochter da. Alle anderen Tätigkeiten, sind nicht unsere Aufgabe. Wenn Sie in der Zeit wo wir uns hier befinden, etwas Ungesetzliches tun, müssen wir es melden.“ Mark nickte. „Von diesen Geschäften werden Sie bestimmt nichts mitbekommen.“ meinte er nur. Semir und Tom sahen sich an. Sie aßen und gingen dann nach draußen. Paul begleitete sie und zeigte ihnen das gesamte Grundstück und jedes Zimmer. „Wie wollen Sie denn vorgehen?“ fragte Paul. Semir sah ihn an. „Sie sind einer von denen die beim ersten Anschlag auf das Mädchen dabei waren?“ fragte Semir ohne auf die Frage einzugehen. Paul nickte. „Erzählen Sie es uns?“ „Wir ritten wie immer durch den Wald. Nora ritt auf ihrem Pferd vor uns. Wir mussten immer Abstand halten. Nora wollte es so. Sie ist mit ihren 16 Jahren schon sehr Anspruchsvoll. Ja und auf einmal knallte es. Wir sahen wie Smokie zusammenbrach und dann brachten wir Nora in Sicherheit.“ „Smokie?“ „Noras Pferd. Sie war total fertig. Sie hatte den Gaul von klein auf.“ Semir sah ihn an. „Was ist eigentlich Ihre Aufgabe?“ „Ich sollte das Mädchen zusammen mit Hans schützen. Hans ist tot. Und für den Schutz sind Sie nun da.“ „Ich hätte Sie gern dabei, Paul. Ich darf doch Paul sagen?“ „Ja sicher, Herr Gerkhan.“ „Semir.“ Okay Semir. Wie wollen wir vorgehen?“ „Wir lösen uns ab. Und wenn der jungen Dame danach ist, auszureiten, werden wir alle zusammen ausreiten. Und es ist mir egal, was das Mädchen will, wir werden sie von allen Seiten schützen. Mit diesen Leuten ist nicht zu scherzen.“ Paul sah ihn an. „Sie kennen Nora nicht. Die Kleine kann ihren Kopf durchsetzen.“ „Das werden wir ja sehen.“ Sie gingen wieder ins Haus und setzen sich mit Mark ins Wohnzimmer. „Herr Pütz, wir müssen noch einiges klären.“ „ich höre.“ „Ihre Tochter wird von mir, meinem Kollegen und Paul beschützt. Paul hat mir erzählt, dass Ihre Tochter etwas extravagant ist und ihre Wünsche durchsetzen will.“ Ein Lächeln huschte über Marks Gesicht. „Ja, meine Tochter ist es gewohnt, die Wünsche erfüllt zu bekommen. Worauf wollen Sie hinaus?“ „Nun, wenn Ihre Tochter ausreitet, dann nur in Begleitung von uns drei. Wir werden sie nicht verfolgen, sondern geschlossen reiten. Sie wird ohne uns nicht das Anwesen verlassen. Sie sollte eine Weile aus der Schule fernbleiben, denn dort können wir sie nicht schützen.“ „Das ist kein Problem. Nora ist in der Schule gut und ich kenne den Direktor persönlich und in drei Tagen fangen die Ferien an. Er ist ein alter Freund von mir. Ich lasse meine Tochter nicht aus dem Haus. Und das mit dem Ausreiten, wird auch kein Problem sein. Aber ich denke wir sollten für heute Schluss machen. Es ist schon spät. Schlafen Sie gut.“ „Wie sieht es aus mit Heute Nacht?“ „Ich habe insgesamt zehn Mann auf dem Anwesen verteilt. Die Hunde laufen draußen frei. Ich denke nicht, dass sich irgendeiner auf das Anwesen breit macht. Bisher haben sie nur außerhalb des Geländes die Anschläge gemacht.“ „Gut, dann werden wir auch schlafen gehen. Gute Nacht Herr Pütz.“
Am nächsten Morgen wurde um 8.00 Uhr gefrühstückt. Semir, Tom und Nora machten sich näher bekannt. Nora sah Tom und Semir an und meinte dann nur: „Ich glaube mit Ihnen beiden werde ich mich sicherer fühlen.“ Tom grinste. „Wieso denn?“ fragte er neugierig. „Sie sind ausgebildete Polizisten und nicht wie Paul und Hans Anfänger. Ich wette, wenn Sie vor vier Tagen da gewesen wären, würde Smokie noch leben.“ „Entschuldige mal Nora, wenn wir neben dir hätten reiten dürfen, dann wäre Smokie noch am leben.“ Nora sah Paul an. Semir sah das Mädchen aufmerksam an. „Es ist auch klar, wenn Sie ausreiten, dann werden mein Partner und ich neben Ihnen reiten. Nicht hinter Ihnen.“ „Sagen Sie ruhig du. Das sie hört sich so alt an.“ Semir lächelte und nickte dann. „Okay, Nora, was machst du eigentlich heute?“ „Ich wollte gleich ein wenig in die Stadt schoppen.“ „Abgelehnt!“ sagte ihr Vater, der das Zimmer betrat. „Aber Paps, Lisa und Maria warten doch auf mich.“ „Nein, du wirst heute nirgendwo hingehen.“ „Warum denn nicht?“ „Nora, bitte. Ich habe gesagt, das du heute hier bleibst.“ Semir stand auf. „Herr Pütz, kann ich Sie kurz sprechen?“ Mark nickte. Semir und er gingen ins Arbeitszimmer. „Sie sollten Ihre Tochter nicht einschränken. Wenn sie sich heimlich rausschleicht, ist es keine Hilfe.“ „Aber…“
„Wirklich, es wäre nicht gut. Sie sollte sich so benehmen, wie immer. Gut mit einigen Einschränkungen, aber wenn wir die Leute haben wollen, müssen wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Drohungen umzusetzen. Nora wird nichts passieren.“ Mark sah ihn an. Er wusste nicht warum, aber dieser Polizist imponierte ihm. Er wollte ihm vertrauen. Er nickte und dann gingen beide wieder ins Esszimmer. „Okay, Nora, aber nur mit Herrn Gerkhan und Herrn Kranich.“ Nora nickte und umarmte ihren Vater. „Können wir dann, meine Herren?“ fragte sie keck. Semir und Tom sahen sich an und grinsten. Dann nickten sie und erhoben sich. Sie hatten vereinbart, mit dem Dienstwagen in die Stadt zu fahren. „Mann, wenn meine Freundinnen sehen, dass ich mit Polizei ankomme, werden die neidisch werden.“ „Nora, es ist wichtig, dass du keinem erzählst, dass wir von der Polizei sind. Wir wollen die Personen kriegen, die dich und deinen Vater bedrohen. Wenn jeder erfährt, das wir Polizisten sind, dann klappt das nicht.“ Nora nickte, das sah sie ein. „Aber das Auto ist doch mit Blaulicht ausgerüstet. Das werden Lisa und Maria sehen.“ „Wir parken nicht direkt davor. Einer bleibt im Auto und einer geht mit euch. Heute werde ich mitgehen.“ meinte Semir. Tom nickte und war froh, dass er im Auto bleiben konnte. Einkaufbummel war das schlimmste was er sich vorstellen konnte. „Du opferst dich freiwillig? Semir ich schulde dir was.“ grinste er. „Ich weiß.“ meinte Semir trocken. Tom sah ihn an und musste dann lachen. Er kannte Semir und wusste dass er Einkaufstouren genauso hasst, wie er.
