Deja-Vu
„NEIN!!!“ Chris wachte schweißgebadet auf. Gehetzt sah er sich um. Dann stellte er fest, dass es nur ein Alptraum war. Tief aufatmend ließ er sich zurück fallen. Er dachte über das Geträumte nach. Die Gedanken waren wieder da. Er sah seinen Kollegen, den die Verbrecher eiskalt erschossen haben vor sich. Das Gesicht, welches sich in Todesangst verzerrte. Die Augen, aus der die Angst ihn ansprang und die um Hilfe riefen. Doch er konnte nichts tun. Er selbst war gefangen und musste zusehen, wie man seinen Freund umbrachte. Chris sah auf die Uhr. 3.00 Uhr Nachts. Er hatte vier Stunden bis sein Dienst begann. Noch einmal versuchte er einzuschlafen, doch es ging nicht. Die Gedanken kamen immer wieder, sobald er die Augen schloss. Er stand auf und duschte sich, anschließend frühstückte er. Automatisch griff er nach den Zigaretten und steckte sich die erste an. Gegen sechs wollte Semir, sein neuer Partner bei ihm sein und ihn abholen. Es war nun schon drei Monate vergangen, als man Semirs Partner vor Chris Augen erschoss. Er konnte die Schmerzen über den Verlust des Freundes Semirs sehr gut nachvollziehen. Auch sein Expartner war sein Freund. Und doch schien Semir den Verlust sehr schnell bewältigt zu haben. Bei Chris waren es mehr als 11 Jahre her, dass sein Freund erschossen wurde. Damals hatte er sich geschworen, nie wieder mit einem Partner zusammen zu arbeiten. Doch seine Vorgesetzten sahen das anders und er wurde nachdem der Mörder von Tom Kranich gefasst wurde versetzt. Ausgerechnet zur Autobahnpolizei und als Partner von Semir Gerkhan.
Andrea weckte Semir gegen fünf und frühstückte mit ihm. Aida schlief noch tief und fest. Gegen sechs fuhr Semir los um Chris, seinen neuen Partner abzuholen. „Meinst du, dass du und Chris genauso zusammenarbeiten könnt wie du mit Tom?“ fragte Andrea. Semir sah sie an. „Weißt du Andrea, Bei Tom und mir, war auch Freundschaft im Spiel. Bei Chris bin ich nur der Partner. Sicher werden wir uns gegenseitig versuchen zu beschützen, aber es ist nicht wie mit Tom, und es wird nie so sein.“ „Gib ihm Zeit. Er wird sich bestimmt einfügen.“ Semir schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube Chris ist Einzelgänger und er wird es auch irgendwie immer sein. Weißt du seine Methoden bei Vernehmungen, oder auch bei Verhaftungen... Er spricht nichts ab und macht Alleingänge. Das ist etwas, was ich mit der Chefin noch klären muss. Ich brauche einen Partner, auf dem ich mich verlassen kann. Weißt du ich habe seinen Rücken gesehen, ich meine, den nackten Rücken. Er hat überall Narben.“ „Hast du ihn darauf angesprochen?“ Semir schüttelte den Kopf. „Nein, aber wenn die Zeit da ist, werde ich es tun.“ „Okay, und nun hol ihn ab und versuche mit ihm klar zu kommen.“ Semir stand auf und küsste Andrea. „Ich liebe dich.“ sagte er und dann verschwand er durch die Tür. Er fuhr zu Chris nach Düsseldorf und holte ihn ab. Chris war bereits fertig und wartete vor der Tür auf ihn. „Hey, so früh schon fit?“ fragte Semir, doch von Chris kam nur ein „Guten Morgen“. Semir sah ihn von der Seite an. „Nicht gut geschlafen?“ versuchte er es noch einmal. Chris schüttelte den Kopf. „Nein leider nicht. Bin seit drei wieder wach.“ „Schlecht geträumt?“ Wieder nur ein Nicken. „Willst du darüber reden?“ „Nein, Semir. Noch nicht.“ Der Rest der Fahrt zur PAST lief schweigend ab.