IImmer Ärger mit Manu
Tom und Semir waren gerade auf der A4 unterwegs. „Cobra 11 für Zentrale“ röhrte Hottes Stimme durch den Lautsprecher. „Cobra 11 hört. Was gibt es Hotte?“ „Wir haben einen Ladendiebstahl an der Raststätte Königsforst. Wohl ein Zechpreller. Wurde aufgehalten. Fahrt bitte hin.“ „Okay. Wir übernehmen.“ Tom gab Gas. Nur fünf Minuten später waren sie am Rastplatz angekommen. Sie sahen wie ein junges Mädchen, vielleicht gerade 14 nicht älter von einer ziemlich resoluten Frau auf den Stuhl gedrängt. „Hey, ist mal gut hier.“ gab Semir von sich. Die Frau drehte sich um. „Sind Sie von der Polizei?“ Semir nickte. „Na, hier dieses Früchtchen hat ein Brötchen geklaut.“ Semir sah das dass Mädchen ziemliche Angst hatte. Er ging zu ihr. „Wie heißt du denn?“ „Manu.“ „Manu? Und weiter?“ „Manu Richter.“ „Und wo wohnt Manu Richter?“ Nun schwieg das Mädchen. „Bist du ausgerissen?“ Sie nickte. „Hast Hunger gehabt, was?“ Wieder folgte ein Nicken. Semir sah die Frau an. „Was kostet das Brötchen?“ „2,50 €“ sagte diese. Semir zog seine Brieftasche und zahlte das Brötchen. „So und Manu wird nun mit uns kommen.“ Manu nickte und erhob sich. Sie ging brav mit den beiden mit. „Ach Mensch. Hab noch was vergessen. Geht ihr doch schon mal.“ meinte Tom und lief noch einmal in das Restaurant. Semir sah Manu an. „Wie alt bist du?“ „13“ „Warum bist du weggelaufen?“ Manu sah ihn an. „Interessiert es Sie wirklich, oder ist dass so ne Psycho-Nummer?“ „Es interessiert mich wirklich. Also warum?“ „Wollen Sie mal hören wie ich lebe? Mein Vater säuft wie ein Loch. Meine Mutter hurt sich durch die Nachbarschaft. Mein Bruder stiehlt was nicht niet und Nagelfest ist. Und ich stehe mittendrin.“ Semir sah Manu an. „Hast du keine anderen Verwandten die sich um dich kümmern?“ Manu schüttelte den Kopf. „Die wollen nichts mit uns zu tun haben. Deshalb bin ich ja weg. Keiner kann mich verstehen.“ „Ich verstehe schon, dass es schwer ist, so zu leben. Aber weglaufen ist doch nicht die Lösung.“ „Was denn sonst?“ fragte Manu und fing an zu weinen. „Hey, es gibt doch dass betreute Wohnen für Jugendliche, die das durchmachen, was du gerade durchmachst.“ Er nahm das Mädchen in den Arm um sie zu trösten. Manu zuckte zurück. Semir sah sie an. „Hey, ich will dir nichts tun.“ Doch er sah das Manu nicht von ihm in den Arm genommen werden wollte.
Tom sah zu der Frau, die eben noch mit dem Mädchen so grob umgegangen war. Nun hielt sie ein Baby, sehr sanft in den Arm. „Kennen Sie das Mädchen?“ Die Frau nickte. „Ja, die war in den letzten Tagen schon öfter hier. Hat die Gäste angebettelt. Ich hab sie schon drei Mal rausgeworfen. Aber sie kam immer wieder. Heute war der Höhepunkt, das die geklaut hat.“ Tom schüttelte den Kopf. „Haben Sie denn nicht bemerkt, dass dieses Kind nur Hunger hatte?“ „Dann soll sie zuhause essen, wie alle anderen.“ Tom sah ein, dass es keinen Sinn hatte, mit der Frau darüber zu diskutieren. Er verließ das Restaurant und ging zu Semir und Manu. Ihm tat das Mädchen leid. Es erinnerte ihn sehr an seine eigene Kindheit. Da war sein Vater mit dem er nicht klar kam. Er wäre damals auch am Liebsten weggelaufen. Aber er tat es nicht. „So, was tun wir nun mit der Ausreißerin?“ fragte er Semir. „Wir nehmen sie mit, ist doch klar. Dann wird sich schon was ergeben.“ Tom sah ihn an. „Wir müssen die Eltern benachrichtigen.“ sagte er und Semir sah wie das Mädchen zusammen zuckte. „Nicht. Bitte. Die schlagen mich grün und blau.“ flehte es. Semir lächelte ihr freundlich zu. „Na komm. Steig erst einmal ein. Wir fahren zur Wache und dann werden wir sehen, was wir für dich tun können.“ Manu nickte und stieg ein. Sie fuhren zur Wache.