Semir hielt das Auto an der Fußgängerzone und überließ das Steuer Tom. „Pass gut auf die Kleine auf, Semir.“ meinte Tom. Semir nickte und öffnete Nora die Tür. Das Mädchen stieg aus und dann hakte sie sich bei Semir ein. Dieser sah sie an. „Oh, Pardon. Ich bin es gewohnt, bei Hans…“ sie stockte und zog ihren Arm zurück. „Schon gut, Nora. Ich finde es nicht schlimm. Aber wenn es geht, sollten wir es lassen. Okay?“ Nora nickte. Sie putzte sich eine Träne aus dem Gesicht. Anscheinend mochte sie den Hans sehr gern. Sie musste mit ansehen, wie er erschossen wurde. Semir kannte die Gefühle, die einem dabei durchfahren. Er hatte es schon öfter erlebt. Er nahm Noras Hand und ging dann mit ihr in die Einkaufszone. Weder ihm noch Tom fiel auf, dass mehrere Personen ihn und Nora beobachteten. Nora lief auf einmal auf zwei Mädchen los. „LISA, MARIA!“ rief sie, „Ich bin auch schon da.“ Die Mädchen begrüßten sich. Semir stand ziemlich verloren daneben. „Oh, das ist Herr Semir Gerkhan. Mein Leibwächter.“ Sagte Nora und stellte somit Semir vor. Die Mädchen reichten ihm die Hand und Lisa meinte: „Der sieht ja besser aus als Hans. Wo ist Hans denn, ist er krank?“ „Nein Lisa, Hans ist…“ Nora schaute zu Semir und dieser nickte, „Hans ist tot.“ Lisa sah sie entsetzt an. Auch Maria schaute sie traurig an. „So Mädchen“, meinte Semir um die Situation zu lösen, „so langsam sollten wir schoppen gehen. Ich will vor Mitternacht wieder auf dem Anwesen sein.“ Die Mädchen sahen ihn an und lachten. Der ganze Einkauf dauert fast sechs Stunden und Semir wunderte sich, das die Mädchen immer noch so fit waren. Er war fertig. Nora und er verabschiedeten sich von den beiden Mädchen und alle gingen getrennte Wege. Er und Nora wollten zum Treffpunkt mit Tom gehen. Semir ganz Gentlemen, trug die Einkaufstaschen. Tom wartete schon am vereinbarten Platz. Semir verstaute die Taschen und dann stiegen alle ein und fuhren zurück.
„Sie hat neue Beschützer.“ „Ja, ich weiß. Wer sind die?“ „Das sind Bullen. Dieser Pütz hat sich zwei Bullen ins Haus geholt. Wir kommen an der Kleinen nicht mehr ran.“ „Irgendwie müssen wir sie kriegen. Ich will sie haben, notfalls mit dem Bullen. Finde heraus wer es ist. Ein Klotz am Bein wäre nicht schlimm. Melde dich sobald du weißt wer ständig in ihrer Nähe ist.“ „Alles Klar.“ Sebastian sah die Fotos auf dem Tisch. Er nahm sie und schaute sie sich an. Dort war Nora zu sehen mit ihrem Beschützer. Er war ziemlich klein aber man sah, dass er durchtrainiert war und mit Sicherheit war er auch bewaffnet. „Pütz du hättest dich zurück halten sollen. Aber für den Mord an meinem Bruder wirst du das Liebste verlieren, was du hast.“ sagte er zu sich. Er erinnerte sich an seinen Bruder Ralf, der von den Männern von Pütz in ein manipuliertes Auto gesetzt und umgebracht wurde. Nur weil Ralf es gewagt hatte, ihn bei einem Deal über den Tisch zu ziehen. Das ist noch lange kein Grund, ihn zu ermorden. Zumindest waren das seine Gedanken. Dass er selbst nun auch so eine Tat begehen wollte, befand er für gerecht. Das Telefon klingelte und er meldete sich. „Die Bullen sind von der Autobahnpolizei. Der eine heißt Semir Gerkhan und der zweite Tom Kranich. Zwei verdammt gute Bullen. Der auf den Bildern zu sehen ist, ist dieser Gerkhan. Wie wollen wir jetzt vorgehen?“ „Nun wir werden uns das Mädchen holen. Wenn es sein muss mit dem Bullen. Den werden wir notfalls ruhig stellen.“ „Alles Klar. Wann?“ „Ich melde mich bei dir. Erst einmal muss ich mir überlegen, wie wir weitermachen.“ „Okay, bis dann.“ Er legte wieder auf.
Auf dem Anwesen angekommen, wurden Semir und Tom direkt zu Mark gebracht. „Ich habe einen weiteren Drohbrief bekommen.“ Erreichte ein stück Papier zu Semir. Dieser nahm ihn vorsichtig und las:
>So, nun hast du lang genug gezittert. Es wird Ernst. Achte gut auf das Liebste was du hast, es wird nicht mehr lange da sein. <
„Hmm, keine Unterschrift. Herr Pütz, können Sie sich keinen Reim darauf machen. Wer könnte es sein?“ Mark zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Natürlich habe ich ne Menge Feinde. Ich habe einige Gegner beseitigt, nicht immer mit legalen Mitteln, aber ich kenne niemanden, der sich auf diese Weise rächen will. Zumindest fällt mir nichts ein.“ Semir und Tom sahen sich an. „Sie haben einige Gegner beseitigt? Ermordet?“ „Nein, ich habe sie ausschalten lassen, oder fertig gemacht. Aber ich habe niemanden ermordet oder ermorden lassen.“ Semir nickte. „Okay, wir werden ab sofort rund um die Uhr auf Nora aufpassen. Schluss mit Einkaufbummel, Ausritt oder sonst was.“ Mit einem Male war ein Schrei zu hören. Semir und Tom rannten die Treppe hoch in Noras Zimmer. Das Mädchen stand in der Tür. „Was ist los, Nora?“ fragte Mark. „Papa, ich … habe… Besuch bekommen. Sieh nur, auf meinem Bett.“ Semir stieß die Tür auf und sah auf das Bett. Dort lag ein toter, blutender Hasenkörper. Das Tier ist geköpft worden. Es war grausam. Mark rief Paul. Dieser kam und entfernte den Kadaver. „Okay, Nora ist gut. Es ist weg.“ Mark nahm seine Tochter in den Arm und tröstete das verstörte Mädchen. Semir sah zu Tom. Dieser nickte. „Herr Pütz, ich denke es ist besser, wenn Sei einen Arzt kommen lassen. Das ist einfach zuviel für Nora.“ Mark nickte. Das Mädchen weinte und konnte sich nicht beruhigen. Mark ließ den Arzt rufen, der sich um das Mädchen kümmern sollte. Mark, Semir und Tom saßen im Arbeitszimmer während der Arzt dem Mädchen eine Beruhigungsspritze gab. „Herr Pütz, es wäre besser, wenn wir Nora von hier wegbringen. Wir haben genügend Schutzwohnungen, wo wir sie unterbringen und noch besser beschützen können. Wir werden morgen früh losfahren. Lassen Sie bitte Noras Sachen packen.“ Mark sah ihn an. Doch dann stimmte er zu. Er wusste dass es besser für Nora war. Nun fingen diese Männer an, sie auf dem Grundstück zu bedrängen. So konnte er seine Tochter nicht schützen. Er rief eine Hausangestellte und beauftragte sie, Noras Sachen zu packen.
Am nächsten Morgen fuhren Tom und Semir mit Nora zu eine der Schutzwohnungen. Es war eine Wohnung in Longerich. Abgelegen von der Straße und mitten in einem Naturschutzgebiet. Hier führte nur eine Straße zum Haus und die war mit einem Gitter gesichert. Das Haus selbst hatte vier Zimmer. Alle waren geschmackvoll eingerichtet. Alles was das Herz begehrte, war vorhanden. Allerdings hatte man diese Wohnungen nicht für Jugendliche eingerichtet. Nora meckerte über den Komfort, denn sie war natürlich anderes gewohnt. Tom wurde sauer. Semir sah ihn an und gab ihm dann ein Zeichen sich zu entfernen. Er ging zu Nora und sah sie an. „Nora, bitte. Es geht nicht immer nach deinen Kopf. Klar. Diese Wohnung ist eine Schutzwohnung für Personen, die geschützt werden müssen. Nicht um sich wohl zu fühlen. So und nun pack deine Sachen aus. Das Zimmer kannst du dir noch aussuchen.“ Nora sah ihn an. „Was soll das denn, Herr Gerkhan. Ich habe mich sehr sicher gefühlt bei meinem Vater.“ „Sicher, und der tote Hase? Das Pferd? Was meinst du wer der nächste ist?“ Nora erschrak. Sie wusste dass der Polizist Recht hatte. Sie musste sich fügen und sich hier so gut es ging einrichten. Sie ging in das größte Zimmer. Dort standen ein großes Bett und sogar ein Fernseher. Sie packte aus und sah das Laura, das Hausmädchen ihres Vaters auch die Playstation und sogar den Gameboy eingepackt hatte. Auch alle Spiele. Zumindest wird die Zeit nicht langweilig, dachte sich Nora.
