„Er lebt noch! Rufen Sie die Rettung an!“ rief Anna Fink entgegen und löste bei Semir die Fesseln und das Klebeband. „Semir? Hören Sie mich? Semir!“ sprach Anna auf die leblose Person ein. Doch Semir schien nichts mitzubekommen. Anna drehte ihn vorsichtig um und sah die klaffende Platzwunde am Kopf. Das Blut war bereits getrocknet. Sie untersuchte ihn mit Blicken und bemerkte die Schutzweste. Sie stutzte. Was hatte das zu bedeuten? fragte sie sich. Nervös sah sie zu Fink der tatenlos daneben stand. „Wo bleiben die denn?“ fauchte Anna wütend. „Die sind sicher gleich hier….!“ versuchte Fink sie zu beruhigen. „Semir? Kommen Sie schon…machen Sie doch die Augen auf….Wo ist Tom?“ fragte Anna. Von Semir kam keine Reaktion. Anna fühlte sich völlig hilflos Dann endlich, nach einer ihr unendlich dauernden Zeit hörte sie das Martinshorn. Nur wenig später stand der Notarzt bei ihr und untersuchte Semir. „Sofort in die Klinik!“ befahl er, ließ Semir auf die Trage legen und wollte direkt einsteigen. „Was ist denn los mit ihm?“ wollte Anna wissen. Der Arzt drehte sich zu ihr um. „St. Marien… dort alles weitere. Er muss sofort in die Klinik.“ sagte er nur und schon war er wieder verschwunden. Anna rannte zum Wagen und sah Fink an, der nun auf dem Beifahrer saß. „So ab ins Hospital…“ sagte sie und fuhr hinter dem Krankenwagen her.
Auf den Weg ins Krankenhaus rief Anna Andrea und Petra an, damit diese sich ebenfalls zum Krankenhaus begaben. Als sie dort ankam, standen beide bereits vor der Tür. „Wie geht es ihm? Ist Tom auch bei ihm? Wo ist er denn?“ wurde sie direkt mit Fragen bombardiert. „Andrea, Petra… ich weiß es nicht. Es ist nur Semir und er scheint in tiefer Bewusstlosigkeit zu liegen. Tom ist weiterhin verschwunden. Wir müssen warten, bis Semir wach ist und uns sagen kann was passierte. Wollen Sie mitkommen?“ fragte Anna und sah Andrea an. Diese nickte. „Ja… ich will zu ihm..“ wieder weinte Andrea. Ihre Hand zitterte. Anna nahm sie in den Arm und ging mit ihr zur Notaufnahme. Dort mussten sie eine lange Wartezeit in Anspruch nehmen. Alle fünf Minuten sah Anna und auch Andrea auf die Uhr. „Warum dauert das denn so lange? Was wenn er nun doch…?“ stellte Andrea die bange Frage. Anna verstand sie natürlich und bedauerte, dass sie Andrea diese Angst nicht nehmen konnte. Sie selbst machte sich große Sorgen um ihren Beamten. Dann endlich kam der Arzt. „Frau Engelhard?“ fragte er und sah auch Andrea an. „Das bin ich! Das hier ist Frau Gerkhan… wie geht es ihm?“ wollte Anna wissen. „Nun die Verletzungen sind nicht so schlimm. Er hat Prellungen im Brustbein und ich würde glatt behaupten, dass auf ihn geschossen wurde. Der Aufprall der einzelnen Kugeln ist deutlich zu sehen. Er müsste eine Schutzweste getragen haben, denn sonst wäre er vermutlich tot und läge hier im Keller.“ erklärte der Arzt. „seine Platzwunde am Kopf wurde geklammert. Er hat eine Gehirnerschütterung und das heilt sicher. Allerdings….“ Der Arzt stockte in seiner Aufzählung. Anna sah ihn erschrocken an. „Allerdings??“ fragte sie nach. „Nun ja… bitte nehmen Sie mir die Frage jetzt nicht übel. Aber kann es sein, dass Ihr Kollege drogenabhängig ist?“ wollte er wissen. „Drogenabhängig? Nein? Das ist doch absurd!“ empörte sich Andrea wütend. „Das kann nicht sein.“ meinte auch Anna. „Warum fragen Sie das?“ Der Arzt lächelte sie an. „Wir haben im Blut eine erhebliche Menge an Heroin festgestellt. Bei sehr labilen Personen so groß, dass man es durchaus den goldenen Schuss nennen kann.“ gab er sein Ergebnis bekannt.