Tödlicher Anruf
„Andrea? Bist du sicher, dass du soviel brauchst? Ich meine wir fahren doch nur für ein paar Tage weg. Aber die Koffer reichen für mindestens sieben oder acht Wochen.“ stöhnte Semir, als er die Koffer einlud. „Schatz, vertraum mir. Davon verstehst du als Mann eh nichts. Sieh mal. Aida ist gerade zwei Jahre und sie macht noch die Hosen voll. Was glaubst du brauche ich da an Windeln, an Wechselwäsche, an Tüchern. Und noch so vieles mehr.“ Semir nickte „ja ist ja schon gut. Aber ich fahre doch nur ein BMW und keinen LKW.“ Andrea lächelte. „Das schaffst du schon. Ich hol die Kleine.“ Semir nickte nur. Es sollte für ein paar Tage in Urlaub gehen. Alle drei wollten sich etwas erholen. Nach dem Stress der vergangenen Tage war es unbedingt erforderlich. Außerdem freute sich Semir bereits endlich ein paar Tage mit der Familie auszuspannen. Es sollte an die Küste gehen. Hier hatte er schon einmal Urlaub gemacht und sehr wohl gefühlt. Andrea kam mit Aida aus dem Haus, schloss ab und setze die Kleine in den Kindersitz. Semir hatte endlich auch den letzen Koffer verstaut. Er sah seine Frau an. „Und fertig?“ fragte er. Sie nickte. „Ja, es kann losghen.“ Sie stiegen ein und dann ging es in Richtung Norden.
Tom saß im Büro und beneidete Semir. Er hatte vier Tage frei und er, Tom, musste allein hier verbringen. Tom sah auf die Uhr. „In zwei Stunden werden beide in Richtung friesische Inseln aufbrechen. Dort hatten Semir und Andrea schon einmal Urlaub gemacht und sich blendend erholt. Diesmal war Aida mit dabei. Es hatte schon Seltenheit, dass Semir und seine Familie gemeinsam in Urlaub gefahren sind. Aber… dafür war er Polizist. Und die können sich das eben nicht immer aussuchen. „Okay, dann wollen wir mal anfangen.“ sagte er sich selbst anfeuernd und nahm den ersten Bericht zur Hand. Sein Telefon klingelte. „Kranich, Kripo Autobahn“ meldete er sich. „hallo,, hilfe… helfen Sie mir bitte. Ich brauche Hilfe.“ Hörte er ein Flüstern. „Hallo, können Sie etwas lauter sprechen, ich verstehe Sie kaum.“ „Bitte…. Helfen Sie mir…. Er bringt mich um.“ Sprach eine Frau leise weiter. „Wie heißen Sie? Wo sind Sie?“ fragte Tom. Dann hörte er etwas lauter: „So du kleine miese Schlampe. Wolltest du mich verraten?“ Es klatsche und ein Schrei folgte welcher schnell in ein Wimmern überging. Dort schien ein Mann eine Frau zu schlagen. Dann folgte ein Knall. „Hallo… hören Sie mich? Sagen Sie doch was? hallo!“ rief Tom in den Hörer. „Sascha…“ hörte er als letztes. Dann war es still.
Semir war endlich auch so weit, dass er fahren konnte. Er startete den Wagen und da klingelte das Handy. Andrea sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Semir bitte nicht. Es kann nur Tom sein, oder die Chefin.“ Semir nickte „Und deshalb mein Schatz muss ich ran gehen.“ Er nahm sein Handy und meldete sich. „Tom hier. Ich weiß du hast Urlaub, aber… ich habe eben einen Anruf bekommen… eine Frau hat mich um Hilfe gebeten, während des Gesprächs wurde sie geschlagen und dann folgte ein Schuss. Ich meine, ich denke es war ein Schuss. Es war still und dann kam die Frau wieder, sie flüsterte den Namen Sascha. Mehr nicht. Nur Sascha. Danach war nichts mehr zu hören.“ „Tom, du vermutest, das da jemand eine Frau erschossen hat, während sie mit dir telefonierte?“ „Ja, das tu ich.“ „Okay, du möchtest also, dass ich meinen Urlaub abblase und zu dir komme, mit dir ermittle, ob es tatsächlich ein Schuss war, und dann den Täter mit dir festnehme.“ „Nun, ich würde dich nie beten, aber wenn du es so vorschlägst, ja, es wäre sehr gut, wenn du…“ Andrea sah Semir wütend an nahm ihn das Handy aus der Hand. „Nein Tom. Er wird es nicht tun. Wir fahren jetzt auf eine der Inseln und haben vier schöne Tage. Danach gehört er wieder dir.“ Sie beendete das Gespräch und Semir sah sie sprachlos an. „Und ab geht es.“ sagte Andrea nur und zeigte auf die Straße. Semir nickte schwiegend und fuhr los.