„Okay, sie sind in einer der Bullenwohnungen. Ich habe sie in Longerich gefunden. Sie sind zu dritt. Die beiden Bullen und das Mädchen. Wie willst du sie holen?“ „Ich denke wir werden einen Bullen, den Kranich weglocken. Der andere ist ein annehmbares übel. Er wird einfach mitgenommen. Lass dir was einfallen, wie wir die beiden holen. Ich werde die Ablenkung organisieren. Welchen Wagen haben die beiden?“ „Einen CLK, Ne- LK 3470. Der Kranich fährt ihn.“ „Gut, dann werde ich einen netten Unfall arrangieren. Wenn Kranich ausgeschaltet ist, dann haben wir die Hälfte schon gewonnen.“ „Wann?“ „Wie ist der Ablauf der letzten Tage gewesen?“ „Dieser Kranich fährt jeden Morgen auf die Wache. Gegen 8.30 Uhr fährt er weg und ist dann meistens um 10.00 Uhr zurück. Das heißt wir haben diese 90 Minuten Zeit.“ „Okay, dann werden wir morgen zuschlagen. Wie viele Männer hast du?“ „Vier. Mit mir sind es fünf. Das reicht dicke. Wir werden morgen mit einen großen Van vor dem Haus vorfahren, den Bullen werden wir einfach überrennen. Er wird keine Chance bekommen, irgendwen zu warnen.“ „Okay, aber dem Bullen darf nichts passieren. Zumindest sollte er am Leben bleiben.“ „Alles Klar.“ Das Gespräch wurde beendet. Sebastian konnte zufrieden sein. Seine Rache wird er selbst auskosten. Der Bulle kann zusehen, wie er das zerstörte, was seinem Feind das liebste war. Die Kleine wird sicher auch Spaß daran haben, dachte er sich und in seiner Fantasie malte er die Rache sehr bunt aus.
Am nächsten Morgen fuhr Tom wie immer gegen 8.30 Uhr zur Wache und die Chefin von den Vorkommnissen zu berichten und um noch einen anderen Fall zu bearbeiten. Da ging es um einen Mann, der Selbstmord auf der Autobahn begangen hat. Ralf Bauer. Drogenhändler und Zuhälter, der schlimmsten Art. Die Art zu sterben hatte sich dieser Bauer zwar selbst ausgesucht, aber es war nicht ausgeschlossen, dass dieser Selbstmord nicht freiwillig war. Tom musste noch einiges in Erfahrung bringen. Er wusste nicht, dass dieser Selbstmord mit dem Fall von Nora zusammen hing. Semir blieb mit Nora allein. Die beiden spielten auf den Konsolen. Semir gewann öfter als Nora, denn es war sein Freizeithobby, mit einer Konsole zu spielen. Es gab kein Spiel was er noch nicht kannte. Tom meinte immer, dass er so langsam erwachsen werden sollte, und sich auf den Ernst des Lebens konzentrieren müsse. Doch Semir fühlte sich wohl, wenn er spielen konnte. Es war beruflich schon schlimm genug, und nach seiner Ansicht war das Hobby ein Ausgleich für die Abenteuer auf der Straße. Nach einer Stunde hatte Semir und auch Nora genug. Sie gingen frühstücken. Nora hatte sich bereit erklärt, Frühstückseier zu kochen. Semir deckte den Tisch und schaltete die Kaffeemaschine an. Plötzlich wurde die Tür eingetreten. Semir zog Nora sofort in Deckung und zog seine Waffe. Es flogen Tränengasbomben in die Küche. Semirs Augen tränten sofort. Er hustete und war zu keiner Gegenwehr fähig. Er sah nichts. Drei Mann hielten ihn fest, bogen ihm die Arme auf den Rücken und zogen ihn aus dem Haus. Nora schrie um Hilfe, doch er war selbst gefangen. Beide wurden in ein Auto gebracht. Semir wurde mit Handschellen gefesselt, die Augen wurden verbunden und er wurde geknebelt. Er ahnte, dass mit Nora das gleiche passierte. Er konnte sich nicht wehren und musste abwarten, was nun kommen sollte. Er merkte wie das Auto sich in Bewegung setzte.
Tom kam gegen 11.00 Uhr erst zur Wohnung zurück. Er ärgerte sich darüber, dass er in einen Unfall verwickelt war. Sein Auto hatte wieder mal eine Schramme. Die Chefin wird sich bedanken. Wieder war eine Reparatur fällig. Tom fuhr vor die Tür und erschrak. Er sah sofort, dass die Tür aufgebrochen war. Er rannte ins Haus „SEMIR!!! NORA!!“ rief er. Keine Antwort kam. Er rannte durch alle Zimmer. In der Küche sah er, dass dort ein Topf auf dem Herd stand und mittlerweile waren die Eier darin verbrannt. Er zog den Topf runter, dann griff er zum Handy und rief die Chefin an. „Sie haben das Mädchen und Semir entführt.“ „Was, das darf doch nicht wahr sein. Wissen Sie etwas?“ „Leider nein. Wir müssen Pütz unterrichten. Und dann müssen wir abwarten.“ „Okay, Fahren Sie zum Anwesen von Pütz. Er soll noch einmal nachdenken, vielleicht fällt ihm doch was ein, wer hinter seiner Tochter her ist.“ Tom beendete das Gespräch und fuhr dann zu Mark Pütz. Dort angekommen, kam Mark zu ihm. Tom stieg aus. „Ich habe einen Brief bekommen, Sagen Sie mir, das dass was dort steht nicht wahr ist.“ Tom sah ihn an, dann nahm er den Brief und las:
Ich habe gewonnen. Dein Liebstes ist bei mir. Samt dem Bullen, der sie schützen sollte. Er hat versagt. Ich habe ihn und Nora in meiner Gewalt. Nora wird dafür büßen, was du meinem Bruder angetan hast. Du darfst gerne zusehen, ich werde Videos anfertigen. Dann kannst du sehen, was deine Tochter erleiden darf. Und dann darfst du ihre Leiche in irgendeinen Graben suchen. Mit der Leiche des Bullen. >
Tom sah auf. „Wann haben Sie den Brief erhalten, Herr Pütz?“ „Vor einer Stunde. Was ist passiert?“ „Ich bin zum Revier gerufen worden. Mein Partner und ihre Tochter waren noch am schlafen und dann wollten sie wohl frühstücken. Sie sind überfallen worden. Mehr weiß ich leider auch nicht. Aber eins ist sicher, es hat mit Ihren Geschäften zu tun. Herr Pütz überlegen sie bitte genau, wer kann es sein?“ Mark sah ihn an. Tom sah die Tränen im Gesicht. „Wir sollten reingehen, und dann müssen wir alle Möglichkeiten durchgehen. Okay?“ Mark nickte.
Die Fahrt endete nach etwa 90 Minuten. Semir spürte das der Wagen in dem er sich befand anhielt. Die Türen wurden geöffnet und er wurde raus gezogen. Die Männer gingen nicht gerade sanft mit ihm um. Er wurde in ein Haus gebracht. Vermutlich war es ein Keller. Anschließend wurde er an einem Rohr angekettet. Weder Knebel noch Augenbinde wurden abgenommen. Dann hörte er dass eine zweite Person in den Raum gebracht wurde. Semir konnte nur darauf hoffen, dass es Nora war, die ebenfalls angekettet wurde. Er konnte nichts tun, als abwarten, was nun passierte. Er hörte wie die zweite Person von der er annahm dass es Nora war, schwer atmete. Er dachte an das zierliche Mädchen. Was musste es für Angst haben. Doch er war nicht in der Lage, es zu trösten. Er zerrte an seine Fesseln. Doch die Handschellen saßen fest und das Rohr an dem er gefesselt war, schien sehr stabil. Semir hörte Nora, die neben ihm saß angestrengt atmen. Er ahnte, dass sie große Angst hatte. Nach einer ziemlich langen Zeit, betrat jemand den Raum, in dem die beiden festgehalten wurden. Semir hörte die Schritte und merkte, das jemand direkt vor ihm stand. Dieser jemand griff Semir unters Kinn. „Ich werde jetzt den Knebel entfernen. Aber wenn du einen Ton von dir gibst, dann ist er wieder drauf, klar?“ Semir nickte. Das Klebeband wurde vom Mund gezogen. „So und nun wirst du mir Fragen beantworten. Wer bist du?“ „Gerkhan, Kripo Autobahn.“ „Was hast du mit Pütz zu tun?“ „Wir bearbeiten einen Unfall, bei dem einer der Männer von Pütz ums Leben gekommen ist. Was soll das ganze hier?“ „Ich stelle die Fragen! Also warum bewachst du die Tochter von Pütz?“ „Er wird bedroht, aber das wissen Sie doch, Sie sind es doch, er ihn bedroht. Es gab zwei Anschläge auf die Tochter. Was haben Sie mit uns vor?“ Er bekam einen Tritt in die Rippen, der ihn aufstöhnen ließ. „Ich sagte, dass ich die Fragen stelle. Gut, dass reicht erst einmal. Da du sehr kooperativ bist, bekommt ihr heute was zu essen.“ Semir hörte, das der Mann erneut Klebeband abriss. Er sollte wohl wieder geknebelt werden. Er wandte den Kopf zur Seite und sagte dann: „Bitte, lassen Sie den Knebel weg. Ich werde nicht schreien oder rufen.“ Doch der Mann folgte der Bewegung und schon war Semir wieder geknebelt. „Ich habe das Sagen. Und wenn ich will, das du dich mit der Kleinen unterhältst, dann erfährst du es früh genug.“ Der Mann erhob sich und entfernte sich von Semir. Doch dafür hörte er wie dieser zu Nora ging. Dann hörte er das Mädchen stöhnen. Er versuchte sich bemerkbar zu machen und zerrte an seinen Fesseln. Der Mann kam wieder zu ihm und zog das Klebeband vom Mund. „Willst du was sagen?“ lachte der Mann gemein. „Lassen Sie das Mädchen in Ruhe. Und lassen sie mich bitte mit ihr reden.“ „NEIN! Ich will nicht, das ihr euch unterhält. Sie soll Angst haben. Vor mir, vor meinen Freunden, vor diesem Raum hier. Halt du besser den Mund, sonst bekommst du es zu spüren. Haben wir uns verstanden?“ Der Mann verklebte den Mund von Semir wieder und verließ dann den Raum. Semir hörte wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Er konnte nichts unternehmen und musste abwarten.
