Nothing’s gonna change my love for you
Chapter 1
„Semir, bitte! Beeil dich!“ Flehend sah Jan seinen Kollegen an, der nur entnervt die Augen verdrehte.
„Hör mal, Jan, das hier ist zwar ein BMW, aber Worp10 hat er trotzdem nicht. Also reg dich ab und entspann dich mal. Wir werden schon rechtzeitig das sein.“ Nun war er derjenige, der seinen Partner bittend ansah, worauf Jan nur gequält seufzte und sich angespannt in seinem Sitz zurück lehnte.
Er hatte schließlich einen guten Grund, um nervös zu sein. Er und Semir hatten von einem anonymen Anrufer den Tipp bekommen, dass Joseph Tscherne, Jans Erzfeind, heute am Flughafen aufkreuzen würde. Eine Chance, die Jan sich natürlich nicht entgehen lassen wollte!
Keine zehn Minuten später standen die beiden Autobahnpolizisten am Flughafen.
„Siehst du ihn?“, murmelte Semir und sah sich suchend um.
„Nein.“ Jan klang beinahe enttäuscht. „Also entweder kommt er noch oder unser anonymer Anrufer hat uns gehörig ver…AU!“
Semir hatte seinen jüngeren Kollegen den Satz nicht beenden lassen, sondern hatte ihn nicht gerade sanft hinter eine künstliche Palme gezerrt.
„Was soll das?“ Wütend machte Jan sich los. Semir deutete stumm hinter ihn und er drehte sich um, um im nächsten Moment zu erstarren. Da war er!
Das blonde Haar war vom Wind zerwühlt und fiel ihm fast lässig in die Stirn, die schwarzen Klamotten waren gegen Jeans, T-Shirt und Lederjacke eingetauscht wurden. Trotzdem erkannte Jan seinen Erzfeind sofort.
Automatisch wanderte seine Hand zu seiner Dienstwaffe, doch Semir hielt ihn zurück.
„Warte. Lass uns erstmal sehen, was er überhaupt vorhat.“, flüsterte er und widerstrebend zog Jan seine Hand zurück.
„Daddy! Daddy!“, ertönte im nächsten Moment eine Kinderstimme und Tscherne drehte sich um. Gleich darauf fiel ihm ein kleines Mädchen von höchstens 4 Jahren um den Hals. Ein fast zärtliches Lächeln legte sich auf Tschernes Gesichtszüge, als er das Mädchen hochhob.
„Hey, Prinzessin. Wo hast du Mami gelassen?“
„Wo die Prinzessin ist, ist die Königin nicht weit.“, erklang eine amüsierte Frauenstimme und Tscherne sah auf.
Eine hübsche junge Frau war mit einem Lächeln an ihn ran getreten. Das braune Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, nur ein paar Strähnchen fielen ihr keck ins Gesicht und verbargen fast ihre freudig glitzernden, waldmeistergrüne Augen.
Tscherne setzte das Mädchen ab und musterte die junge Frau lächelnd.
„Nicht zu glauben. Innerhalb drei Wochen bist du noch schöner geworden.“, sagte er sanft und sie lachte auf.
„Und du weißt immer noch, wie du eine Frau rumkriegst.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn, erst kurz, doch als er sie näher an sich zog, lange und leidenschaftlich, bevor sie den Kopf an seine Brust lehnte.
„Du hast mir gefehlt.“, sagte sie so leise, dass Jan und Semir sie fast nicht verstanden.
„Und du mir erst.“ Sanft strich Tscherne ihr über den Rücken und blickte über ihren Kopf hinweg – direkt in Jans Augen.
Für einen Moment starrte er ihn an, fassungslos, fragend. Und Jan hatte selber keine Ahnung, was er tun sollte. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so was!
Endlich riss Tscherne seinen Blick los.
„Komm, lass uns gehen.“, wandte er sich an seine Freundin. Diese nickte und griff nach der Hand des kleinen Mädchens.
„Na los, Kleines, wir wollen nach Hause.“
Als sie an Jan und Semir vorbei gingen bohrte sich Tschernes Blick erneut in Jans und besitzergreifend legte er den Arm um seine Freundin, wie um zu sagen: Sie nimmst du mir nicht weg!
Die Tür schloss sich hinter ihnen und es dauerte eine Weile, bis Jan sich aus seiner Erstarrung löste.
„Das…das glaub ich ja wohl nicht…“, murmelte Semir. Auch er hatte sich während der ganzen Geschichte nicht rühren können, zu groß war die Überraschung, Tscherne so zu sehen, als liebenden Freund und Vater…
„Komm, lass uns von hier verschwinden.“, sagte Jan leise und ohne ein weiteres Wort gingen die beiden Autobahnpolizisten zu ihrem Auto.