Hitzschlag
Juli 2005: Die Sonne schien es sehr gut mit Nordrhein-Westfalen zu meinen. Sie schien aus voller Kraft und schon seit Tagen ging die Temperatur nicht unter 30 Grad. Doch genau dieses Wetter schien die Autofahrer zu reizen. So viele Unfälle wie an diesen Tagen auf der Autobahn passierten waren in der Vergangenheit selten gewesen. Die Autofahrer waren aggressiv und zeigten es auch gegenseitig. Horst Herzberger und Dieter Bonrath von der Autobahnpolizei Köln hatten alle Hände voll zu tun. Immer wieder kam es zu kleineren Unfällen und die Gegner gingen sich wutschnaubend entgegen. Die Polizisten stellten sich den Kontrahenten in den Weg und versuchten alles um zu schlichten. Meist war die Schuldfrage ohnehin geklärt. Genervt von der Hitze und von den vielen Unfällen waren die beiden Polizisten auch aggressiv und gingen sich gegenseitig an. Jede kleine Äußerung wurde auf die Goldwaage gelegt und so kam es das beide während der Fahrt zurück zum Revier nicht ein Wort mehr miteinander sprachen.
Tom und Semir standen auf dem Rastplatz an der A4 und vertraten sich die Beine. Sie schlossen den Wagen ab und gingen ein Stück zu Fuß. So bekamen sie nicht mit, das eben eine Warnung über Funk kam, worin von drei Mann die Rede war, die auf der A4 unterwegs waren. Sie hatten einen Überfall hinter sich und einer der Männer war verwundet worden. Die beiden Kommissare setzen sich auf die Bank und sahen wie ein schwarzer Ford Transit auf dem Parkplatz fuhr. Die Männer stiegen aus dem Wagen aus und sie waren sichtlich in Panik. Tom sah Semir an. „Wollen wir mal fragen ob wir helfen können?“ meinte er zu Semir. Dieser nickte. „Ja tun wir das mal. Vielleicht haben die ja Probleme oder so, aber das mach ich. Vor dir haben die sicher Angst.“ Tom sah ihn verdutzt an. „Wieso sollten die vor mir Angst bekommen?“ fragte er verwundert und rollte mit den Augen. Semir stand auf und ging zu den Leuten.
Bernd, Roman und Lorenz sahen den Mann auf sich zukommen. Lorenz biss die Zähne zusammen und versteckte seinen angeschossenen Arm. „Was will der denn hier?“ fragte er genervt. Bernd zuckte mit den Schultern. „Sicher einer von denen die helfen wollen.“ Roman sah sich den Mann aufmerksamer an und er entdeckte die Waffe an der Seite. „Das ist ein Bulle.“ Stieß er aus und wollte schon zur Waffe greifen, als Bernd ihm die Hand. „Ganz ruhig Bernd. Erst mal sehen was er will.“ „Spinnst du. Die suchen doch schon nach uns.“ „Okay, wir finden es raus. Solange erst einmal ruhe. Da vorn sitzt nämlich noch einer und wenn die zusammen gehören, dann...“ Roman nickte. Er sah zu Lorenz. „geht es noch?“ Lorenz sah ihn an. „Die Wunde blutet wie Sau.“ „Mann, Bernd wenn der Bulle das sieht, dann...“ „ach quatsch. Wir haben doch gar keinen Anlass gegeben, dass er uns durchsucht oder so.“
Semir kam näher an den Transit, während Tom zum Dienstwagen zurückging. Er öffnete die Tür und hörte gerade den Funkspruch das ein dunkler Transit gesucht wurde. Drei Mann Insassen, einer davon angeschossen. Die drei haben versucht ein Werttransporter zu überfallen und der Begleitschutz hat auf einen der Verbrecher geschossen. Die Männer seien gefährlich und machen von der Schusswaffe gebrauch. Er griff zum Funk und gab ihre Position durch. Außerdem was sie hier hatten und dass sie die Leute im Transit überprüfen werden. „Seid vorsichtig. Die Kerle sind brutal. Sie haben einen der Wachmänner lebensgefährlich verletzt.“ Tom bestätigte und hängte ein. Er wollte schnell zu Semir. „Hey, Semir!“ rief er seinem Freund zu. Doch der schien ihn nicht zu hören. Tom sah wie sein Kollege vor den Männern des Transits stand. Er ging ebenfalls zu ihnen und legte die Hand sicherheitshalber an die Waffe.