Tom saß mit Mark Pütz im Arbeitszimmer. „Herr Pütz, bitte überlegen Sie genau, was in der vergangenen Zeit, also bevor die Drohungen gegen Sie und Ihre Tochter anfingen, vorgefallen ist. Der Mann redet von seinem Bruder. Was könnte es sein?“ „Ich weiß es doch nicht, Herr Kranich. Ich habe einfach keine Ahnung. Sicher gibt es einige Feinde, die mich lieber unter der Erde sehen, aber es geht hier um ein Kind. Meine Tochter hat niemanden etwas getan. Bitte helfen Sie ihr doch.“ „Herr Pütz, wir tun was wir können, aber es muss irgendetwas geben, was der Auslöser war. Denken Sie nach!“ „Ich weiß es doch …. Warten Sie mal, Ja das könnte es sein. Vor ungefähr drei Monaten hatte ich Stress mit einem Geschäftspartner, der mich übers Ohr ziehen wollte. Ich habe mich von ihm getrennt. Er ist dann aus was weiß ich für Gründen auf der Autobahn gegen eine Betonmauer gefahren. Er ist gestorben. Aber da bin ich doch nicht Schuld dran. Dieser Mann hatte einen jüngeren Bruder. Sie hatten ein sehr inniges Verhältnis zu einander. Das könnte der Schlüssel sein. Er gibt mir die Schuld an dem Tod seines Bruders und hat nun meine Tochter entführt, und Ihren Kollegen dazu.“ Tom sah ihn an. „Wie hieß der Mann, der gestorben ist?“ „Ralf, ja Ralf Bauer.“ „Ralf Bauer? Sind Sie sicher?“ „Ja, wieso?“ „Ich wurde heute Morgen ins Revier gerufen, um genau diesen Fall näher zu untersuchen. Denn es ist raus gekommen, dass es kein Selbstmord gewesen ist. Der Wagen ist manipuliert worden. Herr Pütz, ich frage Sie und ich bitte Sie mir ehrlich zu antworten, Haben Sie am Wagen von Bauer etwas getan, oder etwas in Auftrag gegeben?“ „Nein, Herr Kranich, wirklich nicht. Auch meine Leute nicht. Aber dieser Bauer hatte sicher auch Feinde. Er war Zuhälter und handelte mit Drogen. Er wollte meine Tochter verführen, und deshalb habe ich mich von ihm getrennt. Meine Tochter ist absolut TABU!“ „Schon gut, Herr Pütz. Ich werde morgen direkt zu diesem Bruder fahren. Ich kenne ihn ja schon, wo ich die Nachricht über das Ableben des Herrn Bauer überbracht hatte. Ich denke er kennt auch die Ergebnisse der Untersuchung. Bis dahin, will ich dass Sie nichts tun, Keine eigenmächtigen Handlungen, Klar. Keine Rache, kein gar nichts.“ Mark nickte nur. Tom verließ das Anwesen und fuhr zum Revier zurück.
Semir saß immer noch gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen im Keller fest. Von Nora war zwischendurch ein Stöhnen zu hören. Anscheinend versuchte sie die Fesseln zu lösen. Semir wusste nicht, ob sie auch mit Handschellen gefesselt war, oder ob sie die Augen verbunden hatte. Eines war sicher, sie war auch geknebelt. Sonst hätte sie was gesagt. Semir rieb den Kopf an der Schulter und hoffte so die Augenbinde zu lösen. Und tatsächlich er schaffte es, dass sie ein wenig von den Augen rutschte, doch bevor sie ganz fiel, drehte sich der Schlüssel und jemand trat ein. Dieser sah sofort, dass die Augenbinde verrutscht war. Er kam auf Semir zu und schlug ihm ins Gesicht. „wollen wir die Augen frei bekommen? Lass es lieber, verstanden! Ist gesünder für dich.“ Er nahm die Binde und zog sie wieder über die Augen. Semir war weiterhin blind. Der Unbekannte nahm Semir den Knebel ab. „Was soll das? Was wollen Sie?“ fragte Semir. „Ich bin euer Tod, wenn du so willst. Zumindest für die Kleine da drüben. Wenn du nicht auch sterben willst, solltest du aufhören Fragen zu stellen. Es gibt gleich was zu essen, dann werden ihr schlafen.“ „Nehmen Sie uns die Augenbinden ab?“ „Sicher, die Fesseln auch und dann…“ meinte der Mann höhnisch. „Willst du noch irgendetwas haben?“ Semir hörte den Unterton, und er glaubte nicht, dass der Mann ihn auch nur einen Wunsch erfüllen würde. Er merkte wie der Mann zu Nora ging. Dann hörte er das Mädchen stöhnen. „Bitte lassen Sie das Mädchen in Ruhe, verdammt noch einmal. Sie hat Ihnen doch nichts getan.“ sagte er wütend und zerrte wieder an den Fesseln. „Sie nicht, aber ihr Vater. Nur dafür wird sie bezahlen.“ Semir hörte Nora weinen. Der Mann verließ den Raum nachdem er auch Nora vom Knebel befreit hatte. Nur kurze Zeit später kam erneut jemand in den Raum. Es roch nach frischem Essen. Semir hatte Hunger. Die Fesseln wurden gelöst und Semir wollte gerade zu der Augenbinde greifen, als ihm jemand auf die Finger schlug. „Die Binde bleibt dran!“ hörte er. „Wie soll ich denn essen?“ Plötzlich spürte er eine Waffenmündung am Kopf. „Du isst mit den Händen, und nicht mit den Augen. Wenn du nur versuchen solltest, die Augenbinde zu entfernen, dann wirst du die Engel singen hören, klar!“ Semir nickte vorsichtig. Er bekam den Teller in die eine und einen Löffel in der anderen Hand. Er aß und anschließend wurde er wieder an das Rohr gefesselt. Dann hörte er wie Nora ebenfalls Essen bekam. Auch sie wurde danach wieder gefesselt. Allerdings wurden die beiden nicht mehr geknebelt. Sie konnten sich nun unterhalten. „Nora, bist du soweit okay?“ fragte Semir, als sie allein waren. „Ja, aber ich habe Angst. Der Mann tut mir weh.“ „Nora, hast du die Augen auch verbunden?“ „Nein, er hat sie mir abgenommen.“ Semir ahnte was das bedeutete. Der Mann wollte Nora umbringen. Sie konnte ihn identifizieren. „Sag mir, wo wir uns befinden.“ „In einem Keller. Der Raum ist scheinbar ein Lagerraum.“ „Womit bist du gefesselt?“ „Mit einem Seil. Es tut weh.“ „Wie weit bist du von mir entfernt?“ „Nicht weit, höchstens eine Fußlänge.“ „Nora kannst du versuchen, mit den Füßen mir die Augenbinde runter zu schieben?“ „Ich weiß nicht. Meine Füße sind zusammengebunden.“ „Bitte, Nora, versuche es.“ „Okay“ Semir merkte die Füße an seinem Kopf. Doch es klappte einfach nicht. „Okay. Hör auf. Es geht nicht. Siehst du etwas, wo ich rankommen und mir selbst vielleicht helfen kann.“ „Dicht vor Ihnen, liegt ein Stück Holz. Es ist spitz, ich könnte versuchen, es zu Ihnen zu schieben.“ „Okay, aber noch eins. Ich bin Semir und du.“ „Okay, Semir“. Er hörte wie etwas über den Boden geschoben wurde. Doch bevor er es greifen konnte, hörte er den Schlüssel im Schloss drehen. „Zurück, Nora. Schnell.“ Die Tür öffnete sich und wieder kam der Mann herein. „So genug unterhalten. Nun werdet ihr schlafen.“ Semir ahnte, dass es nicht nur Worte waren, sondern dass der Mann dafür sorgen wollte, dass sie schlafen. „Nein!! Bitte nicht!!! Keine Spritze.“ Semir hörte Nora schreien. „Lassen Sie das Mädchen endlich in Ruhe verdammt.“ Semir zerrte vergebens an den Fesseln. Nora wimmerte und dann war es ruhig. Semir merkte wie der Mann neben ihm trat und den Ärmel seiner Jacke hochschob. „Was soll das?“ fragte er, obwohl er genau wusste was geschah. Er versuchte zu treten und er traf den Mann am Schienbein. Doch dafür kassierte er eine Ohrfeige. „Lass den Quatsch.“ Er spürte den Einstich, dann sackte er auch schon weg.
