So, liebe Leute, da ich heute den ganzen Tag unterwegs bin, stelle ich jetzt schon mal den neusten Teil online. Werd wahrscheinlich erst heute Abend wieder zurück sein. Wenn ihr dann ganz lieb feedet, gibts heute dann noch ein Nachtmahl. Versprochen
Semir sah den Polizisten mit weit aufgerissenen Augen an. Zwar wusste er, dass das Leben eines Straßenmusikers nicht gerade ein brotreiches Leben war, aber dass Toni so weit gehen würde. Nein, diesen Gedanken wollte er sich nicht denken. Doch sein kriminalistischer Spürsinn schlug diesen Gedanken nicht fort. Sein Gefühl sagte ihm, diesen Gedanken zu überprüfen. Stellte er sich als falsch heraus, war es nur umso besser für Toni. Doch was, wenn er sich bewahrheiten sollte?
"Susanne, überprüf doch mal bitte die Kontodaten von Toni Zander. Ich will seine genaue finanzielle Lage wissen und das bitte möglichst gestern.“, bat Semir mit angestrengter Stimme und ging dann wieder in den Verhörsaal, wo Ben langsam aber sicher die Fassung verlor. „Jetzt pass mal auf, Freundchen. Besser, du sagst mir jetzt, was du wirklich da gemacht hast.“, fauchte Ben und ballte eine Hand fest zur Faust. Toni schien ihn mit seiner ruhigen Art aus der Fassung zu bringen. Er war wie ein Buch mit sieben Siegeln und je mehr Schlüsselfragen Ben stellte, desto mehr schien es ein Geheimnis zu blieben. „Was wollen sie von mir?“, fauchte Toni und sah durch seine kleinen Schlitze von Augen. „Ich habe diesem Mann helfen wollen. Nur weil ich ihm nicht mehr helfen konnte, sitze ich jetzt schon seit fünf Stunden hier.“ „Dann erklären sie mir doch mal, woher der Streifschuss an ihrem Arm kommt.“, erwiderte Ben und deutete mit seinem Zeigefinger auf die verbundene Wunde. Toni starrte kurz auf den Arm und überlegte. „Jetzt war's das.“, dachte sich Ben und rieb sich innerlich die Hände. „Jetzt kommst du in Erklärungsnot.“, waren Tonis Gedanken.
Doch wie aufs Stichwort kam Semir zur Tür rein. Sein vorwurfsvoller Blick fixierte Toni, als der Deutschtürke die Tür hinter sich schloss. Langsam zog er Ben am Ärmel an die Seite. „Ich mach hier mal weiter.“, meinte Semir flüsternd. Ben sah ihn verständnislos an. „Semir, ich hab ihn gleich so weit, dass er redet.“, meinte Ben in normaler Lautstärke. „Gib mir noch fünf Minuten und er singt.“, fügte er hinzu. Doch Semir ließ sich nicht davon abbringen. „Geh bitte in unser Büro und warte auf mich.“, bat der Deutschtürke eindringlich und sah Ben mit kleingeformten Augen an. Dieser verstand seinen Partner nicht mehr. Er hatte ihn gerade wie einen Polizeischüler, nein, wie einen Praktikanten vorgeführt. Wutentbrannt und schnaufend verließ Ben den Verhörraum und schmiss die Tür hinter sich zu.
Semir setzte sich Toni gegenüber. Dieser sah ihn abwartend an. „Hör zu,“, begann Semir, „wir können das schnell hinter uns bringen und danach kannst du gehen.“ Toni lehnte sich vor, sah jetzt Semir genau in seine braunen Augen. „Sag mir endlich, was passiert ist, Toni.“, bat der Hauptkommissar seinen alten Schulfreund. „Semir, weißt du noch damals, als wir beide von unserem Direx befragt wurden?“, stellte Toni die Gegenfrage. Semir lehnte sich zurück, sein Gesicht schien sich etwas zu entspannen. „Ja, wir sollten voneinander im Abi abgeschrieben haben. Deswegen wurden wir vor die alte Bulldogge zitiert.“, meinte Semir und schien zu lächeln. „Ich wusste damals, wie schlecht du dich auf Mathe vorbereitet hast.“ „Du hast mich damals abschreiben lassen und unser Lehrer wusste das.“, ergänzte Semir und sah seinen Freund genau an. „Die alte Bulldogge hat mich damals auch so lange verhört, wie ihr mich jetzt und ist dann nervlich zusammengebrochen.“, beendete Toni die Reise in die Vergangenheit. „Toni, wir haben deine Fingerabdrücke auf der Sporttasche gefunden. Der Typ, der verstorben ist, hat einen Geldtransporter überfallen, in der Tasche waren über 500.000 Euro. Wir haben aber nur knapp die Hälfte sicherstellen können und...“ „Und jetzt glaubst du, ich habe das Geld genommen.“, beendete Toni den Satz. „Toni, du hattest die Zeit und die Gelegenheit war auch da.“, erwiderte Semir mit leiser, ruhiger, jedoch direkter und sachlicher Stimme.
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