Semir stand nun vor einem der Männer. „Kann ich irgendwie helfen?“ fragte er freundlich und sah sich die Männer an. „Nein danke. Nicht nötig. Wir kommen schon klar.“ Tom war nun ebenfalls bei Semir angekommen. „Kann ich dich mal kurz sprechen, Semir?“ Semir nickte und ging mit Tom etwas zur Seite. „Der Wagen wird gesucht. Versuchter Überfall. Einer von ihnen soll verletzt sein.“ Semir nickte. „Ja einer scheint was zu haben. Okay, sicherst du mich?“ Tom nickte. Semir ging wieder zum Wagen. „Darf ich mal Ihre Papiere sehen?“ Einer der Männer sah ihn an. „Warum? Ich meine wir haben doch nichts getan oder?“ „Gerkhan, Kripo Autobahn. Ich würde mich gern mal im Wagen umsehen.“ Der Mann nickte. „Ja natürlich gern.“ Er machte eine einladende Bewegung mit dem Arm. Semir blickte kurz nach Tom und ging dann zum Wagen. „Würden Sie bitte zu meinem Kollegen gehen.“ sagte er bestimmt zu dem Mann, der neben ihm stand. „Warum? Ich tu doch gar nichts.“ erwiderte er. Semir sah ihn an. „Würden Sie bitte...“ er stockte und wollte gerade nach Tom rufen als der Mann neben ihm sagte: „Nur ganz ruhig. Es passiert nichts, wenn du tust was ich sage, okay?“ Semir nickte. „Sehr gut. Deine Waffe. Leg sie auf den Boden.“ Semir tat es. „Okay. Und nun zu deinem Kollegen. Sag ihm er soll seine Waffe ebenfalls auf den Boden legen.“ Semir sah ihn an. „Tom!!!“ rief Semir und Tom sah ihn an. „Was ist?“ „Leg deine Waffe auf den Boden.“ „Was? Warum denn?“ „Tu es einfach.“ Tom zog langsam seine Waffe und sah Semir etwas irritiert an. Der Mann neben Semir stieß ihn zum Heck des Wagens.
Tom hob seine Waffe und wollte blitzschnell anlegen. „Achtung Bernd, er schießt.“ schrie einer der Komplizen. Dann spürte Tom nur einen Einschlag in der Schulter. „TOM!!!“ hörte er Semir schreien und dann ging er zu Boden. Er presste die Hand auf die Wunde. Seine Waffe schlidderte über den Asphalt. Tom sah zu dem Mann, der Semir in seiner Gewalt hatte. Er sah wie Semir sich versuchte loszureißen um zu ihm zu kommen. „Lassen Sie mich los!“ schrie Semir, doch der Mann hielt ihn eisern fest. „Brüll hier nicht so rum“ herrschte ihn der Mann an und schlug mit der Waffe leicht auf Semirs Kopf.
Semir spürte den Schlag. Er war nicht heftig, aber es reichte um zu verstummen. „So und nun deine Handschellen!“ „ Bitte, lassen Sie mich zu meinem Kollegen.“ „Du darfst dich sofort um ihn kümmern. Handschellen her!“ Semir gab seine Handschellen an den Mann. „Gut und nun rüber zu deinem Kumpel. Zu euren Wagen!“ Semir nickte und ging zu Tom. Ein prüfender Blick zeigte ihm dass es keine ernste Wunde war, aber sie blutete heftig. Semir half Tom auf die Beine und dann gingen sie zum Wagen. Dort angekommen ließ Tom sich auf den Beifahrersitz nieder. Semir griff zum Erste-Hilfe-Kasten und wollte einen Verband anlegen, als ihn der Mann wegriss. „Was soll das? Ich hab es nicht erlaubt.“ „Ich lege einen Verband an, das ist alles. Es blutet stark.“ „Das ist mir egal. Leg ihm die Handschellen an.“ „Er ist verletzt.“ „Na und. Mach es!“ Semir schüttelte den Kopf. „Okay. „ROMAN!“ Sein Komplize kam und sah ihn an. „Leg dem Bullen die Handschellen an. Fessel ihn an dem Haltegriff.“ Semir sah Bernd an. „Was soll das? Was wollen Sie?“ „Nur verhindern, dass ihr die nächsten Stunden die Möglichkeit habt um Hilfe zu rufen, oder uns zu folgen.“ Er zog Semir von Tom weg und hielt ihn fest. Semir sah zu wie Tom am Haltegriff gefesselt wurde.
