I In der Gewalt der Mafia
Gedankenverloren saß Semir neben Tom im Dienstwagen. Tom sah ihn von der Seite an. Semir hatte heute noch nicht viel gesprochen. Irgendetwas belastete ihn. „Hey, Partner was ist denn los?“ Keine Antwort. Semir sah nur aus dem Fenster. „Semir?“ „Hmmh“ machte er. „Was ist los?“ „Ach nichts. Alles bestens.“ Tom schüttelte den Kopf. „Nein es ist nicht alles bestens. Was hast du?“ „Tom wirklich da ist nichts.“ „Na komm. Was ist los? Seit wir diesen Zeugen hinter uns begleiten, bist du schweigsam. Normalerweise hältst du deinen Mund doch nicht so. Mir ist aufgefallen, dass du seit diesem Job, nein eigentlich schon vorher sehr schweigsam bist. Erst verschwindest du für vier Tage und meldest dich krank. Während dieser Zeit bist weder du, noch Andrea und Aida zuhause. Du sagst mir nicht wo du warst, obwohl wir doch auch Freunde sind. Und dann sagst du es ist alles in Ordnung?“ „Ha, ha. Ich hab heute einfach keine Lust was zu sagen.“ Wieder starrte Semir aus dem Fenster. *KM 47* dachte er bei sich. *Gleich ist es soweit. Hoffentlich wird Tom mich verstehen, wenn ich es ihm später erkläre* Dann sah er zu Tom. „Könntest du gleich mal auf den Rastplatz fahren?“ fragte er leise. Tom nickte. „Ja sicher.“ Dann gab er über Funkt durch, das die gesamte Kolonne auf den Rastplatz fahren sollte. Er hielt mit Semir vor dem Toilettenhäuschen an und sah ihn an. „Okay, und nun?“ „Tom, bitte ich erkläre es dir, aber könntest du mit mir... ich meine... Bitte.“ „Was ist los?“ „Ich sage es dir. Aber nicht hier.“ „Na gut. Wo?“ „Komm mit ins Häuschen.“ „Okay,“ Sie stiegen aus und gingen ins Häuschen. Doch kaum war Tom über der Schwelle, bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf. Tom ging zu Boden. Semir sah den Mann an, der Tom niedergeschlagen hat. „Sehr gut gemacht, Bulle. Du kannst ja richtig brav sein.“ lachte dieser. Semir sagte nichts. Er sah zu wie der Mann Tom an ein Abflussrohr fesselte. Der Mann sah Tom zum Verwechseln ähnlich. Dann griff der Mann Semir am Arm, sah ihn drohend an und zog ihn mit raus. „So und nun sei weiterhin so friedlich. Sonst...“ Semir nickte. Beide gingen aus dem Häuschen und stiegen wieder in den Wagen.
Markus Steiner sollte gegen Fabrizio Celescone aussagen. Die Gerichtsverhandlung sollte in knapp einer Woche stattfinden und Markus wurde stärker bewacht und beschützt als ein Golddepot. Sie waren auf dem Weg nach Köln, wo die Verhandlung stattfinden sollte. In Köln war eine Schutzwohnung für Steiner angemietet worden und er sollte dort von zwei Beamten der Autobahnpolizei bewacht und geschützt werden, denn Celescones Leute haben bereits mehrmals versucht Markus Steiner zu töten. Fabrizio war einer der obersten Köpfe der Mafia die in Köln stärker Fuß gefasst hatten, als es der Polizei lieb war. Leider waren auch Polizeikräfte in den Anschlägen verwickelt. Nicht alle konnten überführt werden, aber sobald Markus aussagte, würden einige Köpfe rollen. Auch die von hohen Politikern. Neben Markus saß im Augenblick Alexander Hofer vom BKA. Er hatte etliche Indizien gegen Celescone zusammen getragen und freute sich richtig auf den Prozess. Doch noch waren einige Tage zu überwältigen, bevor der Richter das Verfahren eröffnete. Markus Steiner hatte im inneren Kreis der Männer von Celescone einen festen Platz gehabt. Er trieb für Celescone Schutzgelder ein, vorzugsweise von asiatischen Restaurants und Geschäften. Die Asiaten waren leicht zu beeinflussen und sobald es hieß der Familie könne was passieren, waren die meisten klein und zahlten jeden Betrag. Doch einer weigerte sich und Markus musste mit ansehen wie eine ganze Familie dahingemetzelt wurde. Selbst ein schlafendes Baby wurde eiskalt erschossen. Ab diesem Moment schwor Markus sich gegen die Celescone-Familie zu stellen und bot sich der Polizei als Kronzeugen an. Hofer griff diese Chance beim Schopf und leitete eine große Untersuchung gegen Celescone an. Schon einige Wochen später waren etliche von Helfern der Celescone in Gefängnissen. Nur die Familie selbst konnte sich schützen. Doch Hofer hatte genug zusammen getragen um dieser selbstgefälligen Familie den Kampf anzusagen.
