"Und was?", wollte Sarah wissen. "Es muss doch eine Möglichkeit geben, de Brouiller so von seinem Auftrag abzulenken, dass er ihn vergisst.", meinte Ben. "Junge, der ist doch nicht blöd. Und wie sollen wir ihn davon abbringen?", fragte Semir, verwundert über den Vorschlag seines jungen Kollegen. "Ich meine ja auch nur, dass wir ihn so lange beschäftigen sollten, wie die Kollegen das Attentat verhindert haben.", erklärte sich Ben. "Dann aber bleibt die Frage offen, wie wir das machen wollen.", mischte sich Sarah ein. "Soweit ich verstanden habe, würde die Tochter von de Brouiller gerne hier raus." Semir nickte. "Na, dann schaffen wir sie doch hier raus.", meinte Ben und grinste unter dem Makeup hervor. "Und wie willst du das machen?", fragte Sarah und war auf die Antwort ihres jungen Kollegen gespannt. "Anscheinend hat sie hier einen Freund gefunden. Das sollten wir vielleicht ausnutzen und beiden einen Neuanfang in unserer Welt ermöglichen.", erklärte Ben. "Gut, ich hab da auch schon eine Idee.", meinte Semir und grinste.
Währenddessen erholte sich Lukas langsam von seiner Tortur. Er lag in seinem Zimmer, auf den Bauch und jammerte vor sich hin, während ihm der Doktor mit kalten Umschlägen die Wunden versorgte. "Warum musstest du auch so hitzköpfig sein?", meinte der Arzt und desinfizierte die tief in die Haut eingerissenen Wunden. "Ich habe Lena darum gebeten, mir bei Johanna zu helfen, doch sie war unfähig.", stieß Lukas hervor und atmete schwer ein. "Ich liebe Johanna, doch sie hat sich in diesen Anfänger verguckt." "Wenn du sie wirklich liebst, Junge, dann kämpf auch um sie.", meinte der Arzt und nahm einen neuen Tupfer mit Desinfektionsmittel und strich damit über die Wunden. Lukas stieß einen kurzen Schrei aus. "Das werde ich. Ich werde diesen Victor ins Grab befördern, noch ehe wir den Auftrag erledigen sollen.", meinte er mit purem Gift in seiner Stimme. Der Arzt umwickelte die Wunden mit einem dicken Verband. "Wie lange muss ich hier liegen bleiben?", wollte Lukas wissen und nahm schon wieder seinen Degen in die Hand. "Wenigstens noch zwei Tage. Dann dürfte sich dein Rücken wieder halbwegs abgeheilt sein.", entgegnete der Arzt.
"Ben, wie sollen wir denn die Kollegen draußen verständigen?", fragte Sarah. "Die Handys. Wo sind die noch mal?", fragte Semir und hatte eine Idee. "In der Kammer neben dem Tor.", entgegnete Sarah. "Okay, ich kümmere mich darum. Ben, du sorgst dafür, dass Romeo und Julia hier verschwinden können." "Klar, die schweren Aufgaben kriege ich mal wieder an den Hals.", feigste Ben und verließ das Zimmer, während sich Semir zur Torkammer schlich. Mit wenigen Handgriffen konnte er die Tür öffnen und sah vor sich ein ganzes Warenlager mit modernsten Gegenständen, sei es Handy, Laptop oder tragbare DVD-Player mit integriertem Fernseher. Semir musste etwas suchen, bevor er endlich sein Telefon fand. Schnell verkroch er sich in eine Ecke und wählte Annas Nummer.
"Ja Semir, was gibt es?", meldete sie sich. "Chefin, wir haben erfahren, dass de Brouiller ein Mitglied der Illuminati ist und die Kanzlerin bei ihrem nächsten Besuch ermorden lassen will." "Was? Aber das ist schon übermorgen.", entgegnete Anna entsetzt. "Dann haben wir nicht mehr viel Zeit. Ben und ich versuchen...", weiter kam er nicht mehr, da ihn jemand mit einem schweren Gegenstand niederschlug. "Semir? Hallo? Semir?", kam es besorgt von der Chefin. Doch sie hörte nur noch ein Rauschen und eine dumpfe Stimme, die befahl, Semir in die Folterkammer zu bringen. Anna konnte nur noch entsetzt zuhören, bevor ein dumpfer Schlag das Handy zerschmettern ließ und die Leitung völlig tot war. "Was nun?", fragte sich Anna entsetzt und hielt immer noch den Hörer an ihr Ohr.
Nach einer Stunde wachte Semir wieder auf. Langsam öffneten sich die Augen des Kommissars und nahmen das vernarbte Gesicht von de Brouiller wahr. "Herr Dellay oder wie auch immer sie heißen, es freut mich, dass sie wieder wach sind.", meinte er und lachte teuflisch. Semir versuchte sich aufzurichten, doch seine Hände und Füße waren auf eine Art Tischplatte festgeschnallt. "Was soll das?", fragte er nervös und zerrte an den Fesseln. "Sie werden mir jetzt einige Fragen beantworten und sollte die Antwort mich nicht zufriedenstellen, so wird diese kleine Maschine hier, sie in die Länge ziehen, bis sie in zwei hübsche und handliche Teile zerrissen wurden.", meinte de Brouiller und lachte erneut. Semir bekam es mit der nakten Angst zu tun. Er war auf eine mittelalterliche Streckbank geschnallt und seinem Gegner hilflos ausgeliefert. Er konnte nur hoffen, dass Ben ihn bald suchen würde.
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