Für Elvira noch ausnahmsweise ein kleiner Teil
im nächsten werdet ihr dann von Tom und Semir erfahren...
Er sah es genau. Und konnte es doch nicht glauben. Gerade
war er an der Leitplanke angekommen, sah er den dunkelgrünen Passat, der
unaufhaltsam auf seine Tochter zu raste. Er schrie, stürzte über die Leitplanke
und sah gerade noch wie Caro durch die Luft geschleudert wurde. Die Zeit schien
still zu stehen.
Alles um ihn herum verschwamm. Das Hupkonzert der Autos. Das
Geschrei, die Rufe. Wie durch einen Schleier sah er wie sich eine hysterisch
wirkende Frau über seine am Boden liegende Tochter beugte.
„Sie atmet nicht! Einen Krankenwagen! Schnell!“
Er wusste was das zu bedeuten hatte. Er hatte es noch
gewusst, bevor sie von dem Wagen erfasst worden war. Seine Tochter. Seine
einzige Tochter. Das einzige, was ihm noch geblieben war. Wofür es sich gelohnt
hatte zu leben und zu kämpfen.
Kapitel 18
Anna Engelhard zuckte erschrocken zusammen als die Tür ihres
Büros aufgerissen wurde. In der Tür stand Hotte. Er atmete schwer und hektisch
und sein Gesicht war puterrot angelaufen. Normalerweise hätte Anna ihn schon
längst genervt angefahren. Normalerweise. Aber im Moment herrschte
Ausnahmesituation in der PAST. Semir, Caro und nun auch noch Tom waren
verschwunden. Seit der schief gelaufenen Geldübergabe waren jetzt schon fast
zwei Tage vergangen und noch immer hatten sie nicht die geringste Spur
gefunden.
„Etwas Neues?“ fragte sie also hoffnungsvoll und hoffte
insgeheim das es eine gute Nachricht war die Herzberger bringen würde. Sie
betete das Tom, Semir und Caro noch lebten. Nie würde sie es sich verzeihen
wenn einer von ihnen sterben würde. Vor allem heran nicht Tom, den sie so blindlings
ins Messer hatte laufen lassen. Sie hätte doch wissen sollen dass er
unberechenbar gewesen war in dieser Situation. Wie töricht war sie doch
gewesen.
Hotte sah sie ein kurzen Moment lang sorgenvoll an. Immer
noch atmete er in kurzen, hektischen Stößen.
„Sie haben…sie haben Caro gefunden.“ brachte er dann
schließlich den ersten Satz heraus.
Bei diesem Satz erstarrte Anna. Nein. Caro war doch nicht
etwa tot? Nein, sagte sie sich immer wieder. Nein, nein, nein.
„Sie lebt?“ fragte
sie deshalb. Fordernd, ja fast schon flehend sah sie zu ihrem Beamten auf, der
noch immer in der Tür stand und nun die Lippen fest aufeinander presste und es
vermied ihr in die Augen zu sehen.
„Sie ist auf der Autobahn einer Frau vors Auto gelaufen und
wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Eine Schwester hat mich eben angerufen,
die Ärzte sind sich nicht sicher.“
Anna schloss für einen Moment die Augen und fuhr sich dann
mit einer Hand durch die Haare. Dann sah sie wieder zu Herzberger, der verloren,
wie ein kleiner Schuljunge, da stand. Er sah verzweifelt aus.
„Was jetzt?“ fragte er tonlos.
„Ich werde ins Krankenhaus fahren und dort mit den Ärzten
sprechen. Sie schnappen sich Bonrath und suchen alle möglichen alten Gebäude
rund um die Stelle wo Caro gefunden wurde raus. Suchen sie nach irgendetwas.
Verlassene Gebäude, alte Bunker, was weiß ich. Suchen sie einfach.“
Bei diesen Worten war sie bereits aufgestanden.
„Ja...ja klar…mach ich.“
Eilig machte ihr Herzberger Platz und Anna verließ schnellen
Schrittes das Büro.
Viele drehten sich um, als sie das Großraumbüro durchquerte.
Viele Blicke folgten ihr. Hoffnungsvolle Blicke. Besorgte Blicke, aber auch
Blicke voller Angst und Verzweiflung.
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