Tom fuhr am nächsten Morgen direkt zum Revier und zog sich die Akte Bauer. Er schrieb die Anschrift des Bruders auf und fuhr zu ihm. Gegen 10.00 Uhr war er am Imbiss des Sebastian Bauer. Leider war das Geschäft noch geschlossen. Tom ging zum Hintereingang und klingelte. Es wurde geöffnet und ein Mann trat heraus. „Ja, was kann ich für Sie tun. Wir haben leider noch geschlossen.“ „Ich suche Herrn Bauer, Sebastian Bauer.“ „Der Chef kommt erst gegen 11.00 Uhr. Kann ich was ausrichten?“ Tom nickte und zog eine Visitenkarte. Dieser übergab er dem Mann und bat um Rückruf. Tom fuhr zum Revier zurück und wartete. Um 13.00 Uhr rief Sebastian Bauer an. „Herr Kranich, Sie waren in meinem Geschäft?“ „Ja, Herr Bauer. Es geht um Ihren Bruder.“ „Mein Bruder ist tot. Was wollten Sie denn noch?“ „Könnten Sie zu mir aufs Revier kommen. Es gäbe da noch etwas, was ich mit Ihnen besprechen möchte.“ „Ja, sicher ich könnte in der Pause so gegen 16.00 Uhr bei Ihnen sein, wenn es recht ist.“ „Ja, passt. Okay um 16.00 Uhr. Bis später.“ Tom beendete das Gespräch. Er dachte darüber nach, wo Semir sein könnte. Der zweite Tag war bereits fast um und er hatte überhaupt keine Spur.
Semir erwachte mit starken Kopfschmerzen. Er wollte sich an den Kopf greifen, doch dann spürte er die Fesseln wieder. Die Erinnerung setzte ein. „NORA?“ fragte er in den Raum. „Ich bin hier, Semir.“ kam eine zittrige Stimme. Semir war beruhigt. Zumindest hatten sie Nora nichts getan. „Bist du okay?“ „Nein. Ich habe Angst. Semir, was wollen die Männer von mir?“ „Ich weiß es nicht, Nora. Aber ich werde nicht zulassen, das sie dir etwas tun.“ „Semir, ich habe Angst.“ „Schon gut, Nora. Wir machen jetzt da weiter, wo wir aufgehört hatten, bevor wir die Spritzen bekommen haben.“ „Okay, ich werde dir nun ein Stück Holz rüber schieben. Bitte versuche es zu bekommen, Semir, dann können wir wenigstens etwas tun.“ Dein Wort in Gottes Ohr, dachte Semir, denn er war ja immer noch gefesselt. Er merkte, dass etwas gegen das Bein kam. Er verrenkte sich und bekam tatsächlich das Holz zu fassen. Zum Glück waren die Hände nur kurz über dem Boden am Rohr und nach vorn gebunden worden. So konnte er das Holz mit den Fingern fassen. Dann hieß es Akrobatik ausüben. Er verdrehte sich so, das das Stück Holz sich unter die Augenbinde schieben ließ. Es gelang einfach nicht. Die Augenbinde saß zu fest. Semir gab auf. „Ich schaffe es nicht. Die Binde sitzt zu fest. Nora, du musst für mich sehen, okay?“ „Ja, was soll ich tun?“ „Beschreibe mir die Männer, die bei uns sind. Versuche es so gut es geht.“ „Gut ich werde es versuchen. Der erste, der hier war, ist ungefähr so alt wie du. Er hat braune Augen und fast schwarzes Haar. Er hat einen Schnauzer. Er ist größer als ich, ich denke so ungefähr 175 oder größer.“ „Das machst du prima. Was ist mit dem zweiten Mann?“ „Der ist noch größer, blond. Er sieht brutal aus. Das Gesicht hat eine Narbe vom Kinn bis zur Stirn.“ „Na super. Ganz toll. Gibt es noch mehr?“ „Nein es waren bisher nur die beiden hier.“ „Nora, versuchte bitte die Fesseln durch zu scheuern. Dann könntest du Hilfe holen, sobald ich die Männer ablenke.“ „Semir ich versuche es seit wir hier sind. Sie sind fast durch. Aber wie soll ich denn hier rauskommen? Ich weiß doch gar nicht wo wir sind.“ „Nora es ist wichtig, dass du hier wegläufst, sobald es möglich ist. Egal wohin, Hauptsache ist, dass du hier raus kommst. Okay?“ Nora nickte, doch dann fiel ihr ein, das Semir nichts sehen konnte, also sagte sie dann: „Ich habe verstanden. Aber was ist mit dir, wenn ich nicht mehr da bin?“ Semir lächelte. „Mach dich um mich keine Sorgen. Ich hatte schon öfter das Vergnügen in einer solchen Situation zu sein.“ Er hörte wie Nora das Seil über eine sehr raue Stelle rieb. Nach geraumer Zeit drehte sich wieder ein Schlüssel in der Tür. „Semir die Fesseln sind ab“, konnte Nora gerade noch sagen. Semir nickte. Es kam wieder jemand auf Semir zu und überprüfte den Sitz der Augenbinde. „Hey, woher kommt denn das Holzstück? Wolltest du versuchen, die Augenbinde zu entfernen, obwohl ich gesagt habe, das sie drauf bliebt?“ „Ein Versuch schadet doch nicht oder?“ fragte Semir trocken. Dann spürte er einen Schlag im Gesicht. Semir saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden. Er spürte, dass der Mann direkt vor ihm stand. Als er anscheinend abgelenkt war, schlug er mit den Beinen zu und brachte den Mann zu Fall. Dann nahm er ihn in die Beinschere und schrie: „NORA! Lauf!!!“ Er hörte wie Nora sich erhob und losrannte während er Mühe hatte, den Mann mit den Beinen festzuhalten. Er schaffte es knappe 5 Minuten, dann bekam er einen Schlag in den Schritt. Sofort war der starke Schmerz da und er konnte den Mann nicht mehr halten. „Du verdammter Bastard, Dir werde ich es zeigen.“ schrie der Mann wütend und trat während der nächsten drei Minuten auf Semir ein. Semir verlor kurz das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, fühlte er nur Schmerzen. „NORA?“ fragte er in den Raum hinein. Keine Antwort. Sie hatte es geschafft. Gott sei dank, dachte er. Die Tür ging auf und ein Mann kam herein. „Du verdammter Mistbulle. Was sollte das denn? Glaubst du, du kannst so meine Rache verhindern? Du hast sie nur aufgeschoben, nicht verhindert. Das Mädchen werde ich bald wiederhaben. Aber in der Zwischenzeit, werde ich meinen Spaß mit dir haben.“ Semir ahnte das schwere Stunden vor ihm lagen. Er machte sich seelisch auf die Schmerzen gefasst. Doch es kam anders. „Wir haben sie!“ hörte er rufen. „Dann rein mit ihr.“ sagte der Mann im Raum bei Semir. „NEIN!!! NEIN!!“ hörte Semir Nora rufen. „NORA!!“ rief nun auch er und erntete dafür einen Tritt. „Du wirst die Klappe halten!“ schrie ihn der Mann an und schon klebte wieder ein Streifen auf Semirs Mund. Er hörte wie Nora in den Raum gezogen wurde. Sie schrie und dann klatsche es. „Du kleines Biest. Jetzt bekommst du die Rechnung präsentiert. Du hättest nicht auf den Bullen hören sollen. Abhauen ist das schlimmste, was du machen konntest. Aber erst ist dein Freund hier dran. Auch er wird begreifen, dass ich das Sagen hier habe und kein anderer.“ Semir merkte wie die Fesseln geöffnet wurden und dann wurde er hochgerissen. „So, mein Freund und nun darf die Kleine sehen, was passiert, wenn sie noch einen Trick versucht.“ Der Man schlug zu und Semir ging stöhnend in die Knie. Anschließend wurde er mit Fußtritten traktiert. Nach fünf Minuten erlöste ihn die Ohnmacht von den Schmerzen. Er hörte wie Nora schrie, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten, aber das stieß auf taube Ohren. Nach kurzer Zeit kam er wieder zu sich. „Semir bist du wieder wach?“ Er war geknebelt und nickte nur. „Du siehst schlimm aus. Du blutest.“ Er nickte erneut, ihm war übel und er hatte starke Schmerzen. „Mich haben sie nicht angefasst. Aber ich habe Angst. Der Mann hat dich zusammengetreten. Ich habe große Angst vor dem was noch kommt. Wer weiß was die noch mit dir machen, oder mit mir. Wie sollen wir hier nur wegkommen?“ Semir hörte zu. Er wusste, dass das Mädchen sich so die Angst wegreden wollte. Er spürte ihre Angst. Dieser Mann, der sie hier festhält, will sie leiden lassen, für was auch immer. Semir holte tief Luft, aber sofort trat ein starker Schmerz auf. Anscheinend hatte er ein oder zwei Rippen gebrochen. Er stöhnte leise auf. Doch trotzdem hörte Nora es. „Hast du schlimme Schmerzen?“ Semir nickte.
