Gelungene Überraschung
Tom und Semir waren auf der A4 unterwegs. "Mann was soll ich Andrea dieses Jahr zum Hochzeitstag schenken?" fragte Semir. Tom grinste. "Nee diesmal musst du dir was Eigenes einfallen lassen."
"Ach danke. Deine Ideen sind immer so einfach."
"Einfach? Ich glaube ohne mich würdest du sogar den Hochzeitstag vergessen."
"Bestimmt nicht."
"Oh doch mein Lieber und das weißt du auch ganz genau." In diesem Augenblick flehte Semir dass ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit vorbeifuhr und Tom vom Thema abbrachte. Genau das passierte gerade. Tom erschrak weil der Wagen sehr dicht an ihnen vorbei fuhr. "Ja sag mal?" fluchte Tom und schon hängte er sich ran. Semir brachte das Blaulicht aufs Dach. "Den schnappen wir uns."
Markus Baumgarten sah im Rückspiegel das Blaulicht. "Scheiße!" fluchte er. "Die haben mir gerade noch gefehlt. Wenn die sehen was ich im Kofferraum habe, bin ich für die nächsten Jahre hinter Gitter." sagte er leise und gab noch mehr Gas. Doch der Wagen holte immer mehr auf. Markus überlegte nicht lange und zog rechts an einem der vorfahrenden Fahrzeuge vorbei. Dabei rammte er ein Wohnmobil. Dieser geriet ins Schleudern und prallte an die Mittelplanke. Doch das war nur die Spitze, Markus sah im Rückspiegel, dass sich etliche Wagen, die nachfolgten in dem Wohnmobil fuhren. Auch der Polizeiwagen musste bremsen, um nicht in die Unfallstelle rein zu fahren. Zufrieden setzte Markus seine Fahrt fort.
"Verdammt!" schrie Semir und griff zum Mikro. "Cobra 11 an Zentrale. Schwerer Massenunfall auf der A4 Höhe KM 154. Schickt Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge. Mehrere Verletzte." Schon stieg er aus und rannte zu den einzelnen Wagen hin. Tom macht das gleiche. Semir stand bereits am Wohnmobil und zog einen kleinen Körper aus dem Wagen. Es war ein Kind, höchstens sechs Jahre alt. Vorsichtig trug er das Kind zum Seitenstreifen und legte es dort auf eine Decke, die eine andere Unfallbeteiligte ausgebreitet hatte, als sie das Kind sah. "Kümmern Sie sich bitte um die Kleine. Ich sehe nach weiteren Verletzten." Die Frau nickte. Semir rannte zum Wohnmobil zurück. Dort stieg nun eine Frau aus. Sie blutete am Kopf. "Hey, warten Sie, ich helfe Ihnen." sagte Semir und brachte die Frau ebenfalls zum Seitenstreifen.
"Wo ist meine Sina?" fragte die Frau. Semir sah sie an.
"Wer ist Sina?" fragte er.
"Meine Tochter. Sie war im Wagen. Bitte wo ist Sina?" Semir sah zu dem kleinen immer noch reglosen Körper auf der Decke.
"Bitte bleiben Sie hier. Ich sehe nach Sina. Okay?" Die Frau nickte. Semir ging zu dem Mädchen.
"Wie geht es der Kleinen?" fragte er die Frau.
"Ich befürchte, dass die Kleine innere Verletzungen hat." Semir sah die Frau an.
"Haben Sie Ahnung davon?"
"Nicht sehr viel. Ich bin Tierärztin. Aber die Anatomie des Menschen kenne ich auch. Die Kleine muss schnell in ein Krankenhaus."
"Rettung ist schon allarmiert." Tom kam zu Semir. "Was ist hier?"
"Die Frau und die Kleine müssen schnell ins Krankenhaus. Ansonsten sind es nur leichte Verletzungen. Die Kleine hat es ziemlich erwischt." Dann kam endlich der Krankenwagen. Der Notarzt rief einen Hubschrauber und ließ anschließend mit dem Heli Mutter und Kind in die Klinik fliegen.