„Okay, du auf die Fahrerseite.“ befahl Bernd. Semir tat was er verlangte. „Wo sind noch Handschellen?“ Semir sah zu Tom. „Er hat noch welche.“ sagte er dann. Bernd nickte „Roman, hol sie.“ Roman fand die Handschellen und warf sie Bernd rüber. Als Bernd danach greifen wollte, nutzte Semir die Chance und griff ihn an. Er stieß Bernd in die Büsche und wollte gerade zuschlagen, als er ein Klicken hörte. Er drehte sich langsam um. Roman stand da und zielte mit einer weiteren Waffe auf ihn. Semir hob die Hände. „Hey, okay. Nur nicht nervös werden.“ „Setz dich hin und dann wirst du dich fesseln.“ Semir nahm die Handschellen und tat was Roman sagte. Bernd stand gerade wieder auf. „Du verdammter mieser Bulle!“ brüllte er und als Semir gefesselt war, schlug er ihm die Faust in den Magen. „Nie wieder. Hörst du.“ Semir stöhnte gepresst auf. „Was soll das? Was haben Sie vor?“ Bernd sah ihn an. „Ihr werdet hier bleiben. Steht doch schön in der Sonne. Wird sicher spaßig werden für euch.“ Er ging zur Beifahrertür und kurbelte das Fenster hoch. Semir sah ihn mit gemischten Gefühlen zu. Dann schloss Bernd die Beifahrertür und kam zu Semir. Nun schloss er das Schiebedach und kurbelte ebenfalls das Fenster auf Semirs Seite hoch. Nun ahnte Semir was passieren sollte. „Hey, das …“ Bernd grinste und schlug die Tür zu. Dann verschloss er den Wagen und warf die Schlüssel ins Gebüsch. Er lachte Semir zu und hob die Hand zum Winken. Anschließend fuhr er mit Roman und Lorenz ab. Semir konnte ihnen nur nachsehen. Er zerrte an den Handschellen. Er sah zu Tom.
„Hey, bist du okay, soweit?“ Tom nickte. „Ja es schmerzt nur. Semir wir müssen versuchen Hilfe zu bekommen. Wir haben fast Mittag und die Sonne brennt direkt aufs Auto. Weißt du was das bedeutet?“ Semir nickte. „Wir werden bald fünfzig oder mehr Grad im Wagen haben.“ „Ja und das heißt wir werden hier gebraten.“ „Irgendwelche Vorschläge, wie wir es ändern können? Die haben uns so festgebunden, dass wir uns nicht selbst befreiten können. Aber ich kenne zwei Namen von denen. Bernd und Roman.“ „Ja toll. Das hilft uns nur im Augenblick nicht viel. Wir müssen Hilfe holen.“ „Sicher aber die Frage ist doch wie?“ „Funk.“ „Ja setz ein Funkspruch ab. Ich meine wenn du mal eine Hand frei hast.“ gab Semir bissig zurück. Tom sah ihn an. „Lass dir was einfallen.“ Sie hörten den Funk ab. “Cobra 11 für Zentrale.“ hörten sie. „Melde dich doch mal“, meinte Semir grinsend. Tom sah ihn nur an. „Heute wieder sehr witzig.“ meinte er nur. „Die haben unseren Standort. Ich hatte mich eben noch gemeldet und durchgegeben, wo wir sind. Die kommen sicher gleich.“ Semir nickte. „Ja hoffe ich auch. Hast du schon auf das Thermometer gesehen. Wir haben hier drinnen jetzt vierzig Grad.“ Tom nickte. „Wir sollten nicht soviel sprechen, der Sauerstoff wird knapp.“ Semir nickte. Sie schwiegen
„Andrea? Haben sich Tom und Semir schon gemeldet?“ fragte die Chefin. „Nein, die letzte Meldung war vor knapp zwei Stunden vom Rastplatz an der A4. Seit dem ist Funkstille. Sie antworten nicht auf die Rufe.“ Anna nickte. „Gut, dann sollten Herzberger und Bonrath mal hinfahren und nachsehen. Vielleicht sind sie noch da.“ Andrea nickte und gab Hotte und Dieter den Befehl durch. Diese waren gerade auf dem Parkplatz der PAST gefahren, als sie hörten was sie machen sollten. „Na das kannst du sicher allein. Ich habe erst mal Hunger“ meinte Hotte und stieg aus. Dieter sah ihm nach. „Ja und ich habe Durst.“ Auch er stieg aus. Als sie die PAST betraten, sah Andrea sie an. „Und? Habt ihr sie?“ Hotte und Dieter sahen sich an. „Wen denn?“ „Na Tom und Semir. Sie sind seit zwei Stunden überfällig. Sie melden sich nicht per Funk.“ Das machte die Beiden dann doch nervös. „Wir fahren direkt wieder los zum Rastplatz. Hoffentlich sind sie dort.“ Andrea nickte und sah den beiden nach, die es auf einmal sehr eilig hatten.
