Tom reagierte sofort. Er stürzte sich auf den Mann und zog ihn vom Lenkrad zu sich herüber. Aus den Augenwinkeln sah er den Straßenrand näher kommen. Einige Autos wichen dem VW aus. Ein silberner Ford knallte gegen die Leitplanke. Ob Semir noch hinter ihm war wusste er nicht.
"Was soll das? Wollen Sie uns umbringen?", schrie Tom und versetzte dem Mann einen Faustschlag ins Gesicht, der daraufhin benommen in seinen Armen hing. Hastig schob er sich an ihm vorbei und nahm das Lenkrad in beide Hände um den Wagen wieder gerade auf die Straße bringen.
Doch Tom hatte den Mann nur für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt. Schon kam er wieder zu sich und stürzte sich ebenfalls auf Tom. Es waren nur wenige kurze Bewegungen, doch Tom hatte etwas metallisches schimmern sehen. Sein Herz stockte als ihm klar wurde das er nicht mehr rechtzeitig zu seiner eigenen Pistole gelangen würde, um sich wehren zu können. Blitzschnell nahm er eine Hand vom Lenkrad und ließ sie nach vorne schnellen um das rechte Handgelenk des Mannes zu packen, der gerade eine Waffe aus der Jackentasche zog. Gleichzeitig versuchte er den Auto`s die reifenquitschend an ihm vorbeirasten auszuweichen. Gerade noch rechtzeitig erwischte er das Handgelenk des Mannes und drückte dessen Arm zur Seite. Mit seinem kleinen Finger löste dieser die Sicherung der Waffe und ein Schuss knallte durch den Wagen und dann durch die Heckscheibe. Angestrengt versuchte der Mann seinen Arm aus dem verkrampften Griff von Toms Fingern zu lösen. Tom musste auch die zweite Hand vom Lenkrad lassen um ihn davon abzuhalten. Doch davor drückte er noch seinen rechten Fuß auf die Bremse, die angesichts der eben noch hohen Geschwindigkeit laut kreischte. Der Wagen begann sich wild zu drehen. Tom schleuderte es gegen die Wagentür. Sein Kopf schlug hart gegen die Fensterscheibe und seine Hand löste sich von dem Mann der ebenfalls durch das Auto geworfen wurde. Mühsam drückte Tom sich nach vorne und packte den Mann an den Schultern. Dann versetzte er ihm einen weiteren Faustschlag ins Gesicht. Doch der Mann schien wild entschlossen sich zu verteidigen. Mit aller Kraft riss er sich los und schlug zurück.
Der VW drehte sich immer noch unkontrolliert um sich selbst und schleuderte seine wild ineinander verkeilten Insassen zwischen den Vordersitzen umher. Scheinbar erst nach Stunden kam er mitten auf der Straße zum stehen. Ein anderes Auto knallte in ihre Seite. Tom der gerade versucht hatte sich von dem Würgegriff des Mannes zu befreien knallte gegen das Lenkrad. Wo der Mann war wusste er nicht. Eben war er noch über mir gewesen, überlegte Tom. Dann wurde es schwarz um ihn.
Semir trat hart auf die Bremse um nicht ebenfalls in den VW zu krachen. Er war die ganze Zeit dicht hinter ihm geblieben und hatte beunruhigt beobachtet wie der Wagen scheinbar ungelenkt über die Fahrbahn und zwischen den hastig auseinanderfahrenden Autos dahin raste.
Wenige Meter vor dem VW kam er zum stehen. Ein dunkelgrüner Audi war in dessen Fahrerseite gekracht. Eine wilde Angst um Tom pochte in seinem Herz. War ihm etwas passiert? Er hatte einen Schuss gehört, wenige Sekunden bevor der Wagen außer Kontrolle gerade war. Mit fahrigen Fingern öffente er den Sitzgurt und riss die Tür auf. Nur um Haaresbreite verfehlte ihn ein weiteres Auto das ebenfalls in den VW knallte. "Neeeiiinn!", schrie Semir und rannte los. Noch ein Auto fuhr ungebremst an ihm vorbei und raste in das vorherige. Semir beschleunigte sein Tempo. Das er in diesem Moment selber in großer Lebensgefahr schwebte war ihm egal. Jeder Zeit konnte ein weiteres Auto in die Barriere rasen und ihn erwischen. Doch das alles schien jetzt unwichtig. Er musste Tom da raus holen. Aus den Augenwinkeln sah er einen Mann zwischen den Autos hervor kriechen und wegrennen doch auch das war jetzt egal. Bei den vielen umgekippten und ineinander verkeilten Wagen stoppte er und begann über den grünen Audi, der ihm den Weg zu Tom versperrte, zu klettern.
Schon konnte er Tom sehen. Er lag merkwürdig verdreht und bewusstlos auf den Vordersitzen des VW´s. An seinem Kopf hatte er eine blutige Wunde. Der Mann, der den VW ursprünglich gefahren hatte war nicht mehr zu sehen. "Tom!?" Semir machte einen großen Satz und wollte die Fahrertür öffnen, doch diese war so stark verbeult das sie sich keinen Zentimeter bewegen wollte. Er kletterte auf die andere Seite, die sich glücklicherweise öffenen ließ, als Semir kräftig daran zog. Dann kroch er in den Wagen und zog Tom vorsichtig nach oben. Das Blut aus der Wunde an seinem Kopf bahnte sich in einem kleinen Rinnsal seinen Weg über Tom`s Gesicht. Seine Augen hatte er immer noch fest geschlossen.