Tom saß im Büro und wartete auf die Ankunft des Sebastian Bauer. Dieser trat pünktlich auf. Tom begrüßte ihn freundlich. „Herr Bauer, ich will gleich zur Sache kommen. Es geht um Ihren Bruder. Ich weiß von den Unersuchungen, das es kein Selbstmord war. Ihr Bruder wurde ermordet. Der Wagen ist manipuliert worden. Wer könnte Ihren Bruder so gehasst haben dass er ihn umgebracht hat. Haben Sie eine Vermutung einen Verdacht?“ „Ja, sicher gibt es ein Dutzend wenn nicht mehr, die meinen Bruder lieber tot als lebend gesehen hätten. Wieso?“ „Keinen konkreten Verdacht?“ „Nun einen. Mark Pütz wäre wohl am ehesten derjenige, der meinen Bruder …“ „Gehasst hat? Das wollten Sie doch sagen. Herr Bauer.“ „Ja, schon. Aber was hat das jetzt noch für eine Auswirkung. Ohne Beweise, ist es nicht nachweisbar.“ „Herr Bauer, haben Sie ihm Rache geschworen?“ „Ich, nein… wieso?“ „Mein Kollege und ich haben die Tochter von Pütz unter Personenschutz gestellt. Mein Kollege ist samt Nora Pütz seit genau 32 Stunden verschwunden.“ „Glauben Sie, ich hätte…, Das ist doch lächerlich. Warum sollte ich an der Kleinen meine Rache ausüben.“ „Herr Pütz hat einen Drohbrief erhalten, worin von einem Bruder steht, der gerächt wird. Der einzige woran sich Pütz erinnern konnte waren Sie bzw. Ihr Bruder.“ „Glauben Sie, ich will mich rächen? Das ist doch wohl ein Witz. Pütz ist ein Verbrecher. Ich bin unbescholten. Sie glauben mir doch wohl mehr, als einem Gangster, oder?“ „Wem ich glaube ist meine Sache. Bedrohen Sie die Pütz?“ „Nein, tue ich nicht.“ „Gut Sie können gehen aber eins noch. Wenn sich herausstellt, dass Sie doch darin verstrickt sind, werden Sie mich richtig kennen lernen.“ „War das eine Drohung?“ „Nein, nur ein Hinweis.“ Sebastian Bauer verließ das Revier. Tom gab seinen Kollegen den Auftrag, Bauer zu observieren. Hotte und Bonrath übernahmen diese Aufgabe und fuhren ihm hinterher.
Semir erholte sich von den Schmerzen der Tritte. Er hörte nach einiger Zeit wieder wie jemand in den Raum kam. „So, und wie fühlen wir uns?“ fragte ein Mann Semir. Dieser hörte den höhnischen Unterton. Der Mann zog Semir das Klebeband vom Mund. „Danke, bestens.“ antwortete Semir, was natürlich nicht der Wahrheit entsprach. „Dann werden wir nun unsere Unterhaltung fortsetzen.“ meinte der Mann und schlug erneut zu. Er traf Semir im Gesicht, im Bauch und im Unterleib. Semir krümmte sich soweit es die Fesseln zuließen. Er spürte wie Blut aus der Nase floss. „Also noch einmal, Wie geht es uns?“ Semir antwortete nicht, er bekam keinen Ton raus. Die Schmerzen im Körper waren stark. Er stöhnte nur. „Na also, warum denn nicht gleich so.“ lachte der Mann. „Warum lassen Sie uns denn nicht in Ruhe?“ fragte Nora leise. „Weil ich euch nicht in Ruhe lassen will. Deshalb. Willst du auch geschlagen werden? Gleich bekommt ihr wieder Essen und dann werdet ihr wieder schlafen.“ „Nein, bitte ich will keine Spritze haben“, flehte Nora, doch Semir wusste genau, das diese Bitte umsonst war. Das Essen kam. Diesmal bekam Nora zuerst. Sie wurde losgebunden, bekam das Essen und anschließend wurde sie wieder festgebunden. Danach war Semir dran. Er bekam wieder einen Teller in der einen und einen Löffel in die andere Hand. Er wusste genau, dass die Augenbinde nicht abgenommen wird, trotzdem versuchte er sie ein wenig zu verschieben. Der Mann, der ihm das Essen gebracht hatte, bemerkte den Versuch und schlug ihm die Hände weg. „Lass das. Die bleibt drauf.“ Semir fügte sich. Er hatte längst schon jedes Zeitgefühl verloren. Er aß und danach wurde er wieder angebunden. „Dürfen wir vielleicht mal zur Toilette?“ fragte er vorsichtig. „Sicher. Ich werde einen nach dem anderen hinbringen. Zuerst die Kleine, dann du.“ Er fesselte Semir erst wieder am Rohr, dann hörte Semir, wie er Nora hochzog und mit ihr raus ging. Es dauerte nicht lange und sie war wieder da. Dann wurde Semir rausgeführt. Die Augenbinde blieb nach wie vor drauf. Für Semir war es erniedrigend, denn er sah nichts. Danach wurde er am Rohr gebunden und erneut wurde ihm der Mund verklebt. Nur kurze Zeit später hörte er wie Nora aufschrie, anscheinend bekam sie die Spritze, damit sie einschläft. Schon Sekunden später spürte er auch den Einstich und schlief wieder ein.
„Zentrale für Cobra 19“ hörte Tom Hottes Stimme. „Zentrale hört“ sagte Andrea. „Andrea gib mir bitte schnell Tom.“ Andrea übergab. „Hotte was ist?“ fragte Tom. „Tom wir sind im Ehrenfeld. Dieser Bauer ist zu einem alten verlassenen Fabrikgelände direkt am Bahndamm gefahren. Er hat sich hier fast zwei Stunden aufgehalten. Er ist mit Essenstüten ins Gebäude gegangen und ohne alles wieder raus gekommen. Vielleicht sollten wir mal das Gebäude durchsuchen. Wer weiß ob Semir und das Mädchen nicht hier sind.“ „Hotte ich fahre direkt los. Wir treffen uns dort. Gib mir die genaue Adresse.“ Hotte nannte sie. Tom fuhr direkt los. Er besorgte sich einen Durchsuchungsbefehl und dann ging es zu dem Gelände. Dort angekommen, sah er Hotte auf sich zulaufen. „Wo ist denn Dieter?“ fragte Tom. „Der ist hinter Bauer her gefahren. Er ist gerade abgefahren, und da wir uns treffen wollten, ist er allein los.“ „Also dann, los geht’s.“ Tom ging mit Hotte und sechs anderen Polizeibeamten das gesamte Grundstück durch. Ohne Erfolg. Das Gelände war verlassen. Tom war frustriert. Er hatte gehofft, Semir und Nora hier zu finden. „Sag mal, Tom es ist doch merkwürdig, das dieser Bauer mit Fresspakete hierher fährt, ohne alles wieder abfährt.“ „Vielleicht hat er alles aufgegessen. Aber du hast Recht, warum hier? Es ist irgendetwas versteckt. Aber wo? Wir haben alles abgesucht. Ich wette, der Bauer steckt mit in der Sache drin. Er ist vielleicht nicht der Drahtzieher, aber er weiß was. Ich werde es heraus bekommen.“ Tom fuhr zurück ins Revier. Er machte sich ernsthaft Sorgen um seinen Partner und Nora, die nun schon seit zwei Tagen verschwunden waren.