„Tom?“ fragte Semir leise. Es kam keine Antwort. Semir rann der Schweiß übers Gesicht. „Tom?“ rief er erneut. Ein leises Stöhnen war zu hören. Semir sah zu Tom. „Hey, mach bloß nicht schlapp, hörst du. Die Verstärkung wird sicher gleich kommen. Gott ich hab Durst.“ Er sah auf das Thermometer 47 Grad. Er schloss die Augen. Die Luft war schwer und er bekam regelrecht Luftnot. „Semir? Ich kann nicht mehr.“ stöhnte Tom. „halt durch. Bitte…“ Wieder versuchte er an den Fesseln zu reißen, doch es brachte gar nichts. Ohne Hilfe kam er nicht frei. Semir hatte keine Kraft mehr. Die Hitze machte ihn fertig. Er konnte nichts tun, als zu warten und hoffte dass die Kollegen ihn bald fanden. „Cobra 11 für Cobra 19?“ hörte er aus dem Funk. „Hotte, hilf uns bitte.“ sagte er leise, als ob Hotte es hören könnte. Dann schwanden ihm die Sinne. Er schloss die Augen
Hotte und Dieter sahen sich an. „Mensch wieso melden die sich denn nicht. Da wird doch wohl nichts passiert sein.“ Dieter nickte. „Natürlich nicht. Die schlafen wohl im Wagen. Was glaubst du denn. Sie haben im letzten Funkspruch gesagt, dass der Transit vom Überfall bei ihnen stand. Also werden sie ihn überprüft haben. Die Typen waren bewaffnet und…“ „Okay, Dieter. Ist ja gut. Wie weit noch?“ „In fünfzehn Minuten sind wir da. Es sei denn es ist Stau.“ „Na mal den Teufel nicht an die Wand. Die brauchen unsere Hilfe.“ „Ja sicher. Gleich sind wir da.“ Schweigend fuhren sie weiter. Nach fünf Minuten sah Hotte auf die Uhr. „Mensch schon seit drei Stunden überfällig. Die melden sich gar nicht. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.“ „Schon klar. Wir sind da.“ Dieter fuhr auf den Rastplatz. „Da steht der Wagen von den beiden.“ sagte Dieter. Er hielt an und Hotte stieg aus .Er löste seine Waffe und ging zum Wagen. Er sah hinein. „Gott Dieter schnell. Die beiden sind drin.“ Er versuchte den Wagen zu öffnen, doch er war verschlossen. Dieter klopfte gegen die Scheibe. Doch die beiden regten sich nicht. Er sah Hotte an. „Verdammt die haben einen Brutkasten da drinnen. Wir müssen sie rausholen.“ „Ja aber wo sind die Schlüssel?“ „Wir schlagen die Scheiben ein.“ „Gute Idee. Mach das. Ich setze erst mal einen Funkspruch ab.“ Hotte rannte zum Streifenwagen und griff zum Funk.
