Ausgetrickst

Gustav hatte sich mittlerweile etwas beruhigt. Er sah Florian an. „Okay, wir fahren nach Poll. In meine Hütte. Du weist doch, die am Rand von Poll. Da können wir uns sehr gut verstecken und für unseren kleinen Freund haben wir auch eine Möglichkeit ihn unter zu bringen.“ Florian nickte. „Dann hol ich ihn.“ Gustav packte ein paar Sachen und brachte sie in den Wagen.

Florian schloss die Tür zu Semirs Raum auf. Dieser lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen. Ohne Rücksicht riss Florian ihn hoch. Semir erschrak und wollte sich wehren, aber Florian drehte ihm den Arm auf den Rücken. „Komm schon. Wir machen einen kleinen Ausflug.“ Semir stemmte sich gegen Florian, aber er hatte keine Chance.

„Ich habs, Frau Engelhardt.“ Rief Hartmut in den Hörer, als Anna sich meldete. „Na endlich. Ich bin gleich bei Ihnen.“ Sie legte auf und tatsächlich stand sie nur wenige Minuten bei Hartmut in der KTU-Werkstatt. „Okay, wo ist er?“ Hartmut sah sie an. „Wer?“ „Na der Sender, Hartmut. Der Sender.“ „Ach…. Nein. Soweit bin ich noch nicht. Ich hab die Festplatte wieder hergestellt. Der Sender wird noch nicht empfangen, aber das krieg ich noch hin.“

Semir wurde in einen Kofferraum geladen mit Knebel versehen und Gustav schlug den Deckel zu.“Ich fahre, kümmer du dich um das Haus hier. Lass alle Beweise verschwinden.“ Er nickte Florian zu.

„Da, jetzt hab ich es. Da ist ein Signal.“Hartmut zeigte auf einen blinkenden Punkt.
„das ist entweder Semir oder dieser Florian, von dem Tom gesprochen hat. Danke Hartmut. Erstklassige Arbeit.“ Anna orderte ein SEK.
„Sie kommen mit dem Gerät mit, ich will wissen wo sich das Signal bewegt.“

Semir lag reglos im Kofferraum. Jede Bodenwelle spürte er sehr intensiv. Doch er konnte nichts dagegen tun. Was hatte Gustav nun mit ihm vor? Semir erinnerte sich an das was Peter gesagt hatte, wie Gustav sich unliebsame Personen vom Hals schaffte. Einen hatte er vor die U-bahn geworfen. Wollte er Semir nun auch loswerden? Dann hielt der Wagen. Semir hielt die Luft an, er hörte Schritte die zum Kofferraum kamen. Waren sie am Ziel? Was war mit Tom? Wo war er? Der Kofferraumdeckel öffnete sich. Gustav sah ihn kurz an. „So ich besorge uns erst einmal was zu essen. Du wirst dich sicher wohl fühlen, dort wo wir hingehen. Glaub mir. Da hab ich schon manchen Freund gehabt. Und auch manchen Feind. Wir werden uns noch ausgiebig unterhalten.“ Dann schlug er den Deckel wieder zu.

Anna ging mit dem SEK in Stellung vor Gustavs Haus. Das Signal kam genau von dieser Position.
„Ok, Zugriff“
Binnen Minuten hatte das SEK das haus eingenommen und einen völlig verdutzten Florian verhaftet.
„So, reden sie, jetzt. Wo ist Semir Gerkahn?“
Florian sah Anna verächtlich an. “Kenn ich nicht.“
„Ach nein? Und warum haben wir seinen Sender im haus gefunden? Also los, machen sie den Mund auf“ Anna sah ihn ernst an, doch Florian schwieg.

Peter sah Gustav. „Okay, er hat mich entdeckt.“ „Sie bewahren Ruhe, Herr Schlierp. Wir sind in der Nähe. Keine Angst. Er kann Ihnen nichts tun. Fragen Sie ihn nach Semir.“ „Ich versuche es. Er kommt.“ „Hallo Gustav. Ey es tut mir Leid. Ich musste ganz schnell zu Dinah fahren. Sie ist verunglückt.“ hörte sie Peter reden.

Semir saß am Boden und hatte den Kopf auf die Matratze des Bettes gelegt. Gustav hatte die Kette sehr eng befestigt und so konnte er sich nicht auf das Bett legen. Durst quälte ihn. Das Knurren seines Magens ignoierte er. Die Schmerzen ebbten langsam ab. Er schloss die Augen und konnte nichts tun als warten. Warten, das Gustav wieder kam und ihn weiter quälte.