Andrea sah erstaunt auf, als Tom und Semir mit dem Mädchen auf der Station auftauchte. „Wen bringt ihr denn da mit?“ fragte sie erstaunt. Semir erzählte ihr was vorgefallen war. „Soll ich die Eltern informieren?“ Semir sah auf Manu dann schüttelte er den Kopf. „Nee, lieber Tanja.“ Andrea sah ihn an. „Tanja? Warum das denn?“ „Sie ist ausgerissen, weil sie in katastrophalen Zuständen leben muss. Tanja betreut doch eine Gruppe von Jugendlichen in ihrem Alter. Ich glaube nämlich dass noch mehr vorgefallen ist, als Manu mir erzählt hat.“ Andrea sah zu dem Mädchen und nickte dann. Nur kurz darauf stand eine dunkelhaarige Frau bei Andrea. Semir winkte ihr zu, zu ihm zu kommen. „Hallo Tanja. Das ist Manu. Sie ist weggelaufen.“ Tanja nickte und reichte dem Mädchen die Hand. Manu griff sie und begrüßte sie kühl. „Was ist denn passiert?“ Semir sah sie an. „Sie wurde auf dem Rastplatz Königsforst erwischt wie sie ein Brötchen stibitzte und wir haben sie abgeholt. Und da sie nicht zu ihren Eltern will, dachte ich…“ „…das ich mich um sie kümmern kann.“ Semir nickte. „Semir du weißt doch, das zunächst das Jugendamt zustimmen muss.“ „Ja ich weiß. Diese bürokratischen Vorgehensweisen. Aber ich kann doch nicht einfach, ich meine…“ „Schon gut. Semir. Okay, Manu. Damit ich dich aufnehmen kann muss ich einiges über dich wissen.“ Manu nickte. „Ist mir recht. Hauptsache ich muss nicht wieder nach Hause.“ Tanja nickte. „Okay, erzähle mir bitte wie es bei dir zuhause abgeht. Ich meine es muss doch einen Grund geben, dass du wegläufst.“ Manu erzählte Tanja alles. „Na ich hol mir mal nen Kaffee. Magst du auch einen, Tanja?“ Tanja nickte. Sie sah Semir an und er gab ihr einen Wink mit dem Kopf. „Manu ich komm gleich wieder.“ Manu nickte und Tanja ging mit Semir raus. „Ich glaube sie hat ziemliche Schwierigkeiten zu Hause. Sie erzählt mir nicht alles. Weißt du ich wollte sie in den Arm nehmen, als sie weinte. Dann zuckte sie zusammen und sah mich ängstlich an. Ich vermute, dass sie dort auch sexuell missbraucht wird oder wurde.“ Tanja nickte. „Dann kann ich allein entscheiden. In einem solchen Verdachtsmoment, wird sie nicht zurück geschickt. Allerdings muss sie sich untersuchen lassen. Sie ist gerade 13. Eigentlich sollte sie dann noch unberührt sein. Wenn nicht, dann ist es meist ein Zeichen von Missbrauch. Aber das kann eben nur ein Arzt feststellen.“ „Dann tu mir ein Gefallen. Versuche es raus zu finden. Nimm sie mit dir und pass gut auf sie auf.“ „Semir das mache ich bei allen meinen Schützlingen.“ Semir nickte. Sie gingen wieder zu Manu. „Okay. Manu. Du kannst mit mir kommen. Aber erst muss ein Arzt dich untersuchen.“ Manu nickte. Semir hatte das Gefühl, das dieses Mädchen sehr erleichtert war. Sie reichte Semir die Hand und bedankte sich.