Andrea saß im Büro, als sie Hottes Stimme hörte. „Habt ihr sie gefunden?“ „Ja wir haben sie beide sind ohne Bewusstsein. Sie sind im Dienstwagen gefesselt und eingesperrt. Wenn die schon seit drei Stunden da drin sind, dann stehen die ganz schön…“ „Hotte schon gut. Holt sie da raus.“ „Wir sind schon dabei.“ „Ich informiere die Rettung und schick ein einen Wagen.“ Andrea setzte den Notruf ab. Dann ging sie zur Chefin und unterrichtete sie das Hotte und Dieter Tom und Semir gefunden hatten. Anna nickte. „Hoffe nur, dass die beiden es erklären können.“ Andrea sah sie an. „Chefin, Tom scheint verletzt zu sein. Sie sind beide gefesselt im Wagen und ohne Bewusstsein. Sie hatten wohl etwas Pech.“ Anna nickte erneut.
Dieter schlug die hintere Scheibe ein und zuckte zurück. Die Hitze im Wagen war extrem. Er zog den Stift hoch und öffnete die Tür. Dann schloss er zunächst Semir die Handschellen auf und zog ihn raus. Er sah zu Hotte und der machte das gleiche mit Tom. Beide lagen auf der Straße und hatten die Augen geschlossen. Hotte nahm eine Flasche Wasser und träufelte es Tom auf die Lippen. Dieter tat das gleiche bei Semir. Doch die beiden regten sich nicht. „Die haben sicher einen Hitzschlag.“ meinte Dieter zu Hotte. Dann fuhr der Rettungswagen auf dem Rastplatz. Erst wurde Tom versorgt und bekam eine Kreislaufstabilisierende Spritze und die Wunde wurde notdürftig versorgt. Dann kümmerte sich der Arzt um Semir. Auch er bekam eine Spritze. Beide wurden in den Wagen gebracht. „Wir bringen sie ins Marienhospital.“ Dieter nickte. „Wir kommen sofort hinterher.“ Dann sahen sie den Wagen wegfahren.
Semir wurde wach. Er fühlte sich wie erschlagen. Er öffnete die Augen und sah sich irritiert um. „Wo… bin ich?“ fragte er. „Bleiben Sie bitte liegen. Sie befinden sich im Krankenwagen. Sie habe wohl etwas zuviel von der Hitze gehabt.“ „Wo ist Tom? Er ist verletzt?“ „Er liegt neben Ihnen. Es geht ihm gut.“ Semir schloss die Augen. „Mein Kopf. Er dröhnt.“ Der Arzt nickte. „Ja das ist die Nebenwirkung von einem Hitzschlag. Wissen Sie was passiert ist?“ Semir nickte. „Ja wir sind überwältigt worden. Drei Typen, sie haben uns gefesselt und in den Wagen gesperrt. Sie haben meinen Kumpel angeschossen… ahhhrrg. Der Kopf. Geben Sie mir was gegen die Schmerzen.“ „Es tut mir Leid. Aber wenn ich Ihnen nun ein Medikament spritze, dann wird Ihr Kreislauf komplett zusammenbrechen. Versuchen sie zu schlafen. Das ist das Beste im Augenblick.“ Semir nickte und schloss die Augen. Die Dunkelheit tat gut. Den Rest der Fahrt bekam er nicht mit.
Tom wachte auf und spürte dass er auf einer weichen Unterlage lag. Er öffnete die Augen. „Semir?“ fragte er. „Ja ich bin hier.“ „Hey, wo sind wir?“ „Im Krankenhaus. Wir haben beide einen Hitzschlag und müssen hier bis mindestens morgen früh bleiben.“ Tom nickte. „Der Kopf.“ „Tut weh, was. Das ist die Nachwirkung des Hitzschlags. Brauchst gar nicht erst fragen, gibt nichts dagegen. Sonst bricht der Kreislauf ganz zusammen.“ Tom sah ihn an. „Seit wann verstehst du denn was von Medizin?“ Semir grinste. „Das ist Allgemeinwissen.“ „Ach und seit wann hast du das?“ „Seit genau einer Stunde.“ „Wusste ich es doch. Du wusstest es nur, weil du den Doc gefragt hast. Wolltest auch was gegen die Schmerzen was?“ „Na ja. Es dröhnt höllisch. Wenn ich hier raus bin, dann werde ich erstmal die Kartei durchgehen und checken was das für Typen sind, und was die noch vorhaben.“ „Ja mach ich mit.“
