Der Einsatzleiter der Hundestaffel trat neben Semir.
"Dann können wir jetzt ja wieder abrücken. Oder können wir noch etwas tun?" Semir blickte zu ihm auf. "Ja, gehen sie bitte zur Straße und weisen sie den Notarzt ein, er muss jeden Moment eintreffen. ....Und vielen Dank nochmal." Der Einsatzleiter nickte und ging zurück zu seinen Leuten.
"Der Mann ist gefunden, wir können abrücken."
Auf der PAST saß Petra an ihrem Schreibtisch und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Dieter hatte vorhin Bescheid gegeben, dass sie Tom gefunden hatten, aber er hatte auch kurz erwähnt, in welchem Zustand er war. Anna Engelhardt kam zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter.
"Petra, sobald Tom im Krankenhaus ist, fahren wir zu ihm. Aber es macht keinen Sinn, dass wir jetzt zum Fundort fahren." Petra nickte schluchzend. Anna strich ihr liebevoll über den Rücken. "Tom schafft das, Petra, ganz sicher. Er hat schon ganz andere Sachen geschafft."
Semir kniete immer noch neben Tom. So langsam begann er zu verzweifeln. Wenn nicht gleich der Notarzt kam, dann.....!
Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als er im Schein von Dieters Lampe einen Arzt und zwei Sanitäter mit Trage auf sich zukommen sah. Der Arzt beugte sich sofort zu Tom. Sein geübtes Auge sah sofort, dass der Mann sehr schwer verletzt war. Sofort legte er ihm einen Zugang und spritzte ihm ein kreislaufförderndes Mittel. Semir war erleichtert und besorgt zugleich. "Wird er es schaffen, Doc?" Ohne den Blick von seiner Arbeit zu lenken, antwortete der Arzt: " Ich weiss es nicht. Er hat verdammt viel Blut verloren, soweit ich das unter diesen Umständen diagnostizieren kann. Wir müssen ihn stabilisieren und dann so schnell wie möglich hier raus bringen. Er muss sofort auf den OP!" Schweigend und mit geübten Griffen arbeitete der Arzt Hand in Hand mit den Sanitätern. Semir ließ Toms Hand erst los, als dieser auf die Trage gelegt wurde. Er gab inzwischen keinerlei Lebenszeichen mehr von sich. Semir zerriss es fast das Herz, als er seinen Freund so da liegen sah - blutverschmiert und dem Tod näher als dem Leben.
Gemeinsam transportierten sie die Trage mit Tom so behutsam und schnell wie möglich durch das unwegsame Gelände bis zur Straße, wo der RTW stand. Semir strich Tom noch einmal über den Kopf. "Gib jetzt nicht auf Tom - du schaffst das, hörst du?" Dann wurde Tom in den RTW geschoben, die Türen schlossen sich und es ging mit Blaulicht und Sirene in Richtung Krankenhaus. Semir stand auf der Straße und sah dem RTW nach. Es sah gespenstisch aus. Dieter war hinter Semir getreten und sagte: "Er packt das, Semir, bestimmt!" Semir nickte geistesabwesend und ging zu seinem Wagen.