„Ach ja, und das soll ich dir glauben? Ja?“ Gustav sah ihn sauer an.
„Ehrlich. Aber ... ich wollte Semir treffen , der kommt nicht , wo steckt er?“ Peter versuchte möglichst normal zu klingen.
„Der Der ist sicher untergebracht bei mir. Keine Sorge. Dein Bullenfreund leidet etwas. Sein Partner hat seine Lektion schon erhalten.“
Anna hörte seine Eworte und machte die Augen zu. So kamen sie nicht an ihn ran. „Zugriff“ hörte man daraufhin und am Bahnsteig brach die Hölle los.

Gustav wurde festgenommen und in den Verhörraum gebracht. „WO ist unser Kollege?“ fragte Anna ihn. Gustav lächelte. „Ich weiß nicht wen Sie meinen“ sagte er. „Sie wissen genau, wen ich meine. Semir Gerkhan. Sie haben ihn verschleppt. Er ist seit zwei Tagen verschwunden. Ich weiß dass er sich bei Ihnen eingeschmuggelt hat. Wo ist er?“ Gustav lachte. Sucht ihn. Aber ihr werdet ihn nicht finden. Wissen Sie was? Sie haben nichts gegen mich in der Hand. Was wollen Sie mir nachweisen? Dass ich mich mit ein paar Freunden getroffen habe?“ „Peter Schlierp ist Zeuge. Ihm gegenüber haben Sie geäußert, dass Sie Semir in Ihrer Gewalt haben. Wo ist er?“ Doch Gustav schwieg eisern. „Ich will meinen Anwalt sprechen.“ sagte er stattdessen.

Semir ging es langsam immer schlechter. Er hatte Durst und fühlte wie ihm immer heisser wurde. Die fahrt im Kofferraum und Hitze hatten ihn zusätzlich geschwächt.
„Wenn ich nur wüsste was mit Tom ist und wo dieser Mistkerl nun steckt...“ langsam dämmerte er in eine Bewusstlosigkeit.

Anna knöpfte sich nun die anderen festgenommenen vor, aber auch hier ohne Erfolg.
„Ich weiß etwas... „ Peter kam auf sie zu. „da war mal die Rede von einem Anwesen, einer Hütte..aber wo, kann ich nicht sagen.“

Anna sah ihn an. „Das finden wir raus. Immerhin haben wir auch seinen Familiennamen. Ein Anruf beim Katasteramt und wir wissen welche Grundstücke ihm gehörten. Okay. Andrea!“ Die Tür wurde geöffnet und Andrea kam herein. Anna gab die Anweisungen weiter. Es ging auf den Abend zu. Anna war nervös. Semir war bereits mehr als 48 stunden verschwunden. Gustav schwieg sich aus. Selbst der ihm zugeteilte Anwalt bekam keine vernünftige Antwort. Sie mussten warten, bis das Amt sich meldete. Anna selbst hatte noch einmal Druck gemacht, damit es schneller ging.

Semir versuchte sich aufzurichten. Es ging nicht. Er war zu schwach. Seit Stunden waren weder Gustav noch Florian zu ihm gekommen. Waren sie weg? Hatten Sie ihn hier allein gelassen. Er schloss die Augen. Der Durst, der Hunger. Wie lange sollte er noch hier bleiben? Er versuchte etwas Spucke zu sammeln, um wenigstens etwas den Durst stillen zu können, doch es war nichts.

„Frau Schrankmann, ich benötige die Informationen wirklich dringend. Wir wissen nicht wo Gerkahn gefangen gehalten wird und bei Amt.. sie wissen ja......“ Anna hatte ihren letzten Trumpf in der hand und telefonierte mit Staatsanwältn Schrankmann.
„Frau Engelhardt, ich verstehe sie,ja... also gut. Sehen sie zu, dass sie 4 leute schicken, die helfen in den Unterlagen zu suchen.“ Sie legte auf.

Doch die Informationen dauerten an. Die Nacht brach rein. Anna dachte an Semir. Gustav war bereits seit Morgens in Gewahrsam. Das hieß, dass Semir seit dem Morgen nichts mehr zu essen bekommen hatte. Geschweige denn zu trinken. Es war heiß draußen. Anna dachte an ihn, wie es ihm wohl erginge. Sicher hatte er Durst. Wer weiß was Gustav mit ihm angestellt hatte.

Semir dämmerte dahin. Er hatte keine Kraft mehr. Er war müde und wollte nur noch schlafen. Ergben schloss er die Augen und dachte daran, dass dies eigentlich nicht die wahre Art zu sterben war. Seit drei Tagen hatte er nichts mehr zu trinken bekommen. Von Essen ganz zu schweigen. Er schlief ein und hoffte nicht mehr zu erwachen, um diesen quälenden Durst erleiden zu müssen. Die Luft war stickig im Zimmer. Er konnte nicht aufstehen.