Am nächsten Morgen erwachte Semir mit den bereits gewohnten Kopfschmerzen. „Semir bist du wach?“ hörte er Nora fragen. Er nickte, denn er war wie immer geknebelt. Der Entführer löste es nur zum Essen. Er wollte nicht, dass die beiden miteinander redeten, da Semir das Mädchen zum Ungehorsam überreden konnte. Ein Fluchtversuch war schon misslungen. „Semir es ist nun schon der dritte Tag, den wir hier verbringen. Ich will endlich nach Hause.“ Semir nickte erneut. Er wollte auch endlich hier weg. Wieder war der Schlüssel zu hören und es trat jemand ein. Doch Semir hörte mehr als nur einen Mann reinkommen. Einer von ihnen kam direkt auf ihn zu. Das Klebeband wurde vom Mund gerissen. „Und, wie geht es denn so?“ fragte jemand. Semir antworte nicht. „Aha, er hat gelernt. Super. Dann werde ich heute das Klebeband runterlassen. Aber die Augenbinde bleibt. Wenn du so weiter machst, mein Freund werden wir bestimmt noch Freunde.“ „Da kannst du lange warten“, antwortete Semir und erntete dafür eine Ohrfeige. „Wer sind Sie“, fragte Nora. „Ich bin ein Feind deines Vaters. Er wird für dich bezahlen müssen. Viel Geld bezahlen. Verstehst du. Wenn er es nicht macht, dann bekommt er einen Finger von dir, dann noch einen und so weiter. Wenn er dann immer noch nicht bezahlt, dann machen wir mit den Ohren weiter, und mit den Zehen. Irgendwann kann er dich dann selbst wieder zusammensetzen.“ lachte eine Mann. Nora fing an zu weinen. „Lassen Sie das Mädchen endlich in Ruhe. Reicht es nicht, das Sie uns seit drei Tagen hier festhalten?“ fragte Semir leicht wütend. „Halt dein Maul, Bulle.“ schrie ihn der Mann an. Der Unbekannte wandte sich wieder an Nora. „Du wirst gleich mit Daddy telefonieren. Und dann wirst du ihm sagen, was ich will.“ Kurz danach hörte Semir wie Nora telefonierte. Sie weinte, als sie die Stimme ihres Vaters hörte. Danach verließen die Männer den Raum wieder und es wurde abgeschlossen. „Semir, was werden die mit uns machen?“ fragte Nora leise und mit zitternder Stimme. Semir zog die Schultern hoch. „Nora, waren es die gleichen Männer wie vorher?“ fragte er. Nora schüttelte den Kopf, doch dann fiel ihr ein, das Semir nichts sehen konnte. „Nein, es waren diesmal drei Männer. Aber der eine hatte eine Maske auf. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Aber die Stimme, ich kenne sie. .“ „Vielleicht hast du dich geirrt. Nora, dieser Raum, wo wir sind, ist nicht der, wo wir zuerst waren, oder?“ „Nein, Semir, wir sind in einen anderen Raum. Dieser ist größer als vorher.“ „Was hat sich noch geändert?“ „Ich bin nun auch mit Handschellen gefesselt.“ „Nora, als der Mann dich zur Toilette gebracht hatte, hast du sehen können, wo wir sind?“ „Nicht ganz. Ich habe einen Wald gesehen und eine kleine Straße. Aber mehr leider nicht. Der Mann hat mich in die Toilette geschoben. Diese war aber ein fensterloser Raum.“ „Was hat sich noch verändert?“ „Du bist an einem Rohr gefesselt, was wohl in der Erde einbetoniert ist. Die müssen ganz schön Angst vor dir haben. Ich bin nur mit einem Haken an der Wand gebunden.“ Semir lächelte. Seine Handgelenke taten von den Handschellen weh, so wie sein ganzer Körper. „Nora, ich kann mich selbst nicht befreien. Aber.. hey,… warum fällt mir es jetzt erst ein. Nora, kannst du mich berühren?“ „Ich glaube schon, warum?“ „Ich habe in meiner Jackentasche außen, einen kleinen Sender. Er ist aber abgeschaltet. Versuche ihn zu bekommen, bitte.“ Er spürte wie Nora mit ihren gefesselten Händen in seine Tasche zu greifen versuchte. Zum Glück waren ihre Hände etwas flexibler gefesselt als seine. Sie konnte sich wenigstens bewegen. Doch bevor sie etwas finden konnte, krachte die Tür an die Wand. Sie erschrak und schrie laut auf. Mehrere Männer schienen einzutreten. Sie rissen Semir hoch als sie ihm die Handschellen geöffnet hatten. Dann wurde er raus gezogen. Er wehrte sich, so gut er konnte, doch er hatte einfach keine Chance. Ohne etwas zu sehen, war er ohnehin unterlegen. Nora schrie. „Halts Maul, du blöde Kuh!“ schrie einer der Männer und zu Semir: „Hör auf dich zu wehren.“ Er drehte ihm die Arme schmerzhaft auf den Rücken. Semir stöhnte. Er wusste nicht wohin er gebracht werden sollte, doch es war bestimmt nicht erfreulich. „Was soll das?“ stöhnte er. „Ich will mich mit dir allein unterhalten, während meine Kumpels sich mit dem Mädchen unterhalten. Dabei wollen wir doch nicht stören, oder?“ lacht der Mann und zog Semir in einen anderen Raum. Semir trat nach hinten aus, er traf den Mann der ihn festhielt am Schienbein. Dieser schrie auf und ließ Semir los. Doch er hatte nicht mit einem zweiten Mann gerechnet. Bevor er sich ganz befreien konnte, hatte er den zweiten Mann am Hals. Er zog ihm die Arme erneut auf den Rücken. „Hör endlich auf, hier den Helden zu spielen.“ Der erste Mann trat auf Semir zu. Semir roch den schlechten Atem. Dann spürte er ein Messer am Hals. „Willst du unbedingt sterben?“ Semir gab keine Antwort und verhielt sich ruhig. Er merkte wie der Mann vor ihm ihn abtastete und in die Jackentasche griff. „Ach, sieh mal an, was ist das denn?“ Semir konnte ahnen, was er gefunden hatte. Den Sender. „Ja, ja, so ist es mit den Mikrofonen. Die übertragen auch flüstern. Wolltest du das haben? Wolltest du damit deine Kollegen informieren?“ Semir antwortete nicht. Es war sinnlos irgendetwas zu sagen. Dann hörte er Nora entsetzlich schreien. „Was machen Sie mit dem Mädchen.“ wollte er wissen. „Meine Kumpels haben ihren Spaß mit der Kleinen.“ Das reichte Semir, er konnte sich denken was das für ein Spaß sein soll. Er riss sich los, was für die Männer überraschend war. Da die Handschellen ohnehin nicht mehr dran waren, riss er sich zuerst die Augenbinde runter. Doch er war noch immer blind, denn die Augen mussten sich daran gewöhnen wieder zu sehen. Er rannte trotzdem los in den Raum, wo er die Schreie hörte. Doch bevor er etwas unternehmen konnte, bekam er einen Schlag auf dem Kopf und verlor das Bewusstsein. Der letzte Gedanke war, dass er die Männer immer noch nicht gesehen hatte.