Hofer sah die beiden Polizisten aus dem Häuschen kommen und wieder in den CLK einsteigen. Dann fuhr die Kolonne weiter nach Köln. Die Schutzwohnung lag im Westen der Stadt in einer sehr übersichtlichen Region. Es war ein Haus mit zwei Etagen und einem eingemauerten Grundstück. Das Haus war komplett eingerichtet. Außerdem war es mit Videokameras und Bewegungsmeldern ausgestattet. Hier an einen Zeugen ranzukommen, war gänzlich ausgeschossen. So dachte Hofer jedenfalls. Die Kolonne fuhr auf das Grundstück. Hofer brachte Steiner ins Haus und zeigte ihm alles, während die beiden Autobahnpolizisten vorerst im Wagen blieben. Sie sollten die Überwachung übernehmen sobald Hofer und seine Leute das Gelände verlassen hatten. Hofer wollte die Ermittlungen gegen Celescone fortführen und hatte deshalb um Unterstützung, Amtshilfe wie es so schön heißt, von seiner Bekannten Anna Engelhardt erbeten. Die hatte dann auch ihre beiden fähigsten Männer für den Einsatz ausgesucht, wobei es bis vor zwei Tagen fraglich war, ob beide eingesetzt werden konnten, da einer der beiden krank war. Doch es hatte geklappt und er wollte Anna dafür noch persönlich danken, sobald diese ganze Angelegenheit erledigt war und auch er wieder ruhig schlafen konnte. Denn auch Hofer stand auf der Abschussliste der Mafia.
Larissa Celescone stand in ihrem Zimmer am Fenster. Sie sah wie ihr Vater und eine ihr fremde Frau mit Kind ins Haus kam. Sie hatten Gäste? Warum hatte ihr Vater nichts gesagt? Wer war die Frau und das Kind? Sie ging aus ihrem Zimmer und wollte gerade runter laufen, als ihr Felipo entgegen kam. „Larissa, du sollst in deinem Zimmer bleiben. Befehl vom
Don.“ sagte er. „Ach ich will aber auch den Besuch begrüßen. Ich bin schließlich die Frau des Hauses.“ „Larissa du bist gerade 14 Jahre alt und sicher nicht die Frau des Hauses.“ „Ach seit Mama weg ist, bin ich es. Oder siehst du noch eine hier?“ Felipo sah sie an und lachte. „Ich glaube eine weitere wäre hier wirklich zuviel.“ Larissa sah ihn an. „Was ist denn daran so witzig?“ Felipo zuckte mit den Schultern. „Geh in dein Zimmer. Bitte. Ich möchte nicht böse werden.“ „na gut Felipo. Aber du musst mir sagen, wer das ist.“ „Wer denn?“ „Na die Frau und das Kind.“ „Ach so. Das sind Freunde von deinem Vater die uns ein paar Tage Gesellschaft leisten werden.“ Larissa gab sich erst einmal mit der Erklärung zufrieden und ging in ihr Zimmer. Felipo kam zu ihr. „Wollen wir ein bisschen spielen? Mit der Konsole?“ fragte Larissa ihn. Doch Felipo schüttelte den Kopf. „Der Don bringt mich um, wenn er das sieht.“ „Ja wenn. Aber er wird es nicht sehen.“ „FELIPO!!!“ kam in diesem Augenblick von unten. „Tja. Larissa. Die Pflicht ruft. Bleib bitte hier drin, okay?“ Larissa nickte. Felipo ging runter.
Semir saß im Wohnzimmer der Schutzwohnung mit dem Mann, der Tom ähnlich sah. „Wie lange wollen Sie das Spiel aufrecht erhalten?“ fragte er leise. „Nun ich denke, dass deiner Frau und deinem Kind nicht viel passiert, wenn du mitmachst. Und wie lange ist doch eigentlich egal oder magst du mich nicht?“ Semir sah ihn nur an. „Ich will nur wissen wann der Alptraum vorbei ist. Ich will zu meiner Familie.“ Der Mann kam zu Semir und packte ihn an der Jacke. „Wenn du noch einmal sagst „ich will“ dann bekommst du die nächste Abreibung, klar?“ Er ließ ihn wieder los. Semir schluckte nur und nickte dann. „Gut. Dann haben wir uns ja verstanden. Tun dir die Rippen eigentlich noch weh?“ lachte der Mann. Semir antwortete nicht mehr. Er dachte an die vergangene Woche zurück und wie alles anfing. Seine Gedanken schweiften ab ~~~