Tom lag nun da , alleine und war genervt.
Draussen schien die Sonne und er lag hier.
Ob er nicht vielleicht doch wenigstens bis zum Fenster kam? Auf einem Bein und dann mit einem Stuhl dort sitzen könnte? Er schlug die Decke zurück und setzte sich ganz vorsichtig auf. Langsam drehte er sich nach rechts und liess die Beine nach unten. Na bitte, das ging ja bestens,dachte er zufrieden und machte einen Moment Pause.
Bis zum Fenster waren es nichtmal drei Meter und das konnte ja wohl nicht so schwierig sein. Vorsichtig liess er das gesunde Bein auf den Boden und richtete sich langsam auf. Nun war es schon schwieriger ,denn sofort begann es in seinem rechten Lungenflügel ordentlich zu stechen und einen Moment lang wurde ihm schwindlig. Doch dann ging auch das wieder und Tom hielt sich mit den Armen an dem Stuhl fest,der neben dem Bett stand. Jetzt musste er nur noch irgendwie diesen verdammten Infusionsständer greifen und sich dann an dem Stuhl zum Fenster schieben. Alles kein Problem,dachte er leicht grinsend. Die Anderen würden staunen.
Undendlich langsam zog er mit der Hand den Infusionsständer zu sich ran und klammerte sich daran fest. Mit der anderen griff er an die Stuhllehne und schon den Stuhl Milimeter für Milimeter Richtung Fenster.
Er merkte, wie ihm langsam schwarz vor Augen wurde, doch er biss die Zähne aufeinander und schob das letzte Stück weiter. Endlich, das offene Fenster war vor ihm. Völlig erschöpft und mit Schmerzen liess er sich auf den Stuhl sinken und schloß die Augen. Um ihn herum drehte sich plötzlich alles und einen Moment lang hatte er das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden,doch dann wurde es wieder besser. Tom lehnte sich in dem Stuhl zurück und schaffte es dann sogar sein Bein mit dem dick verbundenen Knie ein bisschen erhöht auf dem kleinen Heizkörper neben dem Fenster abzulegen. Zufrieden sah er jetzt nach draussen, sah den Krankenhausgarten,die Bäume und atmete die frische Luft ein.
„Ha,von wegen,das geht nicht“,redete er mit sich selbst, „denen werd ichs schon zeigen,was alles geht.“
Er bekam ziemlich schwer Luft und auch das Knie hatte zu puckern begonnen,doch Tom war zum ersten Mal seit Tagen wieder obenauf. Ja, Petra würde gucken,wenn sie gleich vom Arzt wiederkommen würde.
In diesem Moment ging die Tür auf und der Professor stand im Zimmer.
„ Herr Kranich, wie...“ er stockte als er das leere Bett sah und sein Blick wanderte zum Fenster.
Tom zuckte zusammen.
„Können sie mir bitte erklären, wer sie da hingesetzt hat?“ Professorr Burger kam eilig zu ihm .
„ Ich, also... ich war das selbst. „ Tom bekam immer noch schlecht Luft.
„ Ja, das höre ich, so wie sie schnaufen. Sagen sie mal... jetzt bringen wir sie erst mal wieder dahin, wo sie hingehören. Vorsichtig.“ Er legte den Arm um Toms Hüfte und Arm und zog ihn langsam hoch.
„ Geht’s?“ Er sah Tom an, als dieser etwas aufstöhnte.
„ Muss.....“
1 Minute später lag er im Kissen und Professor Burger hörte ihn kurz mit dem Stetoskop ab und untersuchte den Verband am Knie.
Er zog eine Spritze auf und gab sie in die Infusion.
„Ich muss ihnen ja nicht sagen, dass das unverantwortlich war , was sie da gemacht haben, oder? Sie sind noch nicht so weit, merken sie das nicht? Stellen sie sich vor, sie wären hier umgekippt oder hätten einen Kreislaufzusammenbruch erlitten? Dann müssten wir sie wieder in die Intensiv bringen. Wie weit denken sie eigentlich,Herr Kranich? Haben sie überhaupt nachgedacht?!“
Tom schwieg. Burger sah ihn immer noch kopfschüttelnd an.
„Sie sind ja schlimmer als die Patienten drüben auf der Kinderstation!“
„…Aber es hat doch prima…“
„Ja,genau! Bei den Kindern nebenan fängt auch jeder Satz mit ´aber´an! Sie sind jetzt mal still und konzentrieren sich einfach nur aufs Atmen. Da haben sie nämlich genug mit zu tun!“ Erneut liess er sein Stethoskop über Toms Brustkorb wandern.
„Wenn sie aufstehen dürfen,werden sie es schon früh genug erfahren. Haben sie das jetzt verstanden?“
„…Ja…“
„Das hoffe ich! Ausserdem darf das Knie auf keinen Fall belastet werden!...So, und jetzt bleiben sie hier liegen und rühren sich nicht von der Stelle. Sonst lass ich mir von ihrem Kollegen Handschellen mitbringen.“
Damit verschwand Burger nach draussen. Tom sah ihm nach und rollte mit den Augen.
Er merkte allerdins auch, dass er sich viel zu viel zugemutet hatte . Wie gut, dass niemand es mitbekommen hatte ausser dem Professor.