Gespannt lauschten alle Anwesenden als der Anrufer antwortete: „Ah,… Herr Ritter!“ Die Männerstimme klang überheblich arrogant und weckte in Chris eine verborgene Erinnerung.
Er wagte einen Schuss ins Blaue: „Lorenz!… Was wollen Sie?“
Für den Bruchteil einer Sekunde war es still in der Leitung und Chris wusste, er hatte richtig getroffen.
Als nächstes war ein krankes Kichern zu hören: „Oh Mann, Ritter, Sie sind gut. Wirklich!… Woher wissen Sie, das ich es bin?“
Verächtlich stieß Chris die Luft aus: „Wo Borchert ist, sind Sie meist nicht weit! Ohne Ihren Handlanger kriegen Sie doch nichts auf die Reihe! Und Sie haben sich noch nie gern die Hände schmutzig gemacht.“
„Ritter,… Sie sollten vorsichtig sein, mit dem was Sie sagen!“ mahnte Lorenz. „Sie sollten nicht die Hand beißen, die man Ihnen reicht!“
„Was wollen Sie?“ Chris klang gereizt.
Knurrend antwortete Lorenz: „Na, na,… warum so ungeduldig? Ich dachte, das wir uns erst nett unterhalten… Aber OK, ich will mal nicht so sein. Doch bevor ich ihnen meine Informationen mitteile, sagen Sie ihrer Vorgesetzten, das sie den Lautsprecher ausschalten soll.“
Anna warf Semir und Hartmut einen erstaunten Blick zu. Wie konnte der Mann wissen, das der Lautsprecher an war?
Sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn der Mann sprach bereits weiter: „Bei solchen Gelegenheiten schalten Sie doch immer die Lautsprecher ein. Ich kenne Eure Methoden!… Und jetzt machen Sie schon!“
Mit einer schnellen Handbewegung schaltete Chris den Lautsprecher am Telefon ab und fauchte in den Hörer: „Ist bereits passiert. Und jetzt lassen Sie hören!“
„Ich dachte, es würde Sie vielleicht interessieren zu erfahren, was Ihre Kollegen vor Ihnen verheimlichen“, ließ Lorenz ihn betont siegessicher wissen.
Jetzt war es an Chris zu schweigen. Kalt schaute er von einem zum anderen. Semir und die Chefin warfen sich einen ratlosen Blick zu und Hartmut schaute verlegen zu Boden. Chris presste die Lippen zusammen und drehte ihnen anschließend den Rücken zu. Er fühlte sich verraten und wollte nicht länger in ihre verlogenen Gesichter sehen.
‚Also doch!’ dachte er verbittert bei sich. Sein Blick ging zum Fenster hinaus. Er registrierte die aufziehenden, dunklen Wolken am Himmel, bevor er antwortete: „Ich höre!“
„Wenn Sie wissen möchten, was Ihre Kollegen schon längst wissen, bitten Sie Ihre Chefin, Ihnen die CD aus der obersten Schublade ihres Schreibtisches zu geben. Alles weitere sehen Sie dort.“
Noch ehe Chris etwas fragen konnte, vernahm er ein Knacken und die Leitung war tot.
Eine Zeit lang regte er sich nicht und seine Hand umkrallte den Hörer. Er konnte nicht klar denken… spürte nur, wie negative Gefühle in ihm hoch kochten. In seinem Inneren breitete sich Angst aus, die sich mehr und mehr mit Wut vermischte.
Eine fatale Mischung und das wusste er. Mit ein paar tiefen Atemzügen versuchte er seine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Doch es gelang ihm nur mäßig.
Langsam drehte er sich um und starrte die Chefin kurz mit zusammen gekniffenen Augen an. Sein Versuch, sich zu beherrschen, misslang.
Plötzlich knallte er den Hörer auf die Gabel.
„Schluss mit den Lügen! Ich will jetzt alles wissen!“ tobte er laut, während er seine Hände an die Hüften stemmte. In seinen Augen sprühten gefährliche Funken...