"Das kann nicht sein!" murmelte Johanna entsetzt und konnte den Blick nicht von ihrem Vater wenden. "Ich habe dich begraben! Ich hatte deine Urne in meiner Hand!" de Brouiller lächelte verschmitzt und strich seiner Tochter über das lange Haar. "Ach meine kleine Johanna, du wolltest nur das sehen, was du dir immer gewünscht hattest!Freiheit! Von deinem bösen Papi!" Die Tränen vermengten sich immer mehr und Johanna fragte sich, ob sie noch leben aus diesem Abenteuer hinauskäme. Denn je mehr sie in die kalten Augen ihres Vaters sah, umso mehr starb die Hoffnung. "Was hast du mit mir vor?" fragte sie und ihr Vater schmiegte sich, mit der zertrümmerten Gesichtshälfte, an ihre zarte Haut. Die junge Frau musste sich bemühen, sich nicht zu übergeben. "Ich fange ein neues Leben an. Mit dir!" Johanna stiess ihn mit dem Kopf weg. "Da hat Mama aber auch ein Wörtchen mitzureden!" zischte sie und de Brouillers Augen weiteten sich. Sie wusste von ihrer Mutter? Diese LKA-Tussi hatte volle Arbeit geleistet. "Was", begann er und zwirbelte eine ihrer Haarsträhnen, "wenn deine Mama bald nichts mehr sagen kann?"
"Ihr zwei also?" fragte Sarah nochmals und Ben nickte mit André. "Ausgerechnet!" stöhnten Semir und Tom im Chor und Semir schlug sich sogar, symbolisch, an die Stirn. "Sarah, du bist doch noch ausgebildet in den Kampfstylen de Brouillers?" Die junge Frau nickte und André sah Ben verwirrt an. "Ich habe da so eine Idee...falls unsere Partner da einwilligen werden."
"Schiess los!" forderte Tom auf und zeigte so, dass er den Vorschlag hören will. "Könntet ihr uns fiktive Kündigungen schreiben?" Semir war der Erste der Begriff. "Natürlich, falls einer alten Organisation noch dabei ist, könntest du, den sie schon kennen, deine Verzweiflung mit der Kündigung begründen!" Ben nickte zustimmend. "Und für André wäre es dann leichter, zu ermitteln!" ergänzte Christopher und Joshua ging zu Ben. "Ich weiss nicht", begann er und sah Ben an, "are you sure?" Seine Augen sprachen für sich. Ich habe ein ungutes Gefühl, sagten sie. Diese grossen, wehleidigen Fuchsaugen des Joshua Etheridge. "Of course i am!" antwortete Ben mit warmer Stimme und deutete auf Joshuas Schulter. "Du könntest im Moment eh nichts grosses anstellen!" Mit einem Knirschen musste Joshua ihm recht geben.
"Also abgemacht", meldete sich Sarah. "Ich werde euch heute noch einen Crashkurs geben. Falls Johanna wirklich noch leben sollte, könntet ihr es so auslegen, dass sie euch wieder trainiert hat, um ihren Vater stolz zu machen und dem Orden zu ehren!" Ben nickte, genau dies war sein Plan!
Victor lief die Strassen entlang und strich sich über die noch immer schmerzende Wange. Sarah hatte einen deftigen Schlag drauf. Und das musste er auf diese schmerzliche Weise erfahren. Er dachte drüber nach. War sein Verhalten wirklich unreif gewesen? Schliesslich ging es ja nicht nur um ihn. Doch bevor er darüber fertig nachdenken konnte, parkte ein Wagen neben ihn. Zwei Männer schossen daraus und nutzten die Gelegenheit, da es auf den Strassen still war. Sie schlugen ihn bewusstlos und fesselten ihn. "Lass uns verschwinden!" zischte der Kräftigere und hob Victor auf den Rücksitz. "Alles klar!" Sie stiegen Beide ein und fuhren los.