Bernd, Lorenz und Roman waren derweil im alten Anwesen in Köln angekommen. Hier suchte sie keiner. Das Gelände war tot. Der Besitzer hatte schon lange das Zeitliche gesegnet und dürfte sicher nichts dagegen haben, dass die drei sich hier aufhielten. „Verdammt die Bullen haben unsere Gesichter gesehen. Was glaubst du, wie lange die brauchen uns zu finden. Mann wir befinden uns in deren Kartei. Die brauchen keine fünf Minuten und haben alle unsere Daten.“ Schimpfte Bernd. Roman sah ihn an. „Na und? Die wissen doch gar nicht wo wir sind. Und wenn die aus dem Wagen kommen, dann werden die erst mal im Krankenhaus versorgt. Das werden die mindestens 24 Stunden festgehalten und danach können die erst anfangen.“ „Ach das beruhigt mich ungemein, Herr Doktor. Und dann? Was ist mit Lorenz?“ „Die Kugel ist raus. Die sechs Semester Medizin haben sich ausgezahlt. Okay, was unternehmen wir nun. Der ganze Plan ist über den Haufen geworfen. Verdammt. Wieso musstet ihr rumballern.“ „Hey, der Typ hatte zuerst die Waffe in der Hand. Ich hab mich doch nur verteidigt.“ „Ja das erkläre mal den Richter.“
Am nächsten Tag wurden Tom und Semir entlassen. Tom trug seinen Arm in einer Schlaufe und beide ließen sich von Andrea abholen. Sie sah die beiden besorgt an. „Alles klar, bei euch?“ fragte sie. Semir nickte. „Wir wollen uns die Kartei durchsehen und die Typen finden.“ „Sag mal könnt ihr euch nicht einmal etwas ausruhen? Ihr habt gerade mal einen Hitzschlag hinter euch und ihr sollt euch ausruhen.“ „Andrea. Wer weiß was die Typen noch vorhaben. Der Raub ist ja in die Hose gegangen. Die habe sicher was Großes vor. Wir können uns nicht ausruhen. Außerdem geht es uns gut. Wir sind topfit. Nicht wahr, Tom?“ Er sah flehend nach Tom und dieser nickte. „Ja natürlich. Wir sind topfit.“ Andrea stöhnte leise auf. „Na gut. Ich fahre euch zur PAST.“ Semir schüttelte den Kopf. “Wir fahren dich nach Hause und dann fahren wir allein zur PAST.“ „Oder so.“ Sie stiegen ein und fuhren los. Nachdem sie Andrea abgesetzt hatten, fuhren sie zur PAST und machten sich daran, Phantombilder zu erstellen. Anschließend gaben sie die Daten in den PC ein. Es dauerte nicht lange und es wurden ähnlich aussehende Personen gefunden.
Semir sah Tom an. „Hier, das ist doch ganz klar einer von denen. Lorenz Hinterfeldt. Vorbestraft wegen Hehlerei und Diebstahl. Hat drei Jahre bekommen und ist seit genau vier Wochen auf Bewährung draußen. Das war der, der wohl Verletzt war. Im Bericht steht, dass einer von ihnen angeschossen wurde. Dieser Hinterfeldt hielt sich die Schulter.“ Tom nickte. „Ja und einen zweiten von denen haben wir auch .Roman Herzog. Sag mal hieß der Bundespräsident nicht auch so?“ Tom nickte. „Ja stimmt. Und was hat der so drauf?“ „Nur Einbrüche und Überfälle. Bisher nur Bewährungsstrafen.“ „Dann wird sich das ändern. Für das was die mit uns gemacht haben, bekommt der mindestens fünf Jahre.“ Tom lachte. „Nun übertreib mal nicht. Erst müssen wir sie überführen.“ Semir nickte. „Haben wir Adressen?“ „Ja aber ob die noch aktuell sind?“ „Finden wir auch raus. Okay, wir teilen uns auf. Du fährst zu diesem Roman, ich zu Lorenz.“ Tom schüttelte den Kopf. „Wir fahren zusammen.“ „Okay, wenn du unbedingt willst.“ Sie fuhren zunächst zu Hinterfeldt. Doch es war niemand im Haus. Auch an der zweiten Adresse war nichts. Die Wohnungen wurden überwacht. Tom und Semir fuhren resigniert zurück zur PAST. „Dann fehlt und der Dritte. Mist, ich hab mir das Gesicht nicht gemerkt. Du?“ Tom schüttelte den Kopf. „Ich hatte auf einmal nur Augen für dich. Denn du hast dich ja wieder einmal überrumpeln lassen.“ „Hey, woher sollte ich denn wissen, dass die bewaffnet waren und die Knarren ziehen? Außerdem wolltest du mich sichern, erinnerst du dich?“ „Ja, schon gut. War abgelenkt. Na egal. Wir kriegen die Typen.“ Semir nickte. „Ja und dann sperre ich alle in dicken Wintermänteln in die Sauna ein.“ Tom lachte. „Warum das denn?“ „Sie sollten auch mal so schwitzen wie wir im Auto.“ Tom rollte die Augen.
