So, ich denke, fast 12 Stunden warten ist genug! Da ich Christopher kenne und er mir wieder den Vorrang lässt, beginne ich nun mit unserer gemeinsamen, neuen Story. Es wird ein Erlebnis für Neueinsteiger, alten Lesern von «Kopflos» und ein Wiedersehen für viele Leser unserer eigenen "Allein"-Stories. Also, wie immer hoffen wir, dass sie euch gefällt! Los gehts mit...
Illusion
Die Sonne schien hell an diesem Frühlingstag in Köln und nur kleine, einzelne Quellwolken betrübten den schönen, blauen Himmel. Es war früh Morgens, genauer gesagt 07.45. Es herrschte Stille auf der Autobahn. Menschen die nicht arbeiteten - Hausfrauen, Arbeitslose, Retner - waren noch nicht auf oder gerade erst an ihrem Frühstück, Arbeiter hatten ihre Arbeit schon begonnen und so war gar niemand auf den Strassen. Gar niemand? Nein! Ein einsamer BMW stand an einem Rastplatz und ein Mann kleinerer Grösse, versorgte das Gefährt mit Benzin. Er sah auf die Strasse. Er liebte die Stille der Autobahn am frühen Morgen. Ganz im Gegensatz zu seinem Partner.
"Semir! Es reicht, sonst platzt der Wagen!" beschwerrte sich Ben und blickte aus dem Fenster. Sofort stieg ihm der Geruch des Treibstoffs in die Nase. "Ich habe gerade erst angefangen!" erwiderte Semir und blickte auf die Anzeige. Er wollte auf einen runden Betrag kommen. Denn er hatte kein Kleingeld und auf den Abbuchungen der Spesen, waren solche Beträge mit schlampigen Beträgen, auch nicht gerne gesehen. "Ich hab's gleich", versuchte er Ben trotzdem zu beruhigen und grinste, als er einen runden Betrag schaffte. Er zahlte direkt per Kreditkarte und stieg ein. "Na Morgenmuffel?" Ben grummelte kurz und blickte hinaus. "Hab' dich nicht so! Hätten wir die Spätschicht genommen, hättest du auch gemault!" Ben erwiderte nichts. Semir schüttelte mit dem Kopf und startete den Motor. "Sag' mal, hattest du 'ne schlechte Nacht?" Ben zuckte mit den Achseln. "Geht so", fügte er dann seiner Geste hinzu und richtete sich wieder auf. Er griff in seine Hosentasche, als das Handy klingelte. "Sms?" fragte Semir knapp und Ben gab ein kleines "Mhm" von sich. "Von Sarah", sagte er dann vergnügt und Semir grinste. "Echt?" Er nickte.
Die Sarah, von denen sie sprachen, hiess ganz genau Sarah Brändli. Kommissarin bei LKA. Ben und Semir lernten sie bei einem Undercovereinsatz kennen. Sie war auf der Spur einer Untergrundorganisation und die beiden Polizisten der Autobahnpolizei, ermittleten in einem Mordfall, der sie zu diesem Fall führte. Diese Untergrundorganisation versprach ein besseres Leben und die Weltverbesserung. Angeführt wurde sie von einem gewissen de Brouiller. Elsässischer Adelsmann und ein Mitglied der "Illuminati". Er starb im Kampf, genau so wie sein engster Handlanger. Sarah, half nach diesem Einsatz der Tochter de Brouillers zu einem besseren Leben. Sie sorgte dafür, dass die junge Johanna de Brouiller ihren Abiabschluss machen durfte. Dasselbe galt für Johannas Liebe Victor.
"Kaum zu glauben, dass das auch schon wieder drei Monate her ist." Ben konnte Semir nur zustimmen und öffnete die Nachricht. Er musste lachen. "Was schreibt sie?" fragte Semir neugierig. "Ich lese es dir vor: «Hallo ihr Raser von der Autobahn. Hier eure Anzugträgerin. Ich hoffe, Semir geht es nach der schrecklichen Zeit (siehe «Englischer Besuch») wieder besser. Hatte mich ja echt geschockt als du mir das geschrieben hast. Hat er eigentlich mein Geschenk bekommen?"
"Habe ich!" bestätigte Semir und Ben fuhr fort. "Johanna geht es immer wie besser. Sie ist in psychologischer Behandlung. Victor ist ihr ein guter Freund und Geliebter. Er steht ihr mit Tatendrang zur Seite. Was habt ihr eigentlich mit euren Abzeichen gemacht? Gruss Sarah." Semir verdrehte die Augen. "Liegt irgendwo verstaubt herum." Ben konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Apropos schreckliche Zeit." Ben drehte sich zu Semir um. "Hat dir Joshua eigentlich mal geschrieben?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Nur einmal. Kurz nach dem Erlebnis. Er berichtete darüber, dass er nun Deutsch lerne und eine Bekanntschaft gemacht hätte. Wer, wollte er nicht erwähnen." Semir blickte auf die Strasse. "Schon Schade. Er ist ein sympathischer Junge...und..."
"Junge? Der Typ ist gerade Mal drei Jahre jünger als ich!" funkte Ben Semir ins Wort und der Deutschtürke musste lachen.
"Semir, Ben?" Susannes Stimme drang durch den Funk und Ben nahm das Gerät. "Ja Susanne?" begrüsste er die gute Seele der Autobahnpolizei. "Es wurde ein Leichenfund gemeldet. Und zwar an der Raststätte «Knut's Eisparadies»." "Alles klar wir übernehmen!" Ben schaltete die Serenen ein und sah zu Semir. "Aus ist der ruhige Tag", kommentierte er und Semir konnte nur mit einem Nicken zustimmen.