Natürlich Jenni, für dich stell ich doch gerne noch ein weiteres Stückchen ein...so will ich dich wirklich nicht in die Woche schicken.
---------------------------------------
Ein lauter Knall war zu hören. Anna, die auf den Schuss gewartet hatte, ließ sich mit einem lauten Schrei zu Boden fallen und blieb regungslos liegen. Der, vorher angebrachte, Beutel mit der Lebensmittelfarbe platzte und ein riesengroßer roter Fleck breitete sich auf ihrer Brust aus. Dieter und Hotte, die etwas abseits gestanden waren, drehten sich erschrocken um. Während sich Dieter unsicher umsah und versuchte ausfindig zu machen, woher das Geräusch kam, sah Hotte wie Anna zusammenbrach. „NEIN!“ stieß Hotte aus, rannte zu seiner Chefin und lies sich neben ihr auf den Boden sinken. Alles lief nach Plan.
„Treffer“ jubelte Tom gespielt. „Sieht gut aus.“ lobte ihn Norbert und sah auf das Geschehen. Der rote Fleck war genau auf Herzhöhe. „Wir haben’s geschafft, sie ist tot!“ tat auch Semir, als würde er sich freuen. „Abwarten, es kann auch sein, dass sie nur bewusstlos ist. Es ist noch nicht sicher, ob sie auch wirklich tot ist.“ gab Norbert zu bedenken. „Was willst du tun? Sollen wir nachsehen gehen? Da unten laufen zwei Polizisten herum, die würden uns doch sofort erwischen.“ fragte ‚Adrian’ zweifelnd. „Wir warten einfach noch ein bisschen.“ entschied Norbert. Der zweite Polizist stand nun ebenfalls verzweifelnd neben der Frau. Norbert war zufrieden. Bisher hatte sie noch niemand hinter dem Busch bemerkt. Die beiden Polizisten widmeten ihre ganze Aufmerksamkeit auf die, am Boden liegende, Engelhardt. Sie schienen so überrascht und geschockt zu sein, dass sie gar nicht daran dachten, die Gegend nach dem Schützen abzusuchen. Plötzlich hörten sie den dicken Polizisten hysterisch schreien. „Sie ist tot, Dieter, sie ist tot! Jemand hat sie erschossen!“ Tom musste schmunzeln. ‚Hotte macht das wirklich gut.’ dachte er anerkennend. Norberts Mund verzog sich daraufhin zu einem breiten Grinsen. Ein paar Minuten später schien unter ihnen bereits das reinste Chaos auszubrechen. Ein Rettungs- und ein Notarztwagen rollten auf den Platz und auch die Polizei kündigte sich mit Sirenen an. Norbert nickte ‚Adrian’ und ‚Raffael’ zu. „Ich hab genug gesehen, lasst uns verschwinden.“ Im Schutz des Gebüschs schlichen sie zum Auto. Dort angekommen blickte Norbert noch einmal zurück. Alle Anwesenden waren so beschäftigt, dass sie überhaupt keine Angst zu haben brauchten entdeckt zu werden. Er sah wie der dicke Polizist geknickt auf dem Boden saß, während ein Notarzt, der sich über die Frau gebeugt hatte, den Kopf schüttelte und sie mit einem weißen Tuch abdeckte. Schließlich schwanden auch seine letzten Zweifel. Jetzt war er sich sicher. Anna Engelhardt war tot. Er war erleichtert. Sven, der Anführer, wird zufrieden sein. Vielleicht hatte er ‚Adrian’ und ‚Raffael’ unrecht getan, vielleicht waren die Beiden doch nicht so schlecht, wie er vor ein paar Stunden noch gedacht hatte, aber vertrauen würde er ihnen trotzdem noch nicht.
Kaum hatten die drei die Tür im U-Bahn-Tunnel hinter sich zugeschlagen, blickten sie auch schon in die fragenden Gesichter einiger Bandenmitglieder. Es waren diesmal mehr, als das letzte Mal. Der Anführer war jedoch nicht dabei. „Die Beiden haben es tatsächlich geschafft! Die Polizistin Anna Engelhardt ist Geschichte!“ verkündete Norbert nach Beifall haschend. Die Männer brachen daraufhin in lauten Jubel aus. Norbert sah ‚Adrian’ und ‚Raffael’ an. „Ich werde sofort unseren Boss anrufen um ihm die freudige Nachricht zu überbringen. Wartet solange bitte hier und rührt euch nicht von der Stelle!“ befahl er. Die zwei nickten. Die Leute jubelten noch immer sehr laut. Semir und Tom hingegen gefiel die Situation weniger. Sie ließen sich jedoch nichts anmerken, spielten stattdessen mit und grinsten einfach nur. Gleichzeitig warfen sie sich einen flüchtigen Blick zu und schienen dasselbe zu denken. Was ist das nur für eine Welt, in der wir leben? In der es Leute gibt, die sich freuen und jubeln, wenn andere sterben? Die Raststätten überfielen und jeden Menschen, der ihnen im Weg steht, ohne mit der Wimper zu zucken, töten? Eines war ihnen somit schlagartig klar und der Gedanke daran ließ sie frösteln: Sie waren hier in eine extrem gefährliche Bande geraten. Mit diesen Menschen war nicht zu spaßen, sie waren eiskalt, Menschenleben waren hier nichts wert.