Sie fuhren zurück zur PAST. „So und nun werden wir die Typen durchleuchten Vielleicht finden wir einen Hinweis wo wir suchen können. Auf der Autobahn gerieten beide in den Stau vom Feierabend. „Na Toll. Das dauert mindestens ne Stunde bis wir wieder da sind.“ brummte Semir. Tom nickte und sah sich die Fahrzeuge an. „Das glaub ich jetzt nicht.“ Semir sah ihn an. „Doch ich weiß es genau. Dieser Stau wird …“ „Nein, das mein ich nicht. Sieh mal unauffällig nach rechts.“ Semir tat es. „Ach sieh mal an. Das ist doch …“ „Ja genau. Mark Fels. Unser kleiner Dealer, den wir schon sechsmal hops genommen haben. Wollen wir uns einen Spaß erlauben?“ Semir nickte. „Ja, hätte ich gerade Lust zu.“ Sie stiegen aus und gingen zu dem von ihnen gesehenen Wagen. Der Fahrer schien Musik zu hören und sie gar nicht wahr zu nehmen. Semir öffnete die Fahrertür und grinste den Fahrer an. Dieser sah ihn verstört an. „Gerkhan? Was wollen Sie denn… wo ist Kranich?“ „Der steht auf der anderen Seite, Mark. Wie geht es uns denn so?“ „Hey, warum sollte ich Ihnen sagen wie es mir geht. Was wollt ihr denn?“ „Verkehrskontrolle. Steig doch mal aus.“ „Moment ich habe mich weder falsch verhalten, noch sonst was angestellt. Also habt ihr kein Recht mich…“ „Mann laber nicht so einen Quatsch und steig aus.“ Semir zog den Mann raus. Dabei fielen einige kleine Briefchen zu Boden. Sofort versuchte Mark seinen Fuß drauf zu stellen, aber Semir sah genau was es war. Er bückte sich und hob die Briefchen auf. „Ach, haben wir wieder einmal Stoff dabei?“ Er probierte es und nickte Tom dann zu. „Das reicht wieder für ein bis zwei Jahre.“ „Moment mal. Das ist Eigenbedarf.“ Semir schüttelte den Kopf. „Du weißt doch ganz genau, dass es viel zu viel Eigenbedarf ist. Aber wir könnten ein Auge zudrücken. Wenn du uns hilfst.“ Mark sah ihn an. „Du willst ein Geschäft mit mir machen?“ Semir nickte. Er zog ein Bild raus und zeigte es Mark. Dieser zuckte kurz zusammen, als er drauf sah. „Du kennst ihn?“ fragte Semir. Mark nickte. „Lorenz ist ein Kumpel von mir. Was hat er angestellt?“ „Das sagen wir ihm selbst. Wo finden wir ihn?“ Mark zuckte mit den Schultern. „Er ist meist im Kölner Hafen zu finden. Da gibt es eine Kneipe, die „Rote Laterne“ er und sein Freund Bernd sind sehr oft da.“ „Okay, Die Briefchen nehmen wir mit. Du darfst weiterfahren.“ Semir und Tom stiegen in ihren Wagen und ließen Mark ziemlich verdutzt stehen.
Sie fuhren zunächst zur PAST und wollten gegen Abend nach Niehl fahren. Anna sah ihnen entgegen. „Sie werden aber Verstärkung mitnehmen. Für den Fall der Fälle.“ „Chefin, wir werden Verstärkung rufen, wenn es erforderlich ist. Aber erst dann. Wir werden uns nur umsehen.“ Anna sah sie an. „Aber ich will keinen von Ihnen aus dem Hafenbecken fischen müssen, haben wir uns verstanden?“ Tom und Semir nickten.