So, dann wolln wa mal wieder...
In Berlin fand der internationale Kongress der Autobahnpolizeien statt. Vierzehn Länder hatten ihre ausgewählten Teams in die deutsche Hauptstadt gesandt, um von den unterschiedlichen und speziellen Praktiken der Verbrechensbekämpfung in ihren Ländern zu berichten. So konnten beispielsweise die Franzosen den verfolgenden Wagen dadurch in kürzester zeit zum Stehen bringen, dass sie ihn mit vier Wagen einkreisten, ausbremsten und auf einen Rastplatz drängten. Die Kanadier, die berühmte Royal Canadian Mounted Police, kurz Mounties, konnten dagegen ins kürzester Zeit eine fast undurchdringliche Straßensperre aufbauen und dabei den Gejagten mit vielen Wagen weiter bedrängen, bis er umzingelt war. Die Italiener waren mit ihrem Lamborghini auf der Autobahn bei den Temposündern gefürchtet und hatten bisher noch jeden geschnappt.
Für Deutschland gingen unsere beiden Kriminalspezialisten Semir und Ben an den Start. Auch sie berichteten vom Ausbremsen, vom in-die-Reifen-schießen und von den manchmal tragisch verlaufenden Verfolgungsjagden. Die internationalen Kollegen mussten lachen, als die Belastung des Arbeitsmaterials, also der Dienstwagen, zur Sprache kam. Trotzt dieser kleinen, amüsierenden Beilage war der Vortrag doch recht aufschlussreich für die Kollegen aus den verschiedenen Nationen.
Während des freien Tages, der zwischen den Programmpunkten lag, streiften Ben und Semir durch die Straßen Berlins. „Ha, endlich bin ich mal wieder hier.“, meinte Semir und atmete tief die Luft dieser Stadt ein. Ben biss derweil mit gleichgültigem Blick von seinem Apfel ab, den er sich vom Frühstück mitgenommen hatte. „Als ob diese Stadt so toll wäre.“, meinte er nur. Semir sah ihn leicht verwirrt an. „Was hast du gegen Berlin?“, fragte er seinen jungen Partner. „Ist mir etwas zu hektisch hier. Nein, nein, da ziehe ich das ruhige Leben auf unserer Autobahn vor.“, meinte er nur und biss erneut vom Apfel ab. Semir musste lachen. „Ruhiges Leben nennst du das?“, fragte er spöttisch. „Na komm, wir wollen weiter durch die Stadt. Ein bisschen Großstadtluft schnuppern.“, meinte Semir und zog seinen jungen Kollegen weiter durch die Straßen dieser großartigen, pulsierenden Stadt.
Am Abend zogen Semir und Ben durch die verschiedenen Szene-Kneipen Berlins und genossen es sichtlich die weite Entfernung von Daheim. Mit etwas torkelnden Schritten fuhren sie zu ihrem Hotel zurück. „Ben, das war nicht fair von dir.“, lallte Semir etwas laut durch die S-Bahn. Es war spät und im rot-gelben Zug waren nicht mehr viel Fahrgäste. Die meisten ignorierten das Verhalten der Beiden ganz einfach. „Was denn? Hab dem doch nur gezeigt, wie man richtig Dart spielt.“, erwiderte Ben und hielt sich etwas umständlich, bei dem getrunkenen auch kein Wunder, an der Haltestange fest. „Ja, aber du hättest ihm nicht das ganze Geld abziehen sollen.“, meinte Semir lachend und klopfte Ben auf die Schultern.
Nach einer halben Stunde waren beide in ihrem Hotel und von der frischen Nachtluft, sie mussten vom Bahnhof noch etwa zehn Minuten laufen, wieder einigermaßen nüchtern. Semir war hundemüde und wollte gleich in sein Zimmer gehen. „Wie? Du willst schon ins Bett?“, fragte Ben und wollte darauf aufmerksam machen, dass sie erst um Mittag bei den anderen Mitgliedern sein sollten. „Ja, ich bin hundemüde.“, erwiderte der Deutschtürke und schloss mit der Chipkarte seine Zimmertür auf. „Ich dachte, wir ziehen noch um die Häuser und hauen mit dem Geld hier mal so richtig auf den Putz?“, fragte Ben und wedelte mit den vier Hundert-Euro-Noten vor Semirs Gesicht herum. Dieser lächelte nur, nahm das Geld und steckte sie in die Brusttasche von Bens Jacke. „Mach dir ne schöne Zeit. Wir sehen uns dann morgen.“, meinte Semir und gähnte wie ein Löwe. „Wie du willst.“, erwiderte Ben, wendete und ging wieder in Richtung Treppe. So verschwand Ben in das Berliner Nachtleben, während sich Semir seinen Pyjama anzog und sich ins Bett legte.
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