In der PAST versammelten sich Semir, Tom und Anna Engelhardt im Büro. "Was war los?" fragte Anna. ?Wir haben einen Wagen verfolgt, der zu schnell fuhr. Der hat dann das Wohnmobil gerammt, dieses ist ins Schleudern geraten und die anderen Fahrzeuge sind rein gerast." Anna nickte. "Eine Ahnung warum der Fahrer so schnell fuhr?" Semir schüttelte den Kopf.
"Der ist einfach weitergefahren."
"Kennzeichen?"
"Ja, hab ich bereits weiter gegeben." Die Tür ging auf und Hotte kam herein.
"Das Krankenhaus hat gerade angerufen. Die Frau und das Kind sind verstorben." Semir senkte den Blick auf den Boden. "Gott, zwei Menschen." sagte er nur leise.
"Okay, Sie Semir und Tom kümmern sich um diesen Flüchtigen. Finden Sie ihn." Semir nickte und verließ mit Tom das Büro. Semir ging zu Petra. "Und sag mir bitte, dass du die Kennzeichen schon geprüft hast."
"Ja, hab ich. Der Wagen gehört einem gewissen Rüdiger Weiss. Er wohnt in der Glockengasse 178 in Bonn." Semir sah zu Tom. "Dann werden wir uns Herrn Weiss mal vorknüpfen"
Tom nickte und schon waren beide draußen.
"Wenn das der Typ war, dann bekommt der von mir direkt die Handschellen angelegt." schimpfte Semir wütend. Tom sah ihn an.
"Ja, genau. Wenn er dann der Fahrer war." Sie kamen in der Glockengasse an.
"So hier müsste es eigentlich sein." murmelte Semir. Doch dort stand kein Haus. Er griff zum Mikro.
"Petra, sagtest du nicht Glockengasse 178?"
"Ja hab ich. So ist es hier vermerkt. Warum?"
"Diese Hausnummer gibt es gar nicht. Deshalb."
"Semir ich habe hier ganz klar die Straße stehen. Das kann doch gar nicht sein."
"Ist aber. Frag bitte beim Einwohnermeldeamt mal nach diesem Weiss."
"Alles klar mache ich."
Semir hängte das Mikro wieder ein.
"Also entweder dieser Weiss hat Dreck am Stecken oder es gibt ihn gar nicht."
Tom nickte. "Und nun?" fragte Semir etwas ratlos.
"Fahren wir zurück zur PAST und versuchen diesen Weiss zu finden, wenn er tatsächlich so heißt." Semir stimmte zu. Da kam ein Funkspruch durch. "Semir, Tom. Der Wagen wurde gefunden. Er steht in der Breiten Gasse 12, ganz bei euch in der Nähe. Der Fahrer ist nicht anwesend."
"Alles klar, Petra wir sind unterwegs."
Nur fünf Minuten später waren sie dort. Der Wagen stand tatsächlich da. Vom Fahrer keine Spur.
"Okay, dann sehen wir mal an, warum der Gute Mann es so eilig hatte." sagte Semir und öffnete den Wagen. In der Kabine war nichts Besonderes zu finden. Weder auf dem Sitz, noch unter den Sitzen, noch im Fußraum oder Handschuhfach. Semir entriegelte den Kofferraum. Tom öffnete und wurde bleich. "Semir? Der hatte einen Grund." Semir kam hin und sah hinein. "Oh, ja würde ich auch sagen."
"Okay, was wissen wir von dem Toten?"
"Nur das er im Kofferraum lag. Er ist im Leichenschauhaus und die Obduktion läuft bereits. Wir können im Augenblick nur abwarten. Der Mann hatte keine Papiere bei sich und Petra lässt gerade das Bild durch den Computer laufen" Anna nickte.
"Gut. Was sagt die KTU?"
"Da warten wir ebenfalls auf den Bericht. Ich denke aber dass die Auswertung nicht viel ergeben wird. Am Lenkrad waren keine Fingerabdrücke, also trug der Fahrer Handschuhe. Weder im Auto noch am Auto war etwas Auffälliges zu erkennen."
