Im Gespräch: Niels Kurvin
Wir trafen Niels Kurvin, Schauspieler und Regisseur, der unter anderem durch seine Rolle „Hartmut Freund“ in der Fernsehserie „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ dem Fernsehpublikum und den Fanclubmitgliedern bekannt ist.
In der Theaterkapelle in Berlin, mitten im Kiez um den Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain, trafen wir ihn – am selben Abend findet die Inszenierung von „Lust auf was Anderes“ unter seiner Regie statt.
Zum Bühnenstück:
Die Schauspielerin Aylin Esener verwebt und verdichtet in Wolfgang Vinckes neuem Bühnenstück biographische Fakten und zahlreiche Interviewprotokolle aus der Migrationszene.
Fernab von soziologischem Gejammer, findet sie sich zwischen zwei Welten wieder.
Als wir die Theaterkapelle betreten, wird uns klar, dass es sich hier um eine sehr besondere, fast familiäre Atmosphäre handelt – gespannt nehmen wir zwischen dem sehr gemischten Publikum Platz.
Niels Kurvin eröffnet das Stück, das zuvor bereits auf den Brettern in Aachen und Karlsruhe aufgeführt wurde. Er sitzt mit einer E-Gitarre an der Bühne. In den folgenden anderthalb Stunden erleben wir eine allein auf der Bühne stehende und agierende Schauspielerin Aylin Esener, die als „Ayse“ auf sehr mitreißende, eindringliche und emotionale Art und Weise aus ihrer Kindheit und ihrem Leben in Anatolien und der folgenden Immigration nach Deutschland erzählt.
Wir erleben einen Theaterabend, der voll von plötzlichen Stimmungswechseln, Gedankenpausen und sehr emotionalen Momenten ist. „Ayse“ ist hin und her gerissen zwischen Kulturen und den aufkommenden Fragen, was richtig oder falsch sein kann/muss?!
Niels Kurvin ist über das gesamte Stück im wahrsten Sinne des Wortes voll dabei, begleitet auf seiner E-Gitarre und betätigt kurzzeitig als Schauspieler: Ayse von der Bühne tragend. Wir stellen uns an diesem Abend mehrfach die Frage, ob dies spontan oder geplant war – aber durch diese Elemente wird das Stück zu etwas ganz Besonderem.
Aylin Esener, Anton Berman (begleitete das Stück an den Tasteninstrumenten) und Niels Kurvin als Regisseur schaffen es auf eine sehr eindrucksvolle Art und Weise ihr Publikum zu fesseln. Sie regen zum Nach- und Mitdenken an, bringen das Publikum aber auch gleichzeitig mit einer gewissen Portion Ironie herzlich zum Lachen.
Einer der beeindruckenden Momente ist für uns zweifellos die von Aylin Esener gesungene türkische Interpretation des Presleys Song „In The Ghetto“.
Alles in Allem blicken wir auf einen sehr gelungenen Theaterabend zurück, von dem wir noch einiges mit nach Hause nehmen können und mit diesem Bericht an euch weitergeben wollen: Geht ins Theater, auch in die kleinen und vielleicht nicht so bekannten Häuser, denn es lohnt sich und macht wirklich wie an diesem Abend „Lust auf was Anderes“.
Im Anschluss zum Bühnenstück haben wir die Gelegenheit mit Niels Kurvin zu sprechen und lernten einen ausgesprochen sympathischen und sehr natürlichen Menschen kennen, mit dem wir ein sehr nettes und offenes Gespräch führen konnten.
Das Stück „Lust auf was Anderes“ entstand, bis es „bühnenreif“ war, in einem Zeitraum von fast einem Jahr. Die Texte von Wolfgang Vincke wurden dabei von Aylin Esener und Niels Kurvin mit einigem an persönlicher Note versehen – und wie Niels es selber sagt – nach ihren eigenen Vorstellungen erweitert.
Niels, wie bist du auf diese besondere Thematik des Stückes gekommen?
„Ich kenne ja selbst als Halbamerikaner die Situation zwischen Kulturen zu stehen, obwohl die deutsch/türkische sicher noch eine ganz andere Problematik hat. Dazu kommt, dass meine Lebensgefährtin Halbtürkin ist und sich sehr mit dieser Thematik beschäftig und auseinandersetzt. Und ich mag es Dinge auf der Bühne zu inszenieren, die neu sind und noch nicht zigmal aufgeführt wurden.“
Aylin und Niels, die seit sechs Jahren ein Paar sind, arbeiteten hierbei nun auch in der Konstellation Schauspielerin – Regisseur zusammen. Ist diese Situation nicht öfter mal schwierig? Fliegen auch mal die Fetzen?
(Niels lachend) „Ja, kann schon mal vorkommen…Ich muss als Regisseur ja auch mal kritisieren oder motivieren und während einer Vorstellung merke ich, eben weil ich sie so gut kenne, natürlich sofort, ob alles klappt. Und wenn alles gut läuft, bin ich ganz entspannt und genieße es, zuzusehen.“
Wo hast du das Stück “Lust auf was Anderes“ bisher aufgeführt?
„In Aachen, Karlsruhe und Berlin. Geplant sind dieses Jahr noch Aufführungen in Hamburg und evtl. auch noch mal in Berlin.“
Niels Kurvin hat inzwischen beim Theater sowohl auf, als auch hinter der Bühne einige Erfahrungen sammeln können. In welche Richtung wird es mit dir weiter gehen?
„Eigentlich wollte ich immer schon gerne Theaterregie führen, das Schauspiel kam mit dazu. Aber ich glaube, es geht beim Theater jetzt mehr in Richtung Regie.“
Im Bereich „Film und Fernsehen“ erfahren wir, dass er sich dort auch weiterhin vor den Kameras sieht – die Fans der Figur Hartmut Freund wird es freuen und an dieser Stelle scheint Niels fast überrascht, wie wir ihm mitteilen, wie groß doch seine Fangemeinde im „Cobra 11“-Fanclub im Laufe der Zeit geworden ist.
Die Zeit nach der Aufführung bleibt leider begrenzt, denn die Bühne musste noch geräumt werden – doch wir können euch verraten, dass es nicht unser letztes Gespräch mit Niels Kurvin gewesen ist.
Dagmar Engelhardt und Stephanie Jammer
und schon jetzt dürft ihr euch freuen, denn bald heisst es wieder "Im Gespräch mit...." hier im Club für euch .....!