„Mann ich dachte du hältst ihn fest.“ jammerte Sebastian Bauer als er Semir die Waffe auf den Kopf hieb. Er sah zu seinem Kumpel der sich zu Semir runterbeugte und den Puls fühlt. „Nur keine Bange, er lebt. Wird sicher gleich wieder wach. Wir sollten ihn wieder fesseln und die Augen verbinden. Ich will nicht das er mich sieht.“ Sebastian nickte und holte die Augenbinde um sie Semir wieder umzulegen. Dieser kam gerade zu sich. Sebastian fesselte ihm die Hände auf dem Rücken und er konnte sich nicht rühren. Sebastian zog Semir hoch. „Bist du wieder wach, Bulle?“ fragte er. Semir nickte. „Das war ein Fehler, das weißt du doch, oder?“ Semir nickte wieder. „Was glaubst du welche Strafe darauf folgt?“ Diesmal schüttelte Semir den Kopf. „Ich an Ihrer Stelle würde keine Straftat mehr begehen. Es wäre zu ihrem Besten.“ versuchte er die Spannung zu lösen. „Hast du mich gesehen?“ Semir schüttelte den Kopf. Er hatte niemanden gesehen. Seine Augen hatten keine Zeit gehabt sich an das sehen wieder zu gewöhnen. Und jetzt waren die Augen wieder verbunden. „Gut, dann kommt jetzt deine Strafe.“ Semir wurde von den beiden nach allen Regeln zusammengeschlagen. Er blutete aus Nase und Mund. Danach wurde er wieder zu Nora in den Raum gebracht. Das Mädchen wimmerte. Als sie Semir sah schrie sie entsetzt auf. Er sah schlimm aus. Nora sah, dass er bewusstlos war. „Warum tun Sie das? Ich habe doch nichts getan.“ Die Männer lachten nur. Semir wurde wieder an das Rohr gekettet.
Mark Pütz rief Tom an. „Sie haben sich gemeldet. Sie wollen drei Millionen Euro in Diamanten für Nora. Ich konnte mit Nora sprechen.“ „Herr Pütz ich komme sofort zu Ihnen. Warten Sie bitte auf mich.“ Tom fuhr zum Anwesen. Dort angekommen lief ihm Mark entgegen. „Ich konnte mit meiner Kleinen sprechen. Sie hat große Angst. Ihren Kollegen habe ich nicht gehört.“ Tom nickte. „Was hat ihre Tochter gesagt?“ „Sie wollen drei Millionen in Diamanten, sonst würden sie anfangen, sie zu zerstückeln und das die Männer es ernst meinen. Es sind also mehrere.“ „Das war anzunehmen. Wann soll die Übergabe stattfinden?“ „In sechs Stunden auf dem Rastplatz Eifeltor.“ Tom nickte erneut. „Können Sie es besorgen?“ Mark nickte. „Ich werde meine Freunde zusammen rufen. Sie werden mir helfen.“ Mark verließ das Arbeitszimmer und telefoniert. Dann kam er zurück. „Alles Klar. Ich habe die Millionen zusammen. Noch eins, ich will keine Polizei am Übergabeort. Ich kann nur hoffen, das ich mein Mädchen unbeschadet zurück bekomme.“ Tom nickte. Er verstand Mark sehr gut. Er hoffe auch, dass durch die Übergabe auch Semir frei kam. Er fuhr zurück zum Revier. Er konnte nichts weiter machen. Doch die Zeit drängte, er wusste immer noch nicht wo Semir war und wie es ihm ging.
Semir kam langsam zu sich. Er spürte die Fesseln. „Semir, bist du okay?“ Semir schüttelte den Kopf. Er war nicht geknebelt aber er hatte starke Schmerzen, und er spürte dass sein Gesicht stark geschwollen war. „Was ist mit dir?“ fragte er gequetscht. „Sie haben mir nichts getan. Nicht wirklich. Ich … weiß ich habe geschrieen, und deshalb hast du dich gewehrt, aber der eine Mann hat mich angefasst. An der Brust und zwischen den Beinen, deshalb habe ich geschrieen. Es war widerlich. Es tut mir leid, das du dafür geschlagen wurdest.“ „Schon gut, ich bin nicht böse und ich verstehe dich. Es ist nicht deine Schuld.“ Semir lehnte seinen Kopf gegen das Rohr. Er hatte starke Schmerzen. Die Tür ging wieder auf. Ein Mann trat ein. Semir hatte wieder die Augen verbunden. Der Mann kam zu ihm und tippte ihn mit dem Fuß an. Semir zuckte zusammen. „Hast du Schmerzen?“ lachte der Mann. „Lassen Sie ihn doch in Ruhe, bitte.“ flehte Nora. „Nora, lass nur. Der Mann will nur seine Macht beweisen. Er glaubt, dass er der Herr ist, nur weil er mich zusammenschlagen kann. Er will mich erniedrigen.“ Wieder bekam er einen Tritt in die Rippen. Diesmal stöhnte er auf. „Gleich ist es vorbei. Wir werden bald abfahren. Ihr beide und wir werden die letzte Fahrt machen.“ Der Mann lachte und verließ den Raum wieder. Semir konnte nur hoffen, das seine Kollegen ihn endlich finden.
Tom wartete im Revier auf Hotte und Bonraths Berichterstattung. Endlich kam der Funkspruch: „Tom wir haben eine weitere Beobachtung gemacht. Dieser Bauer ist zu seinem Geschäft gefahren und dort hat er einen versteckten Raum betreten. Ich habe Schreie gehörte. Wir sollten sofort dort hinfahren.“ Tom sprang auf und fuhr mit mehreren Männern dort hin. Sie stürmten in das Geschäft und setzten die Belegschaft fest. Dann ging es zur Durchsuchung. Sie stießen auf einige Räume, die unter der Erde lagen. Dort trafen sie Sebastian Bauer an, der sich gerade eine Maske vom Gesicht riss. Als er Tom sah, bekam er große Augen und versuchte zu fliehen. Es gelang nicht. Er wurde von den Beamten festgenommen. Tom ging mit Bonrath und Hotte weiter in die Räume rein. Er kam zu einem verschlossenen Raum. Den Schlüssel sah er neben der Tür hängen. Er nahm ihn und schob ihn ins Schloss. Als die Tür aufging, sah Tom Nora an der Wand sitzen. Sie war gefesselt. Das Mädchen sah ihn an und war verstört. Sie war dreckig. Tom sah sich um und er sah seinen Partner am der anderen Seite an der Wand liegen. Er war gefesselt und die Augen waren verbunden. „SEMIR? Bist du soweit okay?“ fragte er und fasste seinen Partner am Arm. „Es geht mir gut, wenn ich deine Stimme höre.“ sagte Semir. „Wenn du mir die Augenbinde abnehmen würdest, wäre ich dir sehr dankbar. Ich habe das verdammte Ding seit vier Tagen auf.“ Tom löste die Augenbinde. Semirs Augen waren entzündet. Sie hatten rote Ränder und sie taten ihm weh. Nur langsam konnte er Konturen erkennen. „Semir, deine Augen, sind rot. Du solltest sie schonen. Was ist sonst?“ „Meine Rippen wie immer und mein Gesicht haben eine Erholung nötig. Aber sonst, bin ich okay.“ „Gut ab ins Krankenhaus. Die Augen müssen behandelt werden. Nora, bist du okay?“ „Herr Kranich, ich bin okay. Semir hat mehr abbekommen als ich.“ Tom sah sie an. Sie schien tatsächlich unverletzt. „Du solltest dann mal deinen Vater anrufen. Er wartet sicher schon darauf.“ Er gab ihr sein Handy. Sie rief ihren Vater an und eine Stunde später wurde groß das Wiedersehen gefeiert. Mark nahm seine Tochter in den Arm und Tränen flossen. Semir war im Krankenhaus. Er hatte eine Bindehautentzündung durch die lange Dunkelheit. Zwei Rippen waren gebrochen ebenso die Nase. Nach drei Tagen war er allerdings wieder zu hause. Er besuchte Nora und ihren Vater auf dessen Anwesen. Nora fiel ihn um den Hals und begrüßte ihn stürmisch. Ihr Vater reichte ihm die Hand. Semir sah ihn an und nickte. „Semir, ich will dir was zeigen“, rief Nora und zog Semir in den Pferdestall. Dort stand ein junges Pferd. „Papa hat es mir gekauft, Es ist zwar nicht so schön wie Smokie, aber er ist auch süß. Ich habe aber keinen Namen für ihn. Gib du ihm einen.“ Semir sah sie an. „Ich weiß nicht. Vielleicht Santana?“ „Santana? Hört sich gut an. Okay, das Pferd heißt Santana.“ Sie drückte Semir einen Kuss auf und dann sagte sie: „Ich bin froh, das du bei mir warst.“
Ende