"Die Sache scheint doch sehr verworren. Warum rast ein Mann mit einer Leiche über die Autobahn. Verursacht einen Unfall mit Todesfolge und dann stellt er den Wagen in der Bonner Innenstadt ab. Das ergibt doch keinen Sinn. Ich meine die Leiche hätte er doch auch an einem Rastplatz abladen können."
"Tja, ich bekomme nachher eine Liste der Anwohner in der Breiten Gasse. Vielleicht finden wir da einen Hinweis. Außerdem denke ich sollten wir versuchen Zeugen zu finden. Vielleicht hat einer den Fahrer gesehen."
Anna nickte. "Veranlassen Sie alles. Aber verraten Sie der Presse nicht zu viel." Semir und Tom nickten und gaben die Aufgaben an Petra weiter.
Semir gab Informationen an die Presse weiter, dass ein Zeuge gesucht wurde. Dann fuhr er mit Tom zur KTU. Hartmut hatte Dienst. "Ach gut dass ihr da seid. Ich wollte euch gerade anrufen. Ich habe da was gefunden. Im Reifen von dem Wagen waren Spuren die ich verwerten konnte. Also wenn ihr mal mitkommt, dann zeige ich euch, was es ist." Semir und Tom gingen mit. Hartmut zog ein Stück Papier aus einem der Reifen. "Ach und was ist das? Ein Blatt Papier ist doch wohl wirklich nichts Besonderes oder?" meinte Semir. Hartmut nickte. "Ich meine ja auch nicht das Papier, sondern das was drauf ist." Semir sah auf das Papier.
"Da ist gar nichts drauf, Hartmut."
"Oh doch. Da ist was drauf, aber das kannst du nur unter dem Mikroskop sehen"
"Komm dann sag mir einfach was es ist."
"Hexalmenthylacetat."
Semir sah Hartmut an. Tom ebenfalls.
"Und was ist das genau?"
"Ein Schmerzmittel, das bei uns nie zugelassen wurde, weil es Missbildungen auslöst. Vergleichbar mit dem Contergan, in den sechziger Jahren."
"Also Medikamentenhandel?" Hartmut sah Semir an.
"Ich habe nur gesagt was es ist. Was ihr daraus macht, ist eure Sache. Der Wagen war ansonsten sauber. Also was meinen Bereich angeht. Das Blut im Kofferraum stammt wohl von dem Toten, der dort gelegen hat. Die Probe ist bereits im Labor."
"Danke Hartmut. Was ist mit Fingerabdrücken?"
"Ja da habe ich einige gefunden. Allerdings sind die dermaßen überlappend, das ich nicht einen einzigen isolieren konnte." Semir nickte und fuhr anschließend zur Gerichtsmedizin. Auf dem Weg dahin, dachte er über den Fall nach. "Weißt du was ich frage mich, warum der Mann so gerast ist. Ich meine, wenn ich etwas schmuggeln würde, egal was, dann würde ich nicht so fahren, dass ich auffalle. Das ist doch irgendwie bescheuert, wenn die Polizei aufmerksam gemacht wird." Tom nickte. "Ja, aber wir waren auf der Autobahn und dort fährt man mal schneller als erlaubt. Und unser Wagen war ja auch nicht als Polizei zu erkennen."
"Stimmt schon, aber was ist, wenn der Wagen auch verfolgt wurden, also außer von uns."
"Hmmm, könnte natürlich auch sein, dass der Mann auf der Flucht war. Aber das erklärt den Toten im Kofferraum nicht."
"Ja stimmt auch wieder. Also entweder wusste der Fahrer, dass ein Toter im Kofferraum lag und Medikamente geschmuggelt wurden, oder der Typ hat den Wagen geklaut. Dann müsste aber der Tote im Wagen eigentlich der Besitzer also dieser Weiß sein. Wenn es den überhaupt gibt."
"Vermutungen bringen uns erst mal nicht weiter. Mal sehen was der Doc sagt."